Found on Facebook: Die CDU und SPD im HSK wollen die Winterberger Bobbahn nicht verkaufen! Es bleibt beim Zuschuss!

„Die CDU und SPD im HSK wollen die Winterberger Bobbahn nicht verkaufen! Es bleibt beim Zuschuss!“, so lautet ein Kommentar, den ich auf Facebook gefunden habe.

Die zwei Ausrufezeichen sollen, so meine Interpretation, nicht die Zustimmung, sondern das Unverständnis des Kommentators unterstreichen.

Da ich kein Wutbürger, sondern ein Ironiebürger bin, habe ich versucht, mich in die Stadt Winterberg hinein zu versetzen (was nicht immer sehr leicht ist) und einen Gegenkommentar geschrieben.

Ihr müsst das aus der Perspektive derer sehen, die den Kurs in Winterberg bestimmen: Die Stadt Winterberg ist eine Firma, die das Produkt „Tourismus“[1] herstellt. Der Bürgermeister ist der Geschäftsführer, der Tourismusdirektor ist der Abteilungsleiter „Marketing“.

Das Produkt wirft genügend Gewinn für die Gesellschafter ab. Zweifel am Produkt werden als schädlich für das Produkt angesehen.

Die Angestellten der Firma sind, wie in jeder Firma, der Firma und dem Produkt verantwortlich.

Ratsmitglieder werden „abgemahnt“[2], wenn sie Interna ausplaudern oder das Produkt schlecht reden.

Anders ausgedrückt: auch als der letzte Opel in Bochum vom Band gelaufen ist, haben noch einige am Produkt „Opel“ verdient.

Die Bobbahn ist Alufelge und Fuchsschwanz des Produkts „Tourismus“ der Firma Winterberg.

Ohne Bobbahn kein Opel, verbessere …. kein Opel Manta.

Winterberg MUSS so weitermachen wie bisher … weiter, weiter weiter …

[1] Es muss genauer „Ferienwelt Winterberg“ heißen.

[2] Perlen des Newspeak (Neusprech***) in der Lokalpolitik: Wenn der Bürgermeister sensibilisiert

15 Gedanken zu „Found on Facebook: Die CDU und SPD im HSK wollen die Winterberger Bobbahn nicht verkaufen! Es bleibt beim Zuschuss!“

  1. Gäbe es überhaupt einen Käufer für die Bobbahn? Wenn die Bahn nicht profitabel ist und wahrscheinlich auch nicht sein kann, wer sollte sie dann kaufen? Das verstehe ich nicht.

    1. Niemand würde die Bobbahn kaufen und betreiben. Das kann nur der Staat. Die Steuermittel gehen da rein, weil man sich einen sekundären Effekt verspricht: Ausstrahlungskraft der Marke „Winterberg“.

      Im Grunde genommen ist es das Gleiche wie bei Schwimmbädern, die per se fast alle defizitär sind: Wie sieht die Stadt mit oder ohne Schwimmbad aus?

      Daher muss die Stadt Winterberg schon darüber nachdenken, wie eine Zukunft für das Produkt Winterberg ohne Bobbahn und eventuell sogar ohne Winter aussähe.

  2. „Think Big“-(Utopie)Tradition im Sauerland:

    Im Zusammenhang mit dem ehemaligen Zuschauermagneten (… und das ist keine Übertreibung. Die Hütte war von 1965 bis Ende der 1970er immer rappelvoll. *** ) „ADAC Sauerland-Bergpreis“ auf der Strecke zwischen Nuttlar und Kallenhardt http://de.wikipedia.org/wiki/ADAC_Sauerland-Bergpreis plante Karl von Wendt http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Wendt die Errichtung eines Rundkurses namens „Sauerland-Ring“.
    Von Wendt wollte das Projekt „aus eigener Tasche“ finanzieren.

    Nun ja: waren die damals politischen Entscheider klüger als die Heutigen?
    Zitat Wikipedia:

    Sein ehrgeizigstes Projekt war eine Rennstrecke im Sauerland, in deren Planung Wendt bereits viel Geld investiert hatte. Als der geplante Sauerland-Ring 1971 politisch verhindert wurde, beendete er seine Motorsportkarriere und löste seinen Rennstall auf.

    Man stelle sich vor, das Ding wäre wirklich gebaut worden, absehbar Pleite gegangen und dann vom Steuerzahler hätte saniert werden müssen…?

    *** „In Echt“ erlebt. Meine im Orga-Team etablierten Onkels aus Nuttlar waren so nett, mich als „Blag“ (1965 – 1968) mitzunehmen und später dann mit Freikarten (incl. Zutritt zum „Fahrerlager“) zu versorgen.

    Apropros Fahrerlager (ne frisch gemähte Wiese):
    Ein Rolf Stommelen befreite seine Windschutzscheibe eigenhändig vom Schmutz.

  3. Natürlich würde es Käufer für die Bobbahn geben – wenn der Kaufpreis nur in der Höhe eines Bruchteils der Investitionen liegt, die Stadt und HSK in die Bobbahn gesteckt haben…
    Ein geschickter Investor würde sich sein Invest dann auch zugleich damit absichern lassen, dass Stadt und HSK zusätzlich einen jährlichen Zuschuss zahlen müssen, weil so eine Bobbahn ja nun mal nicht kostendeckend zu betreiben ist und einen touristischen Mehrwert darstellt. Der BWLer würde dann ausrechnen, dass der vertraglich zu vereinbarende jährliche Zuschuss für Stadt und HSK ein „gutes Geschäft“ ist, wenn er Stadt bzw. HSK kostengünstiger als die derzeitige Lösung käme.
    Und schon stände einem guten Geschäft nichts mehr im Wege.
    Wie es weiter ginge, kann man sich auch mit wenig Phantasie vorstellen…
    Wer doch dazu Anregungen sucht, findet sie am Nürburgring oder bei der Privatisierung öffentlicher Wasserversorgung.

    Ich bin selten einer Meinung mit dem Bürgermeister, aber eine Privatisierung der Bobbahn ist so ziemlich das Letzte, was ich mir sinnvoll vorstellen kann.

  4. @Andreas

    So sehe ich das auch. Eine Privatisierung würde die Verluste hinten herum doch wieder sozialisieren, das heißt der Allgemeinheit aufbürden.

    Vor der Bob-WM wird Winterberg sowieso keinen Zweifel am Sinn der Bobbahn zulassen (dürfen).

    Was danach passiert, hängt von den ökonomischen Zwängen, der Entwicklung des Bob-Sports und dem daraus langfristig resultierenden Wert der Bahn für die „Marke“ Winterberg ab.

    Eine Opportunitätsrechnung ist nicht trivial.

  5. Eine Privatisierung der Bobbahn wäre dann sinnvoll, wenn der Käufer alle Betriebskosten übernimmt, und das auf Dauer. Dafür könnte er dann z.B. die Bahn umbenennen. Ob es jemanden gibt, der sich davon eine ausreichende Werbewirkung verspricht, die das finanzielle Engagement aufwiegt, ist selbstverständlich ungewiss. Aber hat man es ernsthaft versucht?
    Derzeit kostet die Bobbahn die beiden Gesellschafter (HSK und Stadt Winterberg) weit ca. 1,4 Mio Euro pro Jahr, wenn man Betriebsverlust, Investitionszuschuss und Erhöhung der Verschuldung addiert.
    Das auf Antrag der SBL nach einem Jahr nun vorgelegte sog. Entschuldungskonzept würde mehr als 20 Jahre benötigen und nur dann funktionieren, wenn in dieser Zeit keine weiteren größeren Investitionen anfallen. Und man kann es auch als Mogelpackung ansehen, denn die Gläubiger (HSK und Stadt) zahlen mehr Geld an den Schuldner (Bobbahngesellschaft), damit dieser in vielen Raten seine Schulden abstottern kann. Wer einen Kredit von einer Bank aufgenommen hat, wird die wohl kaum dazu bewegen können, dass die ihm zusätzliches Geld schenkt, damit der Kredit abbezahlt werden kann…

  6. @Reinhard Loos:

    Nehmen wir also mal an, dass sich Investor xy bei Stadt und HSK meldet und den Kauf der Bobbahn für ein paar Euro anbietet – ohne irgendwelche Betriebskostenzuschüsse zu fordern.

    Nehmen wir an, dass die Stadt und HSK das Angebot dankend annehmen würden, um sich finanzieller Lasten zu befreien.

    In den Folgejahren würde der Investor xy ein paar Erlöse erzielen (was ich mir schon schwer vorstellen kann, aber wir nehmen es mal an), während er in die Bahn nicht mehr investiert würde.

    Danach wäre Schluss. Der Investor würde erklären, dass die Bahn leider sanierungsbedürftig und total veraltet sei, sodass der Betrieb eingestellt werden müsse. Was nu?!?

    Klar, man könnte eine langfristige Betriebspflicht vertraglich vereinbaren. Doch was würde das bringen? Dann hätte man im gleichen Fall allenfalls erreicht, dass der Vertrag ungültig würde und die Infrastruktur, in die jahrelang nicht mehr investiert wurde, wieder zurück in den Besitz von Stadt und HSK ginge. Vielleicht noch eine Vertragsstrafe, aber das wäre dann auch schnell eine Frage für das Insolvenzrecht.

    Wie man es dreht und wendet: Man kann nur ernsthaft erwarten, dass Private in eine solche Infrastruktur aus Eigenmotivation investieren, wenn hier ein dauerhaft „gutes Geschäft“ zu erwarten ist. Und das kann ich mir nur dann vorstellen, wenn der Steuerzahler dafür zahlen müsste – andernfalls sehe ich hier keine privatwirtschaftliche Perspektive. Die Bobbahn ist oder sollte eigentlich im Kern das Gleiche sein wie der Bolzplatz für die Dorfjugend: Eine Sportinfrastruktur, die sich die Allgemeinheit nun einmal leistet oder nicht leistet.

  7. @Andreas:

    So ein Bolzplatz im Dorf hat einen Nutzen für viele Kinder und Jugendliche; deswegen halte ich Bolzplätze für förderungswürdig.
    Bob- und Schlittenfahrten im Winterberger Eiskanal werden aber nie zum Breitensport werden. Der Nutzen für die Bürger liegt hier also nicht im Angebot der Sportstätte, sondern in einer – mehr oder weniger hoch zu bewertenden – Werbewirkung für die Stadt W.
    Die Kernfrage ist, ob sich HSK und Stadt W auf Dauer die Betriebs- und Investitionskosten für die Bobbahn leisten können. Wenn man diese Frage verneint, wäre die Zukunft der Bobbahn eh ungewiss.
    Dann bietet die Suche nach einem privaten Investor die bessere Perspektive – trotz der selbstverständlich auch damit verbundenen Risiken. Und wenn ein größeres Unternehmen die Bahn übernehmen sollte, so wäre ein Runterwirtschaften für sein Image extrem negativ. Das schließt diese Entwicklung selbstverständlich nicht aus, aber senkt das Risiko.
    Und wer sagt, dass die derzeit gezahlten Investitionszuschüsse von Bund und Land nicht auch nach einer Privatisierung fließen würden?

    1. @Reinhard Loos

      Mir fällt kein Grund ein, warum ein Privat-Investor die Bobbahn kaufen sollte. Höchstens der, dass er die Bahn für 1 € bekäme und dann Subventionen erhielte. Das wären dann allerdings wiederum Steuergelder und das Problem Bobbahn wäre um das Problem „Investor“ upgegradet 😉

      Mein Eindruck vom Bobsport: relativ wenige Athleten, kein Zuschauersport (Ausnahme: TV), viele Funktionäre, viele Sponsorengelder

  8. @Reinhard Loos:
    Wenn man das so sieht, sollte man doch ehrlicher Weise gleich die Stilllegung der Bobbahn fordern und keine Privatisierung als Ausstieg von der Bobbahn durch die Hintertür. Wenn sich Stadt und HSK von der Bobbahn zurückziehen, wird es früher oder später keine Bobbahn mehr geben.
    Ich persönlich wäre – offen gestanden – dagegen. Aus meiner Sicht ist nicht die Bobbahn das Problem, die sich schon unsere Väter leisten konnten, sondern die Kosten der Bobbahn in den letzten Jahren.

    1. @Andreas
      Die Aussage des ersten Absatzes sehe ich auch so, zum zweiten Absatz kann ich nichts sagen, weiß allerdings, dass die Bobbahn von Anfang an nicht unumstritten war.

      Es gibt da noch einen weiteren Punkt und der ist sportpolitischer Natur. Der kurze Hype um den Bob-und Schlittensport ist vorüber, seit 1990 hat Deutschland 4(!) Bobbahnen. Wird sich der Bobsport auf Dauer so viele Bahnen leisten können/wollen? Diese Diskussion ist immer wieder kurz aufgeflammt.

      Ich vermute mal, dass mittelfristig nach der Bob- und Rodel WM 2015 die Karten neu gemischt werden könnten.

  9. Um mich mal zu outen: Wenn ich als kleiner Junge auf dem Hin- oder Rückweg zum Hallenbad die Lautsprecher der Bobbahn hörte, wollte ich immer hin. Oft hat das auch geklappt. Manchmal mussten wir Münzen einwerfen, um auf das Gelände zu kommen (war damals noch so) – und dann trotzdem bald darauf enttäuscht den Heimweg antreten, falls das Training soeben beendet war. Trotzdem wollte ich beim nächsten Mal wieder hin, weil ich es schon faszinierend fand, wie der Bob durch den Eiskanal gerauscht ist.

    Zurück zum Thema: Mein subjektiver Eindruck ist, dass die Bobbahn viel von ihrem Charme, ihrer Atmosphäre, verloren hat. Die Fläche liegt nicht mehr idyllisch am Waldrand, sondern da, wo Massen an Autos parken und Menschen hin- und herlaufen. Dazu kommt die Panoramabrücke – wie schon an anderer Stelle mal diskutiert. Wenn man alte und aktuelle Aufnahmen vergleicht, fällt schnell auf, dass früher die Bobbahn der Blickfang war und heute kaum mehr wahrzunehmen ist. Ich denke, dass dies nicht nur optisch der Fall ist.
    Es fängt seit 2014 damit an, dass ich gleich diverse Leistungen buchen und nutzen muss, die mit der eigentlichen Bobbahn nix zu tun haben, wenn ich als Gast an einer Führung durch die Geschichte der Bobbahn teilnehmen will.
    Auch fällt auf, dass einem vor 10 oder 20 Jahren noch ständig ein alter Bob irgendwo abseits der Straßen begegnete – er prägte das Bild der Stadt und ihrer Dörfer. Und heute?
    Selbst in der Touristik ist das Thema Bobbahn aus meiner Sicht nur ein Randphänomen. Vorbei die Zeiten, in denen jeder Gast direkt mal eine Übersicht in die Hand bekam, was wann auf der Bobbahn geboten wird. Und mediale Möglichkeiten, wie beispielsweise ein Videomitschnitt aus der Bobbahn, der jeden Gast in der Touristinfo empfängt, sucht man vergeblich.

    Einmal im Leben mit dem Bob durch den Eiskanal? Immer noch etwas, was aus meiner Sicht bei guter Vermarktung, hinreichend vielen Terminen und fairen Preisen viele Gäste begeistern KÖNNTE. Vielleicht sogar mehr denn je, wenn man bedenkt, wie sich insbesondere der Erlebnistourismus entwickelt hat.

    Ich persönlich (natürlich rein subjektive Meinung!) bin davon überzeugt, dass die Bobbahn durchaus ihre Faszination haben kann, aber dazu vieles anders sein müsste. Dazu zähle ich, wie geschrieben, nicht die Privatisierung. Da teile ich, wie geschrieben, die Position von Zoom.

  10. Der Zukunft der Bobbahn liegt in meine Augen schon fest, wie bereits erwähnt wird vom Zoom, „Mein Eindruck vom Bobsport: relativ wenige Athleten, kein Zuschauersport (Ausnahme: TV), viele Funktionäre, viele Sponsorengelder“..
    Der Stadt Winterberg ist gar nicht in der Lage sowas hin zu kriegen, es fehlt an eine „Großevent-Infrastruktur“, schauen wir doch einfach mal nach eine erfolgreiche Wintertag (Stau und Parkchaos)..
    Winterberg versucht sich mit Marketing-Tricks noch „hoch“ zu halten aber es wird auf diese Art und Weise nicht klappen, garantiert nicht.
    Aber das ist nur eine Meinung von ein Holländer (verzeihe mir die Rechtschreibungsfehler)

  11. @Martin

    „es fehlt an eine “Großevent-Infrastruktur”, schauen wir doch einfach mal nach eine erfolgreiche Wintertag (Stau und Parkchaos)..“

    Das ist mir auch aufgefallen: beim ersten Schnee lange Autoschlangen und zwar sowohl nach Winterberg als auch entsprechend aus Winterberg hinaus.

    Trotz Umgehungsstraße in Olsberg staute sich kürzlich der abfließende Verkehr 7 km von Assinghausen bis zur Ampel auf die B7.

    Der Kreisverkehr in Winterberg war völlig überlastet.

    Ich persönlich meide die Kernstadt Winterberg und die einschlägig für ihre Staus bekannten Straßen an Tagen wie diesen.

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