Die verlassene Veramed-Klinik in Meschede und die vermissten Patienten-Akten. Die Geschichte geht weiter …

Der obige Film ist Teil einer achtteiligen Serie auf YouTube. Wir verlinken ihn hier, damit sich der Leser ein Bild davon machen kann, wie leicht in den letzten Jahren der Zugang zur ehemaligen Veramed Klinik gewesen sein muss.

Insbesondere im zweiten Teil sind offen gelagerte Akten zu erkennen. Verlassene Gebäude, wie hier die Veramed-Klinik, werden gern von den sogenannten „Urban Explorern“ (kurz: Urbexen) aufgesucht.

(Der Artikel ist heute zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste (SBL) erschienen.)

Als vor fast 25 Jahren aus dem ehemaligen Knappschaftskrankenhaus in Meschede-Beringhausen die Veramed-Klinik wurde, hat sich bestimmt niemand vorstellen können, dass das schöne, idyllisch am Waldrand gelegene Gebäude irgendwann als „Gespensterhaus“ eine zweifelhafte Karriere macht.

Auch hätte wohl kein Mensch geglaubt, dass ehemalige Patientinnen und Patienten des früheren Fachkrankenhauses für Krebsnachsorge bzw. deren Kinder und Verwandte genötigt sind nach ihren eigenen Patienten-Akten oder denen ihrer Angehörigen zu suchen. Doch wer ist der richtige Ansprechpartner? Das Rätsel muss erst einmal gelöst werden.

Was ist geschehen?
Ende 2009 wurde die Klinik nach einem Insolvenzverfahren „abgewickelt“. Seitdem gibt es immer wieder Meldungen über Vandalismus und Diebstähle in dem leer stehenden ehemaligen 120-Betten-Haus. Der Insolvenzverwalter hat offenbar Inventar da gelassen. Zu diesen Hinterlassenschaften gehören leider wohl auch die Patienten-Akten.

Die Sauerländer Bürgerliste (SBL) stellte dazu im Januar 2011 eine schriftliche Anfrage an den Landrat. Wer lesen möchte was dabei herausgekommen ist, klicke bitte hier:

http://www.schiebener.net/wordpress/?p=11053

Was hat sich zwischenzeitlich getan?
Wir wissen, dass die verlassene Klinik zu einem außerordentlich beliebten Fotomotiv avanciert ist und, dass immer noch Patienten-Akten vermisst werden.

SBL-Kreistagsmitglied Reinhard Loos stellte am 01.12.2012 eine weitere Anfrage zum Verbleib der Patienten-Akten. Hier der Wortlaut:

Vor einigen Tagen wandte sich eine Angehörige einer ehemaligen Patientin der Veramed-Klinik an die SBL mit der Bitte, ihr beim Auffinden der Patienten-Akte ihrer Mutter behilflich zu sein.

Die SBL hatte zu der Aufbewahrung und dem Verbleib der Patienten-Akten in dem Gebäude der ehemaligen Veramed-Klinik in Meschede-Beringhausen am 11.01.2011 einen Sachstandsbericht beantragt. Mit Schreiben vom 21.01.2011 teilten Sie dazu u.a. folgendes mit:

„Zuständig für die Aufbewahrung und Verbleib der Patientenakten ist ausschließlich deren Eigentümer (Arzt bei freiberuflicher Tätigkeit und der Träger der jeweiligen Einrichtung bei von ihr beschäftigten Ärzten). Im Fall der Veramed-Klinik ist derzeit der Insolvenzverwalter zuständig für die ordnungsgemäße Aufbewahrung der Patientenakten.“

Darum bitte ich Sie zu beantworten:

  • Ist das Insolvenzverfahren zwischenzeitlich abgeschlossen?
  • Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?
  • Wer ist jetzt Eigentümer der Patienten-Akten der ehemaligen Veramed-Klinik und somit Ansprechpartner für frühere PatientInnen und deren Angehörige?
  • Liegen neue Erkenntnisse über den Verbleib der Akten vor?“

Update: Auch bei DerWesten ist ein ausführlicher Artikel zum Thema erschienen: Der dritte Datenschutzskandal an der Geisterklinik

12 Gedanken zu „Die verlassene Veramed-Klinik in Meschede und die vermissten Patienten-Akten. Die Geschichte geht weiter …“

  1. Bin mal gespannt ob ich in 15 Jahren darüber genauso einen Artikel schreiben muss wie über das Claassen 😀 …

  2. WDR2 hatte heute einen sehr ähnlichen Beitrag über die Veramed-Klinik in den Lokalnachrichten. Allerdings hieß es da, dass nur die Akten nicht zur Insolvenzmasse gehören würden, da diese keinen Wert hätten.

    Nach §35 Insolvenzordnung (InsO)umfasst die Insolvenzmasse übrigens das gesamte Vermögen, „das dem Insolvenzschuldner zur Zeit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gehört (..)“.
    Insofern gehören entgegen dem Artikel der WP auch die Klinik und das Gelände zur Insolvenzmasse.

  3. Tatsächlich? Dann sieht die Sache natürlich ganz anders aus! Allerdings stellt sich mir dann die Frage warum das Gebäude nicht anders genutzt und neu vermietet wird?! Ist der Eigner ein Sauerländer?

  4. @all:

    bei allem Hin und Her um die Besitzverhältnisse, kann ich persönlich mit meinem schlichten Verstand nicht begreifen, wie überhaupt derartige Akten nicht sofort gesichtert werden, unabhängig von irgendwelchen Insolvenzverläufen.

    So wie ich es verstehe, handelt es sich um hochsensibles Datenmaterial und allen Verantwortlichen war seit langem bekannt, dass dieses Material ungesichert in einem verlassenen Gebäude eingesehen werden konnte und kann.

    Gibt es überhaupt Verantwortliche oder müssen wir die Krankenakten als Waisen betrachten?

    Kleines Gedankenspiel: in den USA hätte eine Sammelklage schnell zur Klarheit geführt bzw. die Verantwortlichen wären sich dieser drohenden Möglichlkeit bewusst gewesen.

    Hier in Deutschland ist niemand verantwortlich … es ist ein Trauerspiel, vielleicht eine Posse. Wir werden sehen.

    Die Türen, die jetzt dort eingebaut werden, sind Alibi-Installationen, die das Problem nicht lösen, sondern nach außen dokumentieren sollen, dass „man sich kümmere“.

    Weiteres Gedankenspiel: angenommen, das Winterberger Krankenhaus gehe Pleite, was passiert dann mit den Akten?

    Kleine Rechercheaufgabe: in Bad Fredeburg ist eine Klinik pleite. Was passiert dort mit den Akten.

    Kleine Anekdote am Rande: in einer mir bekannten Stadt ist ein mir bekannter Arzt Pleite gegangen. Patienten benötigen für ihre Versicherung/Rente/etc. ihre Akten. Die sind weg.

    Können in Deutschland Krankenakten einfach heimatlos werden?

    Können in Deutschland Patientinnen und Patienten nicht darauf vertrauen, dass ihre Krankendaten geschützt sind?

  5. @Recherchiert: Habe ich da etwas überlesen? „Aufwändig gesichert“ lese ich nicht heraus:

    „Genau wie in der stillgelegten Veramed-Klinik, befinden sich auch die Patientenakten des ehemaligen St.-Georg-Krankenhauses noch im Gebäude. Sorgen darüber, dass Akten nach Einbrüchen offen zugänglich sind, macht sich der Insolvenzverwalter aber nicht: „Ich habe einen Wachtdienst engagiert.“ Was aber letztendlich mit den Akten passiert, muss der Insolvenzverwalter noch klären.“

    Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/vertrag-fuer-mvz-im-bad-fredeburger-krankenhaus-unter-dach-und-fach-id7461182.html

  6. In Bad Fredeburg ist die geografische Lage des Krankenhauses eine ganz andere als bei der Veramed-Klinik. Das St. Georg-Krankenhaus liegt mitten in Fredeburg, hinzu kommt noch, dass in Bad Fredeburg eine Polizeiwache und daher die Präsenz der Polizei viel höher ist und ich denke da sind Einbrüche erstmal unwahrscheinlich. Trotz alledem sollte man die Akten sicherer unterbringen.
    Wie genau soll es eigentlich mit dem MVZ laufen? Wenn das Teile des St. Georg Krankenhauses nutzt, wäre die Einbruchwahrscheinlichkeit noch wesentlich geringer!

  7. @Leon:

    Muss mal irgendwer vorbei und sich das angucken. Wenn die Polizei direkt daneben ist, könnte man sie direkt fragen, wie hoch die Einbruchssicherheit ist.

    „Mitten in Fredeburg“ muss ja nichts besagen, sonst gäbe es in Städten keine Einbrüche 😉

  8. Die Polizeiwache war bis vor einigen Jahren in direkter Nachbarschaft, jetzt ist sie etwas weiter weg (Mothmecke). Allerdings sind in ziemlich naher Umgebung Wohngebiete, das schreckt ab. Vergessen sollten wir nicht, dass in Teile des St.Georg-Krankenhauses das neue Medizinische Versorgungszentrum kommt, das wird nie komplett leerstehen!

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