TUIfly – oder: Krankmeldung als letztes Mittel? Wir melden uns dann mal ab.

krankmeldung20161007Kolleginnen und Kollegen seien überfordert, ihre Ausbildungszeit wurde verkürzt, die Anforderungen erhöht und das Studium bereite sie fachlich immer schlechter auf ihre zukünftige Tätigkeit vor, so eine Ausbilderin kürzlich im Gespräch.

Viele Beschäftigte lavieren sich durch den Alltag und erleben zahlreiche Frustrationen sowie häufiges Scheitern. Die Reaktion? Sie melden sich krank.

Krankmeldung als Notbremse in einem überfordernden Umfeld?

Das Gespräch machte mich sehr nachdenklich. Handelt es sich tatsächlich um eine generationenbedingte Exitstrategie? Mein Vater war stolz darauf, dass er in seinem gesamten Berufsleben nicht einen Tag gefehlt hatte. Egal ob Schnupfen, Fieber oder Trauer, seine Erziehung erlaubte ihm kein Fernbleiben.

Die Mitarbeiter von TUIfly melden sich in so großer Zahl krank, dass der Betrieb zusammenbricht. Sie seien in großer Sorge um ihre berufliche Zukunft, die innerbetriebliche Kommunikation funktioniere kaum, berichten die Medien.

Die Qualität von Leitungen oder Management wird bislang zu selten am Krankenstand gemessen – leider. Die Erkrankung trifft den einzelnen, sich krank melden ist eine sehr individuelle Entscheidung, die bei längerfristiger Erkrankung durch „den gelben Schein” objektiviert wird. Was können Firmenleitungen dafür, wenn Kollegen massenhaft einzeln krank werden?

Ist es eine  jüngere, eine andere Generation, die das einzige Mittel wählt, welches sie anscheinend für sich sieht?

Leider werden durch die Krankmeldung die Anliegen der Betroffenen unsichtbar, sie individualisieren ihr Problem, welches gar kein individuelles ist.

Seit Jahren werden Abläufe optimiert und Strukturen verschlankt. Immer weniger Mitarbeiter arbeiten immer mehr. Krankenstände steigen und dadurch nimmt die Belastung für die noch gesunden KollegInnen weiter zu. Verschärft wird dieses Problem durch zahlreiche unfähige Leitungen, die in der Zeit des Optimierungswahns Karriere machen und gemacht haben und ihre Aufgabe darin sehen, diese Entwicklung noch weiter voranzutreiben.

Offenbar stößt die Durchrationalisierung der Arbeitswelt langsam an ihre Grenzen. Die Beschäftigten sind nicht länger bereit oder in der Lage, optimal zu funktionieren. Sie können und wollen nicht mehr. Sie greifen zu ihrem scheinbar einzigen Mittel: sie melden sich ab.