Oben und Unten: Fehler machen alle, Konsequenzen tragen die Schwachen

Der Olsberger HIT-Supermarkt heute mittag (foto: zoom)
Die Idylle trügt. Einkaufen im Supermarkt kann zum Test für den Kassierer werden. (foto: zoom)

Kürzlich wartete ich an der Kasse eines Supermarktes. Vor mir kaufte eine Frau mehrere Gegenstände, eine Nagelfeile und einen Kugelschreiber hatte sie nicht auf das Band gelegt. Beide Teile befanden sich in den Ecken ihres Einkaufswagens und waren kaum zu sehen.

Der aufmerksame Kassierer bemerkte jedoch die Waren, nahm sie aus dem Wagen und scannte sie ein. Die vermeintlich Kundin notierte die Summe, zog einen Schlüssel heraus, stornierte den gesamten Vorgang und zog mit Wagen und Waren weiter. Zwischen den beiden wurde kein Wort gewechselt.

Der Kassierer erklärte auf Nachfrage, es habe sich um einen regelmäßig stattfindenden Test gehandelt. Mal kämen die Tester als Angestellte des Supermarktes, mal als ‚Zivilpersonen‘, wie er es ausdrückte.

Nein, dass sei nicht angenehm, aber noch unangenehmer seien die Folgen, wenn man etwas übersehe. Beim ersten Fehler gebe es eine Abmahnung, beim zweiten bereits die Kündigung.

Zwei Fehler und der Job ist weg. Das ist hart. Wer einen bescheiden bezahlten Job hat, der muss also verdammt aufpassen, diesen nicht zu verlieren.

Ganz anders sieht es hingegen bei Vorgesetzten aus. Mehrere kürzlich veröffentlichte Studien bescheinigen vielen Chefs, dass sie Verantwortung für Fehler stets bei anderen suchen, Launen hemmungslos ausleben und lediglich die eigenen Interessen im Blick haben. Auch sie machen Fehler, sind jedoch privilegiert genug, die Konsequenzen dafür andere spüren zu lassen.

Und spätestens seit der Finanzkrise wissen wir: Je größer der angerichtete Schaden, desto geringer die Folgen für den Verursacher. Der Umkehrschluss ist ebenfalls richtig.

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