Fracking – mit Verharmlosungsstrategien und Bestechung muss gerechnet werden.

Plakat des Kirchenkreises Arnsberg (archiv: zoom)
Plakat des Kirchenkreises Arnsberg (archiv: zoom)

Angesichts wachsenden Widerstandes gegen das sogenannte „Fracking“ ist damit zu rechnen, daß die dafür verantwortlichen Firmen nach Kräften versuchen werden, mit einer Verharmlosungsstrategie die Akzeptanz für ihre brachialen Fördermethoden zu steigern.

Gastbeitrag von Karl Josef Knoppik

Nicht auszuschließen ist, daß so etwas mit Hilfe industriehöriger Politiker gelingen könnte. Warum wohl haben CDU und FDP im Wirtschaftsausschuß einen Antrag von NRW für höhere Umweltstandards abgelehnt? Reinhard Schmidt von der SPD wies darauf hin.

Wenn man weiß, welche Machtfülle die Industrielobby innehat, und wie sie überall Einfluß ausübt, um ihre Ziele zu erreichen, muß man jederzeit auf das Schlimmste gefaßt sein und darum sehr wachsam bleiben. Wo immer es um wirtschaftliche Interessen geht, die allein den schnellen Profit im Auge haben, besteht permanent die Gefahr, daß Politiker der Versuchung erliegen, auf die Wünsche der Industrie einzugehen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie selber einen Nutzen daraus ziehen.

Und wenn man mit den herkömmlichen Methoden nicht weiterkommt, „erkauft“ man sich eben die Genehmigung.

So braucht sich doch niemand darüber zu wundern, daß so viele unserer Volksvertreter hoch dotierte Posten in der Wirtschaft bekleiden. Diese Feststellung gilt allgemein. Die Industrie läßt nichts unversucht und erhält den Druck auf die Politik so lange aufrecht, bis ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt sind. Das lehrt die Erfahrung. Schwerwiegende ökologische und gesundheitliche Bedenken seitens der Bürger gegen kapitalintensive Großprojekte, die Mensch und Umwelt nachhaltig schädigen, waren für die Wirtschaftslobby noch nie ein Grund, von ihren ehrgeizigen Vorhaben Abstand zu nehmen.

Bei „Fracking“ geht es doch nicht nur um eine Fortsetzung der ungebändigten Gier nach den letzten (endlichen!) Rohstoffvorkommen. Wir haben es hier auch mit einer neuen Dimension von Naturzerstörung zu tun. Um den Einfluß der Lobby zurückzudrängen, müßte schon das sehr antiquierte und industriefreundliche Bergrecht reformiert werden, welches solche Großprojekte überhaupt erst möglich macht.

Man erinnere sich noch an die Zeit, als durch dieses noch heute gültige Bundesrecht der Braunkohletagebau „Garzweiler II“ genehmigt und schließlich durchgesetzt wurde. Und noch so strenge Umweltauflagen (wie sollen die denn aussehen?) können meiner Ansicht nach nichts an den verheerenden Konsequenzen ändern, die mit den unseligen Erdgasbohrungen verbunden sind.

Deshalb: Nur der vollständige Verzicht auf dieses Projekt erspart uns bzw. unseren natürlichen Lebensgrundlagen katastrophale Langzeitfolgen.

Erfreulich ist, daß sich die Bürger hierzulande so zahlreich gegen „Hydraulic Fracturing“ engagieren. Deren Protest macht Mut und berechtigt zur Zuversicht.

Was diese Technik bisher schon in den USA angerichtet hat, sollte den Verantwortlichen bei uns eine Warnung sein, es „Wintershall BNK“ & Co. nicht zu gestatten, nun auch noch Deutschland zum Experimentierfeld für profitorientierte Ausbeutungspraktiken zu mißbrauchen. Waldsterben, tote Kühe auf den Wiesen, enormer Flächenverbrauch, vergiftetes Trinkwasser sowie Freisetzung von klimaschädlichem Kohlendioxid u.v.m. sprechen eine deutliche Sprache.

4 Gedanken zu „Fracking – mit Verharmlosungsstrategien und Bestechung muss gerechnet werden.“

  1. Wir leben in einer Welt der Gutachten, die bevor sie öffentlich gemacht werden auch aufgehübscht werden können. Daher geht das Bundeskanzleramt Vorwürfen nach, „die frühere Regierung Kohl habe Anfang der 1980er Jahre massiv Einfluss auf ein Gutachten zum Standort Gorleben als Atommüll-Endlager genommen.“ schreibt die Zeit

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2009-09/gorleben-endlager-manipulation-kanzleramt

    Die kommenden Generationen werden noch lange an den Folgen der „preiswerten Atomenergie“ zahlen müssen.

    Auch zur Vorratsdatenspeicherung wurde von Schwarz/Rot eine Studie in Auftrag gegeben, den Abgeordneten vor Abstimmung jedoch nicht zu Verfügung gestellt und zuletzt sogar noch an entscheidenden Stellen „nachgebessert“.

    http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,8509402,00.html

    Nach meinem Kenntnisstand tauchte nun das erste Gutachten zum Fracking auf. Wie wir uns denken können, ist alles gar nicht so schlimm. Wahrscheinlich muss man nur Vertrauen in die durch unsere Politiker gelenkte Überwachung mittels Behörden haben.
    Und genau dort sehe ich das Problem.

  2. Da ist mir doch noch ein allerneustes Gutachten in die Hände gefallen. Die Kernaussage „Verbindliche Energieeinsparziele sind nicht dazu geeignet, die Energieeffizienz nachhaltig zu steigern“ findet sich im Handelsblatt

    http://www.handelsblatt.com/technologie/energie-umwelt/energie-technik/gutachten-liegt-vor-energieeinsparziele-bringen-wenig/6551382.html

    Wenn wir also reichlich Energie verbrauchen, wird es gerade auch durch das Abschalten von AKWs die Notwendigkeit für Fracking gegeben sein.

    Höhepunkt ist die Aussage von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) dem Handelsblatt gegenüber: “Die Einführung einer Energieeinsparverpflichtung für Deutschland ist kein geeigneter Weg, um unsere hochgesteckten Energieeinsparziele zu erreichen“.

    Ich habe im übrigen keine Andeutung gefunden, wie es denn gehen soll. Nun könnte man der Meinung sein Herr Rösler möchte das dem liberalen Markt überlassen. In der Praxis müssen sich durch Vorgaben der Politiker wenige Großverbraucher nicht mehr an allen Kosten der Energieversorgung beteiligen, weil von CDU und FDP festgelegt wurde, dass insbesondere der Mittelstand und die Privatleute dafür mitbezahlen.
    Es wundert mich immer wieder wie brav der Mittelstand seine staatlich bestimmte Schlechterstellung am Markt über höhere Kostenbeteiligung an der Energieversorgung hinnimmt. Der alte DDR-Grundsatz „alle sind gleich, nur manche sind gleicher als andere“ scheint sich etabliert zu haben. Dies weil die einen das wollen und die anderen das annehmen.

  3. Orwell, Animal Farm: „All animals are equal, but some animals are more equal than others“.

    Wir haben Orwell lange als Anti-Kommunistische Novelle gelesen, aber inzwischen bin ich der Meinung, dass „Animal Farm“ weit über die Fundamentalkritik an der stalinistischen SU hinausweist.

    Mein alter kleiner Kanon, die „Must Reads“ der Dystopischen Literatur:

    Orwell:
    1984
    Animal Farm
    Huxley:
    Brave New World
    Bradbury:
    Fahrenheit 451

  4. Die ‚Bestechung‘ beim Konsumenten wird über den Preis gehen. BILD berichtet über den günstigen Gaspreis in den USA, wo in rund 20 Staaten gefrackt wird.

    Der CDU Abgeordnete und Wirtschaftspolitiker Michael FUCHS sieht insbesondere in NRW und Niedersachsen ‚relevante Vorkommen‘ und wird von BILD.de mit den Worten zitiert:

    „Fracking ist auch umweltfreundlich möglich. Und es würde mit Sicherheit die deutschen Gasverbraucher erheblich entlasten.“

    http://www.bild.de/geld/wirtschaft/heizkosten/werden-die-deutschen-beim-gaspreis-abgezockt-23681478.bild.html

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