Entspannt leben trotz digitaler Hysterie – Interview mit Georg Milzner

Buchautor Georg Milzner: Bitte keine digitale Hysterie. (foto: detlef traebert)
Buchautor Georg Milzner: Bitte keine digitale Hysterie. (foto: detlef traebert)

Das Interview mit Georg Milzner wurde anlässlich der didacta 2016 geführt. Wie die Rezension des Buchs ist es bereits in der Mai-Ausgabe von „Humane Schule“ erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber.

Das Interview gehört mit zur unten veröffentlichten Rezension. Einfach Scrollen oder hier klicken.

(GM = Georg Milzner, DT = Detlef Träbert)

DT: Herr Milzner, Ihr Buch „Digitale Hysterie“ erklärt, warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen. Ist das eine Reaktion auf die Veröffentlichungen von Prof. Manfred Spitzer?

GM: Da in der heutigen Zeit die Tendenz besteht, Dinge in Ecken zu stellen, besteht schon die Gefahr, als Anti-Spitzer wahrgenom-men zu werden. Aber das ist nicht meine Ab-sicht. Ich finde nur, dass Spitzer eine generell ablehnende Position repräsentiert, die sich we-nig mit dem auseinandergesetzt hat, was die Heranwachsenden so faszinierend finden.

DT: Spitzer hat die psychologische Ebene gar nicht berührt. Er argumentiert nur als Hirnforscher und technologisch.

GM: Er argumentiert, man könne naturwissenschaftlich belegen, dass die Digitalisierung nur schadet. Das wäre das erste Mal in der Evo-lution, dass eine Sache ausschließlich schadet. Er lässt außer Acht, dass wir zweifellos Dinge verlieren würden, wenn wir nur noch digital unterwegs wären, wie das bei jeder Kompetenzausbildung ist, wenn man andere Dinge dafür vernachlässigt. Aber von einem Intelligenz-verlust kann man nicht sprechen, denn die Intelligenz der Gamer ver-lagert sich ja nur und verschwindet nicht. Spitzer negiert völlig, dass die ganze Hirnforschung und ihre bildgebenden Verfahren ohne Digitali-sierung überhaupt nicht funktionieren könnten. Insofern hat das ein bisschen was davon, als ob man eine Anti-Alkohol-Veranstaltung mit Freibier aufwertet.

DT: Was hat Sie neben Spitzer eigentlich dazu gebracht, „Digitale Hysterie“ zu schreiben. Waren es Ihre Kinder?

GM: Genau die! Meine Kinder liegen altersmäßig ungefähr ein Jahrzehnt auseinander. Bei den Größeren, die jetzt zu studieren begonnen haben, war das noch eine eher zurückhaltend geführte Diskussion. Der Kleinere, der jetzt elf ist, der wurde mitten in diese hysterisierte Debatte und gleichzeitig in faszinierende neue Räume hinein geboren.

Als Bewusstseinsforscher bin ich gewohnt, nichts zu kritisieren, was ich nicht vorher ausprobiert habe. Also wollte ich Computerspiele lernen. Das war zunächst sehr frustrierend. Man ist auf seinen Gebieten ganz gut, hat seine neuronalen Auslesen zu Kompetenzen entwickelt. Aber wenn wir jetzt da beginnen, wo die Zehn-, Elfjährigen anfangen, dann müssen wir feststellen, dass die das viel besser können als wir. Das fühlt sich für einen Erwachsenen gar nicht toll an. Das Kind hat rasend schnell die Tastenkombination raus, mit der man eine Figur weiterbewegt, während wir dabei herumkrampfen, als würden wir ganz neu Klavier spielen lernen. Wenn man aber durch diese Phase durch ist, stellt man fest, dass man da ein Beziehungsangebot gemacht hat, das super gerne angenommen wird. Und jetzt kann man anfangen, Erfahrungen zu teilen. Das war meine zweite Motivation, dieses Buch zu schreiben. Ich hatte den Eindruck, da tut sich ein Graben zwischen der älteren Generation und der der Heranwachsenden auf, der immer breiter wird. Wenn die Älteren zu wissen glauben, dass alles schlecht ist, verhindern sie Kommunikation.

DT: Im Begleittext habe ich den Begriff „Ratgeber“ gelesen. Aber ihr Buch liest sich gar nicht so.

GM: Der Verlag hat es wohl eher zwischen Ratgeber und Debattenbuch positioniert. Es hat durchaus einen Ratgeberanteil, der nur nicht so technisch zu verstehen ist. Es versucht eher, eine Haltung zu kultivie-ren und zum Nachdenken und Verstehen einzuladen. Dann entwickelt sich nämlich eine Haltung der Auseinandersetzung, die sich von bloß technisch orientierten Kniffen á la „Ich muss mich mal fünf Minuten mit dem beschäftigen, was mein Kind tut“, weit entfernt, dafür aber auch weiter reicht.

DT: Was mir auffiel, war, dass Schule in Ihrem Buch kaum vorkommt. Ist das Absicht?

GM: Ja, genau. Die Schulen haben ja sehr unterschiedliche Praktiken. Die Spanne reicht von jenen, die Smartphones verbieten, bis zu denen, die sich von Apple sponsern lassen und allen Kindern ein iPad in die Hand drücken. Im Moment ist die Gratwanderung zwischen dem Vermeiden früher Kundenbindung einerseits und andererseits dem Bemühen, den Anschluss nicht zu verpassen, sehr schwierig. Und dann müsste man auch von den Altersstufen sprechen. Die Früh-pädagogik ist mir im Moment viel zu verkopft, und bei den Grund-schülern braucht man in den ersten zwei Klassen auch nicht viel Elektronik. Da sind mir die reformpädagogischen Ansätze lieber.

DT: Haben Sie eigentlich bereits Pläne für ein nächstes Buch?

GM: Ein „Plan“, das wäre zu viel gesagt. Ich bin dabei weiterzuent-wickeln, was wir an mentalen Kompetenzen brauchen, um die Digitali-sierung möglichst gut mit uns geschehen zu lassen. Das wäre im Grunde ein Buch, das an die „Digitale Hysterie“ anknüpft, aber sich nicht mehr so sehr auf die Kinder bezieht, sondern auf alle. Es geht mir darum, deutlich zu machen, dass Selbstkompetenz wichtiger als Medienkompetenz ist.

DT: Sie arbeiten neben dem Schreiben auch mit Patienten. Haben Sie sich da eine feste Zeiteinteilung für die verschiedenen Arbeitsbereiche gegeben?

GM: Ich habe zwei Felder, wo ich mit Patienten arbeite, nämlich meine eigene Praxis in Münster und das Institut für Hypnotherapie in Düssel-dorf. Seit einigen Jahren habe ich mein Arbeitsfeld gedrittelt: ein Drittel Therapie, ein Drittel Weiter- und Ausbildungstätigkeit sowie ein Drittel Publizistik. Das passt eigentlich ganz gut. Meine Freiheitsgrade sind immer groß genug, um ein Projekt eine Weile weiterverfolgen oder mal einen Tag opfern zu können, um nur Interviews zu geben oder Radio-diskussionen mitzumachen. Das geht ab und zu.

DT: Also gut organisierte Vielfalt? Das klingt nicht nach Langeweile.

GM: Nein, langweilig wird es nicht. Es muss schließlich immer genug Zeit bleiben, die Liebsten auch noch wahrzunehmen. Familie ist ein sehr wichtiger Punkt, denn das primäre Lebensgefühl wird immer von den wichtigsten Personen mitbestimmt. Über Außenerfolge freut man sich zwar, aber das kann in keiner Weise diese Tiefe familiärer Beziehungen ersetzen.

DT: Herr Milzner, herzlichen Dank für das Gespräch!

„Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen“ – eine Rezension

Rezensent Detlef Träbert: Computer müssen Kindern nicht schaden. (foto: traebert)
Rezensent Detlef Träbert: Computer müssen Kindern nicht schaden. (foto: traebert)

Georg Milzner (siehe auch das Interview hier im Blog) ist nicht nur Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut, sondern auch ein beeindruckend vielseitiger Autor. Aus seiner Feder stammen psychologische Fachpublikationen genauso wie biografische Essays und Lyrikbände.

(Detlef Träbert, Referent und erfolgreicher Autor von pädagogischen Ratgeberbüchern und Autor unseres Blogs, hat diese Rezension zuerst in der Mai-Ausgabe[1] von „Humane Schule“, der nicht-kommerziellen Zeitschrift des Bundesverbandes Aktion Humane Schule e.V., veröffentlicht. Nachdruck hier mit Genehmigung der Herausgeber.)

Georg Milzners jüngstes Buch jedoch wendet sich gezielt an alle, die sich für die Auswirkungen der Computerwelt auf unsere Kinder interessieren, und trägt den Titel „Digitale Hysterie“. Darin erklärt er laut Untertitel: „Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen“.

Damit stellt Milzner sich gegen den Mainstream. Während zahlreiche Autoren, darunter so prominente wie Manfred Spitzer, vor der „Computerisierung der Kindheit“ (S. 19) warnen und Medienabstinanz für die Kleinen fordern, stellt er einen Widerspruch in der öffentlichen Haltung fest. Im Gegensatz zur Medienkritik steht nämlich die immer intensivere Forderung nach Internetnutzung auch in der Schule. Diese Widersprüchlichkeit findet sich dann bei Eltern, die selber den ganzen Tag an elektronischen Medien arbeiten, aber ihre Kinder aus Sorge vor schädigenden Wirkungen möglichst fern davon halten wollen.

„Digitale Hysterie“ enthysterisiert diesen Widerspruch ganz sachlich. Leitmotiv von Milzners Buch und dem Text vorangestellt ist ein Zitat aus „Die Zeitmaschine“ von H. G. Wells: „Wir übersehen oft, dass geistige Beweglichkeit der Lohn für dauernde Veränderungen, Gefahren und Sorgen ist.“ In zehn Kapiteln macht der Autor Mut zur geistigen Beweglichkeit und vor allem dazu, sich den technologischen Veränderungen unserer Zeit zu stellen und die Kinder angemessen beim Umgehen damit zu begleiten.

Bei aller Sachlichkeit im Anliegen ist der neue Milzner großartig zu lesen. Schließlich ist der Autor auch Therapeut und bringt immer wieder konkrete Beispiele aus seiner Praxis ein. Außerdem schreibt er einen herrlich lockeren, leicht lesbaren Stil, ohne den Lesefluss mit Fachsprache zu behindern. Gleichzeitig schafft Georg Milzner es, die umfangreiche Thematik übersichtlich zu gliedern. Jede Kapitelüberschrift macht neugierig: „Machen Computer uns dümmer?“ – „Wie gefährlich sind Computerspiele?“ – „Wie gefährlich sind Facebook & Co.?“ Und im Schlusskapitel erklärt er: „Was Kinder im digitalen Zeitalter von uns brauchen“.

Die Absicht einer ernsthaften, konstruktiv beratenden Haltung wird also gleichzeitig locker umgesetzt. Dazu trägt auch bei, dass der Autor eigene Erfahrungen mit etlichen Spielen für dieses Buch gesammelt hat. So kann er nachvollziehen, was daran faszinierend wirkt, und er kann vor allem sachlich begründet beurteilen, welche Einflüsse von Ihnen ausgehen. Am Ende weist Georg Milzner darauf hin, „ … dass die Balance zwischen medialer Kompetenz und Selbstkompetenz die große Herausforderung des kommenden Jahrzehnts werden wird“ (S. 242). Hysterisch geführte Mediendebatten weden dabei nicht hilfreich sein, denn „das Computerproblem ist im Kern gar kein technisches Problem. Es ist ein Problem des kuturellen Wandels. Es ist ein Beziehungsproblem. Und letzten Endes ein Problem bezüglich des Umgangs mit uns selbst“ (ebd.).

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*) Georg Milzner: Digitale Hysterie. Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen, Weinheim (Beltz) 2016, 255 S., € 18,95

[1] siehe auch hier im Blog.

Neun Aphorismen zu Schulnoten

Ein Medikament mit solch fürchterlichen Nebenwirkungen,
wie Schulnoten sie haben können,
wäre schon längst vom Markt genommen worden.

***

Ständig soll Schule vergleichen und messen,
doch Kinder sind unvergleichlich.

***

Die Einrichtung von Zeugnissorgentelefonen
ist Ausdruck der Perversion unserer Zeugnispraxis.

***

Schüler durchfallen zu lassen
ist die Diarrhoe des deutschen Schulsystems.

***

Die Verpflichtung für Lehrer, Schüler zu benoten,
ist ein didaktischer Schießbefehl,
der die massenhafte Vernichtung von Kreativität und Intelligenz zur Folge hat.

***

Gute Noten sind schlechte Noten;
nur keine Noten sind gute Noten.

***

Lehrer benoten, Schüler zerstören:
Gewaltenteilung in der Schule.

***

Kopfnoten sind aus der Hüfte abgefeuerte Kopfschüsse,
tödlich für die Ausbildung demokratischer Tugenden.

***

Der Verzicht auf Noten
wäre der Verzicht auf Einengung des menschlichen Geistes.

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© Detlef Träbert – Januar 2015

Es ist wieder soweit. Halbjahreszeugnisse: Noten ohne Not

Unser Autor Detlef Träbert  fordert eine humane Schule.
Unser Autor Detlef Träbert fordert eine humane Schule.

Immer, wenn die Zeugnistermine vor der Tür stehen, weisen (schul-) psychologische Beratungsstellen auf ihr Zeugnis-Sorgentelefon hin. Ist das nicht verrückt?

(WENN IHR KIND MIT DEN NOTEN NACH HAUSE KOMMT:  Zehn Tipps für Eltern  )

Die Bildungspolitik hat festgelegt, dass allen Schülerinnen und Schülern fast überall in Deutschland ab dem dritten Schuljahr Noten und zweimal im Jahr Zeugnisse erteilt werden. Diese Praxis löst regelmäßig Ängste, Tränen und Panikreaktionen in einem solchen Ausmaß aus, dass psychologische Hilfe vonnöten ist – und die Nöte sind groß! Es muss ja nicht immer gleich ein Weglaufen oder gar ein Suizidversuch sein, was zur Zeugniszeit häufiger passiert als sonst im Jahr. Dass sich eine Sechstklässlerin stundenlang in der Schultoilette einsperrt, weil sie angesichts ihres Zeugnisses Angst vor den Reaktionen ihrer Eltern hat, war nicht das einzige Erlebnis dieser Art in meiner Zeit als Lehrer.

Nötigung durch die Noten

Liegt es also an den Eltern, wenn Noten und Zeugnisse derart angstbesetzt sind? Aus der Beratungsarbeit mit Müttern und Vätern weiß ich, dass viele von ihnen selber in großer Not sind. Sie möchten alles richtig machen und dem Kind eine gute Zukunft ermöglichen. Gerade darum reagieren sie auf Zensuren, die schlechter als erwartet ausfallen, häufig im Stress – also tendenziell eher unvernünftig. Der Schulerfolg gilt Eltern nun einmal als Schlüssel für eine sichere Zukunftsperspektive – und der wird in Noten gemessen.

Dabei sind Noten als Messinstrument für Lernleistungen denkbar ungeeignet. Wenn man mit einem Maßband beispielsweise die Weite eines Sprungs misst, kann man es zehn Mal anlegen und liest stets das gleiche Ergebnis ab. Noten hingegen sind wie ein Gummiband als Messinstrument; jedes Mal gibt es ein anderes Resultat. Das liegt längst nicht nur an vermeintlichen und tatsächlichen Ungerechtigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer, sondern vor allem an systembedingten Messfehlern. Karlheinz Ingenkamp hat schon vor über 40 Jahren wissenschaftlich nachgewiesen, dass unser schulisches Berechtigungswesen mit seinen Übergängen und Abschlüssen auf der Basis von Noten äußerst fehlerhaft ist. „Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung“ hieß sein berühmt gewordenes Buch, das erhebliche Benotungsfehler für alle Fächer nachwies, auch die mathematisch-naturwissenschaftlichen.

Trotzdem gibt es Noten und werden Zukunftsentscheidungen auf ihrer Grundlage getroffen. Eltern und Kinder unterwerfen sich notgedrungen, also von der Not gedrängt, diesem fehlerhaften System, das in keinem europäischen Land so früh praktiziert wird wie bei uns. Es behindert übrigens auch die Entfaltung demokratischer Grundtugenden wie der freien Meinungsäußerung, denn oft genug beißen sich Kinder wie Eltern aus Angst vor negativen Folgen für die Noten lieber auf die Zunge, anstatt sich konstruktiv-kritisch am Schulleben zu beteiligen.

Auch Lehrerinnen und Lehrer sind längst nicht alle glücklich mit den Ziffernzensuren, weil sie merken, dass ihre pädagogische Arbeit durch sie behindert wird. Wie soll man Menschen auf der Basis von Vertrauen beratend helfen, wenn man gleichzeitig für ihre Beurteilung und Zukunftschancen zuständig ist? Genau das ist es ja, was im aktuellen Film „Frau Müller muss weg“ Eltern dazu veranlasst, die Lehrerin ihrer Kinder „abzuschießen“.

Die Noten müssen weg

Was wir stattdessen beseitigen sollten, ist das schulische System der Leistungsbeurteilung mit Noten, zumal es längst sinnvollere und praktikable Alternativen dazu gibt. Die Erfüllung der heutigen kompetenzorientierten Lehrpläne beispielsweise wird an immer mehr Schulen mit so genannten Kompetenzrastern überprüft, die wesentlich detaillierter als Zensuren Auskunft darüber geben, was die Schüler hinsichtlich der vorgegebenen Lernziele schon erreicht haben und woran genau sie noch arbeiten sollten. Verschiedenste Verfahren des Eigen-Feedback wie Lerntagebuch, Portfolio u.a.m. werden zusammen mit dem Lehrer-Feedback praktiziert, um das Lernbewusstsein der Kinder zu fördern. Mit solchen Methoden wird das Lernen zu „ihrem Ding“ – Motivationsprobleme treten seltener auf, wie die Erfahrungen aus derart arbeitenden Schulen zeigen.

Die bislang übliche Art der schulischen Leistungsbeurteilung hingegen fördert die Entmutigung vieler Kinder und Jugendlicher. Sie lernen nicht mit Freude, weil Lernen für Noten, ohne Interesse an der Sache, auf Dauer eine ziemlich freudlose Angelegenheit ist. Schule behindert also den Erfolg ihrer Unterrichtsarbeit ungewollt selbst. Und eines kann sie mit Noten ganz gewiss nicht leisten, was man dennoch von ihr verlangt: Inklusion. Der Verschiedenheit aller Kinder und Jugendlichen wird man einfach nicht gerecht, wenn man sie alle am gleichen Maßstab misst.

Tipps (nicht nur) für den Zeugnistag

Doch noch erhalten unsere Kinder Noten und Zeugnisse. Können wir dann wenigstens etwas gegen ihre Angst tun? Als Eltern ganz gewiss, zumal, wenn wir uns der Tatsache bewusst sind, dass Zensuren kaum Aussagekraft besitzen.

Allerdings lösen sie Emotionen aus – auch bei Eltern, aber zunächst einmal beim Kind. Deswegen braucht es Eltern, die seine Gefühle ernst und vor allem annehmen. Das bedeutet, ihm seine Angst nicht auszureden („Du brauchst doch keine Angst zu haben!“), sondern es sie mitteilen zu lassen. Wenn Eltern anteilnehmend darauf eingehen, kann es seine Gefühle verarbeiten und eher überwinden.

Das gilt auch für Ärger. Statt einem „Das ist doch nicht so schlimm!“ hilft es eher, verstehend mitzufühlen. Dabei sollte man allerdings nicht Partei ergreifen, wenn der Ärger beispielsweise der „ungerechten Lehrerin“ gilt. Das reine Verständnis im Sinne von „Ich merke, wie sehr Du Dich ärgerst“ genügt, um das Kind nach und nach aus dem Ärger eine konstruktive Perspektive zur Situation entwickeln zu lassen.

Die gleiche elterliche Haltung gilt auch für positive Emotionen wie Freude. Ist beispielsweise die Note in Deutsch gut ausgefallen, wäre ein Kommentar wie „Jetzt musst du halt auch noch in Mathematik besser werden!“ ausgesprochen niederschmetternd. Aufbauend hingegen ist ganz einfach uneingeschränktes Mitfreuen.

Wichtiger als die Noten ist es allemal, dass ein junger Mensch neugierig ist und mit Freude daran arbeitet, seinen Fragen nachzugehen, Antworten zu suchen, sich Fähigkeiten anzueignen, die im Leben weiterhelfen. Viele Erwachsene haben selbst erfahren, dass nach dem Schul- oder Studienabschluss ihre Noten kein Thema mehr waren. Motivation und Engagement hingegen sind Eigenschaften, die für ein glückliches und erfolgreiches Leben nie unwichtig werden, ob beruflich oder privat.

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Der Bundesverband Aktion Humane Schule e.V. gibt die Zeitschrift „Humane Schule“ heraus. Das aktuelle Heft mit dem Themenschwerpunkt „Die Not mit den Noten“ (40. Jg., Dez. 2014, 32 S.) kann zum Preis von € 5,- zzgl. Versand bestellt werden bei:

Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.
Geschäftsstelle: Dutzendteichstr. 24 – 90478 Nürnberg
E-Mail: ahs@aktion-humane-schule.de
Tel.: 09 11 / 98 03 45 84
Internet: www.aktion-humane-schule.de

Verschieden sind wir sowieso – „Humane Schule“ zum Thema Inklusion

Der Titel der neuen AHS-Schrift„Jede Jeck es anders“, heißt es im Rheinland, und das gilt auch für Schule.

Der Inklusionsgedanke ist insofern überhaupt nichts Neues, denn tagtäglich bewältigen Schulen die Herausforderung heterogener Lerngruppen, wenn auch unterschiedlich erfolgreich.

Inklusion heißt nur, dass wirklich alle dazugehören, unabhängig von Begabung, Geschlecht, sozialer und ethnischer Herkunft oder Religionszugehörigkeit.

Zu erkennen, was eine jede Schule tun kann, um diesem Gedanken in ihrer Praxis immer näher zu kommen, ist das Anliegen der neuen Ausgabe von „Humane Schule“. Das Heft macht mit der „Weihnachtsbotschaft“ von Hans-Martin Lübking auf, in der der evangelische Theologe sagt: „Für mich ist es mit dem christlichen Glauben unvereinbar, wenn ein Bildungssystem systematisch Verlierer hervorbringt.“Manfred Bönsch erklärt die „Pädagogik der Vielfalt“ und stellt seinen unterrichtstheoretischen Ansatz für inklusiven Unterricht dar. Wolfgang Oelsner bereichert das Thema auf humorvoll-kölsche Art, während Brigitte Schumann, Erika Werthner und etliche weitere Autoren Fachliches dazu beitragen. Video-Tipps machen Beispiele inklusiver Schularbeit zugänglich; der AHS-Praxistipp stellt den „Index für Inklusion“ vor, der Schulen eine Systematik anbietet, um sich auf ihrem Entwicklungsweg orientieren zu können.

Das inhaltliche Angebot wird u.a. ergänzt durch zahlreiche Buchbesprechungen, einen Kommentar sowie Literarisches. Die Zeitschrift „Humane Schule“ ist völlig frei von kommerzieller Werbung. Das Heft mit dem Themenschwerpunkt „Verschieden sind wir sowieso“ (38. Jg., Nov. 2012, 32 S.) kostet 4,- je Expl. (zzgl. Versand; Staffelpreise auf Anfrage) und kann bestellt werden bei:
Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.
Rathausplatz 8 – 53859 Niederkassel
E-Mail: ahs@aktion-humane-schule.de
Tel.: 0 22 08 / 90 96 89, Fax: 90 99 43
Internet: www.aktion-humane-schule.de

Lieber Gott, lass mich gute Noten kriegen! „Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung“ – eine Rezension.

Rezensent Detlef Träbert: " " (foto: träbert)
Rezensent Detlef Träbert: "Schulnoten können nicht objektiv sein" (foto: träbert)

Seit 1971 ist in der deutschen Erziehungswissenschaft klar, „dass die Zensuren keine Vergleichsfunktionen bei schulexternen Adressaten erfüllen können und dass damit unser gesamtes schulisches Berechtigungswesen auf einer Fiktion beruht“ (Karl-Heinz Ingenkamp, „Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung“).

Seit über vier Jahrzehnten ist es in der Wissenschaft unbestritten, dass Schulnoten nicht objektiv sein können, als Messinstrument für Lernleistung nichts taugen, keine Aussagen über die Lernentwicklung von Schüler/innen machen und sich pädagogisch-psychologisch schädlich auf die Lernenden auswirken können. Die Schulpolitik hat daraus allerdings bis heute keine Konsequenzen gezogen, trotz etlicher weiterer wissenschaftlicher Studien zu dieser Thematik.

Dass sich das möglichst bald ändert, hofft Ulrike Luise Keller, selber Lehrerin mit rund 20 Jahren Erfahrung im staatlichen wie im Waldorf-Schulwesen und promovierte Erziehungswissenschaftlerin. Die heutige Realschullehrerin hat aus dem eigenen Erleben als Schülerin und Lehrerin heraus das Buch „Gerechte Noten gibt es nicht“, Untertitel: „und wie Noten die Lust am Lernen verhindern“ *) geschrieben. Damit greift sie gleich im Titel jenes Gefühl auf, das Schüler wie Eltern in Bezug auf Noten vor allem kennen: Ungerechtigkeit. Als Praktikerin, die ihren Schulalltag gründlich reflektiert, kennt sie dieses Gefühl jedoch auch aus der Perspektive der Benotenden: Werde ich den Kindern mit meinen Noten eigentlich gerecht? Ihre Ausführungen machen deutlich: Ziffernnoten können nicht gerecht sein, auch wenn Lehrpersonen sich darum bemühen – das System verhindert es.

In einer sehr gut lesbaren Kombination aus Erfahrungsberichten und authentischen Zitaten von Eltern und Kindern mit Aussagen von anerkannten Wissenschaftlern stellt die Autorin heraus, wie gering die Aussagekraft von Noten ist, wie sehr sie das Lernen beeinträchtigen und die Lernfreude, die kindliche Neugier, das Sachinteresse zerstören. Diesen Aspekt untermauert sie mit der übersichtlichen Darstellung einer kleinen Studie, die sie mit 99 Schülerinnen und Schülern der 5.-8. Klasse an ihrer Realschule durchgeführt hat. Danach lernen 85,9 Prozent der Kinder „oft“ „meistens“ oder „immer“, um gute Noten zu bekommen. Aus Freude lernt lediglich etwa ein Fünftel der Befragten, während es drei Vierteln „selten“, „manchmal“ oder „nie“ Freude macht. Auch wenn diese Studie nur eine sehr begrenzte wissenschaftliche Aussagekraft besitzt, verdeutlicht sie einen Trend, den jeder Schulpraktiker bestätigen kann. In der Gehirnforschung findet Dr. Keller die Bestätigung für die Tatsache, dass Lernen ohne Freude nur geringe Effekte hat, während Begeisterung nachhaltige Lernprozesse ermöglicht.

Als Alternativen zur schulischen Zensierungspraxis beschreibt Keller in einer bewussten Begrenzung ihrer Ausführungen Textzeugnisse sowie das Konzept der Portfolios, die sie idealerweise miteinander kombinieren möchte. Neun Kapitel samt einem „Ausblick“ sowie dem Literaturverzeichnis – das macht 143 höchst engagierte und spannend zu lesende Seiten eines Plädoyers für eine humanere Schule. Es vermittelt zudem Eltern wie Lehrpersonen einen systematisierten Durchblick in Bezug auf die Problematik der schulischen Beurteilungspraxis. Sein Schlusssatz lautet: „Ich wünsche unseren Kindern, dass sie bald von Ziffernnoten erlöst werden!“ Da kann man der Autorin nur viele verständige Leser/innen wünschen, möglichst auch aus der Schulpolitik.

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*) Ulrike Luise Keller: Gerechte Noten gibt es nicht – und wie Noten die Lust am Lernen verhindern, Sinzheim (Via Interna Verlag) 2012, 143 S., € 16,80

© 2012 by Dipl.-Päd. Detlef Träbert
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Neun aphoristische Gedanken zur Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen

 

Mit der religiösen Beschneidung
wird ein Junge nach den Vorstellungen Erwachsener
zurechtgestutzt.

***

Jungen aus religiösen Gründen zu beschneiden,
ist ein machtvolles Unterwerfungsritual:
Zugehörigkeit gegen ein Stück vom besten Stück.

***  

Das beschnittene Glied
kettet den Knaben an seine Religionsgemeinschaft.

***
  
Auch eine gut gemachte Beschneidung ist irreversibel
und folglich nie mehr gutzumachen.

***

Eine Religion,
die die chirurgische Manipulation am Genital von Kindern
als Identifikationsmerkmal braucht,
beschneidet das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit.

***
 
Wegen der Beschneidungspraxis von Religionen
die Religionsfreiheit zu beschneiden,
wäre ein staatlicher Eingriff mit menschenrechtlicher Indikation.

***

Es sollte das Vorrecht des einzelnen Kindes sein,
dass sein Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit
vor dem Recht einer Gemeinschaft
auf Freiheit der Religionsausübung rangiert.

***
  
Der Ritus der Beschneidung ist ein archaischer Brauch –
wollen wir heute die ihn begründenden Werte des Altertums?

***
  
Es geht nicht um die Ausgrenzung von Religionen,
sondern darum,
ob eine Religion die Kinderrechte ausgrenzt.

***

© 11. Juli 2012 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
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Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011

Zehn Aphorismen zur Fußball- Europameisterschaft 2012

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt;
die Hauptsache ist das Geschäft damit.

***

Die Europameisterschaft 2012 ist nicht nur Werbung für den Fußball,
sondern auch Fußball für die Werbung.

*** 

Polen zelebriert ein Fußballfest,
doch die Ukraine hat sich im Abseits festgerannt.

***
  
Janukowitsch möchte die Welt glauben machen,
in der Ukraine würden allein Bälle mit Füßen getreten.

***
  
Auch wenn das Spielsystem mit Libero noch zeitgemäß wäre,
gälte der freie Mann vor der Abwehr in der Ukraine als Provokateur.

***
  
Tore machen den Fußball für die Leute attraktiv.
Unattraktiv ist es, wenn der Fußball
Leute zu Toren macht.

***
  
Favoritenstürze sind das Salz in der Suppe eines Fußballturniers,
doch wenn der eigene Favorit stürzt,
ist uns die Suppe versalzen.

***
  
Wenn das Runde ins Eckige trifft,
steigt die Begeisterung im Quadrat.

***
  
Ein Offensiv-Feuerwerk auf dem Platz begeistert uns,
aber nicht das entgeisternde Feuerwerk auf den Rängen.

***
  
Patriotismus zeigt sich weniger
im kollektiven Torjubel beim Länderspiel
als in der kollektiven Teilnahme an politischen Wahlen.

© 11.06.2012 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
Veröffentlichung: DenkMalAn! Aphoristische Andenken, Bochum (Universitätsverlag Brockmeyer) 2011
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E-Mail: traebert@schubs.info

Martin R. Textor, „Zukunftsorientierte Pädagogik: Erziehen und Bilden für die Welt von morgen“. Kleinkarierte ideologische Auseinandersetzungen hinter uns lassen.

Rezensent Detlef Träbert: " " (foto: träbert)
Rezensent Detlef Träbert: „Zukunftsfähige Kinder“ (foto: träbert)

Es ist ein lustiger, alter Spontispruch: „Wir sind Schüler von heute, die in Schulen von gestern mit den Methoden von vorgestern auf die Welt von morgen vorbereitet werden sollen.“

Darüber darf man gerne lachen, und mancher mag beruhigt denken, dass die Methoden in der Schule von heute mittlerweile ja wirklich nicht mehr von vorgestern sind. Aber taugen sie zur Vorbereitung auf die Welt von morgen?

Zukunftsorientierte Pädagogik für Familie, Kita und Schule
Martin R. Textor kennt sich mit dieser Frage aus. Der promovierte Pädagoge und Zukunftsforscher hat sich intensiv mit Zukunftsentwicklungen beschäftigt und skizziert in seiner jüngsten Publikation*) eine zukunftsorientierte Pädagogik für Familie, Kita und Schule.

Wandel von Gesellschaft, Familienleben, Kindheit und Jugend
In der ersten Hälfte des Buches beschreibt Textor, wie die Welt von morgen aussehen wird. Dabei zeigt er nicht nur die Trends in der Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft, Technologie und Arbeitsleben auf, sondern auch die Gewichtsverschiebungen in der internationalen politischen Landschaft. Vor allem aber schildert er den absehbaren Wandel von Gesellschaft, Familienleben, Kindheit und Jugend.

Kompetenzen, die die heutigen Kinder erwerben sollten
Für all diese Bereiche benennt Textor Kompetenzen, die die heutigen Kinder erwerben sollten, um zukünftig in einer gegenüber heute dramatisch veränderten Welt erfolgreich zurechtzukommen. Die 26 Kompetenzen samt Unterpunkten fasst der Autor im kurzen zweiten Teil des Buches tabellarisch in drei Bereichen zusammen: personale und emotionale, soziale und kommunikative sowie kognitive und lernmethodische Kompetenzen. Diese für sich genommen schon sehr eindrucksvolle Liste wird durch die Auflistung zusätzlicher Wissensbereiche ergänzt.

Pädagogische Praxis in Familie, Kita und Schule nicht ausreichend
Aus dieser Zusammenstellung wird unmittelbar ersichtlich, dass die pädagogische Praxis in Familie, Kita und Schule bei weitem nicht ausreicht, um unsere Kinder hinreichend auf die Zukunft vorzubereiten. Wie wir diese Praxis verändern können, führt Textor im dritten Teil seines Buches aus.

Zwangsläufige Veränderungen der Institutionen und Lernkultur
Er beschreibt anschaulich, konkret und differenziert, welche Aufgaben Familie, Kita und Schule erfüllen müssen, um für die Welt von morgen zu erziehen und zu bilden. Daraus ergeben sich zwangsläufig Veränderungen der Institutionen. So wird Schule im gebundenen Ganztag arbeiten müssen, auch wenn die Bildungsinhalte nach exemplarischen Gesichtspunkten ausgewählt werden und das Methodenlernen im Vordergrund steht. Traditionelle Bewertungsverfahren müssen zu einer lernförderlichen Feedback-Kultur und das selektive Schulsystem muss zu einem inklusiven weiterentwickelt werden, denn wir können es uns nicht länger leisten, die Bildung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher im bisherigen Ausmaß zu vernachlässigen.

Kleinkarierte ideologische Auseinandersetzungen hinter uns lassen
„Zukunftsorientierte Pädagogik“ von Martin R. Textor ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über Familien- und Bildungspolitik, aber auch zur Reflektion unserer täglichen pädagogischen Praxis. Die dargestellten Tatsachen und absehbaren Entwicklungen rufen uns zwingend dazu auf, kleinkarierte ideologische Auseinandersetzungen hinter uns zu lassen und uns endlich den Erfordernissen von Schulentwicklung, Frühförderung und Familienunterstützung zu stellen.

Emanzipatorischen Selbstzweck von Bildung schützen
Dabei kann man sich selbstverständlich darüber streiten, ob der Autor wirklich alle zukunftsrelevanten Kompetenzen erwähnt hat. Ganz sicher muss man diskutieren, wie wir bei aller notwendigen Zukunftsorientierung das „Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ (Janusz Korczak) und den emanzipatorischen Selbstzweck von Bildung schützen, was am Ende des Buches nur angerissen wird. Auf jeden Fall müssen wir anfangen, das Leben unserer Kinder im Morgen zu bedenken … jetzt!

*) Martin R. Textor: Zukunftsorientierte Pädagogik: Erziehen und Bilden für die Welt von morgen. Wie Kinder in Familie, Kita und Schule zukunftsfähig werden, Norderstedt (Books on Demand) 2012, 132 S., 11,50

© 2012 by Dipl.-Päd. Detlef Träbert
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Zehn Aphorismen zur Bundespräsidenten-Affäre

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„Präsident“ bedeutet Vor-, nicht Aussitzender.

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Die Würde des Präsidentenamtes wird nicht dadurch erhalten,
dass der Präsident sein Amt gerne behalten würde.

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Es gibt Zeiten,
da ist das Amt seines Präsidenten müde.

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Wäre der Präsident ein Monarch,
müsste das Volk ihn aushalten;
da er aber gewählt wurde,
muss er das Volk aushalten.

***

Ein Vorbild verträgt nicht allzu viel Nachsicht.

***

In Deutschland genießt ein Vorbild Ansehen,
doch muss es sich vorsehen:
Nach BILD kann das anders aussehen.

***

In der politischen Kultur sollten Fehler toleriert,
aber nicht kultiviert werden.

***

Es ist der Stil seiner Amtsführung,
mit dem der Bundespräsident sein Volk
vor der Weltöffentlichkeit vorführt.

***

„Autorität“ leitet sich ab vom lateinischen „auctoritas“, das Ansehen;
darum schwindet die Autorität,
wenn das Ansehen verblasst.

***

Wenn Schatten
auf das Ansehen des Bundespräsidenten fallen,
sind das trübe Aussichten für Schloss Bellevue.

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© 6. Januar 2012 by Detlef Träbert, Pädagoge und Aphoristiker
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