Umleitung: Joie de Vivre und mehr, vom G20-Akkreditierungsskandal bis zur Emschermündung …

Das Tor zur Lebenslust am Strand von Le Touquet (foto: zoom)

Ich werde jetzt wirklich Französisch lernen. Natürlich kann ich es schon, zumindest habe ich meinen Französisch-Schein für’s Studium der Geschichte gemacht, Übersetzung eines Fachtextes mit Hilfe des Lexikons.

Ich habe schon gefühlt 99 Anläufe gemacht, diese Sprache perfekt zu beherrschen, aber jetzt wird es ernst; ein Jahr durchhalten (Erfahrungswert für alles), dann steht mir der Westen offen. J’aimerais apprendre le français. Aus Gründen.

G20-Akkreditierungsskandal: Sicherheitsbehörden ein Stück weit außer Kontrolle … welchering

Trump lügt unverfroren: Wie Putins Filialleiter … postvonhorn

Gefängnisstrafe für Holocaust-Leugnerin höchstrichterlich bestätigt: Die inhaftierte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel muss im Gefängnis verbleiben. Das Bundesverfassungsgericht hat ihre Verfassungsbeschwerde zurückgewiesen … bnr

Wissenschaft: Peer Review als Qualitätssicherung … scilogs

… che altri designò quali semplici favole: Der Legende nach soll Dante Alighieri von diesem Weg und Ort zur Gestaltung des Beginns seiner Göttlichen Komödie inspiriert worden sein … paralimpomena

Die_Reklame: Ein neues Projekt „ist @die_reklame. Hier sammeln Charlotte,
Moritz und ich Anzeigen aus alten Zeitungsdigitalisaten.“ … schmalenstroer

Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXXV): Der Kundenservice … zynaesthesie

Unregulierte soziale Netzwerke zerstören Demokratie: Ein Ausschuss des britischen Parlaments geht mit Facebook, Google & Co. hart ins Gericht. In einem umfangreichen Bericht fordern die Abgeordneten konkrete Maßnahmen, um das giftige Ökosystem aus Online-Werbung, Wahlbeeinflussung und Datenmissbrauch in den Griff zu bekommen … netzpolitik

Neuer: Der Torwart und Shampoo-Millionär hat in der Özil-Nationalstolz-Debatte gerade noch gefehlt, meint Leo Fischer … nd

„Kunst & Kohle” in den Ruhrkunstmuseen: Das bequeme Konzept der kleinen Portionen … revierpassagen

Emschermündung, Mondfinsternis, Minerva Tritonia, Rückblick: Nahe Dinslaken im Westen fliesst der Rhein. Dort mündet die Emscher nach gut 80 km, denn die Quelle liegt bei Holzwickede, in den grossen Fluss. Ab dem Jahr 2014 begann der Neubau der Emschermündung, verlagert etwas Richtung Norden mit einem naturnahen Mündungsbereich. Federführend für den Umbau ist die Emscher-Genossenschaft (EGLV). Später entsteht an der Emschermündung eine natürliche Auenlandschaft und zeitgleich ein neuer Ausflugs- und Erholungsraum … andreashaab

Bezahlen mit dem Handy: Mobiles Bezahlen der Sparkasse … unkreativ

Hagen: Die SPD-Parteibuch-Affäre von Wehringhausen … doppelwacholder

Verdun: das Denkmal für die jüdischen Gefallenen – „Allies et Volontaires Etrangers Israelites“

Das Denkmal für die jüdischen Gefallenen (foto: zoom)

Westlich des Beinhauses auf dem Schlachtfeld von Verdun erinnert ein Denkmal an die für Frankreich gefallenen Juden.

Zur Geschichte dieses Denkmals habe ich bislang nur wenige Informationen gefunden.

Es liegt jedenfalls der Gedenkstätte für die muslimischen Soldaten gegenüber.  Alles weitere später …

 

Verdun: das Denkmal für die muslimischen Soldaten – mémorial des soldats musulmans

Das Denkmal für die muslimischen Soldaten (foto: zoom)
Vor dem Beinhaus erstreckt sich der nationale Soldatenfriedhof, auf dem die sterblichen Überreste von über 16.000 französischen Soldaten begraben sind.

An der östlichen Seite des Friedhofs befindet sich ein Denkmal, welches an die muslimischen Soldaten erinnert. Es wurde am 25. Juni 2006 vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac eingeweiht:

„mémorial des soldats musulmans mort pour la France au cours de la Première Guerre Mondiale“

Die Ausrichtung des Gebäudes erfolgte nach Mekka.

„Fritz Bauer. Tod auf Raten“ – Ein Film von Ilona Ziok

By Dontworry [CC BY-SA 3.0 ], from Wikimedia Commons
„Fritz Bauer war der wohl profilierteste Staatsanwalt, den die Bundesrepublik je hatte. Er war engagierter Geburtshelfer der Demokratie, als sie sich aus den Abgründen der Diktatur erhob: In dem von ihm 1952 geführten Remer- Prozess erklärt ein deutsches Gericht den NS-Staat erstmalig zum Unrechts-Staat.

Mit derselben Zielgerichtetheit hat er die Aufhellung und Ahndung der NS-Verbrechen in Gang gesetzt. Als hessischer Generalstaatsanwalt war er der Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses, als Verdrängung und Beschweigung noch an der Tagesordnung waren. Da er Zweifel hegte, dass die deutsche Justiz nachdrücklich genug die Auslieferung Adolf Eichmanns fordern und ihn wegen Mordes in vielen tausend Fällen anklagen würde, verriet er den Aufenthaltsort des berüchtigten ,Buchhalters der Endlösung’ an den israelischen Geheimdienst. Dadurch konnte Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt werden.“

So bewarb die Urania den Film „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ von Ilona Ziok auf Ihrer Internetseite.

Filmplakat (Copyright CV Films)

Ilona Zioks Film kann man nicht einfach kaufen, sondern muss ihn bei „CV Films“ direkt bestellen. Wann wird er in unseren Schulen als selbstverständliches Unterrichtsmaterial gezeigt und zusammen gelesen mit Fritz Bauers Text, dem „größte(n) lebende(n) Zeuge(n) … für ein besseres Deutschland“, dem „größte(n) Botschafter, den die Bundesrepublik hatte“, wie Robert Kempner, stellvertretender Hauptankläger der USA beim Nürnberger Prozeß, Fritz Bauer nannte.

Immer noch lesenswert: Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Handelns (bild: thelen-khoder)

Wenn ein so großer Mensch seine Gedanken so knapp zusammenfasst, fällt es schwer, etwas herauszugreifen. Und so bitte ich Fritz Bauer um Entschuldigung, wenn ich ihn so zu Wort kommen lasse:

1. Zum „Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation)“
Unter VII. auf S. 17: „Tendenzen, die Freiheit abzuschaffen, gab es vor allem in Italien, in Deutschland, in Russland, in Spanien und in Portugal … Diese fünf Länder sind ehemalige Weltreiche, die aber den Anschluß an den modernen Imperialismus nicht gefunden oder verloren haben. Man könnte also ihren Rückgriff auf archaische Weltreichvorstellungen als Ersatz für das Scheitern ihrer imperialen Bestrebungen in der Neuzeit verstehen, als eine Art Cäsarentum, das sie dem modernen Kolonialismus der anderen Staaten entgegensetzten. Die faschisierten Länder West- und Osteuropas sind genau diejenigen, die sich als Erben des römischen Cäsarentums und berufen fühlten, das Weltreich der Cäsaren fortzusetzen.
In Westeuropa bestimmte während des ganzen Mittelalters die Idee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die große Politik. Die Deutschen glaubten, eine Mission zu haben, das römische Kaiserreich zu erhalten und fortzusetzen. Ähnliches finden wir in Osteuropa, in Rußland. Das römische Weltreich war zum Schluß geteilt; es gab einen westlichen Teil, dessen Mittelpunkt Rom war, und einen östlichen, dessen Zentrum sich in Byzanz befand. Das byzantinisch-römische Erbe wurde von den russischen Zaren übernommen. Ein guter Teil des russischen Nationalismus und der Vorstellung der Weltmission des Russentums hat hier seine Quelle. Auch Spanien und Portugals Geschichte stand im Bannkreis solcher Ideen, und Mussolini ist nie müde geworden, an das alte Rom zu erinnern.
Das alte Rom war cäsarisch, nicht demokratisch …“.

2. Zu „Ordnungssinn“ und „Sachlichkeit“
Unter X. auf S. 26f: „Die Deutschen wurden auf ihre sachliche Arbeit ausgerichtet. Dem Anspruch des Staates auf Machtentfaltung nach außen und innen entsprach die Forderung nach fragloser, mechanischer Disziplin des Untertanen. Hier galt die Ideologie ,Gesetz ist Gesetz’ und ,Befehl ist Befehl’, sie sicherte Präzision. Weltanschaulicher, moralischer und humanitärer Ballast machten nach der herrschenden Auffassung einen Staat schwach und anfällig. Theorie und Praxis einer doppelten Moral überwucherte – wo sie sich erst einmal breit gemacht hatte – zwangsläufig die zum privaten Gebrauch degradierte Ethik des einzelnen und machte die Bürger zu gefügigen Staatsbürgern, die, indem sie kritiklos den Machtapparat stützten, zu ihrer eigenen Entmachtung beitrugen. Das Gebot der Sachlichkeit schuf ausgezeichnete Beamte, ausgezeichnete Offiziere und ausgezeichnete Handwerker und Arbeiter. Sie funktionierten besser, reibungsloser und widerstandsloser als die Beamten, Offiziere, Handwerker und Arbeiter anderer Länder. Die Präzision, die roboterartige Tüchtigkeit geschah aber auf Kosten des Menschlichen. Das Moralische wurde hintangestellt. Man tat seine Pflicht. Nun ist zwar Pflichterfüllung etwas Schönes und Großes, aber es gibt nicht nur eine Verpflichtung gegenüber der Sachaufgabe, die gestellt ist, sondern auch gegenüber den Menschen.
Es gab einen Dichter in Deutschland, der schon vor über einem Jahrhundert bitter darüber geklagt hat. Hölderlin litt und zerbrach. In seinem Hyperion lesen wir:

,Handwerker siehst du, aber keine Menschen,
Denker, aber keine Menschen,
Priester, aber keine Menschen,
Herren und Knechte, aber keine Menschen.’

Der Deutsche fühlte sich stets verantwortlich für seine Arbeit, er ging in ihr auf, aber die öffentlichen Dinge, das Politische im weitesten Sinne, das alles Zusammenleben zu Hause und mit den Menschen jenseits der Grenzen umfaßt, waren ihm ,ein garstiges Lied’, in das einzustimmen er ablehnte. Er folgte nicht nur im Sinne handwerklicher Tüchtigkeit der Maxime ,Schuster bleib bei deinem Leisten’. Im Dritten Reich haben wir erlebt, daß die Generäle groteskerweise zu erklären pflegten, sie seien Generäle und Offiziere, aber keine Politiker. Die Politik überließen sie Hitler. Für sie, sagten sie, trügen sie keine Verantwortung. Das waren Generäle, aber keine Menschen.
Man hat oft zwei Typen europäischer Menschen unterschieden; der eine Typus denkt vorzugsweise an Ordnung, der andere an Freiheit. Der Rechtsphilosoph Gustav Radbruch, Justizminister der Weimarer Republik, …, schrieb einmal, dem Menschen mit Ordnungssinn verdankten wir Großes; er könne aber zuzeiten zu kulturbedrohender Übertreibung neigen. …“

Ernst Klees „Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945“ führt sehr viele deutsche Juristen auf – Fritz Bauer aber nicht. Er war es vor 1933 und nach 1945, aber während des häufig immer noch mit dem Propagandawort der Nazis bezeichneten „Dritten Reiches“ war der Hessische Generalstaatsanwalt eben „nichts“, war ein Flüchtling.

Weil er wusste, vertrat, lebte, vorlebte und uns allen ins Stammbuch schrieb, „dass es in unserem Leben eine Grenze gibt, wo wir nicht mehr mitmachen dürfen.“

Fritz Bauer:

„Eine Politik im Dienste des Rechts eines jeden auf Glück wird aber nicht nur in politischen Zirkeln, durch Diskussionen und Wahlen getrieben. Jede Stunde des Alltags gibt allen Gelegenheit dazu, zu Hause, bei der Arbeit, auf der Straße, im Umgang und in Zusammenarbeit mit den Menschen aller Stände, Rassen und Weltanschauungen. Goethe hat einmal gesagt: ,Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst.’ Leben meint Leben und Lebenlassen, heißt das Leben und alle Menschen lieben. Das ist, gerade weil es mitunter recht schwerfällt, jedenfalls heroischer, als die Menschen zu quälen, zu plagen und totzuschlagen.“

Zum 115. Geburtstag von Fritz Bauer stellt „CV Films“ ihren Film „Fritz Bauer. Tod auf Raten“ von Ilona Ziok (Weltpremiere 2010 auf der Berlinale, mehrfach ausgestrahlt von 3SAT, PHOENIX und dem SWR in Deutschland und auf vielen internationalen Festivals und TV-Sendern, bis zur kommenden Sonntagnacht kostenlos auf YouTube ein.

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„Bitte klicken Sie dazu den folgenden Link:
https://www.youtube.com/channel/UC1t3kuGEnXBFdgbwvr-v3ag?feature=em-share_video_user“, heißt es in einer Nachricht der Produktionsfirma. Nähere Informationen zum Film findet man unter www.fritz-bauer-film.de.

Verdun – das Beinhaus von Douaumont

Das Beinhaus von Douaumont. Im Vordergrund ein Teil des Friedhofs mit 16.142 Gräbern französischer Soldaten. (foto: zoom)

Als wir gestern die acht Kilometer zum Schlachtfeld vor Verdun hinauf radelten, näherten sich die Temperaturen den 30°C und am Ende des Tages fühlten sich die geschätzt 20 Gesamtkilometer wie 60 an.

Verdun, so hatte mich zu Hause ein Bekannter gewarnt, lohne sich nicht. Das sei doch alles nur Weltkriegsstourismus.

Wir radeln also als „Weltkriegstouristen“ den Aufstieg im ersten Gang zum Mémorial de Verdun (dem eigentlichen Weltkrieg I Museum) und dann weiter zum Ossuaire de Douaumont (Beinhaus von Douaumont).

Beinahe symbolisch kam mir ein Haufen mit weggeworfenen Müll am Wegrand vor.

Am Wegrand weggeworfen (foto: zoom)

Am nächsten Tag sitze ich hier vor dem Notebook und habe meine Gedanken noch nicht sortiert. Der Besuch hat mich beeindruckt, so sehr dass wir gleich noch einmal losfahren werden, um weitere Orte anzusehen: zerstörte Orte, Gedenkorte, Monumente …

Später mehr …

In Memoriam Christa Päffgen aka „Nico“ – *16.10.1938 · †18.07.1988

Ihr Name ist unlösbar mit der Band „The Velvet Underground“ verbunden. Dabei sang sie lediglich drei Songs auf der berühmten Platte mit dem Bananen-Cover. Die Sängerin Nico, geboren als Christa Päffgen in Köln, war einer der ersten Popstars aus Deutschland: Sie modelte in Paris, spielte bei Fellini und gehörte zu Andy Warhols Factory.

https://www.youtube.com/watch?v=9pMuAgsZ2oo
.

Nach ihrer kurzen Zeit bei „The Velvet Underground“ wollte Nico sich als eigenständige Musikerin etablieren. Der kommerzielle Erfolg der von ihr initiierten Projekte blieb allerdings aus.

Die Künstlerin war seit frühester Jugend Drogen jeglicher Art nicht abgeneigt. Der exzessive Lebenswandel forderte seinen Tribut; so war der daraus resultierende schlechte körperliche und gesundheitliche Zustand ein Grund für den frühen Tod der Sängerin. Am 18. Juli 1988 stürzte sie bei einer Fahrradfahrt auf Ibiza und starb in Folge eines zu spät erkannten geplatzten Aneurysmas am selben Tag im Krankenhaus.

2017 drehte die italienische Regisseurin Susanna Nicchiarelli den Spielfilm Nico, 1988 mit Trine Dyrholm in der Titelrolle. Das Roadmovie spielt in Paris, Prag, Nürnberg, Manchester, in der polnischen Provinz und an der rumänischen Küste. Es widmet sich den letzten Lebensjahren von Nico.

Der Film erscheint am 18.07.2018 – Nicos Todestag – in den deutschen Kinos.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=38RBdHtWkWo

Filmrezension DLF, 14.07.2018 (Hartwig Tegeler)

30. Todestag der Pop-Ikone Nico – Falten, Verfall, Erinnerungen

Sie war erstes deutsches Supermodel, Schauspielerin, Muse von Andy Warhol und Sängerin der Gruppe „The Velvet Underground“: die Kölnerin Christa Päffgen. Als Nico beflügelte sie die Popkultur, doch ihr Ende war tragisch. Das Roadmovie „Nico, 1988“ gibt Einblick in ihre letzten Lebensjahre.

(…)

„Nico, 1988“, diese filmische Dekonstruktion dieser Ikone der Pop-Kultur, also das Hintersichlassen einer falschen Vorstellung, ist grandios. Und Trine Dyrholm als Nico – wow!

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=CZsufFLwMmY

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Und ja, weil qua TagesDatum ins Dekadenraster passend:
(The) Grateful Dead veröffentlichten am 18.07.1968 die ziemlich abgefahrene LP Anthem of the Sun

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=BkKJnDnAFkE

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… schätze die Scheibe sehr. Stammplatzgarantie für nen Transfer auf ne einsame Insel 🙂

Umleitung: Versuchsläufe für den Faschismus? Außerdem Datenschutz, rechtsextremer Terror, eine erodierende CDU/CSU, künstliche Dummheit und mehr …

Blick aus dem Fenster. Keine Angst, das war vor Tagen.
Blick aus dem Fenster. Keine Angst, das war vor Tagen. (foto: zoom)

Fintan O’Toole: Trial runs for fascism are in full flow. Babies in cages were no ‘mistake’ by Trump but test-marketing for barbarism … irishtimes

Datenschutzkonferenz: Herzlich willkommen auf dem offiziellen Webauftritt der Datenschutzkonferenz (DSK), dem Gremium der unabhängigen deutschen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder … dsk

NSU-Prozess: Weiter Risiko von rechtsextremem Terror … bnr

CDU und CSU erodieren: Die Union streitet sich zugrunde … postvonhorn

Gesucht: Eine Opposition mit Schwung und Selbstbewußtsein … misik

Ein Zweifel: Kann man Religionswissenschaft im Internet fair diskutieren? … scilogs

(Vor-)Wissenschaftlich Recherchieren mit Wikipedia? Aufgabe von Lehrenden in der Schule, spätestens aber an der Universität, sollte es sein, die alltäglich gewordene Verwendung der geschilderten Kombination Google/Wikipedia/YouTube nicht zu verdammen oder gar zu verbieten, wie es vielleicht manchmal noch geschieht, sondern auf die Beschränkungen dieses Zugangs hinzuweisen … publicHistory

Die Wikipedia-Sperre in der Türkei zensiert unser aller Wissen: Wohin wir auch schauen, die Zensurmaßnahmen werden häufiger und perfider. Vielfach findet sie im Verborgenen statt. In den letzten Monaten haben sowohl die russische als auch die iranische Regierung Versuche unternommen, den Messenger-Dienst Telegram zu blockieren … netzpolitik

Zeit des Stillstands: Andreas Maiers Roman „Die Universität” … revierpassagen

Künstliche Dummheit: „Cortana, mach‘ endlich hin“, drängelte Alexa, „die nächsten Kurznachrichten müssen raus. Die ersten fragen schon nach“. Cortana schnippte: „Spiel‘ Dich nicht so auf. Das Wetter ist längst abrufbar. Und die Nachrichten-Aufhänger sind doch sowieso dieselben wie die von Siri“ … charly&friends

Masterplan Mobilität: Die angebliche „Verkehrswende“ ist nur vorgeschoben – es sollen „Fördertöpfe“ abgegrast werden … doppelwacholder

Schulpolitik: Überall in NRW gibt es Gesamtschulen, nur im „prägallischen Dorf“ namens Hochsauerlandkreis nicht … sbl

R.I.P. Christine Nöstlinger – *13.10.1936 · †28.06.2018

Da ist man den ganzen Tag medial (TV, Funk, Web) abstinent, macht am Abend den PC an … – und erfährt vom Tod der großartigen Christine Nöstlinger.

Neben vielen mit den Kindern gelesenen Büchern kommen in diesen seltsamen Zeiten unwillkürlich das Gedicht „Vergleiche“ sowie die Gedenkrede (5. Mai 2015) von Christine Nöstlinger zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen in Erinnerung.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=q9z0AqLHzug

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Ein Mensch mit „geradem Rücken“ lebt nicht mehr. Irgendwie doch „Freitag, der 13.“ … 🙁

„Krieg im Wald“ – Ein Buch über Jagdgeschichte, Wilddiebe und tödliche Konflikte im Sauerland

„Die Gartenlaube“ 1867; commons.wikimedia.org

Das soeben erschienene Buch „Krieg im Wald“ vermittelt einen geschichtlichen Überblick zu Wilderei und Waldkonflikten in Südwestfalen.

Mit „Heimat“ verbinden manche Kreise nur wohlige Gefühle, Harmonie und Zusammenhalt. In Wirklichkeit ist aber auch die Geschichte der Kleinräume von Verteilungskämpfen durchzogen. Beim „Krieg im Wald“ ging es um Brennholz und Fleisch. Wildschütz-Abenteuer blieben eher die Ausnahme. Weil bei Zusammenstößen stets eine Waffe zuhanden war, mussten immer wieder Menschen ihr Leben lassen. Es gab auf beiden Seiten der „Waldfront“ gefährlichen Gruppenzwang und Akteure, die keine Skrupel kannten. Meistens jedoch waren Angst und Panik die Auslöser von tödlichen Schüssen.

Zu den Opfern zählten arme Schlucker oder Forstbedienstete, die zumeist auch nicht dem Kreis der Privilegierten angehörten. Auf beiden Seiten wurden Tränen vergossen. Wer den Standort der Menschlichkeit einnimmt, wird jenseits von einseitigen Parteinahmen die Perspektive aller Beteiligten würdigen. Der „Krieg im Wald“ wird in dem neuen Band der „edition leutekirche sauerland“ nicht romantisch verklärt oder moralisiert, sondern als ein Kapitel der regionalen Sozialgeschichte beleuchtet.

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Leseprobe:

Wie viel Blut ist im „Waldkrieg“ vergossen worden?
(Abschnitt aus dem Sauerland-Buch „Krieg im Wald“)

Wer die regionale Geschichte des illegalen Jagens oder Holzfrevels erkunden möchte, stößt in den Staatsarchiven oder amtlichen Chroniken vermutlich nur auf Ausschnitte. Die Förster waren zur Berichterstattung geradezu verpflichtet. Ihre Perspektive ist vergleichsweise gut dokumentiert. Die Gesetzesübertreter oder auch ihre Angehörigen schwiegen aus naheliegenden Gründen lieber von unerfreulichen Dingen.

Je tiefer man in die Sache eindringt, desto drängender stellt sich die Frage: Wie viel Blut ist im „Waldkrieg“ vergossen worden, nicht nur auf Seiten der amtlichen Hüter des Waldes, sondern auch unter den oftmals ärmlichen Wilderern? Ein Kirchenbucheintrag aus dem Jahr 1889 hat die Voßwinkeler Heimatforscher vor einigen Jahren bewegt, die Leser ihrer „Rückblicke“ an den Namen eines beim Wildern erschossenen Fabrikarbeiters zu erinnern, der nach dem Tod seiner Eltern für den Lebensunterhalt der Geschwister gesorgt hatte. Es kommt in den Quellen auch ein sehr junger Wilddiebhelfer zum Vorschein, der 1923 nach einem Schuss in den Rücken sein Leben lässt. Wie lauteten eigentlich genau die Dienst­vorschriften der Förster? Gab es so etwas wie einen obligaten Schießbefehl? War hierbei eine Kampfunfähigkeit der Wilderer das vorrangige Ziel? Wie eng oder weit wurde der Begriff der Notwehr ausgelegt?

Rechtsempfinden und Praxis konnten sich im Verlauf der Jahrzehnte durchaus verändern. 1898 erfolgte z.B. eine rechtliche Ausweitung des „Notwehr-Begriffes“, durch welche das unbedingte Verbot des Waffengebrauchs gegen fliehende Wilderer aufgeweicht wurde; in manchen Jägerkreisen soll es zu freudigen, z.T. menschenverachtenden Reaktionen gekommen sein. Bisweilen empfahlen sich stellungssuchende Jagdaufseher in Annoncen ausdrücklich als „Schrecken der Wilddiebe“.

Zu anderer Stunde beschäftigt man sich mit jenem Feld, das der wegen seines späteren Überlaufens von der SPD zu den Nazis nicht gut beleumundete Berliner Kriminalkommissar Otto Busdorf (1878-1957) als ein eifriger Pionier zwischen 1929 und 1931 in drei Bänden über „Wilddieberei und Förstermorde“ dokumentiert hat.

Angesichts der hier eröffneten Einblicke in das organisierte Verbrechen wird sich auch der größte Freund der ‚kleinen Leute‘ unweigerlich mit Forstbediensteten solidarisieren, die mehrheitlich keineswegs besonders privilegiert leben, oft zwischen allen Stühlen sitzen und sich im Fall der eigenen Tötung durch kaltblütige Kriminelle für ihre Hinterbliebenen manchmal nur eine geringe Anteilnahme der Umgebung erhoffen dürfen. – Es gab auf beiden Seiten der ‚Waldfront‘ gefährlichen Gruppenzwang und Akteure, die keine Skrupel kannten. Meistens jedoch waren wohl Angst und Panik die Auslöser von tödlichen Schüssen.

Der Historiker Werner Neuhaus aus Sundern verweist mit seinem Beitrag „Krieg um den Wald“, der in diesem Buch erneut zugänglich gemacht wird, auf die richtige Überschrift für jene erschreckenden Gewalterscheinungen, die bei einer Beschäftigung mit unserem Thema über kurz oder lang zwangsläufig zutage treten: „Krieg!“

Über ausgewählte Daten, Stationen und Momentaufnahmen wird im Überblick zur Wilddieberei im Sauerland und in angrenzenden Gebieten zunächst der geschichtliche Rahmen markiert werden. Sodann folgen in zwei Durchgängen die Ergebnisse einer Recherche zu den Opfern auf beiden Seiten. In Erwartung gründlicher Arbeiten von anderen Forschern möchte ich betonen, dass das hierbei Vorgelegte nur ein erstes, noch keineswegs vollständiges Bild vermitteln kann.

Schließlich kommen die literarischen Bearbeitungen des Themas zur Darstellung. Auch das kann in einigen Fällen – unter Vorbehalten – zur Rekonstruktion historischer Sachverhalte etwas beitragen. Amtliche Archivquellen oder zeitgenössische Reportagen hinterlassen beim Leser oft trügerische Gewissheiten. Doch selbst wenn wir Videoaufzeichnungen von bestimmten Ereignissen besäßen, wüssten wir keineswegs sicher, „wie es wirklich war“. Denn in die Seelen und Motivkomplexe der Beteiligten kann letztlich nur noch der liebe Gott hineinschauen.

Andererseits: In den literarischen Zeugnissen spiegeln sich lokale Erinnerungen, Standorte, Mentalitäten, Stimmungen und Deutungen, was in jedem Fall ja mit Wirklichkeitsschichten der Vergangenheit zu tun hat. Wenn das ernste Thema „Wilddieberei“ in der Literatur bisweilen ausgesprochen humoristisch zur Sprache kommt, so ist auch das eine Stellungnahme. Die tödlichen Geschicke, die so viel Traurigkeit verbreitet haben, werden in vielen Anekdoten bagatellisiert oder verdrängt.

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Peter Bürger (Hg.): Krieg im Wald
Forstfrevel, Wilddiebe und tödliche Konflikte in Südwestfalen.
Norderstedt 2018.
ISBN: 978-3-7460-1911-6; 308 Seiten (25 davon in Farbdruck); Preis: 18,90 Euro
Inhaltsverzeichnis; Leseprobe:
https://www.bod.de/buchshop/krieg-im-wald-peter-buerger-9783746019116
Das Buch kann überall vor Ort im Buchhandel bestellt werden.