Texas meets Winterberg – junge US-Amerikaner besuchen das Hochsauerland

BarbaraPamella
Die Lehrerinnen Barbara Ortwein und Pamela Phillips im Sommer 2013 in Winterberg. (archiv: jh)

An diesem Donnerstag , dem 12. Juni, wird eine Gruppe amerikanischer Schülerinnen und Schüler für zwei Wochen Winterberg besuchen.

Die jungen Texaner mit so wohlklingenden Namen wie Haley, Daphne, Chloe, Holly oder Brett, werden zwei Wochen in Gastfamilien in Winterberg, Hallenberg oder Medebach leben.

Sie nehmen an den Freizeitaktivitäten der Familien teil, besuchen den Unterricht im Geschwister-Scholl-Gymnasium in Winterberg und unternehmen Tagesausflüge nach Marburg und Bad Berleburg.

Außerdem werden die sonnenverwöhnten Amerikaner in Winterberg in die Künste des landestypischen Bobsports eingewiesen. Lehrer und Bobpilot Rolf Dauber absolviert mit den Schülern aus dem subtropischen US-Staat ein Bobtraining. Anschließend geht’s dann auf die Sommerrodelbahn.

Dies sind nur einige Highlights des Gegenbesuchs, dem eine Reise Winterberger Schülerinnen und Schüler im Frühjahr 2013 vorausging.

Die Lehrerinnen Frau Ortwein und Frau Biskoping sowie die amerikanischen Lehrerin Frau Phillips werden die deutsch-amerikanische Gruppe betreuen. Der Austausch findet seit über zehn Jahren im Rahmen des GAPP Programms (German-American-Partnership Program) statt und erfreut sich auf beiden Seiten des Atlantik großer Beliebtheit.

Wir berichteten hier über ein Vorbereitungstreffen von Frau Ortwein und Frau Phillips im vergangenen Jahr. Ein Blogbeitrag über den Verlauf des Austausches wird folgen.

Ausstellung des Hamburger Malers Hartmut Beier in der Karolinenstraße

HausKarolinenstr
Wildtierhütte, Öl auf Leinwand 30 x 24 cm

Liebe Kunstfreunde,
am Dienstag, dem 20. Mai, möchten wir Ihnen die Arbeiten des Hamburger Malers Hartmut Beier präsentieren.

Gezeigt werden Ölmalereien, in denen sich der Blick des Künstlers auf die Natur richtet.

Vernissage: Dienstag, den 20. Mai 2014, um 19.00 Uhr
Ausstellung: 20. Mai – 28. Mai 2014

Galerie Panther van Jansen
Karolinenstraße 7
20357 Hamburg
Öffnungszeiten: Di.-So. 16.00-19.00 Uhr
Termin nach Vereinbarung
Hartmut Beier: 0177.2662651

Merkwürdige Plakate zur Wahl 2014 – Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel

Ausschnitt CDU-Wahlkampf-Flyer
Ausschnitt CDU-Wahlkampf-Flyer

HSK-CDU im „Drei-Punkte-Modus“?

Autor: gp (neheims-netz)

In Winterberg wird mit „Erfahrung.Stärke.Sicherheit.“ argumentiert, in Arnsberg mit „Ideen.Leistung.Liebe.“(*). Und natürlich darf als Motiv der Werbe-Klassiker „Kleinkind-Schema“ nicht fehlen.

Vom Duktus der Verschlagwortung sowie von der Gestaltung der Werbeträger her scheint die HSK-CDU die Kampagne zur Kommunalwahl 2014 zentral von einer Agentur betreuen zu lassen?

Wäre interessant, mal Plakate/Flyer aus weiteren HSK-Kommunen zu sehen.

(*) „Liebe“ als Programmatik erinnert mich an den Kabarettisten Hagen Rether 🙂

Aus für Nellius-Straße in Sundern. Eine Freude für alle Demokratinnen & Demokraten

Im Ortsteil Sundern-Hachen bald Geschichte: die Nelliusstraße (foto: zoom)
Im Ortsteil Sundern-Hachen bald Geschichte: die Nelliusstraße (foto: zoom)

Im kölnischen Sauerland wird es zukünftig keine öffentlichen Benennungen nach dem judenfeindlichen Nazi-Komponisten Georg Nellius (1891-1952) mehr geben. Heute ist nämlich ein Bürgerbegehren zur Beibehaltung der Nellius-Straße in Sundern mit großer Eindeutigkeit gescheitert.

von Peter Bürger (christine-koch-mundartarchiv)

Die Initiative „Pro Nellius“ [http://nelliusstrasse.wordpress.com] hatte im Januar zur Durchführung 2.677 Unterschriften eingereicht, doch jetzt haben nur noch 1.776 Sunderaner ihr Anliegen unterstützt.

Das sind rund 3.000 Stimmen weniger als für einen Erfolg des Begehrens nötig gewesen wären. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 15 % der Berechtigten haben außerdem 1727 Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich eine Beibehaltung der Nazi-Namensgebung abgelehnt. Die Nellius-Freunde krönen sich ob eines Vorsprungs von 54 Stimmen auf ihrer Internetseite trotz der völligen Niederlage als „Sieger der Herzen“. Das entspricht dem selbstherrlichen Niveau der Initiative, deren Argumentation auf eine Verharmlosung von Rassenhetze und Judenfeindlichkeit hinausläuft.

Peter Bürger vom Christine-Koch-Mundartarchiv [www.sauerlandmundart.de] hat mit einem Dossier 2013 die neuere Straßennamendebatte über die Antisemiten Kahle, Berens-Totenohl und Nellius mit angestoßen, die mit dem heutigen Tag überall in den Kreisen Olpe und HSK erfolgreich abgeschlossen ist. Zusammen mit Historiker Werner Neuhaus und Stadtarchivar Michael Gosmann konnte er in diesem Jahr auch eine Dokumentation mit neuen Erkenntnissen zu dem umstrittenen Musiker vorgelegen [http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2069.pdf]. Bürger erklärt zur jetzt erfolgten Schlussentscheidung in der Nellius-Debatte:

Die dreisten Erfindungen und Scheinargumente der populistischen Nellius-Fürsprecher haben Öffentlichkeit und Rat in Sundern nicht überzeugt. So bleibt der ganzen Region auch zukünftig der Sinn für eine seriöse Geschichtsforschung erhalten. Freuen können sich alle Sauerland-Patrioten. Denn Nazis und Rassisten gehören nicht zu den Vorbildern unserer Heimat. Gerade auch aus der Kommune Sundern kommen mutige Persönlichkeiten, die im „Dritten Reich“ ihr „Nein!“ gesagt und im Gegensatz zu Nellius eine bittere Zeit durchlebt haben. Das sollten Kirchen und gesellschaftliche Gruppen am Ort jetzt noch stärker der jüngeren Generation vermitteln. Das gemeinsame Votum der OrtsvorsteherInnen bleibt gültig: „Man kann nicht Opfer und ideologische Mittäter gleichzeitig ehren.“ Auf die überparteiliche demokratische Initiative gegen Nazi-Straßen [www.nein-zu-nellius.de] kann Sundern wirklich stolz sein. Jenseits aller parteipolitischen Profilierung hat hier der republikanische Gemeinsinn klargestellt: „Verharmlosung von brauner Ideologie – nicht mit uns und nicht im Sauerland!“

Straßennamen-Debatte: „… und Christine Koch?“

Im biographischen Ergänzungsband zur Esloher Chr.Koch-Werkausgabe findet man schon seit 1993 (!) alle unveröffentlichten oder gedruckten Beiträge der Dichterin mit Voten zugunsten des Dritten Reichs, auf die Willy Knoppe in seiner 12 Jahre später erschienenen Dissertation von 2005 zurückgreift.

Von Peter Bürger (04.04.2014). Bitte die Literatur (Daunlots) am Ende des Beitrags beachten.

Weitere Funde haben wir fortlaufend veröffentlicht; zuletzt ist 2012 – noch vor Einsetzen der neueren Straßennamen-Debatte im Sauerland – als „daunlots nr. 59“ (s.u.) eine sehr umfangreiche Internetdokumentation „Nationalkonservative, militaristische und NS-freundliche Dichtungen Christine Kochs 1920-1944“ erschienen (vgl. jetzt auch das neue „daunlot nr. 72“, S. 15-19).

Christine Koch nicht vorbildlich
Unser Archiv lässt seit 1993 keinen Zweifel daran, dass die Haltung Christine Kochs im Faschismus NICHT vorbildlich zu nennen ist. Vielmehr hat die Dichterin – wie die breite Masse auch des katholischen Milieus – vor Veröffentlichung der Papstenzyklika „Mit brennender Sorge“ (April 1937) die „Neue Zeit“ des Dritten Reiches ausdrücklich begrüßt (es gibt bis 1936 fünf besonders unmissverständliche Voten, in denen wörtlich ein Bekenntnis zu „Führer“ und/oder „deutschem Gruß“ auftaucht; es handelt sich freilich nicht um „Hitler-Hymnen“). In der Zeit danach gibt es bis 1941 noch Beiträge Christine Kochs mit Voten für Deutschlands „Größe“ und „Deutschlands Sieg“ im Krieg (danach folgen in den Feldpost-Beiträgen Kochs, salopp gesagt, nur noch „fromme Weihnachtsgrüße“).

„Straßennamen-Debatte: „… und Christine Koch?““ weiterlesen

Patrick Sensburg liest keine Zeitung. Eine Polemik.

"Einer von uns" notiert sich etwas. (foto: zoom)
Wahlplakat Patrick Sensburgs (archiv: zoom)

Patrick Sensburg ist kürzlich CDU-Obmann im NSA Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages geworden.

Sogleich stellt er Forderungen an Edward Snowden. Dieser solle „als ersten Schritt“ den Abgeordneten alle Dokumente zur Spähaffäre vollständig zur Verfügung stellen.

Die Berliner Zeitung und der Kölner Stadt Anzeiger spotten in einem Kommentar:

Liest Patrick Sensburg keine Zeitung?

Der Kommentator weist auf die großen Verdienste Snowdens hin. Deutschland und die Welt haben ihm viel zu verdanken und nur durch ihn wissen wir, dass jeder vom US-Geheimdienst NSA ausgeforscht werde.

Vor dem Hintergrund, dass Snowden unter Einsatz seiner bürgerlichen Existenz eine große Menge an Daten und Informationen geliefert habe, nennt der Journalist Christian Bommarius Patrick Sensburgs Forderung „verblüffend“:

Nachdem er von den neuesten Mittelungen [sic] Snowdens erfahren hatte, sprach Sensburg: „Da muss irgendwie Fleisch an den Knochen. Snowden ist hier in der Lieferpflicht.“

Der Kommentator fragt: Hat Sensburg Humor oder liest er nur keine Zeitung?“

Auf abgeordnetenwatch.de erklärt Patrick Sensburg am 25.03.2014:

Wir wollen mit dem NSA-Untersuchungsausschuss eine vollständige Aufklärung der NSA-Affäre erreichen. Hier gilt es, zunächst den Sachverhalt als solchen aufzuklären. Um den Sachverhalt aber zu erforschen, ist es notwendig, dass die von Edward Snowden und vertrauenswürdigen Journalisten veröffentlichten Unterlagen (Herv. d. Verf.) von uns vollständig gesichtet werden können. Wenn Herr Snowden aufklären will, dann muss und wird er dies ermöglichen.

Somit scheint klar: Herr Sensburg liest keine Zeitung.

Peter Bürger: „Nellius – immer absurder“ – Revisionistische Erinnerungspolitik – ohne blassen Schimmer von der Geschichte des kölnischen Sauerlandes

Maria Autsch
Ein echtes Vorbild: Maria Autsch, „Die Nonne von Ausschwitz“ (foto: ***)

Seit zwei Tagen nimmt die Nellius-Debatte immer absurdere Formen an. Nur die substantiell wichtigsten 30 Seiten der neuen, frei im Internet abrufbaren Studie scheinen dabei keine Rolle mehr zu spielen.

(Gastbeitrag von Peter Bürger, siehe auch hier im Blog)

Seit gestern wird von uns Forschenden verlangt, Georg Nellius mindestens als direkten Massenmord-Mittotschläger vorzuführen, obwohl wir doch nur 23 Forellen als Mordopfer vorweisen können, die wegen seines Zorns über „Vollblutjuden“-Musik im Radio dran glauben mussten. Grotesker kann es wirklich nicht mehr werden … Die Verharmlosung von rassistischem Antisemitismus, die sich im „Urteil“ über die neuen Forschungserkenntnisse offenbart, beunruhigt mich zutiefst.
„Peter Bürger: „Nellius – immer absurder“ – Revisionistische Erinnerungspolitik – ohne blassen Schimmer von der Geschichte des kölnischen Sauerlandes“ weiterlesen

Wieder „Finnentag“: Gruselig geht es weiter …

Finnische SS-Freiwillige im Truppenlager Gross Born, 1941.
Finnische Jäger, an die auf Finnentagen keiner erinnern will: Angehörige des Finnischen Freiwilligenbataillons der Waffen-SS üben 1941 für den Überfall auf Russland (wikipedia***)

Auch in diesem Jahr treffen sich im schleswig-holsteinischen Hohenlockstedt deutsche und finnische Militärs, um ihre gemeinsamen Kampftraditionen abzufeiern. Am 1. März 2014, dem sogenannten Finnentag, wird eines Finnischen Jägerbataillons gedacht, das 1915 mit Hilfe des kaiserlichen deutschen Heeres auf dem örtlichen Truppenübungsplatz aufgestellt, ausgebildet und 1917/18 mit deutschen Offizieren gegen die russische Armee und die finnische Arbeiterbewegung in die Schlacht geschickt wurde.

(von unserem Gastautor Georg Blum)

Die für diesen Anlass entworfene Geschichtslegende wurde an dieser Stelle bereits im letzten Jahr analysiert – und durch einen wütenden Kommentar aus dem Lager der Traditionspfleger noch einmal eindrucksvoll dokumentiert (Link). Ein Blick auf diese Texte ist unbedingt empfehlenswert: Die Kaltblütigkeit, mit der die deutsch-finnische Waffenbrüderschaft im Lager des „Weißen Terrors“ als Startimpuls für die finnische Unabhängigkeit und eine Demokratie skandinavischen Typs ausgegeben wird, lässt einen frieren. Aber das wappnet immerhin gegen milde Nachsicht gegenüber greisen Militaristen.

In Wahrheit radikalisierte das Bündnis zwischen Kaiserheer und finnischen Freiwilligen das Morden im Finnischen Bürgerkrieg. Danach, nach dem Sieg der Weißen, etablierte es eine Bananenmonarchie mit dem Schwager Kaiser Wilhelms II. als finnischem König. Die staatliche Autonomie Finnlands und seine Parlamentarisierung wurden erst durch die Arbeiterräte der deutschen Novemberrevolution möglich, die den deutschen Kaiser und den finnischen König von ihren Thronen jagten – also genau durch jenen Typ von Volksbewegung, den die finnischen Jäger in ihrer Heimat zu vernichten suchten.

Wer sich einigermaßen nüchtern über das Jägerbataillon und seine deutsch-finnischen Traditionswahrer informiert, erkennt unschwer die wirkliche Traditionslinie dieser eigentümlichen Formation: die unverbrüchliche Gewaltbereitschaft gegen Russen und Kommunisten.

Auf der finnischen Seite des Bündnisses beginnt diese Traditionslinie mit den bereits erwähnten Bürgerkriegseinsätzen gegen finnische und russische „Rote“ 1917/1918, spannt sich weiter über die Teilnahme finnischer Jäger am Interventionskrieg gegen Russland 1919, die Formierung einer überwiegend antirussischen Staatsarmee mit den von Deutschen ausgebildeten Jägeroffizieren als Leitungskadern in den zwanziger Jahren, den finnisch-russischen „Winterkrieg“ 1939/40, den „Fortsetzungskrieg“ gegen Russland mit der Unterstützung Nazideutschlands 1941/44, um dann nach 1945 vor allem im Offizierskorps der finnischen Armee unterirdisch fortzuleben. Aus diesem Milieu stammen die finnischen Stammgäste in Hohenlockstedt. Sie treiben in Finnland eine Traditionspflege, in der die zahlreichen Russlandeinsätze der Finnen so positiv erscheinen wie die Hilfe der Bundeswehr beim Elbhochwasser.

Die Traditionslinie auf deutscher Seite ist nahezu gleich. Deutsche Kommandeure des Jägerbataillons stellten, auf der Grundlage ihrer Kampferfahrungen im Finnischen Bürgerkrieg, die Elite des „Weißen Terrors“ im deutschen Militär. Viele schlossen sich den baltischen Freikorps an und halfen beim Kampf gegen die Arbeiterräte in Deutschland, machten 1920 beim Kapp-Putsch mit, um sich schließlich innerhalb der nationalsozialistischen Wehrmacht durch besonders unmenschliche Kriegsführung in der Sowjetunion auszuzeichnen.

Krönung dieser miteinander verschlungenen Traditionslinien war die im Mai 1941 von der deutschen und der finnischen Regierung gemeinsam betriebene Aufstellung des Finnischen Freiwilligen-Bataillons der Waffen-SS. Es umfasste ca. 1.500 Finnen, überwiegend bürgerlicher Herkunft, vielfach Anhänger des Faschismus, und beteiligte sich im Rahmen der Waffen-SS Division Wiking am Einmarsch in die Sowjetunion und an zahlreichen Einsätzen in deren Hinterland, darunter auch Massenerschießungen. Diese Formation durfte auf finnischen Wunsch nur gegen die Sowjetunion eingesetzt werden. Sie wurde ganz offiziell, auch hierauf hatte der damalige finnische Außenminister Witting gedrungen, in die Tradition des Lockstedter 27. Jägerbataillons gestellt, ihre Angehörigen in Deutschland wie in Finnland als „finnische Jäger“ bezeichnet.

Doch die Verbindung zwischen den Jägern und der SS war nicht nur ideologisch fundiert, sondern auch personell und operativ. Ehemalige Angehörige des Jägerbataillons waren führend an der Werbung und Instruktion der Freiwilligen beteiligt: Esko Riekki, Unternehmersohn aus Oulu, 1915 bis 1917 Werber für die Lockstedter Jäger in Finnland, 1918 bei den Weißen, dann Organisator der Grenztruppen, von 1923 bis 1939 Leiter der finnischen Geheimpolizei, anschließend Offizier im Winterkrieg – in der Literatur als „Wachhund des Weißen Finnland“ gekennzeichnet. Riekki handelte die Konditionen des finnischen Waffen-SS-Bataillons in Berlin persönlich mit Heydrich und anderen SS-Größen aus. Ferner Ragnar Nordström, kaufmännischer Angestellter, in Lockstedt ausgebildeter Jäger, Kommandeur finnischer Interventionisten in Russland, später Großreeder, im Nebenberuf Kriegswaffenbeschaffer in staatlichem Auftrag ab 1939, Deutschland-Beauftragter des Oberkommandierenden Marschall Mannerheim ab 1940, Berater der finnischen Regierung für das von finnischen Truppen besetzte Karelien ab Sommer 1941. Schließlich die ehemaligen Jägeroffiziere Pehr H. Norrmen, Arvi Kalsta, Gunnar Lindquist, Harry Backberg.

Alle Aspekte der Jägertradition in der Zeit des II. Weltkrieges bleiben auf den Hohenlockstedter Finnentagen durchweg ausgespart. Werden die Vorfälle im I. Weltkriegs und unmittelbar danach, im Vertrauen auf historische Kenntnislücken der deutschen Öffentlichkeit, noch zum demokratischen Startimpuls umgelogen, so rettet man sich angesichts der offenen Kumpanei beim rassistischen Massenmord an Russen im II. Weltkrieg ins Verschweigen.

Wie soll das weitergehen? Der kommende Finnentag wird, so lassen Gästeliste und Programm erkennen, die unsägliche Linie der Traditionspflege bruchlos fortsetzen. An vorderster Front wird wieder der vielseitig dekorierte Finnland-Verbindungsoffizier der Bundeswehr und Junge Freiheit-Leser Mark Aretz agieren (eine Kostprobe aus seiner Feder unter http://jungefreiheit.de/sonderthema/2007/leserbriefe/) Wie die Presse berichtet, wird der für den Finnentag verantwortliche Kultur- und Geschichtsverein Hohenlockstedt außerdem in diesem Jahr, dem Jubiläumsjahr des Kriegsbeginns 1914, eine Ausstellung ausrichten. Historiker der Universität Kiel arbeiten an der Konzeption mit. Weiterer Kooperationspartner ist der belgische Weltkriegshistoriker Jan Vancoillie, der den rechtsradikalen Vlaams Blok im Stadtparlament von Kortrijk vertrat. Die Schleswig-Holsteinischen Landtagsabgeordneten Birgit Herdejürgen (SPD) und Heiner Rickers (CDU) übernehmen die Schirmherrschaft. Der Vereinsvorsitzende Achim Jabusch: „In Hohenlockstedt findet die umfassendste Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in Schleswig-Holstein statt. Wir werden die Ausstellung auch als Schulprojekt anbieten und Schulen in ganz Schleswig-Holstein informieren.“ (nachzulesen unter: http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/voelkerverstaendigung-ueber-grenzen-id3871866.html)

Soll das so weitergehen? Nein, diese Zustände müssen ein Ende finden. Es muss endlich offen ausgesprochen werden: Der Kaiser ist nackt. Die Traditionspflege in Hohenlockstedt ist militaristisch. Sie verschweigt Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie liefert ein Zerrbild der historischen Aufarbeitung von Bürgerkrieg und II. Weltkrieg in Finnland. Sie liegt inhaltlich und methodisch weit unter den Mindestanforderungen an politische Bildung in einem demokratischen Gemeinwesen und hat an Schulen schon gar nichts zu suchen. Sie ist offen für rechtsradikales Gedankengut.

Der Kulturverein und das von ihm betreute Hohenlockstedter Museum haben sich der historischen Wahrheit zu stellen. Die örtlichen politischen Parteien dürfen die Verlogenheit des „Finnentages“ in seiner derzeitigen Form nicht weiter durch ihre Teilnahme stützen. Gleiches gilt für die Bundeswehr und die finnische Botschaft, die mit ihrer jährlichen Beteiligung am „Finnentag“ und ihrer Parteinahme für dessen einseitige Geschichtspropaganda ihren Verpflichtungen gegenüber der pluralen finnischen Gesellschaft nicht gerecht werden. Die Geschichte Finnlands und der finnisch-deutschen Beziehungen ist reich an packenden Entwicklungen und Problemstellungen – sie hat eine bessere Vermittlung verdient. Das würde auch der Gemeinde Hohenlockstedt nutzen.

*** Bildquelle: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Finnish_SS_volunteers_in_Gross_Born.jpg

Lügt Esplorado absichtlich …

… oder wie kommt die angebliche Wahrheitsseite dazu, falsche Tatsachenbehauptungen aufzustellen?

(von Ralf Frühwirt, Ratsherr der Gemeinde Leimen, zuerst erschienen auf der Website der GALL-Leimen)

Im Mission Statement formuliert die Seite mit hehren Worten wohlklingende Grundsätze. Ehrlich will man kommunizieren, vielschichtige Sachverhalte verständlich und nachvollziehbar machen. Man behauptet, dass „die im Internet gemachten Vorwürfe und Spekulationen in erster Linie mangels Wissen der tatsächlichen Gegebenheiten erhoben wurden.“

Von s.a.b. 'modernisierte Kegelanlage' im original 70er Jahre Stil
Von s.a.b. ‚modernisierte Kegelanlage‘ im original 70er Jahre Stil

Damit setzt man natürlich hohe Maßstäbe, was die eigenen Veröffentlichungen angeht, denen man dann aber nicht gerecht wird. Während man sich bei den Esplorado-Texten häufig im Ungefähren bewegt, im Bereich von Spekulation und Bewertungen, die je nach Standpunkt anders ausfallen können (wobei Esplorado regelmäßig den Wäscher-Standpunkt einnimmt), gibt es manchmal tatsächlich harte Fakten, die auch überprüfbar sind.

Die GALL kann das im wesentlichen für unser gescheitertes PPP-Projekt in Leimen. Hierzu gibt es bei Esplorado bisher im wesentlichen zwei Texte. Einmal die „Informationen zum PPP-Projekt in Leimen“, und dann „Eine Bilddokumentation zu Leimen“ beide von Andrea Stute.

Im ersten Text werden Parallelen zwischen den Projekten Winterberg und Leimen dargestellt und im Abschnitt „Die wirtschaftlichen Gegebenheiten in Leimen“ stellt Frau Stute unwahre Tatsachenbehauptungen auf.

Viel Spaß beim Duschen
Viel Spaß beim Duschen

Sie behauptet, Unterlagen ausgewertet zu haben und stellt dann ihre Ergebnisse in zehn Punkten dar. Man könnte zu jedem dieser Punkte einiges sagen, ich will mich aber hier lediglich auf die beiden Punkte beziehen, in denen schlicht, einfach und nachweisbar falsche Tatsachenbehauptungen in den Raum gestellt werden.

Der vierte Punkt von Frau Stute lautet:

„Mit PPP-Projekt erhielt die Stadt eine in kurzer Zeit sanierte, modernisierte und durch Sauna und Gastronomie erweiterte Badeanlage einschließlich einer modernen Freizeit- und Kegelanlage sowie zusätzlich die Option auf ein Hotel in Badnähe.“

Abgesehen davon, dass hier durch die Formulierung der Eindruck erweckt wird, dass es vorher keine Sauna und keine Gastronomie gegeben hat, was definitiv nicht der Wahrheit entspricht, will ich den Focus hier auf die Kegelanlage richten. Die Herrichtung der vorhandenen Kegelanlage war Teil der Vereinbarung zwischen Stadt und der s.a.b..

Sieht auch ganz schön fertig aus
Sieht auch ganz schön fertig aus

Allerdings hat die s.a.b. diesen Teil der Vereinbarung nie eingehalten. Es wurden zwar Arbeiten in dem Bereich der alten Kegelbahn begonnen, aber bis zur Rückübertragung an die Stadt lag der Bereich im Rohbaustadium da. Er tut dies noch heute, da die Stadt aus Beweissicherungsgründen keine Veränderungen vorgenommen hat. Daher waren wir auch in der Lage am 18.12.2013 aktuelle Bilder von der Kegelbahn zu machen, so wie die s.a.b. sie hinterlassen hat, und die wir hier in diesem Text zur Verdeutlichung verwenden. In der Bilddokumentation von Frau Stute sieht man dagegen keine Bilder der Kegelbahn.

Die unwahre Tatsachenbehauptung ist also offensichtlich, die Frage ist nur, haben wir es mit einer bewussten Lüge zu tun oder nur mit einer schlampigen Recherche? Beides widerspricht den vollmundigen Versprechungen im „Mission Statement“ von Esplorado.

Der achte Punkt von Frau Stute lautet:

„Mit PPP und einer Vertragslaufzeit von 30 Jahren beträgt der Aufwand der Stadt Leimen dagegen nur rund 12,6 Millionen Euro, was einer Gesamtersparnis von 32,4 Millionen Euro entspricht.“

Die Rechnung der angeblichen Ersparnis ist alleine schon aus dem Grund ziemlich abstrus, weil Frau Stute in ihrem Fazit bestätigt, dass die Auskömmlichkeit durch die vertraglich festgelegten Zuschüsse nicht gegeben war. Die s.a.b. verlangte daher schon nach kurzer Zeit erhebliche Nachschläge auf das von Frau Stute so bezeichnete „rundum-sorglos-Paket“.

Von dieser logischen Inkonsistenz in der Argumentation abgesehen, ist der von ihr behauptete Aufwand von 12,6 Millionen über 30 Jahre beim PPP-Projekt eine unwahre Tatsachenbehauptung, wie ihr durch ein Lesen der Verträge bekannt sein müsste. Sie kommt auf diese Zahl offensichtlich indem sie die 420 000.- Euro an Bäderzuschuss mit 30 multipliziert. Dabei läßt sie die 2,5%ige jährliche Steigerung dieses Zuschusses außer acht.

Thekenanlage: Na dann prost!
Thekenanlage: Na dann prost!

Was zunächst wenig klingt, läßt den Zuschuss auf über 850 000.- Euro im 30. Jahr ansteigen. Die Gesamtzuschüsse belaufen sich damit nicht auf 12,6 Millionen, sondern auf 18,4 Millionen, was Siegward Jäkel bereits 2008 ausgerechnet hat und was seither auf unserer homepage zu lesen ist. Aber auch das war noch nicht alles. Jährlich war noch ein sogenanntes Nutzungsentgeld in Höhe von 32 000.- Euro zu zahlen, was sich in 30 Jahren auf eine weitere knappe Million summiert hätte und auf Zuschuss plus Nutzungsentgeld wurde selbstverständlich auch noch die Mehrwertsteuer (früher 16, heute 19%) fällig. Damit erweist sich auch die in Punkt 6 aufgestellte Behauptung einer 70%igen Haushaltseinsparung durch das PPP-Projekt als unwahr.

Die Frage, was hinter diesen offensichtlichen Falschbehauptungen steckt, wird sich aus der Reaktion auf die Richtigstellung ergeben. Stellt man seinerseits die Fakten richtig und entschuldigt sich für die Fehler, dann kann man davon ausgehen, dass es sich lediglich um schlampige Recherche handelte. Ignoriert man die Richtigstellung oder beharrt man auf seinen unwahren Darstellungen, so wird mehr als deutlich, dass hier bewusst gelogen wird.

Wie auch immer die Reaktion ausfällt, der Artikel wirft ein bezeichnendes Licht auf die Veröffentlichungen von Esplorado.

Mehr Bilder zur Kegelbahn.

Ralf Frühwirt

W. Wäscher scheitert in Adelberg auch an sich selbst

Ein touristisches Kleinod ist den Adelbergern nach Meinung von Esplorado entgangen, als die BürgerInnen der Gemeinde mit großer Mehrheit gegen das Projekt stimmten. Für die Seite, die „Der Wahrheit verpflichtet“ ist, kam das offensichtlich überraschend. So zumindest wird es im Beitrag „Bürgerentscheid in Adelberg: Gemeinde muss nun auf ein zukunftsweisendes touristisches Kleinod verzichten“ erklärt.

(Gastbeitrag von Ralf Frühwirt, Chrosspost. Zuerst erschienen auf der Website der GALL Leimen)

Zu sehr hatte man wohl auf die Meinungsmacht der „engagierten Rathauschefin“ gezählt, die mit einem Videobeitrag „umfassende Informationen“ veröffentlichte, die „auf vorbildliche Art und Weise“ für „umfassende Transparenz“ und „ausführliche Information“ sorgte.

So weit die Meinung von Esplorado zu diesem Teil der Geschichte. Das läßt sich allerdings auch anders sehen, sieht man sich an, wie das Forum Adelberg für Adelberg um das Rederecht auf der Bürgerversammlung kämpfen musste. Viele Bürger haben sich sicher auch gefragt, ob ihr die große Nähe zu W. Wäscher und Familie die nötige Distanz zu seinem Projekt läßt. Die Tatsache, dass sie die kritische Stimme eines GALL-Gemeinderates nicht zu Wort kommen ließ, kam bei den BürgerInnen sicher auch nicht als Beleg für ihre Bemühungen um umfassende Information an.

Nach dem Lob für die Bürgermeisterin wird dann mit den Kritikern abgerechnet. Was bei den Befürwortern als Information bezeichnet wird, zählt bei den Gegnern als Stimmungsmache. Dann kommen wieder die schon mehrfach erhobenen und längst widerlegten Vorwürfe, gegen die GALL in Person von Ralf Frühwirt.

Dieser Beitrag läßt in mehrerer Hinsicht Rückschlüsse auf die Gründe des Scheiterns von W. Wäscher in Adelberg zu.

Es läßt sich nicht mehr verhehlen, dass die unternehmerische Vergangenheit dem Projektentwickler wie ein Klotz am Bein hängt. Sobald die gescheiterten Projekte in Leimen und anderswo diskutiert werden, bröckelt das Bild vom erfolgreichen Investor.

Auch in anderer Hinsicht stand er sich selbst im Weg. Die übergroße Nähe zur Bürgermeisterin, die er wohl als nötig ansah, um das Projekt überhaupt so weit zu bringen, hat in der Bevölkerung eher Misstrauen erregt.

Ähnlich sieht es mit seinen Referenzen aus. Hier kollidierte das Bemühen, mit möglichst vielen Projekten zu glänzen, mit den Tatsachen, dass die Projekte, zu denen es unabhängige Informationen im Netz gibt, ihm nicht gerade zur Ehre gereichen.

Esplorado selbst ist ein weiterer Faktor, der einen unvoreingenommenen Beobachter nachdenklich stimmen muss. Wozu braucht man eine „Reputationswebseite“, wenn der eigene Ruf über jeden Zweifel erhaben ist? Gibt es nicht Anwälte, die gegen Unwahrheiten vorgehen können? Kann man nicht die eigenen Projekte für sich sprechen lassen? Fragen, die sich sicher auch die Adelberger gestellt haben, die sich mit der Vergangenheit von W. Wäscher beschäftigt haben.

Aber nicht nur die pure Existenz von Esplorado ist ein Problem für den Investor, auch die Art und Weise, wie Wolfgang A.W.Franz und Andrea Stute ihren Auftrag ausgeführt haben. Möglich, dass Herr Wäscher hier am falschen Ende gespart hat, und mit etwas mehr Geld auch mehr Kompetenz hätte einkaufen können. Möglich aber auch, dass es ohnehin nicht machbar ist, zu vermitteln, dass man als bezahlter Auftragnehmer völlig neutral und objektiv über seinen Auftraggeber berichtet.

Viele Menschen haben alleine schon diese Behauptung (Mission statement: …dass unsere Redaktion vertraglich abgesichert völlig unabhängig arbeitet und wir in unserer redaktionellen Arbeit nur der Wahrheit verpflichtet…) als Zumutung für den gesunden Menschenverstand angesehen. Schlimmer wurde es dann mit jedem Beitrag, in dem das Hohelied des Wolfram W. gesungen, und die Kritiker bar jeglichen Beweises als böswillig bis hin zur Demagogie hingestellt wurden. Die Strategie einen zwar bezahlten aber angeblich neutralen Dritten für sich selbst sprechen zu lassen, war ein komplettes Desaster.

Über Stärken, Schwächen und Risiken des eigentlichen Projekts muss hier nicht mehr gesprochen werden. Zum Einen kann das das Forum besser, zum anderen ist das Vorhaben ohnehin Schnee von gestern. Aber wenn die Hälfte einer Investorengruppe vor einem Bürgerentscheid nicht den Mut hat, zu einem Investment in Millionenhöhe zu stehen, dann muss man sich nicht wundern, dass die Bürger auch so ihre Probleme damit haben.

Esplorado empfiehlt den Adelbergern Richtung Gomadingen zu schauen, wo ein BioVital Park entstehen soll. Wir werden das tun, denn dort hat Herr Wäscher die Chance unter Beweis zu stellen, dass er nicht jedes Großprojekt an die Wand fährt. Den Gomadingern wäre es zu wünschen und immerhin stünde es dann nur noch 1:6 gegen W. Wäscher.

Ralf Frühwirt