“Snow2Go”, die neue Wunderwaffe gegen den Klimawandel? Zahlen und Hintergründe.

Gehören grüne Wiesen wie hier im Dezember 2013 bald der Vergangenheit an. Der "Snowmaker" soll es möglich machen. (archiv: zoom)
Gehören grüne Wiesen wie hier im Dezember 2013 bald der Vergangenheit an? Der „Snowmaker“ soll es möglich machen. (archiv: zoom)

Ab Dezember 2014, so die WP in einem Bericht vom 5. August, könnten im Winterberg Skigebiet Schneekanonen in Betrieb gehen, die auch bei Plusgraden Schnee produzieren.

(siehe auch: Schneemacher aus Israel soll Winterberger Skisaison retten – einige Hintergründe)

Natürlich geht es hier nicht nur um Winterberg, Winterberg ist ein Puzzlestück in einem großen Spiel: Wie die amerikanische Wirtschaftszeitung Bloomberg Businessweek berichtet, ist die Produktion von künstlichem Schnee mittlerweise ein milliardenschwerer Industriezweig geworden.

Die Hälfte der Österreichischen Skigebiete wird mit „falschem“ Schnee besprüht. Dabei benötigen die Skikanonen rund 468 Liter Wasser pro m² des teuren Weiß, dies entspricht ca. 200.000 Liter für gut die Hälfte eines Fußballfeldes. (Im Original: 500 000 gallons/acre of artificial snow)

Schneemacher in den Alpen verbrauchen laut Bloomberg Businessweek inzwischen mehr Wasser als Wien, eine Stadt mit 1,7 Mio. Einwohnern.

Dennoch können selbst in den Alpen herkömmliche Skikanonen eine auf Wintersport basierende Wirtschaft nicht mehr sichern. Die Schneeproduzenten traditioneller Bauart sind zu anfällig für Störungen. Sie benötigen Frost. Luftfeuchtigkeit über 70% mögen sie ebenso wenig wie Wind.

Schon vor einiger Zeit begannen Pitztal und Zermatt, die Vakuum-Technik der Firma IDE-Technology einzusetzen. Die Liftbetreiber können mit Hilfe dieser Technik Schnee bei jeder Außentemperatur produzieren. Auf chemische Zusätze kann nach Angaben der Firma verzichtet werden.

Snow2Go
So soll „Snow2Go“ nach Angaben des Produzenten aussehen. (Screenshot 07.08.2014; zum vollständigen Flyer bitte anklicken)

Waren die Schneemacher in Österreich noch riesig, so soll in Winterberg die neue, kleinere Variante der bereits in den Alpen und Nordamerika eingesetzten Snowmaker getestet werde, ein Schneemacher mit dem Namen „Snow2go“.

Zur Anlage gehört ein „Freezer“ von der Größe eines Containers. Er kühlt das Wasser herunter. Im Kühlraum, so IDE, wird das Wasser einem Vakuum ausgesetzt. Das Vakuum lässt einen kleinen Teil des Wassers verdunsten, während das übrige Wasser gefriert und eine Wasser-Schnee Mischung ergibt.

Diese Mischung wird anschließend vom „Freezer“ in die „Snow Gun“ gepumpt, welche das Wasser von den Schneekristallen trennt.

Nach Angaben der Firma IDE kann der “VIM 100 All Weather Snowmaker” pro Tag 200 m³ hochwertigen Schnee bei jeder Außentemperatur produzieren.

(Zur Verschaulichung: Wollte man beispielsweise 100 m mal 100 m beschneien, so erhielte man nach einem Tag eine 2cm hohe Auflage. Bei 4,5° C  könnte der Schneemacher 112 Tonnen Schnee herstellen.)

Der Stromverbrauch liegt ungefähr beim Sechsfachen einer regulären Schneekanone. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Künstlicher Schnee verbraucht enorme Mengen an Wasser und Energie.

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Technische Daten des All Weather Snowmakers nach Angaben von IDE. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Durch die Unabhängigkeit der Schneeproduktion von der Außentemperatur könnte schnell der Wunsch bei Liftbetreibern, Hoteliers und Skibegeisterten aufkommen, die Skisaison bereits im Herbst beginnen zu lassen und bis in das Frühjahr auszudehnen.

Wintersport völlig unabhängig von der Jahreszeit scheint eine durchaus realistische Option geworden zu sein. Die Frage stellt sich: Wollen wir, will Winterberg Ski-Tourismus um jeden Preis?

31 Gedanken zu „“Snow2Go”, die neue Wunderwaffe gegen den Klimawandel? Zahlen und Hintergründe.“

  1. Da 200m³ a) nicht sonderlich viel und b) teuer herzustellen sind, wird das so wie Herr K. sagt, eher nur für kleinere Flächen (zB Lifteinstieg, -ausstieg) benutzt werden.

    Bitte den Artikel in der WP genau lesen, bevor Hysterie erzeugt wird:

    „Investor Christoph Klante aus Winterberg spricht von einer mobilen Schneeerzeugeranlage, (…) Wir wollen sie als Ergänzungstechnik zu der traditionellen Art der Schneeproduktion mit Schneekanonen nutzen.“ Mit dieser Anlage liege man auf der sicheren Seite, um bestimmte Flächen mit Schnee zu belegen, wenn die Temperaturen, wie häufig in der vergangenen Wintersaison, nicht mitspielten.“

    Bitte auch mal ins Hochgebierge gucken. Ischgl und Co. kommen ebenfalls nicht ohne „technischen Schnee“ aus. Solange Energie noch so preiswert ist, das es sich „lohnt“, wird es auch gemacht werden.

  2. Ich habe das bislang so verstanden, dass diese Anlage zwar sechsfach mehr Energie als eine Schneekanone verbraucht, aber auch mehr als sechsfach so viel Schnee erzeugt? Sprich: So, dass bei einem flächendeckenden Einsatz der Anlage kein zusätzlicher Energiebedarf je Skipiste entstände, wenn dafür die Schneekanonen in Ruhestand geschickt würden?

  3. Bei der „Snowtogo“ handelt es sich um eine sehr sinnvolle, punktuelle Ergänzung zu den herkömmlichen Schneekanonen. Diese Technik ist der Einstieg in die flächendeckende Produktion von technischem Schnee.
    In einigen Jahren wird diese Technik die bisher verwendeteten Schneekanonen ersetzen.
    Ob „Winterberg“ (wer ist das in diesem Fall?) die Skisaison in den Herbst und das Frühjahr verlängern möchte, ist völlig unerheblich. Das werden Gäste und Investoren entscheiden.
    In jedem Fall bin ich ein entschiedener Befürworter dieser technischen Entwicklung, die große neue Chancen beinhaltet

  4. Wenn 100m² in einem Tag mit 2cm beschneit werden können, dann brauche ich für 20cm (wohl Minimum Untergrund) 10 Tage. Das kriegen die jetzigen Systeme schneller und günstiger hin. Der Output vom IDE System dürfte nur für kleine Flächen sinnvoll sein.

    „Wollen wir Skitourismus um jeden Preis?“ klingt für mich aggressiv, vor allem, wenn es nur um ein Testsystem geht… vielleicht bin ich aber auch nur empfindlich 😉

  5. @Andreas
    Die Angabe der Energie macht nur einen Sinn, wenn sie auf die erzeugte Schneemengen bezogen wird. Also vermute ich mal, dass es die sechsfache Energiemenge bei gleichem Output ist.

    Christoph Klante laut WP:
    „Grundsätzlich benötigt die neue Technik mehr Energie. Doch das relativiert sich bei bestimmten Temperaturen im Vergleich zu den Kanonen sehr schnell.“

    Man kann beide Systeme bei bspw. Minus 4 Grad Celsius vergleichen, aber nicht direkt bei 8, weil dort die jetzigen Schneekanonen eben keinen Schnee produzieren können. Man hat dann einen Basiswert bei Minus 4 und kann ab da den „All Weather Snowmaker“ mit sich selbst vergleichen.

    Das wären aber nur die technischen Zahlen. Der Lift- und Hüttenbetreiber wird die Kosten für Energie, Wasser, Kredite usw. mit den erwarteten Erträgen aus Tourismus bei Plusgraden „verrechnen“.

    Ich habe letztes Jahr die grüne Wiese am neuen 6er-Lift gesehen, eine handvoll Niederländer rutschte noch auf einem kleinen Flecken Schnee herum.

    Betriebswirtschaftlich sind das alles, soweit ich mich erinnere, Opportunitätsrechnungen.

  6. @zoom:
    Ich hatte den Hersteller bislang so verstanden, dass bei gleichen (und für Schneekanonen geeigneten) Temperaturen die eine neue Anlage den gleichen Output wie 6 – 7 Schneekanonen zusammen erreiche.
    Der Energieverbrauch wäre demnach im Vergleich zu einer Schneekanone wesentlich höher, aber im Vergleich zu einer Piste mit bislang 6-7 Schneekanonen niedriger.
    Das ist aber definitiv falsch?

    1. Gute Frage 😉 Würde ja meiner Interpretation widersprechen. Wenn @Johanna sich da mal schlau machen würde!? Bitte 🙂

  7. @zoom

    „Der Lift- und Hüttenbetreiber wird die Kosten für Energie, Wasser, Kredite usw. mit den erwarteten Erträgen aus Tourismus bei Plusgraden „verrechnen”.“

    Egal was es kostet, es wird bei der Steuererklärung gegen gerechnet.
    Unterm Strich zahlt also Herr Schäuble stellvertretend für die Gemeinschaft der Steuerzahler.
    Genau wie bei 70% aller Luxusautos. Und sind wir nicht alle glücklich mit unserem Steuergeldern die uns regelmäßig als zu hoch vorkommen Premium-Automobilhersteller subventionieren zu dürfen?
    Demnächst also auch ein paar Schneemänner. By the way: germany, a land of milk and honey.

    Wenn das also auch noch drin ist, mache ich mit doch noch ne Flasche Selters auf.

    1. @schnow-mähn
      Solange der Ski-Tourismus für die Betreiber Gewinne erwirtschaftet, wird es genau so weitergehen, wie bisher. Es fließt sehr viel Geld in die Winterberger Wirtschaft, aber die Stadt ist hoch verschuldet. Ein System-Paradox 😉

  8. Der Deutsche Alpenverein München formulierte in einer 2013 veröffentlichten Studie mit dem Titel „Die Grenzen der Beschneiung sind bald erreicht“ folgende Schlussfolgerung:

    „Gerade in niedrig gelegenen Skigebieten müssen alternative Tourismuskonzepte vorangetrieben werden, die sanfte Tourismusformen in den Mittelpunkt stellen. Ein Strukturwandel ist in vielen Regionen unausweichlich.“

    http://www.alpenverein.de/natur-umwelt/klimaschutz/beschneiungsstudie-ergebnisse_aid_12694.html

    Das scheint mir ein wichtiger Ansatz zu sein: alternative Tourismuskonzepte vorantreiben. Natürlich kann man auch weiterhin auf den Wintertourismus setzen, mittelfristig muss sich Winterberg jedoch ein weiteres Standbein aufbauen, will es in 10 bis 20 Jahren noch attraktiv für Touristen sein.

    Konkret: Man mag heute eine Schneekanone anschaffen, muss aber gleichzeitig ein Konzept für Winterberger Tourismus ohne Schnee entwickeln und umsetzen.

    1. Winterberg sollte sich ein zweites Standbein OHNE den Tourismus aufbauen. Beispielsweise vernetzte mittelständische Unternehmen in der Technologie-Branche. Einige sitzen ja schon in Winterberg, nehmen aber in der öffentlichen Wahrnehmung noch keinen Raum ein. In der Tourismuswirtschaft ist der Quotient aus Gewinnern und Prekariat zu groß und sie ist wegen des Hangs zu Schwarzgeld und illegalen Beschäftigten bzw. Beschäftigungsverhältnissen nur mir großem Aufwand zu kontrollieren (Gab da mal einen Artikel in der AHGZ = Allgemeinen Hotel- und Gaststättenzeitschrift). Winterberg braucht Steuereinnahmen aus florierenden Unternehmen, bei denen die Beschäftigten nicht aus dem Kellerfenster springen, wenn die Zollfahndung ab und an eine Schwarzarbeitsfahndung macht.

  9. „Winterberg sollte sich ein zweites Standbein OHNE den Tourismus aufbauen. Beispielsweise vernetzte mittelständische Unternehmen in der Technologie-Branche. Einige sitzen ja schon in Winterberg, nehmen aber in der öffentlichen Wahrnehmung noch keinen Raum ein. “

    Von gut 200 Meter über NN aus betrachtet würde sogar „Wo wir sind ist oben“ den Floskel-Status verlieren.

  10. Um mal einiges hier herauszustellen. Der Snowmaker2Go wird die Beschneiungsanlagen sicherlich nicht ersetzen. Im kommenden Winter sowieso nicht, da die Anlage dort nur am Herrloh bzw. am Rauhen Busch stehen wird und somit an sich auch vorrangig zur Versorgung der Piste an dem kuppelbaren 4er Sessellift genutzt wird. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass man auch in Zukunft niemals das ganze Skigebiet mit solchen Anlagen versehen wird. Die Anlage im Pitztal z.B. steht schon ein paar Jahre. Laufen tut sie allerdings nur im Herbst um einen Saisonstart zu gewährleisten und die Verbindung der beiden Gebietsteile zu verbinden. Dabei dient der erzeugte Schnee des Snowmakers nur einer einzigen Piste, die eben die wichtige Verbindungsfunktion trägt. Richtig erwähnt wurde bereits, dass die Anlage definitiv ohne Chemiezusätze auskommt. Das meint nicht nur der Hersteller, das ist auch so! Alleine schon weil es gesetzlich niemals erlaubt wäre Zusätze ins Wasser zu geben. Und das ist auch gut so. Zu den bestehenden Schneekanonen: Diese zerstäuben Wasser über feine Düsen unter einem hohen Druck. Diese wandeln sich dann in der Luft zu Eiskristallen um. Das ist reine Physik und funktioniert ohne jegliche chemische Zusätze. Allerdings brauch es dafür auch Frost. Bei Plustemperaturen kommt aus diesen Anlagen lediglich Wasser raus. Man könnte daher auch bedenkenlos unter einer Schneekanone duschen 😉 Zum Energieverbrauch der Schneekanonen ist es wichtig, dass die Anlagen mit sinkender Temperatur effizienter und kostengünstiger arbeiten. Bei tieferen Temperaturen bzw. einer geringeren Luftfeuchtigkeit kann mehr Wasser gleichzeitig versprüht werden. Der Energiebedarf der Schneekanone bleibt dabei gleich. Lediglich der Bedarf für die Pumpen erhöht sich linear. Maschinenschnee (Kunstschnee ist eigentlich die falsche Bezeichnung, da hier der Eindruck erweckt wird, er sei chemisch verändert) der bei -15°c erzeugt wird ist also kostengünstiger bzw. weniger kostenintensiv hergestellt als Maschinenschnee bei -3°c. Der Snowmaker funktioniert ja nun schonmal komplett anders. Die Funktionsweise wurde ja auch bereits erwähnt. Das der Energiebedarf dort deutlich höher sein wird kann ich mir gut vorstellen. Ebenfalls sollte man beachten, dass der ausgebrachte Schnee des Snowmakers ebenfalls taut. Lediglich aufgrund seiner höheren Dichte taut er weniger schnell als Naturschnee (bei herkömmlichen Schneekanonen ists übrigens genauso). Letzlich landet auch hier nur Wasser auf der Piste. Man wird den Snowmaker angeschafft haben um in Wintern wie dem vergangenen (solche Winter gab es übrigens auch schon vor Jahrzehnten. Der Eindruck der Menschen ist jedoch oft ein anderer) ein Minimalangebot aufrecht zu erhalten. Zum einen ist das sicherlich gut für die Statistik, zum anderen sind die Gäste in dieser Zeit evtl. etwas weniger enttäuscht als wenn garnichts läuft. Auch wird man mit der Anlage vermutlich nicht den komplette Hang allein versorgen können. Vielmehr dient die Anlage wohl zur Ausbesserung bei Temperaturen in denen Beschneiung nicht möglich ist. Denn wenn die herkömmlichen Schneekanonen produzieren können wird niemand die kostenintensivere Anlage (Snowmaker) anschmeißen. Für Winterberg ist der Skitourismus übrigens ein enormer Wirtschaftsfaktor. Die zurückgegangenen Übernachtungszahlen in diesem Jahr sind sicherlich auch zum Teil auf den schneearmen Winter zurückzuführen. Winterberg macht dennoch das Beste aus seiner Situation. Viele Skigebiete in anderen Mittelgebirgen träumen nur von einer solchen Situation. Das Skigebiet ist hoch angesehen und Skigebietsliebhaber sind auch schon aus den Alpen heraufgekommen um das alles einmal selbst zu sehen. Denn es ist schon erstaunlich wie ein eher tief gelegenes Skigebiet an vergleichsweise kleinen Bergen so moderne Anlagen rentabel betreiben kann und hier zum Teil neue Maßstäbe setzt. Winterberg braucht den Skitourismus. Und nur mal so nebenbei: Brauchen Schwimmbäder nicht auch enorm viel Energie? Dort könnte man sicherlich auch sagen: Wir haben doch auch Naturseen. Warum gehen die Leute nicht dort baden? Das verbraucht dann auch nicht unnötig Energie, „nur“ zum Spaß der Menschen.

  11. @Daniel
    Vielen Dank für die technischen Erläuterungen und Details. Sehe ich auch so. Die Rentabilität der Anlagen hängt, Pi mal Daumen, auch von den beiden kommenden Wintern ab und von solchen Kleinigkeiten wie dem Wetter während der Bob-WM. Da ist einiges im Sauerland zum Glücksspiel geworden. Sie die Absagen der Schlittenhunderennen am Kuhlenberg aufgrund plötzlicher Wärme- und Regeneinbrüche in einer an sich schneesicheren Jahreszeit.

    Der Klimawandel wird langfristig den Skitourismus im Sauerland obsolet machen. Kurz- und mittelfristig ist, je nach dem wie die Wetterwürfel fallen, noch etwas drin.

    Zur Schwimmbadfrage: Keine Diskussion nötig. Wenn alle defizitären kommunalen Schwimmbäder schließen müssten, müssten sämtliche kommunalen Schwimmbäder schließen. Selbst erfolgreiche private Spaßbäder können ohne Subventionierung nicht überleben. Es soll da so ein bis drei in ganz D geben, die keine Defizite einfahren.

    Wenn Kommunen also Schwimmbäder aufrecht erhalten und aus Steuermitteln bezahlen, ist das eine politische Entscheidung. Wäre es anders, gäbe es in ganz Deutschland keine Schwimmbäder mehr.

    Selbst die Unterhaltung des Hillebachsees kostet. Ist ja kein Natursee, der sich selbst pflegt.

    Eine Frage treibt mich seit längerem um und niemand von den „Rathaus-nahen“ Kommentatoren ist bislang darauf eingegangen:

    Winterberg ist nicht erst seit gestern Spitzenreiter bei der Pro-Kopf-Verschuldung im HSK. Wo bleiben denn die ganzen Wohltaten des Skitourismus?

  12. @§reiter

    Wollen Sie sagen, der Bund greife die Einnahmen aus dem Skitourismus als Steuern ab und deshalb sei Winterberg verschuldet?

  13. „Gemeinden: Gewerbesteuer, Grundsteuer, Hundesteuer, Getränkesteuer, Vergnügungsteuer, Jagd- und Fischereisteuer“

    „Gut“, dass die CDU-FDP für die Abschaffung der Jagdsteuer sorgte:

    „Bis zum Jahr 2009 erzielte der Hochsauerlandkreis jährlich fast 800.000 Euro Einnahmen aus der Jagdsteuer. Sie war von den Pächtern der Jagdbezirke im Kreisgebiet zu zahlen. Doch dann kam die CDU/FDP-Landesregierung, die bis 2010 im Amt war, und ließ vom Landtag die schrittweise Abschaffung der Jagdsteuer beschließen. Seit diesem Jahr ist diese Steuer ganz entfallen, und der Kreis muß sich die fehlenden Einnahmen aus der Kreisumlage der Städte und Gemeinden holen.“

    http://sbl-fraktion.de/?p=3526

  14. Der Kinderlink von §reiter erklärt doch nicht, warum Winterberg als Magnet des Tourismus die höchstverschuldete Gemeinde im HSK ist. In wessen Taschen bleibt das Geld der Touristen? Bringt der Tourismus Wohlstand für wenige und Schulden für die Mehrheit der Bürger?

    Bringen die Touristen kein Geld? Nehmen sie es gar doppelt mit zurück? Irgendwo ist doch da ein Widerspruch.

  15. @Johanna: Winterberg ist verschuldet, weil die Ausgaben der Stadt nicht durch die Einnahmen gedeckt sind. Auf der Ausgabenseite kann man zB über die Bobbahn diskutieren. Auch die Kompentenzverschiebungen vom Bund zu den Kommunen (Asylanten (sic!)) machen sich in den letzten Jahren bemerkbar. Dem steht die Einnahmenseite gegenüber. Und hier ist es eben so, dass nur die von zoom gelisteten Steuern direkt an die Gemeinde geht. Alles was über die anderen Steuern eingenommen wird, wird per Schlüssel zugewiesen.

    @Dagobert Duck: Sie können sich das analog zu ihrem Spitznamen so vorstellen, dass das Geld der Touristen in die riesigen Geldspeicher(teichen) der Liftbesitzer eingelagert wird. Da macht das Schwimmen im Sommer und im Winter Spass. Nur leider verstopft das Kleingeld immer die Wasserleitungen; wahrscheinlich war deshalb im letzten Winter die Beschneiung nicht so gut.

    Ihren persönlichen Schuldenstand kenne ich nicht, meiner hat sich aber trotz der Geldspeicher und Touristen nicht geändert.

    1. @§reiter

      Ich habe an anderer Stelle erläutert, dass der Begriff „Asylant“ Konnotationen enthält, die ihn durchaus an rassistische Diskurse andocken. Ich werde keine Kommentare mehr freischalten, die Menschen mit diesem Begriff herabsetzen.

    2. „Ihren persönlichen Schuldenstand kenne ich nicht, meiner hat sich aber trotz der Geldspeicher und Touristen nicht geändert.“

      Jetzt weichen Sie schon wieder aus. Es geht um die Verschuldung der Stadt Winterberg, das wissen Sie doch genau, und nicht um Ihr persönliches Vermögen.

      Winterbergs Schulden sind im HSK auffällig. Der Tourismus füllt nicht den Stadtsäckel, sondern die Taschen einiger Privatleute/-unternehmer, die nicht genügend besteuert werden, oder?

      Irgendwo muss das Geld bleiben …oder der Tourismus ist schon heute eine unlukrative Angelegenheit, was ich auf Grund des Augenscheins nicht glaube. Na ja ..

  16. @zoom (Begrifflichkeiten): Ich kann leider nicht anders und muss mich darüber amüsieren, dass lieber über Begrifflichkeiten diskutiert wird, anstelle die zugrunde liegenden Probleme zu thematisieren. Hier die zunehmende Belastung der Kommunen mit Landes- und Bundesaufgaben (Hart4, Asyl, etc. einfach mal googeln. Achtung: Es geht nur darum, WER bezahlt; nicht, OB solche Leistungen gewährt werden sollen). Dadurch werden kommunale Mittel gebunden, welche vorher anderweitig verwendet werden konnten.

    @zoom (Schulden): Hier neben Sie es dann mit den Begrifflichkeiten weniger genau ;). Die Bundesschulden steigen ja auch – meine aber nicht.

    Ansonsten ist das wie immer und überall ein Verteilungsproblem. Geld ist (vor allem in Deutschland) genug da. Und sicherlich wird auch jeder genug besteuert (wir leben ja nicht südlicheren Euroländern). Die Frage ist, wie das Steueraufkommen verteilt wird. Die Kommune erhält eben nur den o.g. Teil DIREKT. Alles andere wird über irgendwelche Verteilschlüssel, die nicht unbedingt sachgerecht sein müssen/Können (Fragen Sie mal die Bayern nach Länderfinanzausgleich) zugewiesen.
    Aber natürlich muss man sich fragen, ob eine vergleichsweise kleine Stadt wie Winterberg sich eine „große“ Infrastruktur, wie die Bobbahn leisten kann/muss/soll… hier ist dann der politische Wille entscheidend :).

    Die mittelbaren Vorzüge des Tourismus sind natürlich Arbeitsplätze, Infrastruktur, etc.

  17. @§reiter „Aber natürlich muss man sich fragen, ob eine vergleichsweise kleine Stadt wie Winterberg sich eine “große” Infrastruktur, wie die Bobbahn leisten kann/muss/soll… hier ist dann der politische Wille entscheidend :).“

    Winterberg OHNE Bobbahn, das wäre ein interessantes Gedankenspiel:

    Keine EM/ WM, kein Sportgymnasium, kein Sportinternat, keine Trainingseinheiten von Leistungssportlern in der überdimensionierten neuen Sporthalle. Keine kleinen und großen PKW von Sportlern und Funktionären, die mit auswärtigem Kennzeichen durch die Kernstadt düsen.

    Bisher wurde immer behauptet, ohne die Bobbahn gäbe es weniger Touristen in Winterberg. Das würde sich dann zeigen.

    Was wäre gewonnen? Weniger Schulden. Weiterhin bliebe das Steuergrab Oversum und die recht unvollständige städtische Infrastruktur. Wäre das Ende der Bobbahn somit der Anfang vom Ende des Wintersportortes Winterberg?

  18. @Johanna:
    „Wäre das Ende der Bobbahn somit der Anfang vom Ende des Wintersportortes Winterberg?“
    Es gibt in Deutschland bisher 4 Bobbahnen (Königssee, Altenberg, Oberhof, Winterberg), und sehr viele weitere Wintersportorte ohne Bobbahn. Die haben z.B. Skipisten, Langlaufrouten, Biathlonstadien, Rodelhänge, Eislaufbahnen (leider nicht mehr in W.), Sprungschanzen und andere Wintersportstätten.
    Eine Bobbahn ist ein ganz besonders teures Objekt, sowohl bei der Errichtung als auch bei den laufenden Investitionen und bei den Betriebskosten. Nachdem der Landrat vor 4 Wochen seine Zusage vom Dezember 2013 zurückgezogen hat, in diesem Jahr ein Entschuldungskonzept für die Bobbahn vorzulegen, gehe ich davon aus, dass uns Kreis und Stadt nach der Bob-WM (23.02.-08.03.2015) „reinen Wein“ einschenken. Dann könnte sich sehr bald die Frage nach der Zukunft der Bobbahn stellen.
    Auch Wege zur Kosteneinsparung waren bisher denkbar. Wurde bisher schon ernsthaft versucht, einen privaten Betreiber oder zumindest einen Namenssponsor für die Bobbahn zu gewinnen? Wir wissen es nicht…

  19. @Johanna: Ich glaube die Aussage war immer, dass die Bobbahn ein großer (unbezahlbarer) Werbeträger ist und nicht, dass ohne Bobbahn weniger Touristen kommen würden.

    Vielleicht mal im Vergleich: Ein 20-Sekunden Werbespot direkt vor der 20.00 Uhr Tagesschau kostet rd. 40.000€.

    Trotz allem wird nach der WM – wie Herr Loos auch sagt – die Frage nach der Zukunft der Bobbahn gestellt werden müssen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die anderen Bobbahnen, bzw. deren Athleten mehr Medaillen einfahren und somit die Sportzuschüsse wohl gekürzt werden.

  20. Haushaltsrede des Fraktionsvorsitzenden Pieper (CDU) am 15. Januar 2014:

    „Unsere Sportstädten, aber auch das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer in den Sportvereinen, die Erfolge der Sportler und Sportlerinnen im Nordischen- und Schlitten- sport, haben einen nicht unerheblichen Anteil an der Ernennung unseres Gymnasiums zur Sportschule NRW. Dies wird den Schulstandort Winterberg nachhaltig stärken.“

    Was wird aus dem Leistungssport in Winterberg ohne Schlittensportarten? Was wird aus der Sportschule NRW ohne Leistungssportler? Wurde der Schulstandort Winterberg tatsächlich, wie von Pieper behauptet, „nachhaltig“ gestärkt, oder war die Sportorienierung des Winterberger Gymnasiums eine Fehlentwicklung?

  21. Bin kein „Bobbahn-Experte“, aber ehe schon die Frage einer Privatisierung (gar PPP???) aufgeworfen wird, würde ich die Sache doch aus einer anderen Richtung angehen:
    Wie kann eine Bobbahn mit geringerem finanziellen Aufwand und mit höheren Erlösen betrieben werden?
    Als Nicht-Experte habe ich schon den Eindruck, dass der Betrieb einer Bobbahn grds. finanziell darstellbar sein KANN.

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