Inside AfD – Was kommt da auf uns zu? Vortrag und Diskussion im Rock-Café Meschede

Screenshot der Einladung der Mescheder Falken zur Veranstaltung im Rock-Café
Screenshot der Einladung der Mescheder Falken zur Veranstaltung im Rock-Café

Auf einer Veranstaltung der Falken HSK referierte heute Nachmittag Rainer Roeser, Journalist und Kenner der rechten Szene,  über das Innenleben und die Strukturen der AfD. Dabei betrachtet Roeser insbesondere die Organisationsebenen Bund, NRW und Hochsauerlandkreis.

Der Platz im Rockcafé wurde um 15 Uhr eng. Zusätzliche Stühle mussten herbeigeschafft werden. Viele junge, aber auch ältere Antifaschisten waren gekommen, um sich zu informieren und ihre Fragen zu diskutieren.

Nach der Landtagswahl im kommenden Mai könnten zwischen 20 und 30 Abgeordnete der AfD im Düsseldorfer Landesparlament sitzen, so Rainer Roeser. Grund genug, sich mit Strukturen und Inhalten der neuen rechtspopulistischen Partei auseinanderzusetzen.

Bei ihrer Gründung vor dreieinhalb Jahren wäre die selbst ernannte „Alternative für Deutschland“ eine gesellschaftspolitisch konservative und wirtschaftspolitisch neoliberale Partei gewesen, die sich zwar rechtspopulistischer Argumentationsweisen bediente, ohne dass dies aber das bestimmende Element der Partei war.

Bei dieser „alten“ AfD von 2013 bis 2015 hätte als „Professoren-Partei (Lucke)“ das Thema Euro im Vordergrund gestanden.

Inzwischen sei die AfD zur durchgehend rechtspopulistischen Partei geworden, die ihr Gründungsthema, den Kampf gegen den Euro, längst durch Parolen gegen Geflüchtete, gegen Islam und gegen eine supranationale Politik ergänzt und ersetzt habe.

Frauenpolitik und Sozialpolitik suche man im Programm der AfD vergebens. Sie sei eine zutiefst antisoziale Partei, wäre aber beispielsweise in Baden-Württemberg 15% Gewerkschaftern gewählt worden, genau so häufig wie der Durchschnitt.

Die AfD suche und finde die Zusammenarbeit mit extrem rechten Formationen wie der „Freiheitlichen Partei Österreichs“ oder dem „französischen Front National“. Als Organisator zeichne sich dabei insbesondere Marcus Pretzell als Abgeordneter des Europaparlaments aus.

Auf der Kandidatenliste für die Landtagswahlen in NRW fänden sich sowohl Ex-Mitglieder der sogenannten „Schill-Partei“ als auch Klimaleugner und Verschwörungstheoretiker.

In der AfD sammelten sich darüber hinaus viele gescheiterte Existenzen, die eine neue Chance als Abgeordnete des Bundestages und der Landtage suchten.

Auch die Aktivitäten der AfD im Hochsauerland, sowie die Berichterstattung in den Medien wurde diskutiert.

Fazit: Wer den 90-Minuten Vortrag von Rainer Roeser verpasst hat, hat etwas verpasst. Der Veranstalter hätte sich mehr TeilnehmerInnen aus den Reihen der SPD gewünscht, die zwar alle eingeladen gewesen wären, aber nur wenige waren anwesend.

8 Gedanken zu „Inside AfD – Was kommt da auf uns zu? Vortrag und Diskussion im Rock-Café Meschede“

  1. Leider erhält die AfD eine zu große mediale Plattform in manchen Medien. on einer solchen Berichterstattung können manche etablierten Parteien nur träumen. Zwei Großberichte an 2 Tagen hintereinander in der WP und dann auch noch im Sauerlandkurier ein Großbericht.

    Vielmehr muss man sehen das selbige Partei nicht in den Medien hochgespielt, aber man darf sie auch nicht runterspielen. Das ist halt die sog. Quadratur des Kreises.

  2. @Ralf Wiegelmann

    Der Bericht im Sauerlandkurier ist mir in seiner Distanzlosigkeit aufgefallen. Da wurde über den „mit großer Spannung“ erwarteten Besuch von Herrn Pretzell berichtet, der eine mehrstündige Fahrt „auf sich genommen“ hatte. Pretzell „stimmte … ein“, „mahnte zur Geschlossenheit“, „nahm besonders SPD und FDP aufs Korn“, „aber auch die CDU bekam ihr Fett weg“. Pretzell „verdeutlichte, dass neben der Inneren Sicherheit ‚die Familie das Zukunftsthema‘ sei. Die Familien müssten wieder im Mittelpunkt stehen.“ Und so weiter.

    Der Sauerlandkurier gibt wohlwollend den Inhalt von Marcus Pretzells Rede wieder, ohne kritische Anmerkungen, ohne Nachfragen. Oder wurde dieser Bericht von der AfD selbst geschrieben und irgendwer beim Sauerlandkurier hat anschließen seinen Namen darüber gesetzt? Das würde zumindest die Nähe zur AfD erklären.

    1. Die heimischen Medien erhielten beim Vortrag kein Lob. Wer sich über die AfD informieren wolle, so Rainer Roeser werde bei der FAZ weit besser bedient. Justus Bender leiste dort gute Arbeit.

      Beispiel: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-wahlkampf-petry-verzichtet-auf-alleinige-spitzenkandidatur-14869671.html

      Darüber hinaus empfahl er Melanie Amann vom Spiegel.

      Beispiel: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frauke-petry-afd-sachsen-soll-anwaltskosten-tragen-a-1133577.html

  3. @Ralf Wiegelmann

    Ein Herz für Tiere, nicht nur für Dackel – Das hat die AfD!

    Die Internet-Zeitung „Blickpunkt Arnsberg-Sundern“ wartete am 10. Februar mit einem Bericht über einen Antrag der AfD-Fraktion Arnsberg „Kriminalitätsprävention durch Abschaffung der Hundesteuer“
    auf. Ob die Redaktion bewusst etwas Ironie hat durchblicken lassen, möchte ich nicht beurteilen. Vielleicht war seitens des Redakteurs der Lacherfolg, den der Beitrag auslöste, nicht ganz unbeabsichtigt? Auf der fb-Seite vom „Blickpunkt“ hat`s mächtig Klick gemacht. Viele fb-Leser reagierten höchst amüsiert.

    Klick:
    http://www.blickpunkt-arnsberg-sundern.de/lebende-alarmanlage-afd-will-hundesteuer-abschaffen/

  4. @zoom

    Rainer Roeslers Analysen finde ich sehr zutreffend. Sie sind deckungsgleich mit den Aussagen von Alexander Häusler, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Fachhochschule Düsseldorf. Alexander Häusler beschäftigt sich überwiegend mit Rechtsextremismus und Neonazismus.

    Klick: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_H%C3%A4usler_(Sozialwissenschaftler)

    Die Infos und die Diskussion heute fand ich sehr aufschlussreich. Es sollte nicht die letzte Veranstaltung zum Thema „Afd“ sein.

    Denn die Afd ist leider keine Eintagsfliege. Sie wird uns wahrscheinlich lange erhalten bleiben. Sie wird sich in den Parlamenten breit machen und – so wie in Arnsberg mit dem „Hundesteuer- Antrag“ – versuchen, sich mit irgendwelchen angeblich „sozialen Anträgen“ beliebt zu machen. Oder sie wird wenig bis gar keine politische Arbeit leisten, sondern lediglich Fraktionsmittel und Sitzungsgelder abgreifen? Bisher sollen sich die Afd-Parlementarier jedenfalls nicht sonderlich durch Arbeit hervortun, sondern viel mehr Furore durch ihre eigene Zerstrittenheit, Fraktionssaustritte etc. machen.

    Und mich ärgert (genau wie Dich?) die Art und Weise der Medienberichterstattung. Soll die AfD auf die Weise hoffähig gemacht werden? Lässt sich die Presse für die Zwecke der AfD instrumentalisieren? Wenn ja, warum?

    Mich stört, dass so viele Menschen zu dem Aufstieg der Rechtsradikalen schweigen. Ist es Gleichgültigkeit oder ist es Ängstlichkeit?

    Nein, ich bin nicht optimistisch. Die AfD wird nicht sang- und klanglos verschwinden, egal wie zerstritten ihre Protagnonisten sind.
    Die „rechte“ Gesinnung ist tief verwurzelt. Jetzt trauen sich die Gesinnungsgenossen aus den Löchern. Die Erfolge der AfD ermutigt sie. Einen Vorteil hat das. Wir wissen nun annähernd, mit welcher „Masse“ wir es zu tun haben.

    Zwar wird sich die AfD mit der Zeit ein Stück weit entzaubern. Nicht alle Menschen werden sich von ihr auf Dauer an der Nase herum führen lassen. Aber ein Bodensatz bleibt.

    Darum: Die „Anderen“ müssen sich besser vernetzen. Die Veranstaltung heute könnte der Beginn für eine Gegenbewegung sein, hoffe ich.
    „Wehret den Anfängen!“

  5. Die AfD schreibt in ihrer als VERTRAULICH eingestufte
    Wahlkampfstrategie für 2017
    „… Weite Teile der Medienlandschaft sind der AfD gegenüber überzogen kritisch bis feindlich eingestellt. …“

    Nun ja, das kann man von den Zeitungen im Sauerland nicht sagen, zumindest wenn ich die letzten Berichte über die AfD gelesen habe.

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