Harald Lesch: „Unser Schulsystem ist Mist! … Im Grunde genommen ist Schule das dicke Hals Thema in Deutschland“

Ich habe heute ziemlich viel Spass, Spass mit vier „s“, gehabt, als ich mir den kalkulierten Ausraster (neudeutsch: rant) von Harald Lesch angeschaut habe.

Ihr auch?

„Die einen unterrichten Kinder – die anderen unterrichten Fächer.“

6 Gedanken zu „Harald Lesch: „Unser Schulsystem ist Mist! … Im Grunde genommen ist Schule das dicke Hals Thema in Deutschland““

  1. Hervorragender Beitrag und auf den Punkt gebracht der zeigt, das Investitionen in Bildung nicht gleich zu setzen ist mit alleinigen Geldausgaben für Schulgebäudesanierung, so wie es in manchen Städten der Fall ist.

  2. Nachdem „zoom“ bestätigt hat, dass ich mit „42“ die von Harald Lesch eingangs gestellte Rechenaufgabe richtig gelöst habe – tauchte bei mir die Frage auf, warum Harald Leschs Kritik am Bildungssystem so schlecht ist.

    So allgemein wie möglich beantwortet:

    Harald Lesch macht den größten Fehler, den ein Wissenschaftler machen kann:

    Er vergißt, dass der Beobachter das Ergebnis des Versuchs beeinflusst.

    Er beginnt seine Bildungs-Beschwerde mit einer Rechenaufgabe aus der Welt der „Ökonomie“. Genau jener Welt, die bestimmt, wie unsere Schule auszusehen hat:

    so, wie Schule heute ist, ist sie das Produkt eines masslosen Effizienzdenkens, des Diktats des „Neoliberalismus“, des fortgeschrittenen Kapitalismus.

    Alles muss „effizient“ sein, da ist die – auch von Lesch genannte – Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von 9 auf 8 Jahre nur ein Symptom, nicht das eigentliche Problem.

    „Spasss“ – „mit drei s“ – ist in der Folge für Lesch auch nur ein MITTEL, um den Unterricht effizienter zu gestalten. „Spass“ nicht um des Spasses willen, sondern um ein Bildungs-Ziel zu erreichen. Das ist natürlich Unsinn:

    „Johan Huizinga („Homo ludens, vom Ursprung der Kultur im Spiel“, Leiden 1938) gibt eine umfassende Definition des Spiels: Es ist eine freie Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig akzeptierten, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird und hierbei den Spieler völlig in Beschlag nehmen kann; es ist Selbstzweck und hat ein selbstgestecktes Ziel, nämlich in bestimmter Form etwas fertigzubringen, was die Lösung einer Spannung bewirkt. Was vollbracht werden muss und was damit gewonnen werden kann, interessiert erst in zweiter Linie. Das Spiel steht außerhalb des gewöhnlichen Lebensverlaufes; es kann den Spieler gleichsam mit einem „Geheimnis“ umgeben und ist geeignet, die Gruppe der Spieler zu besonderen Gemeinschaften zusammenzuschließen, die das Bewusstsein des „Anders-Seins“ als das „gewöhnliche Leben“ haben.“

    Als Illustration von „Spass“ im Unterricht wählt Lesch dann ausgerechnet „Theater spielen in englischen Privatschulen“.

    Mit „englischen Privatschulen“ verbinden sich aber vor allem 2 Eigenschaften:

    „Missbrauch“ und

    „Elite-Bildung“:

    eben jene Elite, die wesentlich für die Ökonomisierung von Bildung gesorgt hat, das masslose Effizienzdenken

  3. damit hier nicht die Kritik kommt:

    „abgehoben! Lesch stellt doch nur eine Standard-Rechenaufgabe!“

    hier eine Mathe-Aufgabe, die nicht „ökonomisch“ ist, und vielleicht auch „Spass“ macht, jedenfalls aus der Welt des „Spiels“ kommt:

    „Stell euch vor, ihr möchtet Fussball spielen.

    Eine grosse Wiese habt ihr.

    Aber wie sorgt ihr dafür, dass das Spielfeld rechteckig wird?

    Ich gebe euch hier ein Seil, damit geht es …“

    ( es gibt mindestens 2 Lösungen )

Kommentare sind geschlossen.