Ein ‚rechter‘ Waldorflehrer soll gehen – Rudolf Steiner bleibt

BERLIN. (hpd) Nicht zum ersten Mal werden Waldorfschulen im Zusammenhang von „Rechtsextremismus“ auffällig. Erinnert sei hier nur an den „NPD-Waldorflehrer“ Andreas Molau. Nun gibt es einen neuen Fall. Und alles bleibt beim Alten.

(Dieser Artikel unseres Autors Andreas Lichte ist heute zuerst auf der Website des Humanistischen Pressedienstes (hpd) erschienen.)

Wolf-Dieter Schröppe war zwanzig Jahre lang Lehrer an der Waldorfschule Minden. Nun belegt ein Gutachten der “Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold”, dass der Waldorflehrer im rechten Umfeld aktiv war: „Der Lehrer hat sich über Jahrzehnte ab Mitte der 90er Jahre bis Mitte 2000 in extrem rechten Strukturen und Netzwerken bewegt – nicht als Mitläufer, sondern Organisator“, so ein Mitarbeiter der Beratungsstelle.

Im Artikel „Völkischer Pädagoge?“ von blick nach rechts wird dem Waldorflehrer vorgeworfen, dass er „bereits im Jahr 2000 in der Ludendorffer-Zeitung ‘Mensch und Maß’ über die Externsteine“ publiziert habe.

Der „Bund der Freien Waldorfschulen“, die Dachorganisation der Waldorfschulen, war bemüht, sich schnellstmöglich vom Waldorflehrer Schröppe zu distanzieren und forderte seine Entlassung. Doch kein Wort der Selbstkritik zum Begründer der Waldorfschulen Rudolf Steiner (1861–1925), und seiner rassistischen, germanozentrischen Gedankenwelt.

Was aber, wenn Rudolf Steiner selbst sich zu den Externsteinen geäußert haben sollte? Und das nicht irgendwo, sondern in „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“? [1] Einem Buch, dem die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) bescheinigte, dass es, Zitat BPjM „als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sei.

Die BPjM beanstandete unter anderem die folgende Text-Stelle, die den Inhalt des Buches zusammenfasst, Zitat Rudolf Steiner: „Eine Aufgabe, die besonders der kaukasischen Rasse obliegt, ist die: Sie soll den Weg machen durch die Sinne zum Geistigen, denn sie ist auf die Sinne hin organisiert.“ [2] „Kaukasische Rasse” gebraucht Steiner synonym für „weiße Rasse“, über deren Rolle er an anderer Stelle schreibt: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.“ [3]

Die „weiße Rasse“ ist das Ziel von Rudolf Steiners „Menschheitsentwickelung“, die der Historiker Peter Staudenmaier so zusammenfasst: „Ausgehend von Blavatskys [4] entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer ‘höheren’ Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht im Mittelpunkt von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.“ [5]

Innerhalb der „weißen Rasse“ haben die „Germanen“ eine herausragende Mission, sie sind es, die die „Menschheitsentwickelung“ voranbringen. Und genau darum geht es in Steiners „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“: die „Germanen“ – sprich: die „Deutschen“ – sind ein auserwähltes Volk.

In diesen Kontext ist das folgende Zitat von Rudolf Steiner einzuordnen, in dem er die Externsteine „umkreist“, und nicht etwa direkt benennt, um auf diese Weise das Mysterium des „Inspirationszentrums“ noch zu vergrößern:

„Wie wirkte jener Erzengel, der einstmals mit den nordischen Völkern, den skandinavischen Völkern heraufgeschickt worden ist in dieses Gebiet, und von dem aus die verschiedenen Erzengelwesen Europas – namentlich West-, Mittel- und Nordeuropas – die Inspirationen bekamen? In der außenstehenden Welt kann es nur als Narretei gelten, wenn geradezu hingewiesen wird auf jenen Punkt des europäischen Kontinentes, von dem einst die größten Impulse nach allen Seiten ausgestrahlt sind, auf jenen Punkt, der der Sitz erhabener Geister war, bevor der keltische Volksgeist als keltisches Erzengelwesen in der Hochburg des Grals ein neues Zentrum errichtet hatte. Von jenem Punkte, der in alten Zeiten Zentrum war für die Ausstrahlung der Geistigkeit Europas, ist auch ausgestrahlt dasjenige, was zunächst der nordische Volks-Erzengel als seine Mission erhalten hat. Für die Außenwelt muß es, wie gesagt, als Narretei erscheinen, wenn wir als den Punkt, von dem ausstrahlt, was nach den verschiedensten germanischen Volksstämmen hinwirkt, dasjenige Gebiet bezeichnen, das heute über Mittel-Deutschland liegt, aber eigentlich über der Erde gelegen ist.

Wenn Sie etwa eine Kreislinie zögen, so daß in diese Kreislinie hineinfallen würden die Städte Detmold und Paderborn, [6] so kommen Sie in die Gegend, von der ausströmte die Mission der erhabensten Geister, welche nach Nord- und West-Europa ihre Mission ausdehnten. Weil dort das große Inspirationszentrum war, deshalb ging später die Sage, daß Asgard eigentlich an diesem Punkte der Erdoberfläche gelegen habe. Es lag aber da das große Inspirationszentrum in uralter Vergangenheit, das Zentrum, welches dann später seine Hauptwirksamkeit abgegeben hat an das Zentrum des heiligen Gral.“ [7]

Wem das noch nicht eindeutig genug sein sollte, kann einfach mehr lesen: die Rudolf Steiner Gesamtausgabe ist (kostenlos) online verfügbar, so auch „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie„.

Solange Rudolf Steiner die unangefochtene Autorität der Waldorfschulen bleibt, ist jede Distanzierung des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ von „Rechtsextremismus“ oder „Rassismus“ unglaubwürdig: Wenn der Waldorflehrer Schröppe gehen muss, warum darf dann Rudolf Steiner in der Waldorfschule bleiben?

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  1. Rudolf Steiner, „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“, GA 121, Rudolf Steiner Verlag, Dornach,1982
  2. ebd., Seite 115f.
  3. Rudolf Steiner, „Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923
  4. Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891), begründete die esoterische Weltanschauung „Theosophie“, deren rassistisches Konzept der „Wurzelrassen“ Rudolf Steiner übernahm und weiterentwickelte.
  5. Peter Staudenmaier im Interview: „Anthroposophie und Faschismus“, „Humanistischer Pressedienst“, Nr. 13507, 07.06.2012
  6. Ansgar Martins, Experte für Anthroposophie, unterstützt die Deutung von Steiners umschreibender Ortsangabe als „Externsteine“
  7. „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“, s.o., Seite 132

13 Gedanken zu „Ein ‚rechter‘ Waldorflehrer soll gehen – Rudolf Steiner bleibt“

  1. „Volksseelen“ und „Rassen“ Rudolf Steiners

    sind für den „Bund der Freien Walddorfschulen“ tabu, darüber redet man nicht …

    … die offizielle anthroposophische Geschichtsschreibung macht es vor – der Historiker Peter Staudenmaier über die „kritische Ausgabe der Schriften Rudolf Steiners“ (SKA) des Anthroposophen Christian Clement:

    „Christian Clements kurze Randbemerkung zu Steiners Vorstellung der ‘Volksgeister’ und ‘Volksseelen’ bringt nur vage Bezüge zu Hegel, und verfehlt den spezifischen geistigen Kontext für Steiners Adaption dieser Ideen, die – darauf bestand Steiner –, keine Metaphern oder abstrakte Ideen waren, sondern wirkliche Wesenheiten. (…) Clements Bemerkungen zu den rassistischen Passagen in ‘Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?’ sind noch kürzer.“

    mehr zu Christian Clements SKA:

    Des Steiners neue Kleider

    BERLIN. (hpd) Die Anthroposophie versucht seit Jahren, Rudolf Steiner ein neues, positives und neutrales Image zu geben: weg vom „verstörenden“ Esoteriker Steiner, hin zum bedeutenden Philosophen Steiner. Dass sich ein nach aussen hin renommierter Verlag, der „Frommann-Holzboog Verlag“, an dem anthroposophischen Betrug beteiligt, überrascht (…)“

    weiter: http://hpd.de/artikel/11618

  2. „Bund der Freien Waldorfschulen: Warnung vor Verschwörungstheorien“

    „Im vergangenen Schuljahr habe es mindestens fünf Vorfälle an deutschen Waldorfschulen gegeben, die wegen ihrer Nähe zur rechtsextremen oder »reichsbürgerlichen« Szene in die Presse gerieten.“

    Verschwörungs- „Theorien würden auf junge Menschen oft verführerisch wirken, weil sie einfache Antworten für komplexe Zusammenhänge bereithielten, betont der Bundesvorstand in seinem Brief.”

    Hallo ?!?

    Wer hat einfachere Antworten als Rudolf Steiner und die Waldorfschulen ?

    „Der Kenner der pädagogischen Psychologie und ihrer umfangreichen Entwicklungsforschung steht verblüfft vor diesem kargen Modell und fragt sich vergeblich, wie ein renommiertes Schulsystem seit über sechzig Jahren, unbekümmert um die Fortschritte der Wissenschaft, danach arbeiten kann.

    Möglicherweise liegt gerade in der Anspruchlosigkeit des ‘Gerätes’ seine Durchschlagskraft; dieses kann schließlich jeder begreifen und handhaben, auch ohne pädagogische Examen.

    Fritz Beckmannshagen, „Rudolf Steiner und die Waldorfschulen“

  3. … hier noch ein Beispiel für Rudolf Steiners „einfache Antworten“:

    „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash: ‘Aus der Akasha-Chronik’

    Rudolf Steiner (1861–1925) behauptete, Einblick in die „Akasha-Chronik“, ein geistiges Weltengedächtnis in der „Ätherwelt“, zu haben. Über diese „Chronik“, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten seien, schreibt Rudolf Steiner sein Buch …

    ‘Aus der Akasha-Chronik’(1). Ich versuche, einem Freund den Inhalt zu erklären:

    „Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …”

    „Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!”

    „Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane.”

    „Mich erinnert das Ganze an ein Video-Game, wo man immer das nächsthöhere Level erreichen muss!”

    „Ja, stimmt, das ist großartig, das trifft’s genau! Weißt du, das ist so platt, dass mir gar nichts mehr dazu einfällt – aber richtig übel ist, wie die Entwicklung abläuft, das ist nur noch bösartig …” und wird deshalb hier im Original wiedergegeben:

    „Diese zweite Gruppe der Astralmenschen hat diese ihre höhere Fähigkeit aber nur dadurch erworben, dass sie einen Teil – die erste Gruppe – der astralischen Wesenheit von sich ausgeschieden und zu niedriger Arbeit verurteilt hat. Hätte sie die Kräfte in sich behalten, welche diese niedere Arbeit bewirken, so hätte sie selbst nicht höher steigen können. Man hat es hier also mit einem Vorgang zu tun, der darin besteht, dass sich etwas Höheres auf Kosten eines anderen entwickelt, das es aus sich ausscheidet.”

    Dieselbe „These” wiederholt Steiner mehrmals, bis er schließlich zusammenfasst: „Man sieht, der Mensch steigt in ein höheres Reich auf, indem er einen Teil seiner Genossen hinabstößt in ein niederes. Diesen Vorgang werden wir auf den folgenden Entwicklungsstufen sich noch oft wiederholen sehen. Er entspricht einem Grundgesetz der Entwicklung.”

    Schließlich stellt Steiner den Bezug zur Gegenwart her: „Man nennt sie in theosophischen Schriften die Lemurier. Nachdem diese durch verschiedene Entwicklungsstufen durchgegangen waren, kam der größte Teil in Verfall. Er wurde zu verkümmerten Menschen, deren Nachkommen heute noch als so genannte wilde Völker gewisse Teile der Erde bewohnen.“(2)

    (…)“

    weiter: https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2014/12/18/rudolf-steiners-rassistischer-science-fiction-trash-aus-der-akasha-chronik/

  4. Jutta Ditfurth auf Facebook:

    https://www.facebook.com/Jutta.Ditfurth/photos/a.237300139732945.54143.116314875164806/729683980494556/?type=1

    Ken Jebsen, Rudolf Steiner und die Kleintierzucht
    von Jutta Ditfurth

    Was ist das Verbindungsglied zwischen vielen Anthroposoph*innen und Ken Jebsen? Der Antisemitismus.

    „Nachdem zwei Termine abgesagt waren, tauchte der Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen am Mittwochabend bei Kleintierzüchtern in Faurndau auf – eingeladen von Schülern der Waldorfschule.“

    Bericht und Videomitschnitt in:

    Neue Württembergische Zeitung (NWZ) Göppinger Kreisnachrichten v.23.7.2015

    http://swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Verschwoerungstheoretiker-Ken-Jebsen-spricht-bei-Waldorfschuelern;art1158499,3347468

    […]

    Noch am 10.7.2015 hatte der Bundesvorstand der Waldorfschulen an die Kollegien der Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen geschrieben (Brief liegt mir vor):

    „[…] Aus gegebenem Anlass möchten wir Sie allerdings mit einiger Sorge darauf hinweisen, dass bei der Einladung von Gästen […] sich nicht irgendwelche Verschwörungstheoretiker ins Haus holt – oder Schülern unreflektiert gestattet, dies zu tun. Einer dieser Verschwörungstheoretiker ist Ken Jebsen, ein ehemaliger Waldorfschüler, der früher beim RBB gearbeitet hat und sich seit seiner Entlassung als Aufklärer gegen die ‚gleichgeschaltete Presse‘ geriert – bei YouTube, auf seinem Blog KenFM, aber auch als Redner bei den „Mahnwachen für den Frieden“, einem Sammelsurium von Verschwörungstheoretikern, Neurechten und Reichsideologen. Ken Jebsen tat sich unter anderem damit hervor, den 11. September 2001 als Aktion der US- Regierung zu bezeichnen. Kürzlich wurde auch der österreichische Rapper Kilez More, der sich selbst als ‚Systemfeind‘ bezeichnet und wie Ken Jebsen Verschwörungstheorien verbreitet, von einer Schülergruppe eingeladen. […] Im vergangenen Schuljahr hat es mindestens fünf Vorfälle an deutschen Waldorfschulen gegeben, die es wegen ihrer Nähe zur rechtsextremen oder ‚reichsbürgerlichen‘ Szene in die Presse geschafft haben. Das erfüllt uns mit Sorge […] seit einiger Zeit [ist] zu beobachten, dass Waldorfschulen eine gewisse Anziehungskraft auf Menschen auszuüben scheinen, die dem rechten oder verschwörungstheoretischen Spektrum angehören.“

    Woher das wohl kommt? Warum sind Steiner- und Waldorf-Lehrer*innen und -Schüler*innen besonders anfällig für den antisemitischen Verschwörungswahn? Vielleicht kommt’s vom Antisemitismus und Rassismus Rudolf Steiners, dessen esoterische Weltanschauung hinter all der Waldorfpädagogik als gar nicht so geheimer Lehrplan durchschimmert?

    LITERATUR:
    Ich habe darüber ausführlich in meinen Büchern „Feuer in die Herzen“ und „Entspannt in die Barbarei“ geschrieben.

    Zur Buchbestellung:
    http://www.jutta-ditfurth.de/allgemein/bookstore.htm#Feuer
    http://www.jutta-ditfurth.de/allgemein/bookstore.htm#Barbarei

  5. @ zoom

    … sehen wir es doch mal positiv:

    Deutschland ist so ein liberales Land –

    da kann es nicht nur eine faschistische Schule geben –

    nein, sie wird auch noch vom Staat finanziert !

  6. Heute ist in der taz ein weiterer Artikel erschienen:

    Rechter Lehrer an Waldorfschule Minden
    Noch immer nicht gefeuert

    Waldorflehrer Wolf-Dieter Schröppe sitzt einem rechten Verein vor und schreibt für rechte Publikationen. Die Schule überlegt, ob sie ihn behalten will.

    […]

    Die Freie Waldorfschule Minden hat noch immer keinen Umgang mit den rechten Verstrickungen ihres Lehrers Wolf-Dieter Schröppe gefunden. Gespräche, bei denen im Laufe der Woche eine Lösung gefunden werden sollten, scheinen in eine Sackgasse geführt zu haben. „Wir haben noch keine Einigung finden können“, sagt Ulrich Schubert, Sprecher der Waldorfschule. Er glaubt jedoch, auf einem „guten Weg“ zu sein.

    Schon seit April schwelt der Konflikt. Zwei Schülerinnen waren Berichte über die Ahnenstätte Conneforde aufgefallen: Auf diesem Friedhof bei Oldenburg lassen sich Altnazis beerdigen. Vorsitzender des Trägervereins ist Schröppe. Vor sieben Jahren hatte er das Amt von dem Rechtsextremen Alfred Mahnke übernommen, der 1972 für die NPD bei der Bundestagswahl kandidierte. Der in der Schule bisher geschätzte Lehrer unterhielt zudem weitere Kontakte zu weit rechts stehende Weltanschauungs- und Glaubensgemeinschaften.

    Quelle: http://taz.de/!5221479/

  7. @ zoom

    Danke für Deinen Hinweis auf den neuen Artikel der taz !

    Grosse Kunst, dass die Waldorfschule Minden keine Entscheidung fällt, und Andreas Speit von der taz weiter, und weiter und weiter berichtet …

    Ich hab’ Andreas Speit in einem Kommentar eine Frage gestellt:

    http://taz.de/!5221479/

    @ Andreas Speit

    wenn der Waldorflehrer Wolf-Dieter Schröppe gehen soll, sollte ihn dann nicht der rassistische, „germanozentrische“ Rudolf Steiner begleiten?

    „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.“

    Rudolf Steiner

    „Die „weiße Rasse“ ist das Ziel von Rudolf Steiners „Menschheitsentwickelung“, die der Historiker Peter Staudenmaier so zusammenfasst: „Ausgehend von Blavatskys [4]entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer ‘höheren’ Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht im Mittelpunkt von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.“ [5]

    Innerhalb der „weißen Rasse“ haben die „Germanen“ eine herausragende Mission, sie sind es, die die „Menschheitsentwickelung“ voranbringen. Und genau darum geht es in Steiners „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“: die „Germanen“ – sprich: die „Deutschen“ – sind ein auserwähltes Volk (…)“

    mehr hier: „Ein ‚rechter‘ Waldorflehrer soll gehen – Rudolf Steiner bleibt“, http://hpd.de/artikel/11915

  8. Anthroposophischer Antiamerikanismus – Rudolf Steiner macht weiße Amerikaner schwarz

    In seinem Artikel „Ein kosmisches Komplott“ deutet Ansgar Martins die aktuellen, rechtsextremen Vorkommnisse an Waldorfschulen als Fortführung der rechten Weltanschauung „Anthroposophie“, die Rudolf Steiner (1861–1925) zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte.

    „Deutscher ist man nicht, Deutscher wird man“, wußte Rudolf Steiner und sah eine Weltmission des „deutschen Volksgeistes“. Durch ein kosmisches Komplott – den Ersten Weltkrieg – wurde diese deutsche Weltmission vom nach Weltherrschaft strebenden „Angloamerikanertum“ verhindert …

    In einem auf dem „Waldorfblog“ veröffentlichten e-mail-Austausch mit Ansgar Martins vermutete ich dafür als tiefere Ursache: Amerikaner „sind ‘spirituell’ schwarz.“

    Rudolf Steiner führt aus: „(…) Und so kann man sagen: Die Weißen können überallhin, können heute sogar nach Amerika hinüber. Alles dasjenige, was an weißer Bevölkerung in Amerika ist, das ist ja von Europa gekommen. Da kommt also das Weiße hinein in die amerikanischen Gegenden. Aber es geschieht ja etwas mit dem Menschen, wenn er von Europa, wo er dazu natürlich gebildet ist, daß er alles im Innern entwickelt, nach Amerika hinüberkommt. Da ist es so, daß gewissermaßen schon etwas sein Hinterhirn in Anspruch genommen werden muß. In Europa, sehen Sie, hat er als Europäer hauptsächlich das Vorderhirn in Anspruch genommen. Nun, in Amerika, da gedeihen diejenigen, die eigentlich zugrunde gehende Neger einmal waren, das heißt sie gedeihen nicht, sie gehen zugrunde, die Indianer. Wenn man dahin kommt, da ist eigentlich immer ein Kampf zwischen Vorderhirn und Hinterhirn im Kopf. Es ist das Eigentümliche, daß wenn eine Familie nach Amerika zieht, sich niederläßt, dann bekommen die Leute, die aus dieser Familie hervorgehen, immer etwas längere Arme. Die Arme werden länger. Die Beine wachsen auch etwas mehr, wenn der Europäer in Amerika sich ansiedelt, nicht bei ihm selber natürlich, aber bei seinen Nachkommen. Das kommt davon, weil die Geschichte mehr durch das Mittelhirn hindurch nach dem Hinterhirn sich hinzieht, wenn man als Europäer nach Amerika kommt. (…)“1

    Bei Weißen in Amerika verlagert sich das Denken vom „Vorderhirn“ zum „Hinterhirn“. Und das „Hinterhirn“ steht bei Rudolf Steiner für die Schwarzen:

    „(…) So daß also ein Schwarzer in Afrika ein Mensch ist, der möglichst viel Wärme und Licht vom Weltenraum aufsaugt und in sich verarbeitet. Dadurch, daß er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls so. (Es wird gezeichnet.) Überall nimmt er Licht und Wärme auf, überall. Das verarbeitet er in sich selber. Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammen hängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn. (…)“2

    Rudolf Steiners Amerikaner ist ein (Halb-) Schwarzer. Und schon hat Anthroposoph einen weiteren Grund für seinen „Antiamerikanismus“. Auch wenn er das Steiner-Zitat gar nicht kennen sollte? Ansgar Martins schreibt in „Ein kosmisches Komplott“: „Die verschwörungsideologischen Sympathisanten der Waldorf-Szene spüren – möglicherweise unbewusst – den ursprünglichen politischen Kontext dieser Weltanschauung …“

  9. Ansgar Martins bespricht auf seinem „Waldorfblog“ in einem – sehr ausführlichen – Artikel die Neuauflage von Rudolf Steiners rassistischem Buch:

    „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“

    Im Folgenden einige Auszüge:

    „Steiners „Volksseelenzyklus“ in kommentierter Neuauflage erschienen

    (…)

    Das sicher komplexeste und womöglich einflussreichste Buch aus dem Kanon anthroposophischer Völkerpsychologie und Rassenlehre ist nach zehnjähriger Überarbeitung wieder aufgelegt worden: Steiners sogenannter „Volksseelenzykus“. 2007 hatte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) das Buch unter Kommentarzwang gestellt, weil es „in Teilen als zum Rassenhass anreizend“ verstanden werden könne – worauf ich noch zurückkomme: Denn im neu aufgelegten Buch wird dieser Anlass der Neuauflage verschwiegen, der diskrimierende Charakter zurückgewiesen.

    (…)

    Warum die neue Auflage?

    Vor zehn Jahren nahm die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) zwei Bände der Steiner-Gesamtausgabe in Augenschein: „GA“ 107 und eben 121. Das Bundesfamilienministerium hatte 2006 den Antrag gestellt, beide Bücher zu indizieren. Der enthusiastische Anti-Waldorflehrer Andreas Lichte und die Critical Whiteness-Theoretikerin Jana Husmann hatten diesen Vorgang wiederum mit zwei Gutachten angeregt. In anthroposophischen Kreisen wurde die institutionelle Ebene entsprechend ausgeblendet und das ganze Verfahren strikt als Agitation zweier „Gegner“ verharmlost.

    (…)

    Obwohl im genannten Verfahren verschiedene weitere anthroposophische Institutionen ihren Einfluss geltend machten, Gutachter und Fürsprecher benannten, kam daher die BPjM zu folgendem Urteil:

    „Der Inhalt des Buches ist nach Ansicht des 12er-Gremiums in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen. […] Nach Auffassung des Gremiums finden sich im Vierten Vortrag vom 10.6.1910 (S. 68-85) sowie im Sechsten Vortrag vom 12.6.1910 (S. 104-119) Textpassagen, die aus heutiger Sicht als Rassen diskriminierend einzustufen sind, weil der Autor darin Menschen verschiedener ethnischer Herkunft aufgrund körperlicher Merkmale in unterschiedliche Wertungsstufen einteilt. […] Diejenigen Jugendlichen, die an Waldorfschulen unterrichtet werden, können aber sehr wohl ein Interesse an den Werken des Begründers und Namensgebers ihrer Schule entwickeln. Das Gremium sieht daher durchaus die Gefahr, dass gerade diese Jugendlichen die in den Texten enthaltenen negativen Bewertungen der nicht-europäischen Ethnien nicht kritisch hinterfragen […].“ (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Entscheidung Nr. 5505 vom 6.9.2077, Pr. 782/06)

    „Das Gremium“ sah allerdings von einer Indizierung ab, da der Rudolf Steiner-Verlag zusicherte, die Bücher „nicht mehr in der vorliegenden Form zu veröffentlichen“, sondern mit kommentierten Neuauflagen zu versehen, so dass es sich um einen Fall „von geringer Bedeutung“ handelte. (vgl. ebd.)

    (…)

    [Anmerkung Lichte: Bücher Rudolf Steiners werden an Waldorfschulen nicht gelesen. Leider, denn das würde WaldorfschülerInnen klar machen, was für eine Schule sie besuchen …

    Ansgar Martins geht im folgenden auf die an Waldorfschulen verwendete Literatur ein, in der sich Rudolf Steiners Rassismus nach wie vor spiegelt:]

    In den (ausschließlich anthroposophischen) Literaturempfehlungen des Waldorflehrplans findet man 2017 kein einziges Lehrbuch zum Nationalsozialismus, dafür aber in der Liste „Weiterführende Literatur – Geschichte“ (Abruf am 21.3.2017) Karl Heyers „Studienmaterialien zur Geschichte des Abendlandes“, deren erster Band („Von der Atlantis bis Rom“) selbstverständlich mit der arischen Rasse beginnt. Viel haarsträubender ist die Liste „Weiterführende Literatur – Geographie“ (Abruf am 21.3.2017), wo unter anderen Herbert Hahns vier Bände „Vom Genius Europas. Wesensbilder von zwölf europäischen Völkern. Skizze einer anthroposophischen Völkerpsychologie“ empfohlen werden. Oder Christoph Göpferts „Das lebendige Wesen der Erde“. (vgl. dazu Jana Husmann: Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“, Bielefeld 2011, S. 345-353) Schon diese beiden Publikationen zeigen die Bedeutung von Steiners „Volksseelenzyklus“ für den offiziellen waldorfpädagogischen Kanon der Gegenwart.

    (…)“

    zum vollständigen Artikel auf dem „Waldorfblog“:

    https://waldorfblog.wordpress.com/2017/03/21/ga121/

  10. „100 Jahre Waldorfschule:

    Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’

    „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“ ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der „Weißen“ zusammenfaßt. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heiner Ullrich behauptet dagegen in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.“ Passt das zusammen?

    „Wer heute Rudolf Steiner sät, wird Neurechte ernten“, sagt Caroline Sommerfeld, Autorin und Aktivistin der „Neuen Rechten“ und der „Identitären Bewegung“. Auf die Frage, ob sich ein Engagement bei der „Neuen Rechten“ mit der Waldorfschule vereinen lässt, führt Sommerfeld aus: „Steiners Grundgedanken sind ziemlich deckungsgleich mit dem, was Identitären ‚Ethnopluralismus‘ nennen, mit dem, was die bewusste Verwurzelung in der Tradition, im Volk, in Europa ausmacht, mit christlichem Selbstverständnis und auch einem bewahrenden Naturverständnis. Außerdem natürlich ist Waldorfpädagogik, gerade, weil sie nicht ‚mit der Zeit geht‘, sondern manchmal ziemlich anachronistisch ist, was Handwerk und Handarbeit, Lehrerautorität, Auswendiglernen, klassische Bildungsinhalte usw. betrifft, viel ‚rechter‘, als sie selber momentan sein will.“

    Die Dachorganisation der Waldorfschulen, der Bund der Freien Waldorfschulen, sah sich in der Vergangenheit immer wieder gezwungen, sich von „Rechten“ zu distanzieren. Doch die eigentliche Ursache des Problems bleibt: Rudolf Steiner.

    (…)“

    weiter beim „Humanistischen Pressedienst“, „hpd“: https://hpd.de/artikel/100-jahre-waldorfschule-rudolf-steiners-survival-of-the-whitest-16893

    1. „Rudolf Steiners Rassismus und die ‘Stuttgarter Erklärung’

      Wenn irgendwo über Rudolf Steiners Rassismus gesprochen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Anthroposoph zur Verteidigung Steiners die „Stuttgarter Erklärung“ präsentiert. Der „erste Anthroposoph“ ist dann auch schon mal der Sprecher und Vorstand des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, Henning Kullak-Ublick.

      Entgegen Kullak-Ublicks Darstellung in seinem Kommentar bei „Allgäu-rechtsaussen“ vom 13. Juni 2020 ist die „Stuttgarter Erklärung“ nicht das Ergebnis einer freiwilligen anthroposophischen Initiative, sondern eine erzwungene Reaktion auf die massive mediale Auseinandersetzung (TV, SPIEGEL, und viele andere) mit Rudolf Steiners Rassismus im Jahre 2007. Das große öffentliche Interesse war Folge des Indizierungsverfahrens der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) gegen 2 Bücher Rudolf Steiners. Am 6. September 2007 entschied die BPjM, dass Steiners Bücher rassistischen Inhalt haben, „in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sind.

      Die nach der Entscheidung der BPjM auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ in Berlin vorgestellte „Stuttgarter Erklärung“ versucht, von aussen kommende Kritik an Rudolf Steiner Rassismus abzuwehren, und zugleich waldorfintern irritierte Eltern zu beruhigen. Ziel ist die Wiederherstellung des alten „Wir sind die Guten!“-Bildes der Waldorfschule.

      Einen lebendigen Eindruck vom aktuellen Stand der fortdauernden Auseinandersetzung vermittelt Dorothea Brummerlohs Beitrag „Steiners religiöser Kosmos – Woran glauben Anthroposophen?“ vom 3. April 2020 im Hessischen Rundfunk (hr). Die Seite der Kritik vertritt Prof. Helmut Zander, Anthroposophie-Experte und Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland“1, Steiners Verteidigung übernimmt der in der Ausbildung von Waldorflehrern tätige Anthroposoph Christoph Hueck. Transkription des im Internet abrufbaren Podcasts, ab 19:04 Minuten:

      Sprecherin hr: „Immer wieder in der Kritik sind Rudolf Steiners rassistische, antisemitische Aussagen (…)“

      weiter bei „Humanistischer Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/rudolf-steiners-rassismus-und-stuttgarter-erklaerung-18182

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