Neues zum Kur- und Kongresshotel Claassen Winterberg: „Entsprechende Gespräche werden geführt!“ Doch es bleibt alles beim Alten.

Winterberg: das ehemalige Kurhotel Claassen am 24. Dezember 2012 (archiv: zoom)
Winterberg: das ehemalige Kurhotel Claassen am 24. Dezember 2012 (archiv: zoom)

„Wir haben da ein wenig den Druck erhöht!“, diese Worte ließ Werner Eickler im Juni 2012 im Gespräch mit der Westfalenpost fallen, als es um den Abriss des „Hotel Claassen“ ging.  In dem Artikel vom 08.06.2012 wurde der Winterberger Bürgermeister mehrfach zitiert.

So ist es doch mehr als erstaunlich, dass er mit dem Worten: „Wir wissen jetzt ja, wer die Eigentümerin ist (…)“, impliziert, dass der Eigentümer des ehemals besten Hotels Winterbergs bei der Stadt zuvor nicht einmal bekannt gewesen sei.

Eigentümer des Hotels ist allerdings schon seit vielen Jahre die Rosenterrasse-Vermietungs-GmbH aus Flensburg, eine Tochter der Firma Densch & Schmidt Immobilien.

Eigentümer Herman Michael Densch hatte schon vor knapp vier Jahren versucht, das Gelände mit dem Gebäudekomplex „Kur- und Kongresshotel Claassen“ zu versteigern, nachdem er es nach einem fehlgeschlagenen Verkauf an einen Gastronomen aus Andreasberg zurückerworben hatte.

Allerdings waren am 19. März 2009 lediglich Schaulustige zur Versteigerung erschienen, die das Hotel viele Jahre nach der Schließung noch einmal besichtigen wollten. Ernsthafte Interessenten blieben aus.

Auktionator Uli Grothoff aus Wuppertal erklärte, die Bausubstanz des 1965 erbauten Betriebes sei trotz einiger Vandalismusschäden noch gut. Als jedoch kein Kaufinteresse bestand, hatte Densch angekündigt, das Hotel selber abreißen zu lassen, um das Grundstück in zentrumsnaher Lage für Investoren attraktiver zu machen.

Gut drei Jahre später, im Juni 2012, wiederholte Bürgermeister Eickler diese Worte und sprach davon, den Druck erhöht zu haben.  Aber auch nach der Jahreswende, im Januar 2013, steht das Anfang der neunziger Jahre geschlossene Hotel Claassen immer noch. Die Beschädigungen durch Graffiti haben zugenommen, der ehemals pulsierende Familienbetrieb bietet einen traurigen Anblick.

Die unbestimmten Zitate und die offenen Fragen haben mich neugierig gemacht und zu weiteren Recherchen veranlasst.  Die Firma Densch & Schmidt Immobilien hat sich auf meine Nachfrage ausführlich zu dem Grundstück und der Immobilie geäußert.

Laut dem zuständigen Immobilienkaufmann der Firma Densch & Schmidt Immobilien sei weder geplant, das Gelände selber zu entwickeln, noch den Abriss der leerstehenden Immobilien durchführen zu lassen.

„Da Winterberg für uns als Flensburger einfach zu weit entfernt ist, als dass wir das Grundstück selber projektieren könnten, beabsichtigen wir einen Verkauf dieser Immobilie“ (Densch & Schmidt Immobilien, 02.01.2013).

Die Flensburger Immobilien-Firma beabsichtigt offensichtlich einen möglichst unkomplizierten und gewinnbringenden Verkauf des ehemaligen Kurhotels. „Es werden hier auch entsprechende Gespräche geführt, wir hoffen diese kurzfristig zu einem positiven Ende bringen zu können“, versichert der zuständige Mitarbeiter.

Bei allen bisherigen Interessenten sei der Abriss der alten Gebäude und ein entsprechender Neubau geplant gewesen. Eine Sanierung des bisherigen Gebäudekomplexes erscheine nicht wirtschaftlich, so die GmbH weiter.

Sieht man sich nun diese Planung an, so könnte man sich fragen, ob Bürgermeister Werner Eickler sich einfach nur in der Wortwahl vertan hat, als er „den Druck erhöhen“ wollte? Jedenfalls scheint die Aussage des Eigentümers eine ganz andere als die des 51-jährigen Bürgermeisters gegenüber der Westfalenpost  im Juni 2012.

Unschlüssig scheint man sich aber auch in Flensburg zu sein. „Warum Herr Densch seinerzeit die Ankaufsentscheidung getroffen hat, ist mir nicht bekannt“, erklärt mir der Mitarbeiter der Firma. So oft wurde der Gebäudekomplex schon verkauft, auf dem Papier neu gestaltet oder sogar abgerissen. Zu einem Baubeginn oder einem konkreten Handeln kam es nie.

Die Flensburger wissen offensichtlich nicht, was sie mit der Immobilie anfangen sollen; dass sich Investoren nie um das Objekt gerissen haben, ist ebenfalls kein Geheimnis.

Der Name „Hotel Claassen“ tauchte zusammen mit dem Hallenbad, der Stadthalle und dem Bahnareal immer wieder als „Baustelle“ der Stadt auf, die beseitigt werden solle. Da das Hotel allerdings nicht im Besitz der Stadt ist, und diese vermutlich weder den Abriss noch die Neugestaltung finanzieren wird, ist wieder alles beim Alten.

Das „Kur- und Kongresshotel Claassen“, seit nunmehr 20 Jahren geschlossen, bleibt den Winterbergern vorerst erhalten.

9 Gedanken zu „Neues zum Kur- und Kongresshotel Claassen Winterberg: „Entsprechende Gespräche werden geführt!“ Doch es bleibt alles beim Alten.“

  1. Da das Hotel ja nunmal nicht der Stadt gehört kann er da wenig machen. Ich kenne selbst einen fast 100% identischen Fall aus der Familie.
    Letztendlich hat der Eigentümer das letzte Wort und die werden ganz sicher keinen Bagger bestellen. Das ist ziemlich klar aus der Stellungnahme, die ich bekommen habe, hervorgegangen 😉

  2. He, he, habe gerade in alten Artikeln gewühlt, die ich vor langer Zeit noch für Print geschrieben hatte. Am 5. November 2000 schrieb ich gegen Ende eines Artikels über das erste Amtsjahr von Bürgermeister Werner Eickler im Sauerlandkurier:

    „Die gediegene Hässlichkeit des abgewrackten Hotel Claßen[sic!]. „Da haben die Banken die Hand drauf“, erläutert Werner Eickler.“

    Merke: Das Claassen wird uns alle überleben 🙂

    Guck‘ mal hier den Artikel in der WP vom März 2009: „Hotel Claassen soll ähnlich großem Neubau weichen. Neuer Eigentümer ist der alte: ‚Ich werde es selbst in die Hand nehmen'“

    http://www.derwesten.de/wp/staedte/nachrichten-aus-winterberg-medebach-und-hallenberg/neuer-eigentuemer-ist-der-alte-ich-werde-es-selbst-in-die-hand-nehmen-id538909.html

    Meine Vermutung: Das Claassen war irgendwann einmal Teil eines Immobilien-Pakets, welches nur „in toto“ verkauft wurde. Das Paket bestand aus vielen Perlen und wenigen oder gar nur einer Kröte, die man beim Kauf schlucken musste. So in der Art: Um die tollen Immobilien auf Sylt, in München, Lübeck, Travemünde zu bekommen, muss man halt das Claassen mitkaufen. Mit den Perlen macht man Profit, die Kröte lässt man rotten, ist ja eingepreist. Beim nächsten Verkauf bündelt man den Schwarzen Peter „Claassen“ wieder mit ein paar Perlen und ist ihn los.

    Sollte ein Immobilienspezialist mitlesen: bitte widerlegen oder eine andere Erklärung anbieten.

  3. Ich verstehe das garnicht. Eigentlich ist die Lage des Hotels ja wirklich gut. In Winterberg boomt der Tourismus einigermaßen und im Winter muss man sich ohnehin keine Sorgen machen. Eigentlich wäre ein Hotel an der Stelle doch fast eine Goldgrube …

  4. @Leon R.

    Ja, denke ich auch. Vermute, dass der Abriss das Problem ist. Wie teuer wäre ein Abriss und wer soll/will den bezahlen?

  5. @Marker:

    sehr schön. Das Hotel ist ja fast frei stehend und die Sprungschanze ist zu sehen, dazu das Frei- und Hallenbad von oben und die Stadthalle.

    Ich verlinke die Bilder mal mit Ansicht.

  6. Die Bilder sind wirklich toll! 🙂

    @zoom
    Ein Abriss kann in einer bösen Überraschung enden! Es kommt ganz darauf an, ob Asbest oder Sonderabfälle entstehen. Dazu ist trotz diverser Statikpläne nie sicher ob alles so stimmtwie es darin steht, es kann ein stärkeres Fundament gegossen worden sein etc.
    Man rechnet mit 30-90€/m², allerdings gilt diese Rechnung für Häuser. Da das Gebäude auch nicht frei steht wird es wieder teurer. Das kann richtig Geld kosten!

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