Mit (Schnee-)Kanonen auf die Umwelt – was machen wir heute und morgen „mit ohne“ Schnee?

Schneekanonen vor einem Rückhaltebecken in Winterberg 2012 (archivfoto: zoom)
Schneekanonen vor einem Rückhaltebecken in Winterberg 2012 (archivfoto: zoom)

Mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, war und ist sicher nicht Sache der Winterberger. Sie schießen lieber mit Schneekanonen auf die Umwelt. Und das schon seit ungefähr 20 Jahren.

Warum?
Vermutlich weil die Winter-Urlauber nicht durch den Anblick grüner Wiesen vergrault werden sollen. Denn Naturschnee ist in den letzten Jahren auch in den Höhenlagen des Hochsauerlandkreises Mangelware geworden.

Die Lage, die Lage, die Lage
Am 2. Januar 2016, also im tiefsten Winter, bietet sich im Winterberger Skigebiet ein graugrünes, hier und da mit etwas Kunstschnee dekoriertes Bild. Der Wetterbericht meldet plus 5 bis 6 C °, starken Regen und teils stürmische Windböen, Schneefallgrenze 1225 m. Ab Mittwoch soll es dann besser werden. Es werden Schneeschauer erwartet.

Zum Leidwesen von Skifahrern und allen, die vom Wintertourismus leben, sind schneearme Winter keine Ausnahme mehr. Das „Wetterphänomen“ trifft nicht nur Mittelgebirgslagen schmerzlich. Auch in den Alpen kennt man dieses Problem. Manche sehen diese Tatsache offenbar nicht als Problem, sondern als eine „Herausforderung“ an, die mit cleveren Ideen (scheinbar) in den Griff zu kriegen ist, koste es, was es wolle.

Zaubermittel I
Das Zauberwort heißt „Schnee-Erzeuger“, besser als Schnee-Kanone bekannt. Allein im Raum Winterberg sollen mehrere hundert „Schnee-Maschinen“ im Einsatz sein. Die Investoren haben die Auswahl zwischen diversen Typen wie Eiskanone und Propellerkanone. Zu den neuesten und effektivsten sollen die Schneefabriken Snowfactory und Snow-Maker gehören.

Den Einsatz des Snow-Makers muss offenbar vom der Hochsauerlandkreis genehmigt werden. Vielleicht gab oder gibt es ja Bedenken, dass der Betrieb dieser Maschine den einen oder anderen Kollateralschaden mit sich bringen könnte?

Die Kritiker
Umweltschützer kritisieren gewiss nicht umsonst die Beeinträchtigungen und die Schäden, die der Natur durch künstlichen Schnee widerfahren.

Wie sieht es mit der Energiebilanz aus? Gehen wir mal davon aus, dass im Winterberger Skigebiet der überwiegende Teil der Pisten und Bahnen an rund 100 Tagen pro Saison künstlich beschneit wird. Wie hoch ist da der Wasser- und Energieverbrauch?

„Mit rund 170 Schneeerzeugern können pro Stunde gut 5.000 Kubikmeter Schnee hergestellt werden. Gespeist wird diese Anlage aus gleich mehreren Reservoirs …“, wirbt das Skiliftkarussel Winterberg auf seiner Website:

http://www.skiresort.de/skigebiet/winterberg-skiliftkarussell/bewertung/schneesicherheit/

Wie viel Wasser wird dafür tagtäglich verbraucht? Was macht das mit dem Grundwasser und dem Wasserhaushalt, was mit der Natur?

Zaubermittel II
In Österreich, der Schweiz, den USA und noch einigen anderen Ländern kommt eine weitere Wunderwaffe gegen schneelose Zeiten zum Einsatz. Das Produkt stammt aus den USA, nennt sich „SnoMax“, ist äußerst umstritten und daher in Deutschland verboten.

Sein Vorteil: SnoMax soll den Wasserverbrauch für die Herstellung künstlichen Schnees deutlich verringern.

Sein Nachteil: Es wird ihm ein negativer Einfluss auf Fauna und Flora nachgesagt. Der Grund dafür soll ein Bakterienprotein sein, das Pflanzen schadet und Trinkwasser vergiftet. Na. Toll!

Wie gesagt, in Deutschland ist das Zeug namens „SnoMax“ verboten. Stellt sich nur die Frage, ob es im Handel nicht frei zugänglich ist? Online wird es säckeweise angeboten.

Das Ende … oder der Anfang
Es scheint so, als sei „umweltfreundlicher Schnee“ Schnee von gestern. Was machen wir also heute und morgen „mit ohne“ Schnee?

Ein Gedanke zu „Mit (Schnee-)Kanonen auf die Umwelt – was machen wir heute und morgen „mit ohne“ Schnee?“

  1. @Gabi

    Viele deiner Fragen habe ich auch. Was die Schneeerzeuger angeht, habe ich folgende Information:

    Den Liftbetreiber ist der Einsatz von allen Zusatzstoffen laut Baugenehmigung für die Beschneiungsanlagen nicht erlaubt ist.
    Auch das Land NRW hat, genau wie in Bayern, den Einsatz jeglicher Chemie verboten.

    Zusatzstoffe machten auch sehr wenig Sinn, da die aktuellen Techno Alpin Schneekanonen Modell TF-10 bereits ab -1,5°C Außentemperatur – Feuchtkugel -2,5° C Schnee produzieren könne.

    An der Ruhrquelle wird nach meinen Informationen der Snowmaker von Techno Alpin benutzt, wobei immer die Kosten- / Nutzen Situation bewertet werden muss.

    Das heißt, dass das Ding sehr teuer ist, im Vergleich zu anderen Schneekanonen und -Erzeugern und sich eher als Werbung/Publicity eignet, Motto:

    „Seht her, wir haben schon im Oktober einen weißen Streifen Schnee im Grün.“

    SnoMax wirkt nach Angaben des Herstellers schon bei 0,6°C, das wäre ja ein Grad mehr als bei den oben angegebenen Maschinen. Meiner Meinung nach wäre der Anreiz schon gegeben. Warum sonst auch wird das Mittel dort, wo es erlaubt ist, massiv eingesetzt.

    Soweit meine Gedanken.

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