Jede(r) achte Schüler(in) in Nordrhein-Westfalen konfessionslos. Ein Drittel der Waldorfschüler „ohne“.

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Kreuz an der Negerkirche (archiv: zoom)

Düsseldorf (IT.NRW). Jede(r) Achte der 2,1 Millionen Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen Nordrhein-Westfalens (ohne zweiten Bildungsweg) war im Schuljahr 2011/2012 konfessionslos.

Damit ist der Anteil der konfessionslosen Schülerinnen und Schüler seit dem Schuljahr 2006/2007 um 2,3 Prozentpunkte gestiegen. Wie Information und Technik Nordrhein-‘Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, waren 40,9 Prozent der Schülerinnen und Schüler katholisch, 28,6 Prozent evangelisch und 13,1 Prozent islamisch.

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Was ist an den Waldorfschulen los?

Den höchsten Anteil konfessionsloser Schüler/-innen gab es im Schuljahr 2011/2012 mit 32,1 Prozent an den freien Waldorfschulen – den niedrigsten Anteil wiesen hier mit 9,3 Prozent Realschülerinnen und -schüler auf. An den Grundschulen ist der Anteil der Schüler ohne Konfession seit dem Schuljahr 2006/07 von 12,5 Prozent auf nunmehr 15,8 Prozent gestiegen.

Ergebnisse für Städte, Gemeinden und Kreise finden Sie hier.

Ergebnisse für die Schuljahre 1996/97 und 2006/07 finden Sie hier.

6 Gedanken zu „Jede(r) achte Schüler(in) in Nordrhein-Westfalen konfessionslos. Ein Drittel der Waldorfschüler „ohne“.“

  1. Waldorfschüler werden anders mit „Konfession“ versorgt:

    –

    Religionsschule Waldorfschule: ein ‘Umkreisen Gottes’

    (…) Der Erziehungswissenschaftler Prof. Klaus Prange schreibt in seinem Standardwerk „Erziehung zur Anthroposophie – Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik”: „Die Anthroposophie braucht in der Tat nicht [in den Unterricht der Waldorfschule] hineingetragen zu werden, sie ist immer schon da.”

    Schwieriger wird es, will man die Religion Anthroposophie auch als solche erkennen, Prange führt aus: „In der Tat entsteht aus der Differenz von allgemeiner öffentlicher Präsentation, die sich der üblichen Vokabeln und Formeln bedient, und dem, was eigentlich damit gemeint ist, der Eindruck, man habe es bei der anthroposophischen Pädagogik mit einer Art Mogelpackung zu tun, die ein sehr eigenwilliges Produkt in einer geläufigen und höchst normalen Verpackung an den Mann zu bringen versucht.“ (…)”

  2. Und hier auch noch der Klassiker zu Rudolf Steiner (aka „Waldorfschule“):

    –

    Kurt Tucholsky:

    Rudolf Steiner in Paris

    »Abrakadabra kadibar kadabra –
    Palle – palle! Muff! Muff! Muff!«
    Zauberer in einem Kindertheater

    Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat hier einen Vortrag gehalten.

    (…)

    Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.)

    (…)

    Wenns mulmig wurde, rettete sich Steiner in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das »Seelisch-Geistige«, das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen. Man sagt, Herr Steiner sei Autodidakt. Als man dem sehr witzigen Professor Bonhoeffer in Berlin das einmal von einem Kollegen berichtete, sagte er: »Dann hat er einen sehr schlechten Lehrer gehabt –!«

    (…)

    Immer, wenn übersetzt wurde, dachte ich über diesen Menschen nach. Was für eine Zeit –! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler, der sommerabends zu Warnemünde, wenns regnet, im Kurhaus eine »Réunion« gibt, alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert … und das hat Anhänger –! Wie groß muß die Sehnsucht in den Massen sein, die verlorengegangene Religion zu ersetzen! Welche Zeit –!

    (…)“

  3. @ zoom

    freut mich, dass dir Tucholsky gefällt. Wir waren auch sehr beeindruckt, deshalb haben wir uns -ausnahmsweise- zu „geistigem Diebstahl“ hinreissen lassen …:

    Markus Beauchamp, Nicole Glocke und Andreas Lichte:

    Rudolf Steiner in Berlin

    Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Berlin und hält hier Vorträge. Das ‚Seminar für Waldorfpädagogik Berlin‘ hat ihm dazu die Räume und die Stimmen gegeben: Mit tausend Zungen verkünden die Dozenten des Waldorf-Seminars die Botschaften ihres ‚Menschheitsführers‘, die sie aus der geistigen Welt empfangen, bzw. aus der 370-bändigen Steiner-Gesamtausgabe. Das Publikum besteht aus angehenden Waldorf-Lehrern, in der Hauptsache verbogenen Menschen, die ihr Manko auf Steiner abgewälzt haben: Wenn aber eine den geliebten Arbeitsplatz nicht bekommen kann, Hartz-IV-Empfängerin ist, einer überhaupt unbefriedigt ist, so ist das noch kein Grund, in der Pädagogik herumzuschludern.

    Wir haben so etwas von unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer der Vorträge hindurch geht uns das nicht aus dem Kopf: Aber die glauben ja kein Wort von dem, was sie da sprechen! (Und da tun sie auch recht daran.)

    Wenn’s mulmig wird, retten sich die Dozenten in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das „Seelisch-Geistige“, das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und die Dozenten hantieren mit Riesenbegriffen.

    Immer, wenn die Dozenten Steiners Botschaften aus der geistigen Welt übersetzen, denken wir über diese Menschen nach: Was für eine Zeit! Kerle, etwa wie arme Schauspieler, die sommerabends zu Dornach, wenn’s regnet, im ‚Goetheanum‘ eine ‚Konferenz“ geben, alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert … und das hat Anhänger! Wie groß muss die Sehnsucht in den Massen sein, die verlorengegangene Religion zu ersetzen! Welche Zeit!

    Das sagen wir, ehemalige Seminaristen des ‚Seminars für Waldorfpädagogik Berlin‘, die wir Augen- und Ohrenzeugen dieses Menschheitsspektakels geworden sind. Und das sagt Kurt Tucholsky, aus dessen Bericht „Rudolf Steiner in Paris“ die einleitenden Absätze fast wörtlich übernommen sind. Der einzig wirkliche Unterschied: Im ‚Seminar für Waldorfpädagogik Berlin‘ maßen sich die Dozenten Steiners Rolle an.

    Wir berichteten der Berliner Schulaufsicht über die dortige Steiner-Heiligenverehrung, über die dort vorgenommene ideologische Schulung, über eine durch und durch esoterische „Ausbildung“, die dem Berliner Schulgesetz Hohn spricht, Zitat: „§ 98 Genehmigung [von Privatschulen]: (3) Die Genehmigung ist … zu erteilen, wenn … 2. die Lehrkräfte eine wissenschaftliche Ausbildung und Prüfung nachweisen, die hinter der Ausbildung der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen nicht zurücksteht, oder die wissenschaftliche Eignung der Lehrkräfte durch gleichwertige freie Leistungen nachgewiesen werden kann.“

    Wir teilten der Berliner Schulaufsicht übereinstimmend mit, dass am ‚Seminar für Waldorfpädagogik Berlin‘ eine ‚wissenschaftliche Ausbildung‘, wie sie das Gesetz fordert, nicht stattfindet. Die Antwort des Leiters der Berliner Schulaufsicht, Landesschulrat Hans-Jürgen Pokall: „Wie Sie wissen, ist die Bundesrepublik Deutschland an Schulen in freier Trägerschaft sehr interessiert, nicht nur wegen des Artikels 7 Grundgesetz, sondern vor allem, weil unsere Gesellschaft davon lebt, dass möglichst viele sich auch und gerade im Bildungsbereich mit eigenen Ideen und Initiativen beteiligen … Es ergibt sich aus unserer Sicht keine Notwendigkeit einer besonderen staatlichen Aufsichtspflicht.“

    An derzeit [Mai/Juni 2007] 206 deutschen Waldorfschulen kann also mit staatlichem Gütesiegel unterrichtet werden, was Kurt Tucholsky schon 1924 als Scharlatanerie entlarvte. Ein Vergleich mit dem Originaltext („Rudolf Steiner in Paris“, in: Deutsches Tempo, rororo, 1990, Seite 360ff.) sei dem Leser wärmstens empfohlen, auch weil Tucholsky noch weit mehr zu berichten hat, getreu dem Motto ‚zu wahr, um schön zu sein‘.“

  4. Tucholsky hat mir schon seit meiner Schulzeit gefallen. Der Text ist nicht in der rororo TB Ausgabe, daher habe ich ihn leider bis heute nicht gelesen. Benötige eine ordentliche Gesamtsausgabe 🙁

  5. UNTERSTÜTZER – Darum unterschreiben Menschen [die Petition der GWUP gegen eine „staatliche Waldorfschule“ in Hamburg]:

    „Robert Spengler

    Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen einige Jahre in einer Waldorfschule unterrichten zu dürfen und dabei hinter die Kulissen zu blicken. Aus meinen damaligen Erfahrungen würde ich persönlich soweit gehen, die Anthroposophie mitsamt der Waldorfpädagogik als eine Art Sekte anzusehen.“

    http://www.change.org/de/Petitionen/gegen-die-geplante-staatliche-waldorfschule-in-hamburg

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