Lohberg100 – Done!

Am vergangenen Samstag in der Neutorgalerie in Dinslaken: Lohberg100 - die Austellung (foto: zoom)
Am vergangenen Freitag in der Neutorgalerie in Dinslaken: Lohberg100 – die Austellung (foto: zoom)

Ich weiß gar nicht, wie es eigentlich gewesen ist. Eines Tages folgte mir Lohberg100 auf Instagram und ich folgte zurück. Aber vielleicht war es auch umgekehrt. Ein interessantes Porträt nach dem anderen erschien, und ich musste sie einfach liken und herzen. Tolle Schwarz-Weiss-Bilder.

Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass hinter Lohberg100 ein Projekt stand.

100 Lohberger im Alter von 1 bis 100 sollten fotografiert und mit kurzen Anmerkungen vorgestellt werden.

Warum eigentlich Lohberg?

Lohberg100 porträtiert Bewohner des Dinslakener Stadtteils Lohberg, der als sozialer Brennpunkt und Sammelbecken für Salafisten in Verruf geraten ist. Auf 100 Bildern zeigt das Projekt 100 Menschen im Alter von 1 bis 100. Jedes Alter mit einem eigenen Porträt, vom Kleinkind bis zur Urgroßmutter. 100 Menschen zeigen ihr Gesicht, ihr Umfeld und erzählen von ihren Lebenswünschen. Lohberg100 taucht ein in einen Stadtteil und das Leben seiner Bewohner. Initiiert hat das Projekt der Verein Forum Lohberg e.V.

Hier hatte ich das alles schon mal erklärt: http://www.schiebener.net/wordpress/aergerlich-ich-verpasse-eine-ausstellungseroeffnung-lohberg100/

Die Idee fand ich einfach nur gut. Ein Stadtteil wehrt sich gegen seine Reduzierung auf „Salafisten“, „Lohberger-Brigade“, „IS-Rekrutierungs-Viertel“.

Ich kenne Lohberg. Lohberg hat eine Teil meines eigenen Lebens begleitet. Eine Bergarbeitersiedlung neben der gleichnamigen Zeche. Die Zeche war der Kirchturm meiner Kindheit und Jugend. Sie war ewig. Immer da. Der Fußballverein VfB Lohberg. Die Häuser mit dem Ruß-geschwärzten Putz. Der stinkende Dreckskanal neben der Möllebek. Passfotos haben wir beim Fotografen in Lohberg machen lassen.

„Passfotos machen lassen“ stand für mich als Kind auf der gleichen Stufe wie der Zahnarzt. „Guck mal, da kommt gleich das Vögelchen!“, sagte der Fotograf. Es kann allerdings auch eine Fotografin gewesen sein.

Zahnärzte und Passfotografen waren geschlechtslose Wesen, die mir Lebenszeit raubten und Weh taten. Der eine durch den Bohrer, der andere durch das Still-Sitzen.

Lohberg. Ich bin später durch die Straßen gejoggt und manchmal mit dem Fahrrad entlang der Koks-, Hauer-, Steiger-, Schlepper-, Graben und Stollenstraße geschlichen.

Oh, oh … diese Jung-Türken. Fahren die eigentlich alle schwarze Autos der Marke Mercedes? Der Rassist in mir.

Irgendwann stand die Zeche still. Als ich die Wohnung meiner Eltern leer räumen musste -Eltern leben ewig, denkt man als Kind- schaute ich aus dem Hochhaus auf den Förderturm.

Später habe ich bei der Ruhrtriennale „Accatone“ in der riesigen Kohlenmischhalle gesehen.

Lohberg. Zur Ausstellung bin ich mit dem Rad angereist. Meine Planung ist hier nachzulesen: http://www.schiebener.net/wordpress/die-mini-radtour-ist-fertig-geplant-winterberg-bochum-dinslaken-habt-ihr-noch-tipps/

Ich habe mir alle 100 Bilder angeguckt, und dann noch einmal, und dann habe ich mich in die Massagesessel (2€) im ersten Stock der Neutorgalerie in Blickweite der Ausstellung gesetzt und nachgedacht.

Dumme Gedanken. Sind das wirklich 100 Bilder? Nachgezählt. Stimmt. Von 90 bis 99 alle Lebenssalter vorhanden? Check!

Kenne ich eigentlich jemanden? Es könnte sein, dass ich meinen alten Kunstlehrer und einen Klassenkameraden entdeckt habe. Es könnte sein. Ich bin mir noch nicht sicher.

Zurück in den Massagesessel. Auf Instagram an Lohberg100 geschrieben:

„Inhaltlich geht mir eine eine unausgereifte Idee durch den Kopf. Die Frage, was die Ursache für den „Lohberger Salafismus“ ist, wird ja nicht thematisiert. Ist auch ok, weil anderer Fokus. Habt ihr dazu schon mal etwas gemacht?“

Lohberg100 war ein sehr gutes Ziel für meine Radtour – ein Stadtteil mit Zukunft.