Gott ohne Diener oder mehr als 20 Prozent schwule Kandidaten?

In der Deutschland-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ist an prominenter Stelle auf der ersten Seite gekästelt ein Artikel von Matthias Drobinski erschienen, der eine merkwürdige Zahlenangabe enthält:

Gott ohne Diener

Immer weniger junge Männer weihen ihr Leben der Kirche

Der Artikel an sich ist lesenswert für Katholiken und Nicht-Katholiken. Die einen haben was zum Nachdenken, die anderen bekommen ihre Vorurteile bestätigt. Soweit so gut.

In der letzten von vier Spalten kommt es dann aber dicke:

„Wer heute noch ins Priesterseminar geht, um ehelos Gott und der Gemeinde zu dienen, dem hängt bisweilen der Geruch eines Sonderlings an. So mehren sich die Probleme: Es gehen häufig die Überfrommen ins Seminar, die mit der Gemeinde-Wirklichkeit nicht zurechtkommen. Der Anteil homosexueller Kandidaten liegt bei 20 und mehr Prozent. Anderen fällt es schwer, tiefe Beziehungen zu knüpfen. Und diejenigen, die es können, verlieben sich und gehen.“ hier alles lesen

Zwanzig und mehr Prozent schwule Kandidaten. Mein Gott!

Aber woher hat er denn die Zahl? Woher weiß der Autor, dass 20 Prozent der Kandidaten schwul sind? Das belegt er leider nicht und somit haftet dem gesamten Artikel der Makel der Unglaubwürdigkeit an.

Leider.

2 Gedanken zu „Gott ohne Diener oder mehr als 20 Prozent schwule Kandidaten?“

  1. aber auch v.a., was will der Autor mit der angeblichen Zahl sagen frag ich mich. Das ist doch homophob was er schreibt: Vor allem Sonderlinge, Homosexuelle und Bindungsunfähige werden Priester?
    Warum hat er dabei den Anteil Pädophiler nicht quantifiziert? Oder fallen die unter die Sonderlinge?
    Und warum sollte der Anteil heute anderes sein als im 19. oder einem Jahrhundert davor?
    Und sind diejenigen die ER beschreibt schlechtere Priester (zumindest diejenigen deren sexuelle Orientierung er beschreibt, die meineransichtnach niemanden etwas angeht)?
    Oder soll der Artikel aussagen, das die Kirche ihr Problem lösen könnte, wenn sie das Zölibat aufheben würde, oder wenn Frauen das Priesteramt ermöglicht würde?
    Also jedemenge Frage die mir da so beim ersten Lesen aufkommen.

  2. Hallo,
    „Oder soll der Artikel aussagen, das die Kirche ihr Problem lösen könnte, wenn sie das Zölibat aufheben würde, oder wenn Frauen das Priesteramt ermöglicht würde?“
    Ich glaube, dass genau die Zielrichtung des Artikels ist, aber leider hat es den Autor im letzten Viertel des Textes aus der Kurve getragen.
    „Und warum sollte der Anteil heute anderes sein als im 19. oder einem Jahrhundert davor?“
    Gute Frage!

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