Gehet hin und suchet seltene Schmetterlings-Arten! Die BI gegen Windkraft hat die volle Unterstützung des BM, der CDU und großer Teile der Winterberger Bevölkerung.

Windräder
Laufrichtung Krämerhöhe, Blickrichtung links: Windräder bei Heinrichsdorf. (archiv: zoom)

Auf der Sitzung des Winterberger Rats am vergangenen Donnerstag wurde beim Tagesordnungspunkt „Aufstellung des Sachlichen Teilplans „Energie“ des Regionalplans Arnsberg“ klar, dass zwischen die gegenwindbewegten Bürger, die CDU und den Bürgermeister anscheinend kein Blatt Papier passt.

Politisch gesehen ist die Anti-Windenergie-Initiative [1] die einmalige Chance für den Bürgermeister, den Schulterschluss zur Bürgerschaft zu erreichen und auf der Welle der Bürgerbewegung durch seine vermutlich letzte Amtsperiode getragen zu werden.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Joachim Reuter betonte am Donnerstag Abend, dass bei der Flächenausweisung für Windenergieanlagen die Stadt Winterberg „ihre Hausaufgaben gemacht“ hätte.

Altenfeld wäre die Wunschfläche, zwei weitere Flächen seien auf Bürgerwunsch nicht weiter verfolgt worden. Es sei von außen massiv in die Planungshoheit der Städte eingegriffen worden.

Es könne nicht sein, dass in Bayern die 10-H-Regel für Windkraftanlagen gelte und in NRW nur 800 m Abstand zu Siedlungen vorgesehen seien. Die FFH-Gebiete seien komplett ausgenommen. So gäbe es Nachbargemeinden, die aufgrund der FFH-Flächen keine Windkraftzonen ausweisen müssten.

Warum werde der Tourismus in Winterberg nicht gleichwertig berücksichtigt, warum gäbe es keinen Mindestabstand von 2 km wie in Bayern oder Sachsen.

Reuter rief die Bürger zu Einwänden auf: „Wo ist ein Rotmilan?“ Wo seien andere seltene Pflanzen und Tiere? Und weiter:  „Uns reicht die Fläche in Altenfeld“.

Bürgermeister Werner Eickler hieb in die gleiche Kerbe. Skiliftanlagen sollten die gleichen Rechte haben wie Stauseen. Tourismus sei Tourismus. Er stelle die Flächen der Bezirksregierung in Frage. Wenn die 10-H Regel konsequent angewendet würde, bliebe nur noch ein kleiner Streifen am Haarstrang. Es gebe Städte, die keine einzige Windkraftanlage hätten, weil sie zu 95% aus FFH Gebiete bestünden.

Eickler forderte die Bürgerinnen und Bürger auf sich die Winterberger Gebiete anzusehen und seltene Schmetterlingsarten oder was auch immer Schützenswertes zu finden. Die FFH-Flächen müssten für Windkraftanlagen geöffnet werden.

Der Fraktionsvorsitzende der SPD Harald Koch beklagte, dass seine Fraktion nicht zu einer Informationsveranstaltung in Meschede eingeladen worden sei. Der CDU Ratsherr Joachim Pape hatte zuvor die Abwesenheit der SPD auf dieser Veranstaltung bemängelt.

Weder er noch seine Fraktion wollten, so Koch, dass der Regionalplan in seiner jetzigen Form umgesetzt werde. Koch gab zu bedenken, dass es neben den Ablehnungen n der Bürgerschaft  auch Bürgerinnen und Bürger gebe, die Windkraft wollten. Er selbst schaue bei seinen Spaziergängen um die Ennert auf die Windräder bei Heinrichsdorf. Diese störten ihn nicht. Man müsse nur mal Richtung Möppi fahren, um zu beobachten wie sich die Landschaft auch ohne Windräder verändert habe. Die „wunderbaren“ Fichtenmonokulturen und blauen Berge seien auch keine ursprüngliche Natur.

BM Eickler wies auf die 400 Niedersfelder Unterschriften gegen Windkraft hin. Diese hätten doch wohl mehr Gewicht als die 1100 Freibad-Unterschriften, von denen auch viele von außerhalb Winterbergs gekommen seien.

„Niemand kann das wollen“, sekundierte Johannes Hellwig (CDU, Siedlinghausen), alles würde auf den Höhenzügen des Neger und Ruhrtals geplant, nichts in Hallenberg und Medebach.

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[1] Die Argumente der Initiative „Gegenwind am Rothaarsteig“ werden wir in Kürze als eigenen Blogbeitrag veröffentlichen

6 Gedanken zu „Gehet hin und suchet seltene Schmetterlings-Arten! Die BI gegen Windkraft hat die volle Unterstützung des BM, der CDU und großer Teile der Winterberger Bevölkerung.“

  1. Auf ihrer Homepage zitiert die o.g. Initiative „Gegenwind am Rothaarsteig“ einen Hans-Joachim Mengel, Politikprofessor an der Freien Universität Berlin und Kämpfer gegen Windräder mit den Worten: „Geplant werden die schlimmsten Verheerungen seit dem dreißigjährigen Krieg“.

    Wer nach den Verwüstungen und Zerstörungen des II. Weltkriegs einen solchen Vergleich im Zusammenhang mit Windräder herstellt, ist inhaltlich kaum mehr ernst zu nehmen.

    Der Berliner Tagesspiegel zitiert Mengel mit den Worten: „Ich bin nicht prinzipiell gegen die Windindustrie.“ Pikanterweise verdient der ehemalige Kämpfer gegen die „Verspargelung“ der Uckermark inzwischen ganz gut an der Windenergie.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-seiten-gewechselt/7160572.html

  2. Mit Geschichtsverständnis und Moral kann er tatsächlich nicht überzeugen, aber mit dem Wort „Verheerung“ trifft er voll ins Schwarze.

    Auch Enoch zu Guttenberg, Mitgründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland anno 1975, verwendet es übrigens. Er bezeichnet Windkraft unumwunden als „Technologie der Verheerung“.

    Guttenberg trat übrigens 2012 aus dem BUND aus, weil sich der BUND nicht gegen die massive Landschafts- und Umweltzerstörung durch flächenzehrende Windkraft aussprach, damit gegen Gründungsidee und Satzung verstieß und den Verdacht der Käuflichkeit nicht ausräumen konnte.

    Guttenbergs Windkraft-Rede ist übrigens Pflichtlektüre für alle Winterberger:
    http://www.enochzuguttenberg.de/publikationen/windrad_rede.pdf

  3. Für Fracking und seine Folgen ist „Technologie der Verheerung“ m.E. wesentlich zutreffender als für Windkrafttechnologie!

  4. Sowohl Windkraft als auch Fracking sind „Technologien der Verheerung“, ja.

    Doch der Widerstand der Sauerländer gegen Fracking und seine Verheerungen scheint immer aussichtsloser, nachdem die Frackinglobbyisten ihre Schachfiguren inzwischen bis in höchste Ebenen in Stellung gebracht haben (mit Miguel Arias Canete wurde gerade ein Mann der Erdölindustrie im EU-Kommissariat für Energie und Klimawandel platziert) und die Berliner Politik Fracking der Russlandsanktionen und resultierenden Versorgungsrisiken wegen mittlerweile als unverzichtbar erachtet.

    Verheerungen dieser und/oder jener Art zeichnen sich insoweit ganz deutlich ab. Es geht nur mehr um Schadensbegrenzung. Gerade deshalb ist der Widerstand gegen Windkraft so wichtig!

  5. Die Stimmungmache im Sauerland nutzt niemandem. Es sollte tatsächlich darum gehen, den Ausbau zu steuern, statt zu verhindern. Mit einer Verhinderungsplanung kann man vor Gericht ganz übel auflaufen. Und was die 10H Regelung angeht, sollten CDU und SPD ganz vorsichtig sein. In Datteln hat Eon ein Kraftwerk direkt vor die Wohnzimmerfenster der Bürger gesetzt. Das wird keinem Bürger zu vermitteln sein, warum man bei Windrädern 2 Kilometer Abstand nötig sein sollen, bei Datteln IV aber nur 600 Meter

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