Ich komme gerade von der Sitzung des Winterberger Rates zurück. Ich werde es heute Abend nicht mehr schaffen, die Inhalte und Abstimmungen zu sortieren und aufzuschreiben. Die Sitzung dauerte knapp drei Stunden.
Die Luft im Ratssaal empfand ich als sehr, sehr stickig. Die Akkustik habe ich schon früher für unzureichend gehalten, heute ist es mir besonders aufgefallen. Es war schwer, viele der Ratsmitglieder zu verstehen. Einige sprechen ohne besondere Intonation, andere leise, die nächsten schnell im Eifer, und über allem liegt schwer die dicke, stickige Luft. Es ist als wäre der Ratssaal die vierte politische Partei.
Ich saß eingequetscht in den heute dicht besetzten Stuhlreihen am Ende des Saals. Winterberger Feuerwehrleute, die Vertreter der Betriebsgesellschaften und interessierte Bürger.
Auf den Knien jongliere ich ein Heft zum Mitschreiben und mein Nexus Tablet mit den Materialien aus dem Ratsinformationssystem.
„Du machst doch hier hoffentlich keine Aufnahmen!“, spricht mich der Tourismusdirektor beim Hineinschlängeln zu seinem Sitz forsch von der Seite an und zeigt auf mein Tablet.
„Nein, wieso sollte ich?“
Kurze Zeit später öffnet er selbst auf seinem eigenen Tablet unsere Website mit dem Bild des zerfallenden Außenbeckens am Oversum:
http://www.schiebener.net/wordpress/?p=29784
„Interessant, das ist ja interessant! Das Bild hast du doch von meinen Grundstück aus gemacht. Du hast auf meinem[sic!] Grundstück gestanden.“
Das Foto könne ich nicht von außerhalb aufgenommen haben. Das ginge nicht:
„Ich kenne doch mein Grundstück!“
Ich habe erwidert, dass ich das Bild von der Wiese, von außerhalb des Zauns aufgenommen hätte. Er könne sich doch anhand der Überwachungskamera (diese hängt dort wirklich und überstreicht den Bereich) schlau machen.
„Das ist nicht meine Kamera!“
Und dann noch einmal abschließend: „Interessant, interessant! Das ist ja interessant!“
Ich bin heute aber auch empfindlich. Die Luft war dick, die Stimmen dünn und der Bürgermeister ist dem Oppositionsführer ins Wort gefallen, aber das war auch schon im letzten Drittel der Veranstaltung.