Internationale Wochen gegen Rassismus: Friedenslandschaft Sauerland – Heimatliche Geschichte gegen Krieg & Rassismus

Letztes Jahr im gemeinsamen Kirchenzentrum Meschede: Der Publizist und Historiker Peter Bürger umreißt die Friedenslandschaft Sauerland. (archivfoto: zoom)

Am Montag den 11. März 2019 lädt die Kreistagsfraktion „Sauerländer Bürgerliste“ (SBL/FW) nach Brilon zu einem heimatgeschichtlichen Vortrag mit ungewöhnlicher Thematik ein. Im Saal des Restaurants „Tommy`s“ im Kolpinghaus Brilon, Derkere Straße 3, wird um 18:30 Uhr der Theologe und Buchautor Peter Bürger Strömungen und Persönlichkeiten der „Friedenslandschaft Sauerland“ und Märtyrer der NS-Zeit vorstellen.

Am 11.03. ist auch der Auftakt der diesjährigen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die alljährlich um den 21. März herum stattfinden. 2019 stehen die Veranstaltungen (vom 11.03. bis 24.03.) unter dem Motto *Europa wählt Menschenwürde“: https://stiftung-gegen-rassismus.de/iwgr

Als die Region vor 200 Jahren hessisch und dann preußisch wurde, behagte den Leuten die Pflicht zum Kriegsdienst überhaupt nicht. Es kam zu massenhaften Desertionen. Nach dem 1. Weltkrieg wurden das obere Sauerland eine regelrechte Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken. In diesem Verband glaubte keiner, man könne „Heimat“ mit massenmörderischen Kriegswaffen und rassistischer Hetze verteidigen.

Während die völkischen Kräfte und auch Rechtskatholiken einer Religion des „deutschen Blutes“ huldigten, betonte der Briloner Pazifist Josef Rüther: „Es gibt aus christlicher Sicht nur eine menschliche Familie auf der Erde.“ Rüther und sein Bruder Theodor wurden von den Nazis verfolgt, andere sogar ermordet.

Auf welche Menschen wollen wir uns berufen, wenn von Geschichtsbewusstsein und „Heimat“ die Rede ist? Im Vortrag sollen Menschen des gesamten Sauerlandes in Erinnerung gerufen werden, die als Vorbilder heute Orientierung geben können: „Heimat“ führt zu menschlicher Weite, nicht zu Ausgrenzung.

Der Referent selbst ist 1980 als Zivildienstleistender in Meschede zur pax christi-Bewegung gekommen. Er stellt Frauen und Männer vor, die sich den Wahngebilden der Gewalt mutig entgegengestellt und Menschenrechte verteidigt haben. Zum Thema des Abends hat er die Bücher „Friedenslandschaft Sauerland“ (2015), „Sauerländische Friedensboten“ (2016) und „Sauerländische Lebenszeugen“ (2018) veröffentlicht, die im Buchhandel erhältlich sind.

Zur Person
Peter Bürger, Jg. 1961, ist Theologe, examinierter Krankenpfleger, arbeitet seit 2003 als freier Publizist. Seit der Mescheder Zivildienstzeit 1980 Mitglied der pax christi-Bewegung, später auch Versöhnungsbund und DFG-VK. Anti-Diskriminierungsarbeit in den Bereichen Aids-Hilfe und Drogenhilfearbeit sowie schwul-lesbischer Befreiung, Initiator eines Ökumenischen Bündnisses für die Rechte von Menschen auf der Straße (1999), Verbreitung einer Ökumenischen Erklärung gegen Kriegsdoktrinen zur Sicherung von Wirtschaftsinteressen (2006), in Düsseldorf Mitbegründer einer ökumenischen Antwort auf den sogenannten *Antiterrorkrieg“ (2002-2008), Aufklärungs- und Forschungsarbeit zur unterhaltungsindustriellen Kriegspropaganda (2004-2008), seit 2014 als pazifistische Antwort auf rechte Heimatideologien ein regionales Geschichtsprojekt *Friedenslandschaft Sauerland“. Die Studien zu *Krieg und Massenkultur“ wurden 2016 mit dem *Bertha-von-Suttner-Preis – Kunst & Medien“ ausgezeichnet. 2016 hat P. Bürger in Rom als Vertreter der deutschen Sektion an der internationalen katholischen Friedenskonferenz *Nonviolence and Just Peace“ (Gewaltfreiheit & Gerechter Frieden) teilgenommen.

Vortragslinks im Internet

Vortrag P. Bürger: Nonviolence and Just Peace
https://www.youtube.com/watch?v=jOY_7y6MHm4&feature=youtu.be

Vortrag P. Bürger: Das Märchen vom menschenfreundlichen Krieg
https://www.youtube.com/watch?v=wiKirB2-UFU

Abschließend drei Sätze zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“:

Dank unserer Fraktionsmitglieder Dr. Ahmet Arslan und Silke Nieder nahm die SBL/FW im letzten Jahr erstmalig mit zwei Veranstaltungen an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ teil. Offenbar waren wir damit ein Novum im Hochsauerlandkreis.

Nachdem ich gerade einen Blick in den Veranstaltungskalender der koordinierenden Stiftung geworfen habe, stehen wir damit anscheinend auch in diesem Jahre im HSK wieder allein auf weiter Flur.

Friedenslandschaft Sauerland – Peter Bürger im gemeinsamen Kirchenzentrum Meschede

Der Publizist und Historiker Peter Bürger umreißt vor 50 ZuhörerInnen im gemeinsamen Kirchenzentrum Meschede die „Friedenslandschaft Sauerland“. (foto: zoom)

Zum Auftakt ihres 50-jährigen Jubiläums hatten die „Freunde der Völkerbegegnung“ (FdV) am vergangenen Donnerstag zu einem außergewöhnlichen heimatgeschichtlichen Vortrag in das Gemeinsame Kirchenzentrum in Meschede eingeladen. Der Theologe und Publizist Peter Bürger stellte Strömungen und Persönlichkeiten der „Friedenslandschaft Sauerland“ vor.

Vor dem historischen Hintergrund von Weimar, Weltkrieg und Nachkriegsszeit entwickelte Bürger die Vision einer offenen Gesellschaft, die heute von alten und neuen Nazis sowie Rechtspopulisten bedroht sei.

Bürger: „Das neue rechte Heimatgerede ist hohl und leer. Heimat ist kein Besitz, Heimat ist ein Geschenk: Heimat ist Offenheit!“

Die Rechte heute wolle nur kaputtmachen, statt zivilgesellschaftliche Kleinräume zu gestalten.

Glaubwürdige Beheimatung, so Peter Bürger, könne ein Mensch nur in der Begegnung zeigen, oder wie es Meister Eckhart schon vor 700 Jahren sinngemäß formuliert habe: Wenn du dich selber liebst, wird auch ein entfernter Mensch dir nahe sein.

Die Menschheit sei eine Familie, die heute vor großen ökologischen Problemen und Kriegsgefahren stehe. Die Probleme könnten nur gemeinsam und nicht gegeneinander gelöst werden.

Humanisten und Christen müssten sich offensiv in die Heimatdiskussion einbringen. Heimat sei immer eine Interpretationsangelegenheit: Blut und Boden oder friedensbewegt.

Mit dem Projekt „Friedenslandschaft Sauerland“, will Peter Bürger das Schöne zeigen, Beispiele pazifistischer und humanistischer Sauerländer Persönlichkeiten, die sich in ihrer Zeit (Weimar/Nationalsozialismus) gegen Militarismus, Faschismus und Antisemitismus wandten und sich nach 1945 in der Arbeit mit Flüchtlingen aus dem Osten engagierten.

Nazi-Straßennamen abschaffen, aber auch das Schöne zeigen – die Friedenslandschaft Sauerland (foto: zoom)

Das Sauerland habe eine pazifistische Tradition. Als die Region vor 200 Jahren hessisch und dann preußisch wurde, so Bürger, behagte den Leuten die Pflicht zum Kriegsdienst überhaupt nicht. Es kam zu massenhaften Desertationen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Sauerland eine Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken. In diesem Verband glaubte keiner, man könne „Heimat“ mit massenmörderischen Kriegswaffen und rassistischer Hetze verteidigen.

In seinem Vortrag voller biografischer und historischer Details stellte Peter Bürger sauerländische Frauen und Männer vor, die sich den Wahngebilden der Gewalt mutig entgegengestellt haben.

Dazu gehörten: Irmgard Rode aus Meschede, Georg Heidingsfelder aus Meschede, Josef und Theodor Rüther aus Assinghausen, Pfarrer Peter Grebe aus dem Kreis Olpe und viele mehr …

Wenn ich die Geschichte dieser herausragenden Menschen hier hier auch nur knapp wiedergeben sollte, würde der Bericht den Rahmen des Blogs sprengen. „Mir schwirrt der Kopf“, sagte Maria Hüser, Vorsitzende der FdV nach Vortrag und Diskussion.

Doch zum Glück gibt es die „Friedenslandschaft Sauerland“ mit ihren Beiträgen auch als Buch oder PDF zum Nachlesen:

Bürger, Peter (Hg.): Friedenslandschaft Sauerland –cBeiträge zur Geschichte von Pazifismus undcAntimilitarismus in einer katholischen Region. = daunlots. internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 77. Eslohe 2015. www.sauerlandmundart.de

http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2077.pdf

Friedenslandschaft Sauerland – Heimatliche Geschichte gegen den Krieg

Zum Auftakt ihres 50-jährigen Jubiläums laden die „Freunde der Völkerbegegnung“ (FdV) am Donnerstag dem 28.06.2018 zu einem heimatgeschichtlichen Vortrag mit ungewöhnlicher Thematik ein. Ort ist das Gemeinsame Kirchenzentrum im Kastanienweg in Meschede. Um 19.00 Uhr wird der Theologe und Publizist Peter Bürger Strömungen und Persönlichkeiten der „Friedenslandschaft Sauerland“ vorstellen.

Als die Region vor 200 Jahren hessisch und dann preußisch wurde, behagte den Leuten die Pflicht zum Kriegsdienst überhaupt nicht. Es kam zu massenhaften Desertionen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Sauerland eine Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken. In diesem Verband glaubte keiner, man könne „Heimat“ mit massenmörderischen Kriegswaffen und rassistischer Hetze verteidigen.

Der Referent selbst ist 1980 als Zivildienstleistender in Meschede zur pax christi-Bewegung gekommen. Er stellt als Vorbilder sauerländische Frauen und Männer vor, die sich den Wahngebilden der Gewalt mutig entgegengestellt haben.

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Zur Person:
Peter Bürger, Jg. 1961, ist Theologe, examinierter Krankenpfleger, arbeitet seit 2003 als freier Publizist. Seit der Mescheder Zivildienstzeit 1980 Mitglied der pax christi-Bewegung, später auch Versöhnungsbund und DFG-VK. Anti-Diskriminierungsarbeit in den Bereichen Aids-Hilfe und Drogenhilfearbeit sowie schwul-lesbischer Befreiung, Initiator eines Ökumenischen Bündnisses für die Rechte von Menschen auf der Straße (1999), Verbreitung einer Ökumenischen Erklärung gegen Kriegsdoktrinen zur Sicherung von Wirtschaftsinteressen (2006), in Düsseldorf Mitbegründer einer ökumenischen Antwort auf den sogenannten „Antiterrorkrieg“ (2002-2008), Aufklärungs- und Forschungsarbeit zur unterhaltungsindustriellen Kriegspropaganda (2004-2008), seit 2014 als pazifistische Antwort auf rechte Heimatideologien ein regionales Geschichtsprojekt „Friedenslandschaft Sauerland“. Die Studien zu „Krieg und Massenkultur“ wurden 2016 mit dem „Bertha-von-Suttner-Preis – Kunst & Medien“ ausgezeichnet. 2016 hat P. Bürger in Rom als Vertreter der deutschen Sektion an der internationalen katholischen Friedenskonferenz „Nonviolence and Just Peace“ (Gewaltfreiheit & Gerechter Frieden) teilgenommen.

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Vortrag-Links im Internet:

Vortrag P. Bürger: Nonviolence and Just Peace
https://www.youtube.com/watch?v=jOY_7y6MHm4&feature=youtu.be

Vortrag P. Bürger: Das Märchen vom menschenfreundlichen Krieg
https://www.youtube.com/watch?v=wiKirB2-UFU

Vorbilder aus der Heimat: „Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945 – Geschichtsgedächtnis in Zeiten eines neuen braunen Denkens“

Die sauerländische Ordensfrau Angela (Maria) Autsch als KZ-Häftling (Archiv der Trinitarierinnen Mödling, Österreich).
Die sauerländische Ordensfrau Angela (Maria) Autsch als KZ-Häftling (Archiv der Trinitarierinnen Mödling, Österreich).

Im Zusammenhang mit dem 2014 begonnenen Projekt „Friedenslandschaft Sauerland“ ist soeben eine neue, kostenlos abrufbare Internetdokumentation des Christine-Koch-Archivs am Museum Eslohe erschienen: „Sauerländische Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945“[1].

(Pressemitteilung des Autors Peter Bürger.)

In den bisherigen Publikationen ging es fast ausschließlich um katholische Persönlichkeiten, die zumeist der Zentrumspartei nahestanden. Der neue Band vermittelt zumindest einen lokalen Beitrag und einen Hinweis auf weiterführende Literatur über den Widerstand aus der Arbeiterbewegung. – Ein umfangreiches Kapitel erhellt hingegen, dass auch Vertreter der evangelischen Bekennenden Kirche zu den Vorbildern aus der Widerstandsgeschichte des kölnischen Sauerlandes gehören.

Allerdings überwiegen im Anschluss daran doch wieder Beiträge zu Katholiken. KZ-Haft und Ermordung des Niedersalweyer Pfarrvikars Otto Günnewich (1902-1942) folgten einer geringfügigen „Ordnungswidrigkeit“ bei der Fronleichnamsprozession am Ort.

Gleich drei Opfer der braunen Mörderbande kamen aus dem Raum Finnentrop. Der Bäckermeister Josef Quinke (1905-1942) aus Fretter und der Franziskaner Kilian Kirchhoff (1892-1944) aus Rönkhausen zählen zu den Blutzeugen wider das Regime der deutschen Faschisten. Die Finnentroper Textilverkäuferin Maria Autsch (1900-1944) ging zum Eintritt in einen Orden nach Österreich, geriet in einen gefährlichen Konflikt mit den Nationalsozialisten und galt später als „Engel von Auschwitz“.

Der Bauernsohn Carl Lindemann (1917-1944) aus Herrntrop wurde wegen eines „politischen“ Witzes vor dem sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Der aus Sundern stammende Dr. Josef Kleinsorge (1878-1945) war war Direktor der Höheren Landwirtschaftsschule in Lüdinghausen und fand den Tod im Konzentrationslager Dachau.

Der Arnsberger Propstdechant und Zentrumspolitiker Joseph Bömer (1881-1942) ließ sich von den Nationalsozialisten nicht einschüchtern – und konnte durchaus auf einen starken Rückhalt in seiner Gemeinde zählen.

Ausdrücklich geht es Peter Bürger, dem Bearbeiter der Sammlung, um ein „Geschichtsgedächtnis in Zeiten eines neuen braunen Denkens“. Die neuen Rechten würden vortragen, sie hätten mit der NSDAP nichts zu tun, hetzten aber umso schamloser mit Schießappellen gegen Migranten und Flüchtlinge. Dem könne ein christlicher oder humanistischer Sauerlandpatriotismus die Schönheit der besten Heimatlieferungen gegenüberstellen.

Statt eines Nachwortes wird im neuen Band eine Rede des Arnsberger Bürgermeisters Hans-Josef (CDU) dokumentiert[2]: „Was für eine Gesellschaft wollen wir sein? Eine offene Gesellschaft oder eine Ausgrenzungsgesellschaft?“

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[1] P. Bürger: Sauerländische Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945. = daunlots. internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 78. Eslohe 2016. [200 Seiten] Kostenlos abrufbar über www.sauerlandmundart.de

Direktlink zur Neuerscheinung:
http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2078.pdf
[Bearbeitung gefördert vom Lions-Club Lennestadt]

[2] ebenda S. 188-191 auch http://www.arnsberg.de/lichtpforte/einweihung/Rede_BM_Vogel.pdf

Friedenslandschaft Sauerland: Peter Bürger, Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945.

Dieser Blick in die Geschichte ist verbunden mit dem Plädoyer für einen (überparteilichen) christlichen und humanistischen "Sauerlandpatriotismus" angesichts des neuen braunen Denkens.
Dieser Blick in die Geschichte ist verbunden mit dem Plädoyer für einen (überparteilichen) christlichen und humanistischen“S auerlandpatriotismus“ angesichts des neuen braunen Denkens. (Peter Bürger)

Im Zusammenhang mit dem 2014 begonnenen Projekt „Friedenslandschaft Sauerland“ ist eine neue, kostenlos abrufbare Internetdokumentation des Christine-Koch-Archivs am Museum Eslohe erschienen: „Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945“[1].

(Hinweis: Der Lions Club Lennestadt hat die Erarbeitung mit 500,- Euro gefördert.)

Ausdrücklich geht es Peter Bürger, dem Bearbeiter der Sammlung, um ein „Geschichtsgedächtnis in Zeiten eines neuen braunen Denkens“.

Die neuen Rechten würden vortragen, sie hätten mit der NSDAP nichts zu tun, hetzten aber umso schamloser gegen Migranten und Flüchtlinge.

Dem könne ein christlicher oder humanistischer Sauerlandpatriotismus die Schönheit der besten Heimatlieferungen gegenüberstellen. Statt eines Nachwortes wird im neuen Band eine Rede des Arnsberger Bürgermeisters Hans-Josef Vogel (CDU) dokumentiert: „Was für eine Gesellschaft wollen wir sein? Eine offene Gesellschaft oder eine Ausgrenzungsgesellschaft?“[2]

In den bisherigen Publikationen ging es fast ausschließlich um katholische Persönlichkeiten. Der neue Band vermittelt zunächst mit einem umfangreichen Kapitel, dass auch Vertreter der evangelischen Bekennenden Kirche zu den Vorbildern aus der Widerstandsgeschichte des kölnischen Sauerlandes gehören.

Referiert werden außerdem die Forschungsergebnisse von Dr. Ottilie Knepper-Babilon und Hannelie Kaiser-Löffler, die in ihrer Studie 2003 erstmals den sozialdemokratischen und kommunistischen Widerstand in den hochsauerländischen Altkreisen gründlich dargestellt haben. Anhänger der KPD wurden z.B. früher und brutaler verfolgt als alle anderen Gruppen. Auf Mitgefühl oder Solidarität konnten sie in ihrer weiteren sauerländischen Umgebung nur selten zählen.

Allerdings überwiegen im Anschluss daran doch wieder Beiträge zu Katholiken. KZ-Haft und Ermordung des Niedersalweyer Pfarrvikars Otto Günnewich (1902-1942) folgten einer geringfügigen „Ordnungswidrigkeit“ bei der Fronleichnamsprozession am Ort.

Gleich drei Opfer der braunen Mörderbande kamen aus dem Raum Finnentrop. Der Bäckermeister Josef Quinke (1905-1942) aus Fretter und der Franziskaner Kilian Kirchhoff (1892-1944) aus Rönkhausen zählen zu den Blutzeugen wider das Regime der deutschen Faschisten. Die Finnentroper Textilverkäuferin Maria Autsch (1900-1944) ging zum Eintritt in einen Orden nach Österreich, geriet in einen gefährlichen Konflikt mit den Nationalsozialisten und galt später als „Engel von Auschwitz“.

Der Bauernsohn Carl Lindemann (1917-1944) aus Herrntrop wurde wegen eines „politischen“ Witzes vor dem sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Der aus Sundern stammende Dr. Josef Kleinsorge (1878-1945) war war Direktor der Höheren Landwirtschaftsschule in Lüdinghausen und fand den Tod im Konzentrationslager Dachau.

Der Arnsberger Propstdechant und Zentrumspolitiker Joseph Bömer (1881-1942) ließ sich von den Nationalsozialisten nicht einschüchtern – und konnte durchaus auf einen starken Rückhalt in seiner Gemeinde zählen.

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[1]Bürger, Peter: Sauerländer im Widerstand, Botschafter des Lebens und Märtyrer 1933-1945. = daunlots. Internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 78. Eslohe 2016. [194 Seiten] Abrufbar über www.sauerlandmundart.de

vorab auch hier: 2016 01 15 daunlots 78

[2] ebenda S. 188-191 auch http://www.arnsberg.de/lichtpforte/einweihung/Rede_BM_Vogel.pdf