Bilder von und Anmerkungen zur gestrigen Bürgerversammlung im Winterberger Rathaus

Die gestrige Bürgerversammlung dauerte von 19:30 bis 22:15. Auf dem Podium saßen hier nicht alles zu sehen): Helga Köster-Saure, Karl-Ulrich Saure, Rainer Schmidt-Illguth, Werner Eickler, Hans-Joachim Hamerla, Peter Wegmann und Michael Beckmann. (fotos: zoom)
Die gestrige Bürgerversammlung dauerte von 19:30 bis 22:15. Auf dem Podium saßen hier nicht alle zu sehen: Helga Köster-Saure, Karl-Ulrich Saure (nicht), Rainer Schmidt-Illguth, Werner Eickler (nicht), Hans-Joachim Hamerla, Peter Wegmann und Michael Beckmann. (fotos: zoom)

Auf der gestrigen Bürgerversammlung im Saal des Rathauses Winterberg wurden die Pläne für die Bebauung des Bahnhofsgeländes und der sogenannten „grünen Wiese“ präsentiert. Als Investorengruppe wurden die Medebacher Architekten Helga-Köster-Saure und Karl-Ulrich Saure vorgestellt.

Auf dem Podium saßen die beiden Investoren, sowie Rainer Schmidt Illguth (BBE), Werner Eickler (BM), Hans Joachim Hamerla (ASS), Peter Wegmann (ASS) und Michael Beckmann (TD).

Im Publikum hatten sich zum großen Teil Lokalpolitiker, Geschäftsleute und darüber hinaus interessierte Einwohner, sowie die Lokalpresse eingefunden. Es wurde eine Zahl von 100 Besuchern genannt, eine Anwesenheitsliste ging herum und wird die genaue Info liefern. In den Stuhlreihen blieben einige Plätze leer.

Der Bürgersaal war nicht ganz gefüllt. Einige Plätze blieben leer.
Der Bürgersaal war nicht ganz gefüllt. Einige Plätze blieben leer.

Aber jetzt zu den beiden „Schätzchen“, dem neuen Bahnhofsgebäude und dem Aldi-Markt mit aufgesetztem Obergeschoss. Zuerst ein paar Bilder und zum Schluss noch Anmerkungen bzw. Kritik aus der Diskussion.

Photoshop-Modell des geplanten dreiteiligen Bahnhofsgebäudes.
Photoshop-Modell des geplanten dreiteiligen Bahnhofsgebäudes.

Im rechten Teil sollen Büroflächen untergebracht werden (vhs, Sprechsstelle Gesundheits-/Jugendamt), in der Mitte der Service-Point (Verkauf/Beratung/Toiletten) und links Gastronomie („Salvatore aus Olsberg will schicken Italiener eröffnen“). Das geschwungene Dach im „Rost-Design“ soll das Winterberger Wahrzeichen symbolisieren.

Der neue Bahnhof in Stichworten.
Der neue Bahnhof in Stichworten.

Auf die „grüne Wiese“ zwischen Caritas und Edeka/DM („Neue Mitte“) wird das zweigeschossige Geschäftsbau für unten Aldi (1200 qm Verkaufsfläche) und geplant im Obergeschoss ein Schiesser-Outlet errichtet, aber auch andere bzw. weiter Einzelhändler (Teamsport, Elektronik Partner) seien im Obergeschoss denkbar.

Das Gebäude verdeckt Blickrichtung "Neue Mitte" den Edeka-Markt und DM.
Das Gebäude verdeckt Blickrichtung „Neue Mitte“ den Edeka-Markt und DM.

Anwesende Geschäftsleute drückten ihr Unbehagen über das Obergeschoss aus -„Ich hätte mir gewünscht, dass die obere Etage nicht stattfindet.“-, aber BM Eickler betonte, dass er und die Politik „keine eingeschossige Flachbaukiste“ wollen.

Das "Aldi-Gebäude" von Winterberg Richtung Caritas.
Das „Aldi-Gebäude“ von Winterberg Richtung Caritas im Modell.

Zusammengefasst die Konzeption für das weiße Gebäude an der Südseite des „grünen Wiese“:

Konzeptionelle Anmerkungen zum "Aldi-Gebäude"
Konzeptionelle Anmerkungen zum „Aldi-Gebäude“

Der Zeitplan sieht folgendermaßen aus:

Teil I

Zeitplan I
Zeitplan I

Teil II

Der Zeitplan II
Der Zeitplan II

Folgende Punkte sind mir in der Diskussion aufgefallen:

Verkehrskonzept
Als der Bürgermeister nach einem Konzept für die Verkehrsführung gefragt wurde, hatte er keine Antwort: „Ich bin Bürgermeister, kein Verkehrsexperte.“ Offensichtlich war, dass die Stadt sich bislang nicht um eine Verkehrskonzeption im Bereich ALDI und EDEKA gekümmert hat.

Angemerkt wurden auch zu erwartende Probleme für Fußgänger. Für Hans-Joachim Hamerla (ASS) kein Problem: „Wir stellen einfach Poller auf!“

Parkplätze
Bürger monierten, dass schon jetzt in der Hochsaison chaotische Parkplatzverhältnisse herrschten. Sie befürchteten, dass zu wenig Parkplätze geplant seien.

Der Investor berichtete stolz, dass man Aldi dazu bewegen konnte, die Parkplatzbreite zu reduzieren, um dadurch die Anzahl der Parkplätze zu erhöhen.

Ästhetik
Ein Besucher bemerkte, dass auch bei den Planbildern für die „Neue Mitte“ alles sehr schön ausgesehen habe, das fertige Gebäude dann in der Realität häßlicher wurde, ob denn eine Holzverkleidung für das doch wuchtig wirkende Gebäude vorgesehen sei.

Die Architektin und Investorin Helga Köster-Saure bekräftigte, dass eine Holzverkleidung geplant sei.

Geschwindigkeit
Ein Anwohner wies auf die hohen Geschwindigkeiten auf der Bahnhofstraße hin. Die Idee eines Blitzers wie beispielsweise in Olsberg mit hohen Einnahmen wies BM Eickler strikt zurück: „Starenkästen, davon halte ich nicht viel, die braucht nur der Landrat.“

Konkurrenz
Ein Einzelhändler aus der Sportmodenbranche befürchtete durch den eventuellen Einzug eines Teamsport-Geschäfts Konkurrenz. Er glaube nicht, dass es in Winterberg, wie von der BBE gesagt, einen Markt für Teamsport-Artikel gebe und so müsse ein sogenannter „Teamsport-Anbieter“ zwangsläufig auf dem Segment (Wandern, Wellness usw.) der Winterberger Einzelhändler Waren anbieten , um Gewinne zu machen.

Der Bürgermeister appellierte dazu an die Winterberger Geschäftsleute, sich zu überlegen, selbst in das Obergeschoss zu gehen.

Interessant war in diesem Zusammenhang auch, dass Deichmann (Schuhe) abgelehnt hatte. Begründung: Man gehe nicht in Obergeschosse. Dazu der Spruch, der in der Diskussion fiel: „Jede Treppenstufe sind 10% Umsatzverlust.“

Rechtsform der Investoren
Zum Ende hin stellte ein Besucher den Investoren die Frage, welche Rechtsform sie für die Unternehmung gewählt hätten. Das Investoren-Ehepaar sagte daraufhin, dass die Rechtsverbindung noch nicht feststehe. Das Bahnhofsgebäude würden sie wahrscheinlich privat als Eheleute bauen; das Aldi-Gebäude eventuell als Beteiligungsgesellschaft, dies stehe aber noch nicht fest. Auf keine Fall wolle man aber eine GmbH & Co KG wählen, um dann bei Schwierigkeiten einen schlanken Fuß zu machen.

10 Gedanken zu „Bilder von und Anmerkungen zur gestrigen Bürgerversammlung im Winterberger Rathaus“

  1. Wenn ich mich recht erinnere, gab es ein Bahnhofsgebäude mit wohlgestaltetem Äußerem was nun gegen eine aalglatte Investoren-Kärcher-Architektur eingetauscht werden soll.
    Ob die Welle oberhalb des Gebäudes mehr als nur die Hilflosigkeit der Investoren zum Ausdruck bringt, muss jeder selbst für sich entscheiden.

    Meschede hat in derselben Art ein Bahnhofsersatzgebäude inkl. ALDI etc. erhalten, welches bei Wahrnehmung zu Speiseröhrenperistaltik führt. Da kann man sich so einiges durch den Kopf gehen lassen.

    Ich halte es für völlig richtig Parkplätze in ihrer Breite zu reduzieren.
    Wir können doch jeden Tag erlebbar festzustellen, dass Autos immer schmaler werden und die zunehmend älteren Autofahren jedes Jahr besser Ein- und Ausparken können und im allgemeinen Fittnesswahn sich definitiv immer besser aus den Karossen herauszuschwingen können.
    Gehhilfen finden doch nur noch in den Köpfen von Miesmachern statt.

    Meinen Glückwunsch an die Oberen zu Winterberg – scheint man doch das Oversum-Niveau durch die Krise gerettet zu haben.

    1. @Zitronenfalter

      Zum Schluss der Veranstaltung bat der Winterberger Ortsvorsteher darum, dass noch einmal erklärt würde, wie der Zustand des alten Bahnhofsgebäudes gewesen sei und aus welchen Gründen es nicht hätte saniert werden können.

      Es wurde u. a. auf die Baufälligkeit des Gebäudes hingewiesen. Letztendlich trüge die Bahn die Schuld, da sie den Bahnhof nicht in Ordnung gehalten habe.

      Die Parkplatzsituation ist meiner Meinung nach tatsächlich ein möglicher Schwachpunkt des Investitionsvorhabens.

      Der Vertreter von ASS, die ja schon das Oversum-Projekt begleitet hatten, stellte das Oversum als einmaliges Gebäude dar, ein Erfolgsprojekt, das erst im laufenden Betrieb geschwächelt habe.

      Ich habe noch einige Seiten mehr mitgeschrieben, aber dazu vielleicht später. Bin gerade unterwegs und die Unterlagen sind zu Hause.

  2. Hab die Bürgerversammlung gemieden, um die devote Stimmung nicht durch kritisches Nachfragen zu stören. Also frage ich hier, sozusagen im
    stillen Kämmerlein:

    Lohnt sich die Inangriffnahme solcher Vorhaben heutzutage überhaupt noch, können sich solche Investitionen noch amortisieren?! Kann man das als klassischer „vorsichtiger Kaufmann“ noch verantworten?

    Immerhin leben wir in Deutschland seit gut zehn Jahren von der Substanz, werfen dem Mittelstand Stöcke in die Beine, schwächen die Innovationskraft der Industrie, reduzieren die Kaufkraft der Bevölkerung auf jede erdenkliche Weise (vgl. die Entwicklung des Verfügbaren Einkommens seit 1996), müssen eine durch die EZB betriebene finanzielle Repression (Stichwort Private Altersvorsorge) erdulden, müssen die Kosten der Flüchtlingskrise schon bald auf Steuererhöhungen umlegen und haben in dieser Woche auch noch im Eiltempo die Teilnahme an einem Krieg beschlossen, der sich angesichts des Pulverfasses Naher Osten und der Spannungen niedergehende USA/revanchistisches Russland unweigerlich in einen Weltkrieg auswachsen wird. Der hier so hoch gehaltene Dirk Wiese hat übrigens mit der üblichen Blauäugigkeit Ungedienter für den Kampfeinsatz gestimmt. Der hier zuweilen in Rede stehende Sensburg trotz grundsätzlicher Sachkundigkeit und damit wohl aus anderen Erwägungen übrigens auch:
    http://www.abgeordnetenwatch.de/index.php?cmd=1105&show=abstimmungsverhalten&id=777&filter=59929#abst_verhalten
    Aber zurück zum Thema: Und als wäre das nicht genug zeigt ein Blick in die Niederlande, dass bei der klassischen Tourismuszielgruppe Winterbergs das Geld wegen hoher Schuldenstände im privaten Bereich (Immobilienfinanzierungen größtenteils unter Wasser) das Geld absehbar nicht mehr so locker wie früher (wer den Euphemismus findet, darf ihn behalten) sitzen wird.
    Die Klimaerwärmung mit ihren negativen Auswirkungen selbst auf künstliche Beschneiung möchte ich ausdrücklich gar nicht erst bemühen, da ich es zum einen selbst nicht mehr hören kann und zum anderen erst vor ein paar Tagen eine der großen Tageszeitungen Deutschlands ein überaus pessimistisches Bild selbst für den Skitourismus in den Alpen zeichnete.

    Kurzum: Die Welt muss sich wohl irgendwie weiterdrehen, aber woher nimmt man angesichts der pessimistisch stimmenden Gemengelage den Optimismus zu dieser Investition, wie frisiert man die Investitionsrechnungen auf Rentabilität? Oder, um direkt zum Kern meiner Frage vorzudringen: Wo haben die Verantwortlichen die Hintertürchen eingebaut, um Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren?!

    Interessierte Grüsse,
    Jupp

    1. Kurz zum Bahnareal:

      ALDI wird gerechnet haben

      die Berater werden gerechnet haben

      ——————————————
      ^ ^ ^
      || || ||

      Die da oben sind die Gewinner.

      Die Investoren rechnen ebenfalls: Gewinner oder Verlierer? Eher Gewinner, allerdings mit einem „Aber“ … sie müssen sich ja noch die Gesellschaftsform ausrechnen.

      Die Stadt rechnet wie alle oben genannten hinter verschlossenen Türen.

      Die Funktionäre haben ein festes Einkommen, egal wie alles ausgeht.

      Sonst => Steuerzahlerin und Steuerzahler

      Es ist ein Jammer, dass gerade die wichtigen finanziellen Transaktionen und Verpflichtungen nicht transparent gemacht werden.

      BM Eickler auf der Versammlung: „Wir sind Vordenker. Winterberg als Zentrum unserer Stadt muss gestärkt werden.“

      Hamerla von der ASS: „Ohne die Rückendeckung des Rats hätten wir alle Aufgaben und auch das Oversum nicht geschafft … beim Oversum bundesweit die besten Verträge geschlossen, baulich einmalig, da hat’s nur im Betrieb gehakt.“

      Der Rest ist meinerseits Schweigen.

  3. „beim Oversum bundesweit die besten Verträge geschlossen, baulich einmalig, da hat’s nur im Betrieb gehakt“

    wieso „gehakt“?

    ist doch erfolgreich „baden gegangen“

  4. Nun ich denke, dass der Vertreter der Stadt Winterberg für den Zusammenhang:

    “ .. ist uns bekannt, dass die vorh. Parkplatzflächen zu Spitzenzeiten stärker frequentiert werden, …“ (wann sonst ?? Nachts, wenn alles schläft??)

    stuckadiert haben müssen.

    Ganz wesentlich wäre die Frage, ob die Planung als Ganzes der Stadt gut tut oder nur dem Investor, Aldi usw..
    Anmerkung je weniger es der Stadt gut tut, umsomehr Kunden gehen in den Aldi.
    Je mehr es der Stadt gut tut desto mehr parken in Aldi-Nähe und gehen an diesem vorbei in die Stadt zum bummeln.
    Welche Variante will der Investor / Aldi?
    Und hier beginnt spätestens politische Verantwortung für die Stadt als Ganzes und nicht nur für Aldi und Co.
    Man kann soetwas von Fachplaners prüfen lassen, wie damals die Bövingloh-Planung in Warstein.
    Meine Einschätzung:
    Nach dem Desaster mit dem Over-Ei gehen die Kosten zu Lasten der Bürger und die Verantwortlichen wurden wieder gewählt.
    Folgerichtig können die getroffenen Entscheidungen gar nicht so falsch sein.
    Jetzt kann sich jeder den Rest zu Aldi und Co zusammendenken.

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