„Ist der IS überhaupt noch zu stoppen?“ – Ein mieses Spiel …

Konflikte an der "Grenze" zwischen dem sunnitischen Arabien und der östlich davon gelegenen schiitischen Welt auf Tausende Kilometer eskaliert
Die Konflikte an der „Grenze“ zwischen dem sunnitischen Arabien und der östlich davon gelegenen schiitischen Welt sind auf Tausende Kilometer eskaliert.

Wer geglaubt haben sollte, die dschihadistisch-salafistische Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) habe ihre größte Zeit schon hinter sich, ist in der letzten Woche eines Besseren belehrt worden.

(von Dr. Werner Jurga, Duisburg)

Am letzten Freitag, den 15. Mai 2015, hat der IS die irakische Großstadt Ramadi eingenommen. Ramadi hat mehrere Hunderttausend Einwohner und liegt am Euphrat auf der Straße, die Bagdad mit Syrien verbindet. Mit der Eroberung Ramadis durch den sog. „Islamischen Staat“ hat die Bedrohung Bagdads durch den IS dramatisch zugenommen. Da am letzten Wochenende auch der letzte Grenzübergang dem IS in die Hände gefallen ist, existiert faktisch keine Grenze zwischen dem Irak und Syrien – für den IS ein großer strategischer Vorteil.

Im Irak kontrolliert der IS mindestens ein Drittel, in Syrien mittlerweile mehr als die Hälfte des Staatsgebiets. Am Mittwoch hat der IS Palmyra erobert. Die Oasenstadt liegt im Zentrum Syriens – etwa 200 Kilometer entfernt vom Großraum Damaskus. Strategisch ebenso wichtig wie das irakische Ramadi kommt Palmyra darüber hinaus als Unesco-Weltkulturerbe und eine der wichtigsten antiken Stätten im Nahen Osten eine große symbolische Bedeutung zu. Deshalb wurde in den hiesigen Medien relativ ausführlich über die Einnahme Palmyras durch den IS berichtet. Die IS-Propaganda liefert das nötige Bildmaterial: Kämpfer in Montur und Pose des IS, wie sie vor den Säulen der Kulturstätte posieren. Wir ahnen, dass es den Ruinen an den Kragen geht.

Der Bevölkerung, die schutzlos zurückgelassen werden musste, geht es keinen Deut besser als den Kulturschätzen. Bilder zeigten Straßen, die von Blut rot gefärbt sind. Augenzeugenberichten zufolge soll der IS unverzüglich Dutzende Menschen öffentlich hingerichtet haben. In den hiesigen Medien wird relativ – jedenfalls im Vergleich zu anderen Kriegsgebieten in der Region oder auf dieser Welt insgesamt – umfangreich über den Vormarsch des IS sowohl in nordwestliche wie in südöstliche Richtung berichtet. Die USA gelten nicht nur als die eigentlichen Verursacher, sondern inzwischen auch als notorische Versager in diesen Konflikten im Irak und in Syrien, die vermutlich irgendwie zusammenhängen – wegen des IS oder der Geographie oder so.

Der IS scheint gleichsam „unaufhaltsam“ zu expandieren – womöglich nicht nur in diesem, wenn auch nicht mehr nationalstaatlich, so doch wenigstens einigermaßen lokal abgrenzbaren Machtvakuum. Schließlich wenden sich in diversen Gegenden Afrikas und Asiens dschihadistische Warlords von der einst als „Terrornetzwerk“ gefürchteten Al Qaida ab, um dem Kalifen Ibrahim ihre ewige Treue zu schwören. U.a. auch in Libyen, wo die Krieger von Abu Bakr al-Baghdadi – so hieß der Kalif, bevor er sich zu einem solchen ernannt hatte – die Küste inklusive der Schlepperindustrie kontrollieren sollen. Wir müssen davon ausgehen, dass von dort auch heilige Krieger ins gottlose Europa geschmuggelt werden.

Somit stehen wir – möglicherweise gottlosen, aber ganz bestimmt doch völlig unbeteiligten – Europäer vor zwei bangen Fragen. Erstens: ist dieser „Islamische Staat“ überhaupt noch zu stoppen? Und zweitens: kann der IS auch auf Europa überschwappen? Fangen wir mit Frage Zwei an, denn sie ist deutlich unkomplizierter. Ihre Antwort lautet: es ist nicht mehr die Frage, ob der IS in Europa Fuß fassen kann. Ihm ist es längst gelungen. Man denke an die diversen Terroranschläge und Anschlagsversuche, die auf das Konto des IS gehen. Noch wichtiger – ja okay: nicht unbedingt für uns, aber objektiv, gemessen etwa in der Zahl der Toten und Getöteten, schon. Europa ist ein wichtiges, vielleicht das wichtigste Rekrutierungsgebiet für Dschihadisten aller Art.

Hunderte Deutsche, Tausende Europäer kämpfen heute im „Islamischen Staat“, also in einem Gebiet, das wir noch den zerfallenden Staaten Syrien und Irak zurechnen, für die Sache des Kalifen. Insofern ist der IS ist in gewissem Sinne schon „auf Europa übergeschwappt“; bekanntlich gilt die Angst der Innenminister – und nicht nur ihre – einem etwaigen „Zurückschwappen“, also den Rückkehrern mit Kriegserfahrung, von denen einige als desillusioniert, andere aber als völlig verroht und zu allen entschlossen betrachtet werden. Dummerweise weiß man nie so ganz genau, wer zu welcher Gruppe zu zählen ist. Es ist völlig klar: Europa ist vom IS-Terror in vielfältiger Weise betroffen. Wir leben nicht auf einem Handtuch.

Deutlich komplizierter liegen – wie gesagt – die Dinge in Bezug auf Frage Nummer Eins. Deshalb die Antwort vorweg: der „Islamische Staat“ ist nicht unaufhaltsam, er ist zu stoppen, und nicht einmal der gegenwärtige (verbreitete?) Eindruck, der IS befinde sich umstandslos in der Offensive und habe die Initiative, bildet das Geschehen im Nahen und Mittleren Osten adäquat ab. Vielmehr ergibt sich dieses Bild, wenn die Bühne nur halb beleuchtet wird. Es wird nämlich nicht in Rechnung gestellt, dass der Krieg zwischen dem IS und seinen Feinden in den Großkonflikt zwischen dem sunnitischen Arabien und der östlich davon gelegenen schiitischen Halbmond eingebettet ist .

Die Gesamtbetrachtung ergibt, dass der Konflikte an der „Grenze“ zwischen dem sunnitischen Arabien und der östlich davon gelegenen schiitischen Welt auf Tausende Kilometer eskaliert – die schiitische Sichel vom Mittelmeer zum Golf. Westlich angrenzend die sunnitische Gegensichel. Die große Mehrheit der Muslime ist der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam zuzurechnen. Im Iran, Irak und in Bahrain stellen die schiitischen Muslime sogar die Mehrheit der Bevölkerung. Diese Zone mit einem hohen Anteil schiitischer Muslime hat in etwa die Form einer Mondsichel und erstreckt sich vom persischen Golf über den Iran bis in den Libanon, wo die Schiiten in etwa ein Drittel der Bevölkerung stellen.

Gewiss zeigt die gegenwärtige Expansion des IS den zentralen, definierenden Hauptkonflikt des Nahen und Mittleren Ostens, in den auch alle anderen Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten sowohl „Richtung“ Mittelmeer als auch „Richtung“ Golf einmünden. Vom Libanon bis zum Jemen also auch im „Zentrum“ – immer haben auch die Vormächte Saudi-Arabien (Sunniten) und Iran (Schiiten) ihre Finger mit im Spiel. Und selbstverständlich auch die Amerikaner und die Russen. Die „kleine Besonderheit“ in Sachen „Anti-IS-Koalition“: sie wird geführt von den USA und den Saudis, den Hauptgegnern der schiitischen Kräfte. Sie sollen hier die aggressivste sunnitische Miliz bombardieren.

Wenig überraschend, dass sie dies sowohl im Vorfeld der Eroberung von Ramadi als auch der von Palmyra „vergessen“ haben. Dabei wäre es für die Luftwaffe ein Leichtes gewesen, dem IS einen Strich durch die Rechnung(en) zu machen. Völlig ungestört konnten die IS-Kolonnen aus Jeeps und Pickups in beiden Fällen über die Hauptverkehrsstraßen auf die ins Auge gefassten Städte zufahren. Es stimmt: dort, wo die „Anti-IS-Koalition“ in den letzten Monaten bombardiert hatte, musste der IS seine Taktik ändern und seine Kämpfer in kleineren Einheiten zu den Schlachtfeldern bringen. Davon konnte in den Fällen Ramadi und Palmyra jedoch keine Rede sein. Hier handelte es sich gleichsam um Eroberungen mit Ansage.

Insgesamt (!) sind aber die schiitischen Kräfte nach wie vor in der Offensive. So schrecklich und grässlich die Geländegewinne des IS auch sind, „unaufhaltsam“ sind sie nicht. So schickt jetzt, also eine Woche nach der Einnahme durch den IS, beispielsweise der Iran, da sich die USA so desinteressiert zeigten, schiitische Milizen nach Ramadi. Die Rede ist von Tausenden Kämpfern, die den Auftrag haben, Ramadi „zurück zu erobern“. Der Weg zur Front geht durch von Sunniten bewohnte Gebiete; die Schiitenmilizen sollen dort ähnlich barbarisch mit der Bevölkerung umgehen wie der sunnitische IS. Wir werden sehen, wie die Schlacht um Ramadi ablaufen wird. Sicher ist: es wird ein abscheuliches Blutbad.

Im einzelnen ist das alles schwer einzuschätzen. Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass im Gerangel der Anti-IS-Kräfte (also USA vs. Iran plus der Westen vs. Russland) beide Seiten – zynisch gesprochen – nervenstark sind und eine Einigung nicht übers Knie brechen. Das bedeutet: der IS, also die von den Golf-Geldsäcken ausgestatteten Dschihadisten-Mörderbanden unter Führung der Reste des Saddam-Regimes, können weiter ihr Unwesen treiben. Dennoch: die Sunniten sind in der Defensive, in jeder Hinsicht „kaputt“, während die schiitische Seite mit dem Iran an der Spitze alle Trümpfe in der Hand hält. Deshalb meinen die diversen Anti-IS-Kräfte sich – zynisch gesprochen – „Spielereien“ leisten zu können.

Es sind – ernsthaft gesprochen – sehr harte Machtkämpfe. Sie finden auf verschiedenen Ebenen der in diesen Krieg greifenden Konfliktlinien statt. Dem IS Erfolge zu „gönnen“, ist dabei eine „Karte“ in diesem komplizierten „Spiel“. Die Alternative wäre, den Iran ungestört expandieren zu lassen. Das werden die Amerikaner nicht wollen und die mit ihnen – und den Europäern – verbündeten Saudis niemals zulassen. Gleichzeitig wird der Öffentlichkeit in den USA und hier das Bedrohungsbild vom barbarischen IS vor Augen gehalten. Und tatsächlich: nichts spricht dafür, dass der IS auch nur eine Idee weniger grausam sein könnte, als von ihm selbst und den westlichen Medien dargestellt. Es ist ein verdammt mieses Spiel. Vor allem für diejenigen Menschen, die der IS kriegt oder die vor ihm wegrennen müssen.

Werner Jurga, Duisburg, 25. Mai 2015

Umleitung: heute mit Kill-Team und vielen zusammenhangslosen, aber interessanten Hinweisen

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Die Islamische Republik Iran erwägt die Hinrichtung von Sakineh Mohamadi Ashtiani: Malek Ajdar Sharifi, Leiter der Justizabteilung in der ost-aserbaidjanischen Provinz hat ange­kün­digt, dass die Islamische Republik Iran erwägt, die Strafe der Steinigung gegen Sakineh Mohamadi Ashtiani in Erhängen zu ändern. Man warte auf grü­nes Licht vom Justizministerium um Sakineh hin­zu­rich­ten … nicsbloghaus

Why I Am an Atheist – Fábio Jardim: I used to be an enthusiastic catholic boy. The notion of an ordered universe, with a clear cause and effect for both good and bad things, was immensely appealing. Ironically, it was catholic school that stomped that belief out of me … pharyngula

Christopher Hitchens’ blinder Fleck: Der verstorbene britische Autor war ein kluger Kopf – außer, wenn es um die Juden ging … juedischeallgemeine

Die Hochschullehrer und das Plagiat: „Wie das so oft ist, wenn ich mit Freunde feiere, befinden sich der ein oder andere Hochschullehrer_in dabei. Wir waren heute Abend vier Stück, und haben uns natürlich auch über Plagiat unterhalten. Ich habe die Kolleg_innen gefragt, was gerade passiert an den respektiven Hochschulen. Übereinstimmend wird berichtet, der Präsident habe einen Brief an alle Profs geschickt, dass sie ganz doll was gegen Plagiat machen müssen.“ … VroniPlag

Wuppertal: Neonazis pöbeln und schlagen in S-Bahn … nrwrechtsaussen

Musiksammlung digitalisieren: Freunde der Sonne … Nachdem ich mich bei iTunes Match angemeldet habe, ein Dienst der meine Musiksammlung in der Cloud speichert, mache ich mich während meiner Urlaubstage mal daran meine bisherige digitale Musiksammlung durch meine CDs (90 % aus den 90ern) zu erweitern und auch diese “Schätze” zu sichern … jahobris

Blogleser wissen mehr: Oh frau, oh frau, was für ein Stress. Kaum ist die Sektflasche heute Nacht leer geworden, die letzten Krombacher der “Silvester-Kiste” entnommen worden, da musste ich meinen Nachbarn Paul, der, nachdem er mal wieder ein halbes Monatsgehalt mittels Knall-und-Bumm dem Silvesterhimmel übereignet und auf jeden Böller einzeln angestossen hatte, wecken, weil da noch Geburtstag gefeiert werden musste … wiemeringhauser

Umleitung: Klitzeklein angesichts all der großen Probleme auf dieser Welt

Na, Wetter - da geht doch wieder was ... (foto: zoom)
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Kriegspropaganda oder Tatsache: Iranisches Komplott gegen saudischen Diplomaten? … hpd

Ökonomen als Staatsbesetzer: Mich interessieren die meisten Ökonomen nicht mehr. Es ist völlig egal, was sich diese Leute in ihrem Sandkasten ausdenken und ob sie dafür auch noch in Schweden einen Preis bekommen … wiesaussieht

Klima-Paranoiker im Bundestag: Szene-Kenner Peter Hartmann über vernunftfeindliche Klima-»Skeptiker«, deren gelbe, schwarze und braune Freunde sowie andere Verschwörungstheoretiker … nd

Entsetzen über Sat.1, NRW und YouGov: Unkenntnis über das Wahlrecht in Deutschland … pottblog I und dann noch der Tatort aus Dortmund mit Kommissar Jörg Hartmann: ARD bzw. WDR ermitteln bald wieder im Ruhrgebiet … pottblog II

Polemik: Kein rot-grünes Projekt, nirgends … ruhrbarone

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Hilfe! Internetsucht: „Es ist so schlimm, viele Jugendliche vergessen vor lauter Internetsucht schon das Saufen“ … jurga

Paul Simon: 70 … neheimsnetz

Winterberg: Betrunkene Frau fährt in Gegenverkehr … polizei

Lesen: Persepolis. Eine Kindheit im Iran.

Persepolis. Eine "Graphic Novel" von Marjane Satrapi. (foto: zoom)
Persepolis. Eine "Graphic Novel" von Marjane Satrapi. (fotos: zoom)

Seit dem genialen Comic „Maus“ von Art Spiegelman, habe ich mich nicht weiter mit dem Genre „Graphic Novel“ auseinandergesetzt. Vielleicht ein Fehler, den ich heute korrigiert habe.

„Persepolis“ ist ein spannender Einblick in die widersprüchliche und vielfältige Welt des Iran, der viele unserer stereotypen Bilder der islamischen Welt in Frage stellt.

In ihrer Autobiographie zeichnet  Marjane Satrapi das Bild eines eigenwilligen, im Iran geborenen Mädchens, das sich in den Jahren von 1979 bis 1994 zu der Frau entwickelt, die heute als Künstlerin in Frankreich lebt und arbeitet.

Golf-Krieg: Kuwaitis emmigrieren in den Iran.
Golf-Krieg: Kuwaitis emigrieren in den Iran und geraten in den "Krieg der Geschlechter".

Aufgewachsen in einem links-liberalen Elternhaus mit Affinitäten zu den Kommunisten, erlebt sie alle vorstellbaren und unvorstellbaren Widersprüche ihrer persönlichen und der historischen Zeit. Sex & Drugs & Rock’n Roll, Islamisten, Repression und Befreiung, Krieg und bürgerliche Geborgenheit.

Wer wissen will, wie die iranische Gesellschaft tickt und funktioniert, erfährt es manchmal atemberaubend, immer unterhaltsam aus diesem spannenden Comic oder  -sagen wir es neudeutsch- dieser „Graphic Novel“ , verlegt von der Süddeutschen Zeitung.

Einfacher ist kulturgeschichtliches Wissen nicht zu bekommen.

Ich würde jetzt noch gerne auf Details eingehen, aber leider wurde mir das Buch sofort nach dem Ende meiner Lese-Session vom nächsten Familienmitglied aus der Hand gerissen.

Aufgeweckte Siedlinghauser können sich das Buch, so wie ich, bei Kräling 1000 bestellen. Es war ruckzuck geliefert. Wer noch etwas Geduld hat, kann es sich auch ausleihen, sobald die Familie samt Umfeld durch ist 😉

Umleitung: Grüne Monster, teile und herrsche, Netzwerke, Kirchenfinanzen, Iran in Geiselhaft, Tucholsky und ein Schwelbrand in Brilon.

via ruhrbarone

Divide et Impera: Toren der Macht vor den Toren der Macht! Lest Goethe! meint … dueck

Eltern und Kinder: die Normalität von sozialen Netzwerken … heddesheimblog

Kirchenfinanzen: Fragen und Antworten … hpd

Jasmin Tabatabai im Interview: “Der Iran befindet sich in Geiselhaft” … ruhrbarone

Zeitgenosse Tucholsky: Früh schon warnte er vor den Nationalsozialisten, deren unversöhnlichen Hass er auf sich zog. Kurt Tucholsky, der als Journalist für den Augenblick schrieb, erweist sich in vielen seiner Texte als aktuell – er ist unser Zeitgenosse … doppelwacholder

Schwelbrand bei Egger in Brilon: Unfall wegen schlechter Sicht … wpBrilon

Umleitung II: Intergrationsgerede, Blog-Pausen und iranische Flüchtlinge

Intergrationsgerede von Wirzen und Unszen: Hat vielleicht noch irgendjemand irgendeine Meinung zur Integration? Es wäre doch jammerschade, wenn die Kette Sarrazin-Wulff-Seehofer abreißen würde. Was denken eigentlich ADAC, der Sauerländische Gebirgsverein und die Ornithologische Bundesvereinigung zu dem Thema? Kommt da nichts mehr, müssen wir uns, wo es gerade so schön zur Sache geht, einer neuen diskutier- und diskriminierbare Minderheit zuwenden? fragt sich Martin Kaysh bei den … ruhrbaronen

Nachbar-Blog: Sendepause … wiemeringhauser

Kein Signal an iranische Flüchtlinge: “Die politisch Verfolgten aus dem Iran etwa sind häufig hochgebildet und glühende Anhänger unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung.” So beschreibt es Staatssekretär Ole Schröder (CDU) aus dem Bundesinnenministerium, laut “Thüringische Landeszeitung”. Selbst dessen Einschätzung scheint aber für CDU, SPD und FDP im Hochsauerlandkreis nicht relevant zu sein … sbl

Initiative zur Aufnahme eines Kontingents iranischer Flüchtlinge

In unserem BriefkastenAntrag zur Tagesordnung für die nächste Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschusses sowie für die nächste Kreistagssitzung

Thema: Aufnahme iranischer Flüchtlinge

Sehr geehrter Herr Landrat,

sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,

die Kreistagsfraktion Die Linke und das Kreistagsmitglied der SBL Reinhard Loos beantragen hiermit die Tagesordnung für die nächste Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschusses sowie und für die nächste Kreistagssitzung um den Tagesordnungspunkt

Initiative zur Aufnahme eines Kontingents iranischer Flüchtlinge

zu erweitern.

Erläuterung und Begründung:

Die Bevölkerungsentwicklung im Hochsauerlandkreis ist stark rückläufig. Städte und Gemeinde im Kreisgebiet verlieren mit zunehmender Tendenz Einwohner, fast 1 Prozent pro Jahr. Die Anzahl der Geburten ist deutlich rückläufig. Zudem verlassen junge Menschen aus verschiedenen Gründen das Sauerland und ziehen in vermeintlich attraktivere Regionen innerhalb Deutschlands oder in das Ausland. Das Sauerland droht mehr und mehr zu einer Auswanderungsregion zu werden. Diese Entwicklung ist bekanntlich nicht unproblematisch, weil es sich nicht um einen gleichmäßigen Bevölkerungsrückgang handelt, sondern gleichzeitig eine erhebliche Veränderung im Altersaufbau der Bevölkerung stattfindet. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, wir alle stehen auch angesichts der Überalterung unserer Bevölkerung vor großen Herausforderungen. Kreative Ideen und Initiativen sind gefragt, um dieser Entwicklung entgegen zu steuern.

Einerseits wandern Menschen aus Deutschland aus, andererseits möchten Menschen, z.B. Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, gerne dauerhaft in Deutschland leben und arbeiten, Familien gründen und sich in die Gesellschaft integrieren. Wir sollten sie Willkommen heißen!

Ebenfalls Willkommen sollten uns iranische Flüchtlinge sein. 4.000 iranische Regimekritiker warten seit Monaten in der Türkei auf die ihnen versprochene Aufnahme in europäischen Staaten. Die Bundesregierung beschloss, 50 von ihnen aufzunehmen. Wir zitieren dazu Astrid Wiesendorf, Ratsfrau aus Düsseldorf: „Bei den Flüchtlingen handelt es sich um Menschen, die an den friedlichen Protesten der sogenannten ‚grünen Revolution‘ im Iran im Jahr 2009 teilgenommen hatten. Die Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen, tausende Demonstranten wurden eingesperrt, viele gefoltert. Noch immer drohen den Flüchtlingen in ihrem Heimatland Folter und Tod. Darum ist es ein gutes Signal, wenn Düsseldorf sich nun bereit erklärt, eine größere Flüchtlingsgruppe aufzunehmen“.

Der Rat der Stadt Düsseldorf beschloss im Juli 2010 einstimmig(!) eine Initiative zur Aufnahme einer größeren Gruppe iranischer Flüchtlinge. Gleichzeitig rief der Rat andere Städte auf, diesem Beispiel zu folgen. Das Signal sei vor allem wichtig, weil die Bundesregierung von den über 4.000 Flüchtlingen bisher nur 50 in Deutschland aufnehmen will. Oberbürgermeister Elbers soll laut Ratsbeschluss im Städtetag darauf hinwirken, dass die Bundesregierung weitere Kontingente für iranische Flüchtlinge ausweist.

Wir bitten den Landrat Dr. Karl Schneider diese begrüßenswerte Initiative aus Düsseldorf zum Anlass zu nehmen, gemeinsam mit den Bürgermeistern und den Räten der Städte und Gemeinden im Hochsauerlandkreis zeitnah zu erörtern, welche Voraussetzungen und Möglichkeiten bestehen, mehrere iranische Flüchtlinge kurzfristig aufzunehmen. Das Integrationsamt des HSK sollte die Maßnahme begleiten.

Mit Aufnahme und Integration iranischer Flüchtlinge würden unsere Städte und Gemeinden, würde unser Landkreis ein deutliches und weit reichendes Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und für Integration setzen!

Beate Raberg (Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE) und  Reinhard Loos (SBL-Kreistagsmitglied)

Umleitung: Neues aus der Anstalt, Iran, Wolfgang Lieb in Paderborn und eine Hauptschule weniger in Brilon

Neues aus der Anstalt: „Köhler, Köhler, oller Nöler“ … bieseveih

Iran: Die Revolution der Kinder – eine Buchbesprechung … hpd

Wolfgang Lieb: Dienstag in Paderborn … nachdenkseiten

Brilon: Eduard-Pape Hauptschule schließt, Realschulzweig kommt … wpbrilon

Umleitung: Schirrmacher, Krebs, Afghanistan, Iran und Emma Ihrer

umleitungSchirrmacher: hat eine Art Skript für ein intellektuelles B-Movie vorgelegt … carta

Cancer ist a disease: the Oprah-zation of medicine … pharyngula

Emma Ihrer: Einzige Frau in der Generalkommission … hpd

Militärische Illusionen: Die problematischen Auslandseinsätze der Bundeswehr … shoa

Skispringen: gefährdete Überflieger … taz

Käßmann: Afghanistan-Kritik … westen

Iran: Blogging about the Revolution … liebernichts