Das weiche Wasser in Bewegung…

…den mächtigen Stein besiegt (foto: zoom)
Dass das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. 
Du verstehst, das Harte unterliegt.

Die Zeile stammen aus Bertolt Brechts Gedicht Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration. Es entstand 1938 in Dänemark, während seiner eigenen Emigration aus Nazi-Deutschland. [1]

Die Legende [3] erzählt, wie der Weise Laotse, mit dessen Lehren sich Brecht lange beschäftigt hat, im hohen Alter seine Heimat verlässt, weil er mit den Zuständen dort nicht einverstanden ist. Hier spiegelt sich das Schicksal des alten Philosophen in der Person und den Lebensumständen Bertolt Brechts.

„Als er siebzig war und war gebrechlich
Drängte es den Lehrer doch nach Ruh
Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.
Und er gürtete den Schuh.“

Laotse packt seine wenige Habe zusammen und auf einem Ochsen reitend, der von einem Jungen geführt wird, verlässt er das Land. Am vierten Tag wird er von einem Zöllner aufgehalten, der ihn zunächst fragt, ob er etwas zu verzollen habe. Laotse aber ist arm, was der Junge erklären kann: „Er hat gelehrt.“

Auf die Frage was er denn „rausgekriegt“ habe, antwortet der Junge (s.o):

„Dass das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.“

Wer wen besiegt, weckt die Neugier des Zöllners, und er bittet den Weisen, seine Lehren niederzuschreiben.

Innerhalb von sieben Tagen, in denen der Zöllner Laotse und dem Knaben Unterschlupf und Verpflegung gewährt, schreiben sie 81 Sprüche nieder, welche sie dem Zöllner überreichen.

Auf diese Weise entstand das Buch Daodejing, quasi als Zoll. Am Ende steht ein Dank an den Zöllner:

„Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie (=die Weisheit) ihm abverlangt.“

Brecht hat sich in gewissen Zügen Laotses selbst porträtiert, insbesondere in seiner Rolle als Emigrant zwischen Ohnmacht und Hoffnung auf den Sieg der guten Sache [2].

Quellen:

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Legende_von_der_Entstehung_des_Buches_Taoteking_auf_dem_Weg_des_Laotse_in_die_Emigration
  2. https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/836695#Inhalt
  3. https://www.gedichte7.de/legende-von-der-entstehung-des-buches-taoteking-auf-dem-weg-des-laotse-in-die-emigration.html

Umleitung: Imitation und Kopie, konsolidierter Rechtsruck, digitale Radikalisierung, E-Auto-Gesetz und Informationsfreiheit sowie die Technik und der Sport

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Ebner, Katzer & Adorno: Drei Lesetipps zur digitalen Radikalisierung … scilogs

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Am Ende des Tages
Am Ende des Tages (foto: zoom)

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NRW: Rund 2,1 Millionen Menschen erhielten Ende 2015 Leistungen der sozialen Mindestsicherung

Und die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht, doch man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht. (grafik: zoom)
Und die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht, doch man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht [1]. (grafik: zoom)
Düsseldorf (IT.NRW). Ende 2015 erhielten rund 2,1 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen Leistungen der sozialen Mindestsicherung; das waren neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als amtliche Statistikstelle des Landes mitteilt, waren damit zwölf Prozent der Menschen an Rhein und Ruhr auf existenzsichernde finanzielle Hilfen des Staates angewiesen. Ein Jahr zuvor hatten mit 1,96 Millionen noch 11,1 Prozent der Einwohner entsprechende Hilfen bezogen.

Bei den Minderjährigen fiel der Anteil derer, die auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen waren, mit 19,7 Prozent zum Jahresende 2015 überdurchschnittlich aus. Ein Jahr zuvor lag die Mindestsicherungsquote der Minderjährigen bei 18,0 Prozent.

Die Gesamtregelleistung nach dem Sozialgesetzbuch II (Grundsicherung für Arbeitsuchende) war mit rund 1,6 Millionen Hilfeempfängern (+1,9 Prozent gegenüber 2014) auch im vergangenen Jahr die mit Abstand am häufigsten in Anspruch genommene Mindestsicherungsleistung in Nordrhein-Westfalen.

268 000 Personen (+2,1 Prozent) erhielten Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung.

Mit Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz wurden 224 000 Menschen unterstützt. Diese Gruppe ist im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus in Höhe von 159,5 Prozent am stärksten gewachsen.

Des Weiteren erhielten rund 39 000 Personen (+8,1 Prozent) Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen.

Die höchsten Mindestsicherungsquoten ermittelten die Statistiker in den Städten Gelsenkirchen (22,1 Prozent) und Essen (18,0 Prozent). In diesen Städten waren mehr als ein Drittel der Minderjährigen auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen (Gelsenkirchen: 39,1 Prozent, Essen: 33,2 Prozent). Die niedrigste Mindestsicherungsquote aller 396 Städte und Gemeinden NRWs wies die Gemeinde Schöppingen im Kreis Borken auf. Hier waren 2,6 Prozent der Einwohner und 3,2 Prozent der Minderjährigen auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen.

Methodischer Hinweis: Im April 2016 wurde das bisherige Zähl- und Gültigkeitskonzept der Statistik der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II durch die Bundesagentur für Arbeit rückwirkend ab Einführung der Statistik im Jahr 2005 revidiert. Bei den hier verwendeten Daten zu den Regelleistungen nach dem SGB II handelt es sich um Daten nach der Revision 2016.

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[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Moritat_von_Mackie_Messer

Veranstaltungshinweis: Brilon Brecht Buckow – über einen Dichter, der sich selbst verzehrte …

Fotographie einer Radierung von Arno Mohr aus dem Jahr 1960 im Brecht-Weigel-Haus/Buckow (foto: kretschmar)
Fotographie einer Radierung von Arno Mohr aus dem Jahr 1960 im Brecht-Weigel-Haus/Buckow (foto: kretschmar)

Brilon Brecht Buckow über einen Dichter, der sich selbst verzehrte, über Courage, Freundschaft, Liebe, Partnerschaft, auch die von Städten, über’s Fremdsein und das Epische Theater.

  • Gudrun Elpert-Resch Gesang
  • Sonja Harlinghausen Klavier
  • Maxi Pincus-Pamperin Vortrag
  • Christiane Kretzschmar Idee/Einführung

20. Juni 2014 um 19.30 Uhr
Bürgerzentrum Kolpinghaus

Eintritt: 6,00 € Vorverkauf/ 8,00 € Abendkasse
Vorverkauf: BWT/Derkere Str., Der Buchladen/Friedrichsstr.,
Buchhandlung Podszun/Bahnhofstr.

BrilonBWTKultur

Bertolt Brecht: Über Bestechlichkeit

Über Bestechlichkeit

Als Herr Keuner in einer Gesellschaft seiner Zeit von der reinen Erkenntnis sprach und erwähnte, daß sie nur durch die Bekämpfung der Bestechlichkeit angestrebt werden könne, fragten ihn etliche beiläufig, was alles zu Bestechlichkeit gehöre. „Geld“, sagte Herr Keuner schnell. Da entstand ein großes Ah und Oh der Verwunderung in der Gesellschaft und sogar ein Kopfschütteln der Entrüstung. Dies zeigt, daß man etwas Feineres erwartet hatte. So verriet man den Wunsch, die Bestochenen möchten doch durch etwas Feines, Geistiges bestochen worden sein, und: man möchte doch einem bestochenen Mann nicht vorwerfen dürfen, daß es ihm an Geist fehle.

Viele, sagt man, ließen sich durch Ehren bestechen. Damit meinte man: nicht durch Geld. Und während man Leuten, denen nachgewiesen war, daß sie unrechterweise Geld genommen hatten, das Geld wieder abnahm, wünscht man jenen, die ebenso unrechterweise Ehre genommen haben, Ehre zu lassen.

So ziehen es viele, die der Ausbeutung angeklagt werden, vor, glauben zu machen, sie hätten das Geld genommen, um herrschen zu können, als daß sie sich sagen lassen, sie hätten geherrscht, um Geld zu nehmen. Aber wo Geldhaben herrschen bedeutet, da ist herrschen nichts, was Geldstehlen entschuldigen kann.

Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner, Frankfurt am Main 1980, S. 72 f.