100 Jahre Waldorfschule, 100 Jahre ‘Rudolf Steiner hat gesagt …’

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Im September 2019 wird die Waldorfschule hundert Jahre alt. Keine andere Schulform hält so starr an den Vorgaben ihres Begründers fest, wie die Waldorfpädagogik an der Anthroposophie Rudolf Steiners.

(Der Artikel erschien zuerst beim „Humanistischen Pressedienst“, unter dem Titel „100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“)

In der sich nach aussen hin fortschrittlich präsentierenden, anthroposophischen „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“ ist noch immer Rudolf Steiners esoterische „Allgemeine Menschenkunde“ aus dem Jahr 1919 im Programm. Von „2017 – 2020“ veranstaltet die Alanus Hochschule die, Zitat:

„Thementage Menschenkunde

Die von Rudolf Steiner 1919 begründete Waldorfpädagogik beruht auf einer anthroposophischen Menschenkunde, die Mensch und Welt in einem spirituellen Erkenntnishorizont begreift.

Diese Menschenkunde umfasst anthropologische, (entwicklungs-)psychologische, physiologische und epistemologische Aspekte. Ihre detailliertesten Ausführungen finden sich in den Vorträgen Rudolf Steiners ‘Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik’ und im sogenannten ‘Heilpädagogischen Kurs’.

Die ‘Thementage Menschenkunde’ an der Alanus Hochschule behandeln unterschiedliche Aspekte der Anthropologie Rudolf Steiners, die sowohl für die Waldorfpädagogik als auch für die anthroposophische Heilpädagogik von zentraler Bedeutung sind. Neben der geisteswissenschaftlichen Grundlagenarbeit sollen die einzelnen menschenkundlichen Aspekte auch mit Blick auf ihre Relevanz für die pädagogische Praxis befragt werden.“[1]

„…anthropologische, (entwicklungs-)psychologische, physiologische und epistemologische Aspekte“ klingt nach „Wissenschaft“, aber das ist die „Allgemeine Menschenkunde“ Steiners sicher nicht. Was dann?

Nähern wir uns zunächst „von aussen“ an – ohne jede Vorkenntnis der Anthroposophie –, ein Freund schreibt mir:

„Ich habe auch einen Blick in die ‘Allgemeine Menschenkunde’ geworfen.

Das erste, was mir darin auffällt, ist das Literaturverzeichnis – es beinhaltet, soweit ich sehe, nur Werke von Herrn Steiner; der Mann muss das Rad wirklich sehr gründlich neu erfunden haben – oder eine Vorliebe für intellektuellen Autismus haben.

Abgesehen davon, dass die Vorträge in der Sprache einer anderen Zeit (Kaiserzeit) geschrieben sind und mir das ‘geheimbündische’ an der ganzen Tonart nicht gefällt, wirken einige Stellen so, als hätte der Autor Ideen und Begriffe aus der Alten Indischen Kultur (Wiedergeburt, Karma, Bedeutung des Atmens etc) ziemlich krude übernommen und sie sich – ohne diese Quellen zu zitieren – zu eigen gemacht. Zum Vergleich könntest Du mal einen Blick in Heinrich Zimmers ‘Philosophie und Religion Indiens’[2] werfen – da steht zu diesen Sachen meines Erachtens Interessanteres und besser Lesbares drin.

Ein schlimmer Verdacht, der einen beim Lesen des Werkes beschleicht, ist, dass die Pädagogische Lehre, die hier ausgebreitet wird, das Kind nicht um seiner selbst willen betrachtet und fördert, sondern nur als Baustein in einem galaktischen Puzzlespiel (aus Atlantiern und Lemuriern?).“

Dieser „schlimme Verdacht“ wird von Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, im Interview über die Waldorfschule bestätigt:

„Lichte: Ein Werbeslogan der Waldorfschulen lautet: ‘Im Mittelpunkt der Mensch’. Im Standard[3] sagen Sie über die anthroposophische Pädagogik: ‘Denen geht es um das Kind so wie es der Bank ums Geld geht.’

Hopmann: Im Mittelpunkt steht bei denen der Mensch, wie Rudolf Steiner ihn sieht, also als Reinkarnation, als Mitglied einer Rasse, als Charaktertyp usw. Ziel ist es, den jeweiligen Menschen entsprechend den Steinerschen Lehren zu formen bzw. sein ‘Wesen’ zu entfalten. So wie bei anderen Sekten verbindet sich damit ein Totalitätsanspruch: Wir wollen dich mit Haut und Haaren, mit deiner ganzen Persönlichkeit vereinnahmen – nicht anders als eine Bank dein Geld will: Nicht um nett zu dir zu sein, sondern um an dir Geld zu verdienen. Bloß blöd, wenn man zu jenen Wesen zählt, denen laut Steiner Dahinsiechen oder Verkümmern vorausbestimmt ist. Denen geht es dann wie bei der Bank, wenn die Kreditwürdigkeit dahin ist.“[4]

Und was ist gemeint, wenn der Freund schreibt: „… wirken einige Stellen so, als hätte der Autor [Rudolf Steiner] Ideen und Begriffe aus der Alten Indischen Kultur (Wiedergeburt, Karma, Bedeutung des Atmens etc) ziemlich krude [sic!] übernommen“?

Diese Frage beantwortet man am besten „von innen“, indem man selber einige Seiten der „Allgemeinen Menschenkunde“ liest, die komplett und gratis online ist. Wer das getan hat, wird auch nicht mehr sagen wollen, dass folgendes „aus dem Kontext gerissen ist“, denn es gibt keinen vernünftigen, nachvollziehbaren „Zusammenhang“ mehr, Zitat Steiner aus der „Allgemeinen Menschenkunde“:

„Der Mensch steht der Außenwelt gegenüber. Das Geistig-Seelische strebt danach, ihn fortwährend aufzusaugen. Daher blättern wir außen fortwährend ab, schuppen ab. Und wenn der Geist nicht stark genug ist, müssen wir uns Stücke, wie zum Beispiel die Fingernägel, abschneiden, weil der Geist sie, von außen kommend, saugend zerstören will.“[5]

Anthroposophie macht frei

Verantwortlich für die „Thementage Menschenkunde“ der Alanus Hochschule ist Prof. Dr. Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik.

Im Interview mit dem „Waldorfblog“[6] tritt Schieren als „Werber“ für die Waldorfpädagogik auf[7], verwendet immer wieder das buzzword „Freiheit“ – in einer einzigen Antwort erstaunliche 7 mal:

„Die Anthroposophie ist im Kern auf das Ideal des freien Menschen ausgerichtet.“
„Freiheitsentwicklung als Teil des Weltgeschehens“
„Freiheitsentfaltung unseres Menschseins“
„Position der Freiheit“
„Begriff der Freiheit“
„Entwicklungsraum der Freiheit“
„freien Persönlichkeitsentwicklung“

Für Schieren macht einfach alles frei, was Anthroposophie ist. Wie die Waldorfpädagogik, die auf der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861 – 1925) basiert.

Über einen Vortrag Rudolf Steiners sagt Kurt Tucholsky: „Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.“[8]

„Freiheit“: mit diesem Riesenbegriff macht Jost Schieren Werbung für die Waldorfpädagogik.

Reinkarnation macht frei

Beim Werber Jost Schieren ist „Reinkarnation“ normal, wird zu einer weiteren „Sichtweise auf den Menschen“, die – Verkaufsargument! – von „Fremdbestimmung“ befreit:

Der Gedanke der Reinkarnation erlaube es, so Jost Schieren, „den Menschen nicht als irgendwie allein fremdbestimmtes Wesen (Gene, Sozialisation, Gehirnprägungen usw.) zu denken.“ Das Kind sei nicht das alleinige Resultat von Vererbung und Umgebung, sondern trage in sich „eine eigene auf sich selbst begründete Persönlichkeit“, die nicht zufällig entstanden sei, da „der Mensch sein eigenes Wesen selbstverantwortlich durch eine Reihe von Verkörperungen selbst bildet.“

Doch was bedeutet „Reinkarnation“ überhaupt? Und bei Rudolf Steiner?

Weit verbreitet ist die Idee im asiatischen Kulturkreis, im Hinduismus und den verschiedenen Erscheinungsformen des Buddhismus. Gemeinsam ist ihnen, daß das Ziel ist, dem „endlosen Kreislauf der Wiedergeburten“ zu entkommen, sich von der Fessel des „Karma“ zu befreien.

Helena Petrovna Blavatsky und in ihrer Nachfolge Rudolf Steiner kehren die Idee in ihr Gegenteil um: Der Mensch soll im Kreislauf der Wiedergeburten bleiben, so kann er sich – und damit die Menschheit – perfektionieren. Das bedeutet: Pflichterfüllung. Von „Freiheit“ keine Spur.

Rudolf Steiner verspricht eine Form der (geistigen) Unsterblichkeit und befriedigt zugleich das Bedürfnis seiner – zur Zeit der Begründung der Anthroposophie – aristokratischen und großbürgerlichen Klientel nach „Elite“: „WIR bringen die Menschheit (-sentwicklung) voran!“

Und natürlich kann die Menschheit auch nicht an einem Tag an Ihrem Bestimmungsort, dem Planeten „Vulkan“[9], ankommen – dann wäre Steiners Geschäftsmodell sofort erledigt …

Grundkenntnisse der Philosophie, Religion und Geschichte sind nicht erforderlich, wenn man Professor einer anthroposophischen Hochschule ist. Es reicht, wenn man aus Steiners uraltem Esoterik-Baukasten eine Pädagogik bastelt, die nach aussen hin „neu“ erscheint.

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange
Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’“, Geschichte in der Waldorfschule, Andreas Lichte
Die Golems – und wie sie in die Welt kommen“, Kunst in der Waldorfschule, Andreas Lichte

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[1] „Thementage Menschenkunde“ – https://www.thementage-menschenkunde.de/ – Abruf am 21.5.2018

[2] Heinrich Zimmer, „Philosophie und Religion Indiens“, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 26, Suhrkamp Verlag, Erste Auflage 1973

[3] „Mit Schlingenmalen zum Schreiben finden“, Lisa Aigner, derStandard.at, 5. Juni 2011

[4] „Man kann nicht nur ein ‚bisschen‘ Waldorf sein“, Ruhrbarone, 11.9.2011

[5] Rudolf Steiner, „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“, GA 293, S. 93 f.

[6] „Waldorf heute: Vom ‚Eingeweihtenwissen‘ zum ‚akademischen Diskurs‘? Ein Interview mit Jost Schieren“, Waldorfblog, 21. März 2016

[7] die folgende Textpassage ist ähnlich veröffentlicht in: „Prof. Jost Schieren, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft: Der Waldorf-Werber“, Humanistischer Pressedienst, 5.4.2016, https://hpd.de/artikel/waldorf-werber-12931

[8] Kurt Tucholsky, „Rudolf Steiner in Paris“, Die Weltbühne, 03.07.1924, Nr. 27, S. 26.

[9] Die Menschheit entwickelt sich laut Rudolf Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung: Saturn, Sonne, Mond, Jupiter, Venus und zuletzt der Vulkan … siehe auch: „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash: Aus der Akasha-Chronik“, Humanistischer Pressedienst, 5.1.2015, https://hpd.de/artikel/10883

100 Jahre Kunst in der Waldorfschule: die Golems,
und wie sie in die Welt kommen

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Mein Fahrrad ist auf Autopilot unterwegs, fährt mich – Überraschung! – zur Rudolf Steiner Schule Berlin Dahlem, Schauplatz meiner ersten Hospitation in der Waldorfschule, und des „Fachdidaktischen Seminars Werken“. Wo ich schon mal da bin, werfe ich doch mal einen Blick …

„Was ist das?!?“, das mich aus dem Neubau-Pavillon anstarrt … einem „Ausstellungsraum“ mit großer Glasfront, hinter der „Köpfe“ in Lebensgröße auf Podesten stehen: „Warum machen die das?!? Warum zeigen die SOWAS?!? Ist das ein öffentlicher Pranger?“

Natürlich kenne ich die Antwort, aber ich hatte sie jahrelang erfolgreich verdrängt: In jeder Waldorfschule werden Köpfe aus Ton „plastiziert“, so der anthroposophische Fachbegriff. Habe ich auch selber gemacht, während meiner Ausbildung zum Waldorflehrer im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“.

Schock! Plötzlich starren mich Golems an …

Aber nun bin ich geschockt. Was fasst den Schrecken zusammen? Mir fällt das Wort „Golem“ ein … paßt das? Wikipedia sagt:

„Golem ist das hebräische Wort für ‚formlose Masse; ungeschlachter Mensch’, (…) im modernen ‚Iwrit’ bedeutet das Wort ‚golem’ ‚dumm’ oder ‚hilflos’.“ Besser hätte ich es nicht sagen können … aber im Unterschied zur jüdischen Legende gibt es für die Waldorf-Golems kein Ritual, das sie zum Leben erwecken könnte, sie sind und bleiben sowas von „tot“ …

Die Aufgabe „Kopf plastizieren“ geht – wie alles in der Waldorfschule – auf Rudolf Steiner zurück. Eine Aufgabe, die eine hoffnungslose Überforderung der Schüler*innen ist: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei etwas entsteht, das nicht „peinlich“ ist? 1 zu 1 Million?

Wo ist bei dieser Aufgabe die (künstlerische) „Freiheit“, wenn ein „naturalistisches“ Ergebnis erwartet wird? Warum überhaupt der Versuch einer „1 zu 1-Kopie“ der „Realität“? Noch dazu fehlen völlig die Voraussetzungen: wer unter den Waldorfschüler*innen hat Kenntnisse der „menschlichen Anatomie“? Also der funktionellen Zusammenhänge: Warum sieht ein Kopf eigentlich wie ein Kopf aus? Oder elementarer: wer versteht einen Kopf als dreidimensionales Objekt? Keiner … und ich spreche aus Erfahrung:

Während meiner zweiten Hospitation in der „Waldorfschule Schloss Hamborn“ nehme ich auch am Kunstunterricht teil. Die Schüler*innen kopieren einen Kupferstich von Albrecht Dürer: „Der heilige Hieronymus im Gehäus“. Dazu wird über eine Reproduktion des Kupferstichs ein Raster gelegt, das dann von den Schüler*innen 1 zu 1 übertragen wird … „Freiheit“ auch hier: NULL. Und trotzdem bleibt es eine Überforderung … ein Schüler zeichnet einen „Fußball“ auf die Fensterbank, so sieht bei ihm der Schädel aus … ich versuche ihm mit Skizzen zu erklären, dass ein Schädel „dreidimensional“ ist … er ahnt, was ich meine, reproduzieren kann er es nicht. Aber wozu auch?

Weil Rudolf Steiner das gesagt hat, bei den „Konferenzen mit den Lehrern“: „Dann würde ich, wenn ich genötigt wäre, mit den Dreizehn-, Vierzehnjährigen erst anzufangen, dann würde ich die Dürersche ‚Melancholie’ vornehmen, würde zur Anschauung bringen, wie wunderbar die Licht- und Schattenverteilung ist. Das Licht am Fenster, die Lichtverteilung am Polyeder und der Kugel, das würde ich umsetzen lassen in Farben. Dann das Licht am Fenster des ‚Hieronymus im Gehäus’ und so weiter.“

Gibt es Aufgabenstellungen, die ungeeigneter für den Kunstunterricht in der Schule sind? Nein.

Bei der Ausbildung zum Waldorflehrer nehme ich auch an der „Fachdidaktik Kunst“ teil, und sie ist ein einziger Schrecken: das hohle Pathos, der „menschenkundliche Hintergrund“, der ganze KITSCH, der da ausgebreitet wird, steht im Widerspruch zu allem, was mir an „Kunst“ jemals Freude bereitete, und ich denke nicht nur an mein Studium an der „UdK“, der „Universität der Künste“ …

Erziehung zur Freiheit

„In Waldorf- Werbebroschüren und Schulhomepages heißt es, die Waldorfschulen leisteten eine ‚Erziehung zur Freiheit’ und zur Kreativität. Sind Waldorfschüler freier? Kreativer?“, frage ich den Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Stefan T. Hopmann im Interview. Seine Antwort:

„(…) welche Freiheit, welche Kreativität sind gemeint in einer Schulphilosophie, deren Erfinder weder als Demokrat, noch als Ästhet hervorgetreten ist, sondern der eine autoritäre Geisteshaltung einnahm und eine naturalistische Schrumpfästhetik bevorzugte? (…)“

 

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“, Schwerpunkt „Didaktik“:

100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“, von Andreas Lichte
Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’“, von Andreas Lichte
Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange

100 Jahre Waldorfschule: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

„Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“ ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der „Weißen“ zusammenfaßt. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heiner Ullrich behauptet dagegen in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.“ Paßt das zusammen?

(Der Artikel erschien zuerst beim „Humanistischen Pressedienst“, unter dem Titel „Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’“)

„Wer heute Rudolf Steiner sät, wird Neurechte ernten“ sagt Caroline Sommerfeld, Autorin und Aktivistin der „Neuen Rechten“ und der „Identitären Bewegung“. Auf die Frage, ob sich ein Engagement bei der „Neuen Rechten“ mit der Waldorfschule vereinen läßt, führt Sommerfeld aus: „Steiners Grundgedanken sind ziemlich deckungsgleich mit dem, was Identitäre ‘Ethnopluralismus’ nennen, mit dem, was die bewusste Verwurzelung in der Tradition, im Volk, in Europa ausmacht, mit christlichem Selbstverständnis und auch einem bewahrenden Naturverständnis. Außerdem natürlich ist Waldorfpädagogik, gerade, weil sie nicht ‘mit der Zeit geht’, sondern manchmal ziemlich anachronistisch ist, was Handwerk und Handarbeit, Lehrerautorität, Auswendiglernen, klassische Bildungsinhalte usw. betrifft, viel ‘rechter’, als sie selber momentan sein will.“

Die Dachorganisation der Waldorfschulen, der „Bund der Freien Waldorfschulen“, sah sich in der Vergangenheit immer wieder gezwungen, sich von „Rechten“ zu distanzieren, doch die eigentliche Ursache des Problems bleibt: Rudolf Steiner.

Der notwendige Schritt, sich von Rudolf Steiner zu trennen, fällt naturgemäß schwer, bedeutete er für die Waldorfschulen doch einen enormen Image-Schaden und wäre ein „technisches Problem“: Alles, was in der Waldorfschule passiert, basiert letztlich auf der „Anthroposophie“ Rudolf Steiners – der Erziehungswissenschaftler Prof. Klaus Prange bezeichnet die „Waldorfschule als Bekenntnisschule“.

Auch der Geschichtsunterricht der Waldorfschule ist Anthroposophie. Hier stellt sich die Frage, ob der Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich wirklich nicht weiß, was in der Waldorfschule als „Geschichte“ unterrichtet wird, wenn er behauptet: „Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.“

Die in der Waldorfschule unterrichtete anthroposophische „Kulturepochenlehre“ beschreibt eine fiktive Völkerwanderung auserwählter Menschen von „Atlantis“ nach (die „Kulturepochen“ in chronologischer Reihenfolge): 1. Urindische Kultur, 2. Urpersische Kultur, 3. Ägyptisch-Chaldäische Kultur, 4. Griechisch-Lateinische Kultur, 5. Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche (1413 – 3573 n. Chr., unsere gegenwärtige Epoche).

Diese fiktive Völkerwanderung nach Rudolf Steiner steht im Widerspruch zum heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und ist – eine rein weiße Menschheitsgeschichte. Herr Ullrich, wie würden Sie das nennen? „Eurozentrismus“? Oder vielleicht doch deutlicher „Rassismus“? Falls Sie noch im Zweifel sind, lesen Sie doch einmal die Details nach, schauen Sie sich an, was so alles in den „Geschichtsepochenheften“ der Waldorfschüler*innen zu finden ist, siehe: „Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‚Rassen’“.

Steiners „Menschheitsentwicklung“, die sich im Geschichtsunterricht der Waldorfschule spiegelt, läßt sich als eine esoterische Variante des Sozialdarwinismus – „survival of the fittest“ – lesen, als: „survival of the whitest“.

Dazu Prof. Helmut Zander, Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Zitat Seite 636:

„Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“

Steiners „Evolutionslehre“ ist im Fach Geschichte am augenfälligsten, findet sich aber auch in anderen Fächern, der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Stefan T. Hopmann sagt im Interview:

“(…) Tatsächlich sind der Rassismus, die Entwicklungslehre, die Geschichtsphilosophie und die übrigen Bausteine des Zeitgeists des späten 19. Jahrhunderts, die Rudolf Steiner zu einer eigenen Weltanschauung [„Anthroposophie“] amalgamiert hat, so eng verbunden, dass man da nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein kann. Allerdings machen die Waldorfschulen das schon geschickt: Sie fallen nicht mit der Tür ins Haus, sie unterrichten nicht direkt aus Steiners Werken, sondern sie lassen ihre Weltanschauung eher still und heimlich in ihre Arbeit einfließen, in ihre Kinderwahrnehmung, in ihre Auswahl der Unterrichtsinhalte usw. Ähnlich wie auch bei anderen Sekten ist das ein schleichendes Gift, dessen Wirkung man oft erst merkt, wenn es fast zu spät ist (…)”

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

SWR, das ‘SuperWaldorfRadio’?
Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur
Staatlich anerkannte Reinkarnation
100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten

100 Jahre Waldorfschule 2019: Ist der SWR ein Fall für den Rundfunkrat?

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Der „Deutschlandfunk Kultur“ ist nicht der einzige öffentlich-rechtliche Sender, der für die Waldorfschule wirbt, beeindruckend auch der SWR mit dem Beitrag: „100 Jahre Waldorfschule: Steiners Erben im Aufbruch“, in dem der “Waldorf-Werber” Jost Schieren einen großen Auftritt hat.

(Der Artikel erschien zuerst beim „Humanistischen Pressedienst“, unter dem Titel „SWR, das ‚SuperWaldorfRadio’?“)

Kein Wort vom SWR dazu, dass die „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“, wo Professor Jost Schieren „Waldorfpädagogik“ lehrt und Dekan ist, eine ANTHROPOSOPHISCHE Einrichtung ist, Zitat SWR:

„Moderne Hirnforschung bestätigt Steiner

Viele Waldorfpädagogen empfinden es als ermutigend, dass die moderne Hirnforschung mit ihren neuesten Erkenntnissen das Waldorf-Konzept bestätige, sagt Professor Jost Schieren, Schulpädagoge an der Alanus Hochschule in Alftern bei Bonn. Die gleichberechtigte Förderung von intellektuell-kognitiven, künstlerisch-kreativen und handwerklich-praktischen Fähigkeiten etwa werde heute von Neurologen als moderne und effiziente Wissensvermittlung definiert, so Schieren.

Die Waldorfpädagogik habe die Bedeutung des Körperlichen erkannt, noch bevor über die Hirnforschung nun so genannte Embodiment-Aspekte an die konventionellen Erziehungswissenschaften herangetragen würden: „Wir haben eine Bildung, die lange Jahre, Jahrzehnte immer nur den Kopf adressiert hat. Steiner selbst hat mal formuliert: Der Leib ist nicht nur dafür da, den Kopf in die Schule zu tragen.“ Dementsprechend habe die Waldorfpädagogik das Leibliche von Anfang an ernst genommen, sagt Schieren.“

Hat Rudolf Steiner das wirklich „selbst formuliert“, wie Jost Schieren behauptet: „Der Leib ist nicht nur dafür da, den Kopf in die Schule zu tragen.“? Oder hat sich Schieren da einmal mehr einen Waldorf-Werbespruch gebastelt? Sicher ist, dass Steiner über den „Kopf“ sagt: „Er sitzt auf dem Körper wie ein Parasit darauf und benimmt sich auch wie ein Parasit.“ Heißt: der Kopf ist gar nicht so wichtig, wie die „materialistische“ Wissenschaft behauptet …

Wer jetzt wegrennt, hat etwas für sein Denkvermögen getan, Zitat Steiner:

„Das Schließen, das Schlüsse bilden, hängt nun zusammen mit den Beinen und Füßen. Natürlich werden Sie heute ausgelacht, wenn Sie einem Psychologen sagen, man schließt mit den Beinen, mit den Füßen, aber das letztere ist doch die Wahrheit, und würden wir als Mensch nicht auf Beine und Füße hin organisiert sein, würden wir eben nicht Schlüsse bilden können. Die Sache ist so: Vorstellen tun wir mit dem Ätherleib, und der hat seinen Rückhalt an der Hauptesorganisation, aber urteilen tun wir – also in ursprünglicher elementarer Weise – mit dem astralischen Leib, und der hat seinen Rückhalt an Armen und Händen für das Urteilen. Schließen mit den Beinen und Füßen, denn schließen tun wir mit dem Ich, das hat dabei Rückhalt an den Beinen und Füßen.“

Hat „die moderne Hirnforschung bestätigt“ …

Auch Professor „Heiner Barz“ wird nicht vom SWR vorgestellt – seine in Kooperation mit der anthroposophischen „Alanus Hochschule“ erstellte Studie „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen: Empirische Studie zu Schulqualität und Lernerfahrungen“ wurde vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ und der anthroposophischen „Software AG Stiftung“ finanziell gefördert, Zitat SWR:

„Empirische Studien, wie die des Düsseldorfer Bildungsforschers Heiner Barz, belegen zudem: Waldorfschüler gehen lieber in die Schule als andere, schneiden in den Pisa-Studien häufig besser ab als die Regelschüler.“

Ist das noch Journalismus? Oder ein Fall für den „Rundfunkrat“?

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur“, von Andreas Lichte
100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“, von Andreas Lichte
Staatlich anerkannte Reinkarnation“, von Andreas Lichte
Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange

Heraklit sagt: „Alles fließt …“ „… davon!“, antwortet Schopenhauer

Die Baustelle vor dem Haus. Die neuen Fernwärmeleitungen liegen auf einem riesigen Stapel bereit. Ich frage den Bauarbeiter:

„Entschuldigung, eine Frage, ich wohne hier, warum haben Sie die Baugrube wieder zugeschüttet, nachdem Sie die alten Rohre herausgeholt hatten, und dann – noch einmal – eine neue ausgehoben?“

Er hat gerade angefangen, zu antworten, da klingelt sein Handy. Der Klingelton, instrumental, das Riff, was ist …:

„»Ideal«! – »Ich steh’ auf Berlin!«“

„Damit bin ich groß geworden!“, antwortet der Bauarbeiter.

„Früher war alles besser!“, sage ich (einfach „ideal“).

„Würde ich so nicht sagen“, bremst der Bauarbeiter.

„Es war eine andere Welt! Das Lied könnte man heute doch gar nicht mehr machen – wie sie nach Kreuzberg fährt, »der Philosoph im Hinterhof« – gibt es nicht mehr!“, aber meine Botschaft wird ganz schnell begraben:

„Könnte man nicht mehr machen, weil Eff Jott Krüger nicht mehr lebt“, meint der Bauarbeiter.

Aber richtig ist sie, meine Botschaft, Annette Humpes Kreuzberg ist … ich schaue es nach:

„(…)

Oranienstraße, hier lebt der Koran,
dahinten fängt die Mauer an.
Mariannenplatz rot verschrien,
ich fühl’ mich gut, ich steh’ auf Berlin!

(…)

Später dann in die alte Fabrik,
die mit dem Ost-West-Überblick.
Zweiter Stock, vierter Hinterhof,
neben mir wohnt ein Philosoph.

(…)“

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=UTygF2V0MtY

100 Jahre Waldorfschule 2019: Der Deutschlandfunk wirbt für die Waldorfschule

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Wie kann es sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der den Auftrag hat, die Interessen aller zu vertreten, für eine Privatschule wirbt, die nur einer Elite offen steht? Nach einer Jubel-Intro läßt die Sendung des Deutschlandfunks „100 Jahre Waldorf: Namentanzen oder sinnvolle Alternative?“ Waldorfschüler, -Lehrer, und -Funktionäre wie Henning Kullak-Ublick ihre Werbesprüche aufsagen (höre DLF-Mediathek). Erstaunlich kritisch ist hingegen der Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich, aber: kann ein mit der „Anthroposophie“ Rudolf Steiners nicht vertrautes Laienpublikum überhaupt verstehen, was Ullrich kritisiert? Hier eine während der Sendung spontan erstellte „Mitschrift“ – „sal­vo er­ro­re et omis­si­o­ne“ – mit garantiert subjektiver, weil extra schneller Kommentierung:

Namentanzen / Eurythmie

„… nach 5 Minuten im Eurythmie-Unterricht war ich SO BERÜHRT …“, sagt die ehemalige Philosophie-Studentin …

am Stand der Waldorfschulen auf der „Didacta“ …

ja, ich bin wohl „Masochist“, ich höre den DLF-Beitrag …

die Eltern

„… eine Bildungs-erfolgreiche (sic!) Elternschaft, die die Waldorfschule bewußt wählt …“, sagt Heiner Ullrich.

Vergleiche:

Nur das deutsche Bürgertum ist bis heute von Rudolf Steiner begeistert. Die von Steiner begründeten „Waldorfschulen“ sind erste Wahl, wenn Besserverdienende eine Schule ohne Kinder aus „sozial schwachen Verhältnissen“ und ohne Ausländer suchen: „Man bleibt gern unter sich“

https://www.schiebener.net/wordpress/rudolf-steiner-kafkaesk/

einmal Waldorfschule, immer Waldorfschule

„ich bin ja auch selbst Waldorfschülerin gewesen – mein Sohn war auch auf der Waldorfschule …“, Nele Auschra, Vorstand im Bund der Freien Waldorfschule:

einmal Sekte, immer Sekte …

die Lehre Rudolf Steiners

„… eine Waldorflehrer-Ausbildung ohne die Schriften von Rudolf Steiner kann ich mir nicht vorstellen …“, Heiner Ullrich, weiter: „.. die Lehre Rudolf Steiners ist in einem Maße bestimmend, die Aussenstehende nicht sehen …“

na, immerhin –

fragt sich, ob Heiner Ullrich den „Aussenstehenden“ noch erklärt, was mit der „Lehre Rudolf Steiners“ eigentlich gemeint ist …

dogmatisch

„Vieles ist in der Waldorfpädagogik DOGMATISCH …“, Heiner Ullrich, auf die Frage, warum eine Kooperation von Waldorfschule und öffentlicher Schule gescheitert ist:

„Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg“, https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-in-staatlicher-traegerschaft-offener-brief-an-senator-ties-rabe-hamburg/45889

Esoterik

„… es ist keine Esoterik mehr, aber es KOMMT AUS DER ESOTERIK …“, Heiner Ullrich, über den „Dreischritt“ als waldorfpädagogische Methode:

Der Lehrer soll im Unterricht bewusst Fragen offen lassen (erster Schritt), weil das „Ich“ und der „astralische Leib“ des Kindes im Schlaf die körperliche Hülle verlassen und diese Fragen außerhalb des „physischen Leibes“ im Schlaf verhandelt werden (zweiter Schritt).

Im dritten Schritt – am Tag danach – holt der Lehrer die Antworten aus dem „Unterbewussten“ und bringt sie in das Wachbewusstsein.

Dazu schrieb der Anthroposophen-Gründer-Guru Rudolf Steiner:

„Das Kind geht aus der Schule, schläft; sein Ich und sein astralischer Leib sind im Schlafe AUSSERHALB DES PHYSISCHEN LEIBES und des Ätherleibes.

Dasjenige, was Sie da [im Unterricht] mit dem Kinde vollbracht haben auf dem Umweg durch den physischen Leib, auch den Ätherleib meinetwillen, das setzt sich fort im astralischen Leib und im Ich.

Diese beiden letzteren sind aber während des Schlafes IN EINER GANZ ANDEREN UMGEBUNG. Sie machen etwas durch, was sie nur während des Schlafes durchmachen, und dasjenige, was Sie dem Kinde beigebracht haben, macht die Sache mit; macht sie mit eben in denjenigen Wirkungen, die in dem astralischen Leib und dem Ich geblieben sind.

Sie müssen daran denken, daß Sie dasjenige, was Sie dem Kinde auf dem Umweg über das Physische beibringen, hineinleiten in den astralischen Leib, in das Ich; und daß Sie dadurch eine Wirkung ausüben auf die Art und Weise, wie das Kind VOM EINSCHLAFEN BIS ZUM AUFWACHEN LEBT, und daß Ihnen am nächsten Tag das Kind dasjenige mitbringt, was es da zwischen Einschlafen und dem Aufwachen DURCHGEMACHT HAT.“

zitiert von hier (die Infos kommen von mir): https://blog.gwup.net/2014/08/27/lernen-im-dreischritt-weis-hamburgs-landesschulrat-rosenboom-nicht-was-eso-schlagworte-bedeuten/

der Klassenlehrer

„… der Waldorfklassenlehrer, der 8 Jahre lang, in 8 Fächern unterrichtet … ist ein Waldorf-Unikat …“, Heiner Ullrich

vergleiche:

„Lichte: Ist es nicht eine Überforderung des Klassenlehrers, 8 Jahre lang alle Fächer unterrichten zu müssen? Welche Qualität kann so ein Unterricht noch haben?

Prof. Hopmann: Natürlich hat die Konstruktion, eine einzelne Lehrkraft allzuständig sein zu lassen, zwei entscheidende Risiken: Zum einen gibt es keine Lehrkraft, die tatsächlich sämtliche Schulinhalte auf einem so hohen fachlichen Niveau beherrscht, dass sie die unterschiedlichen Lernbedürfnisse und Lernschwierigkeiten angemessen berücksichtigen kann. Die Schulforschung ist sich da ziemlich einig: Spezialisierung ist notwendig. Zum andern öffnet die Verwiesenheit auf eine einzige Bezugsperson natürlich die Möglichkeit, für psychischen (und ggf. physischen) Missbrauch.“

„Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“, https://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/30117

die Waldorfschule und Rudolf Steiner

„… ohne die Lehre Rudolf Steiners käme die Waldorfschule nicht aus …“, Franz Glaw, Waldorflehrer

der Waldorflehrer und die Anthroposophie

„… fast 90 % der Waldorflehrer sich mit Anthroposophie beschäftigen, zeigen Studien …“, Heiner Ullrich

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur“, von Andreas Lichte
100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten“, von Andreas Lichte
Staatlich anerkannte Reinkarnation“, von Andreas Lichte
Die Waldorfschule als Bekenntnisschule“, von Prof. Klaus Prange

„Ich bin auf vielen Listen meistens schwarz“, Tomi Ungerer, 28. November 1931 – 9. Februar 2019

Ein Nachruf auf Tomi Ungerer (Zeichnung: Nil Auslaender)

„Das FBI stellt Tomi Ungerer unter Beobachtung, aus politischen und moralischen Gründen. Seine erotomanischen Zeichnungen, die klinische Darstellung des Sexismus schockieren. »Damals war es ein Skandal, das Buch ist noch in Amerika und in England verboten. Aber ich bin auf vielen Listen meistens schwarz.«“

zitiert aus https://www.tagesschau.de/kultur/ungerer-gestorben-101.html

100 Jahre Waldorfschule 2019: Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

Der Deutschandfunk Kultur lädt den Journalisten Alan Posener (Die Welt, Axel Springer SE) zum Gespräch ein, um den 100. Geburtstag der Waldorfschule zu feiern. Was dieser dabei sagte, entsetzte hpd-Autor Andreas Lichte.

(Der Artikel ist zuerst auf der Website des Humanistischen Pressedienstes erschienen.)

„Hat Posener das wirklich gesagt?“, frage ich mich. Ich kann es nicht fassen und versuche eine Inhaltsangabe – frei, aus dem Gedächtnis –, es geht ja um „Schule“, und das ist doch eine gute Übung, Prüfung …:

  1. Bildung sollte privatisiert werden,
  2. weil Waldorfschulen besser als öffentliche Schulen sind:
  3. Waldorfschulen fördern das Individuum,
  4. deswegen waren sie im Nationalsozialismus verboten.

Boah! Was für ein Blödsinn! Aber meine Inhaltsangabe ist korrekt, wie ich beim Vergleich mit Deutschlandfunk Kultur Der Mensch im Mittelpunkt“ feststelle. Ich höre mir den Beitrag auch noch einmal an: „Dieser Individualismus (der Waldorfschulen) rekurriert auf das humboldtsche Bildungsideal“, schwärmt Posener im O-Ton.

„Individualismus“? In der Waldorfschule? Bei meiner Ausbildung zum Waldorflehrer fiel mir dieser Merksatz ein: „In der Waldorfschule steht für jeden eine Schublade offen.“

In einem Interview mit dem Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Stefan T. Hopmann frage ich danach, Zitat:

„Lichte: Die Waldorfschulen werben damit, Kinder ‚individuell‘ zu fördern. Sehen Sie hier einen Widerspruch zu der in der Waldorfpädagogik verbindlichen ‚Jahrsiebtelehre‘ (Rudolf Steiners esoterische Einteilung der Individualentwicklung des Menschen in Abschnitte von 7 Jahren)?

Prof. Hopmann: Waldorfschulen wollen nicht im allgemein üblichen Sinne ‚individualisieren‘, d. h. die je einzigartige Persönlichkeit eines Kindes achten. Vielmehr werden entsprechend den Waldorflehren die Kinder unterschiedlichen Charaktertypen, Entwicklungsstufen, Seeleneigenschaften usw. zugeordnet, denen sich dann die jeweilige pädagogische Behandlung unterordnen soll. Gehörst du zum Typ A, richtet sich die Behandlung nach Verfahren B usw. Man kann das recht gut kennenlernen, wenn man sich ansieht, wie Rudolf Steiner selbst in seinen Lehrerkonferenzen Einzelfälle analysierte. Es ging ihm nicht um konkrete Individuen, sondern darum, jedes Kind in eine anthroposophische Kategorie zu pressen.“

Wenn es in der Waldorfschule keinen „Individualismus“ gibt, kann das auch nicht der Grund dafür sein, dass Waldorfschulen „im Nationalsozialismus verboten waren“. Waren sie das überhaupt? Alle Privatschulen wurden im Laufe der Zeit im „Dritten Reich“ verboten. Die Waldorfschulen bestanden durch nationalsozialistische Protektion aber länger als andere Privatschulen …

Posener übernimmt hier Propaganda, die über Jahrzehnte von der Anthroposophie und den Waldorfschulen verbreitet wurde – das immer wiederkehrende Muster ist: „Die Waldorfschulen waren im Nationalsozialismus verboten …“, gedacht, oder ausgesprochen weiter: „… die Anthroposophie war im Widerstand gegen den Nationalsozialismus!“

„Widerstand“? In meinem Artikel „Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‚Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft‘“ habe ich die Forschungsergebnisse des Historikers Prof. Peter Staudenmaier zur Geschichte der Anthroposophie im Verhältnis zum Nationalsozialismus zusammengefasst. Hier ein Auszug daraus:

„(…) Anthroposophen arbeiteten in allen für sie wichtigen Praxisfeldern mit nationalsozialistischen Organisationen zusammen:

  • Waldorfschulen: „Das Motto der Waldorfbewegung im ‚Dritten Reich‘ lautete: ‚Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft.‘1 Ihrer Selbstdarstellung zufolge lieferte die anthroposophische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des neuen Deutschlands durch ‚die Pflege des völkischen Gedankens und die Betonung des Wesens und der Aufgaben des deutschen Geistes‘ und stand damit ‚im Einklang mit der Grundgesinnung des nationalsozialistischen Staates‘.2,3
  • Anthroposophische Medizin: „Die Vereinigung anthroposophischer Ärzte stellte eine Hauptstütze der NS-treuen ‚Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde dar‘. 4
  • „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft: „1935 wurde der ‚Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise‘ korporatives Mitglied der nationalsozialistischen ‚Deutschen Gesellschaft für Lebensreform‘ (Motto: ‚Die Weltanschauung der Deutschen Lebensreformbewegung ist der Nationalsozialismus‘).5 (…)“

Der von Prof. Staudenmaier durchgesehene Artikel ist bei Google auf Platz 1 der Suchergebnisse, wenn man „Waldorfschule Nationalsozialismus“, „Anthroposophie Nationalsozialismus“, „Waldorfschule Nazi“ oder ähnliches abfragt.

Weshalb also hat Posener diese schnelle Internet-Recherche nicht gemacht? Zu seinen Gunsten gehe ich davon aus, dass Posener absichtlich anthroposophische Propaganda verbreitet.


Weitere Artikel des Humanistischen Pressedienstes zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:


  1. Vgl. z. B. Bund der Waldorfschulen, „Wesen und Aufgaben der Waldorfschulen“ vom 2.3.1935 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 243).
  2. (ebd., Bl. 255)
  3. Peter Staudenmaier, „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, in: Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hrsg.), „Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte“,Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012, Seite 482. „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“ im folgenden abgekürzt als „Staudenmaier“
  4. Staudenmaier, Seite 481
  5. Staudenmaier, Seite 489. Weiter Staudenmaier: „Mit Bartsch und seinem Kollegen Franz Dreidax wurden zwei prominente Anthroposophen in den Führerrat der Gesellschaft aufgenommen. Anthroposophische Beiträge erschienen regelmäßig in der Zeitschrift ‚Leib und Leben‘ der Gesellschaft. Bartsch konnte 1937 zutreffend behaupten, ‚dass sich die führenden Männer der Demeter-Bewegung rückhaltlos mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen dem nationalsozialistischen Deutschland zur Verfügung gestellt haben‘.“

Er da oben

Sonntags in der Bäckerei. Die Backwaren-Fachverkäuferin bei „Thoben“ gibt alles, um mir auf 50 Euro herauszugeben.

„Habe ich die Bank gesprengt?“, frage ich, und schlage vor:

„Warum machen Sie nicht einfach zu?“

„Da hätte ER DA OBEN was dagegen!“, antwortet sie ehrfurchtsvoll.

„GOTT?“

„Herr Thoben!“

„Gibt es einen HERRN Thoben?“

„Vater, Sohn, … seit 40 Jahren …“

„Vater, Sohn und Heiliges Geld, seit 2000 Jahren“

„I’m a poster boy for fear“
Marilyn Manson * 5. Januar 1969

„I definitely can see why they would pick me. Because I think it’s easy to throw my face on the TV, because in the end, I’m a poster boy for fear. Because I represent what everyone is afraid of, because I say and do whatever I want.“

Marilyn Manson – about accusations that he was responsible for the Columbine killings.

Marilyn Manson – Tainted Love:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=rc5nNYS968k

 
 
 
Gloria Jones – Tainted Love – Original:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=OJKe2j9Wjh4

 
Tainted Love – Marilyn Manson version:

Sometimes I feel I’ve got to
Run away I’ve got to
Get away
From the pain you drive in the heart of me
The love we share
Seems to go nowhere
And I’ve lost my light
For I toss and turn I can’t sleep at night

Once I ran to you (I ran)
Now I run from you
This tainted love you’ve given
I’ll give you all a boy could give you
Take my tears and that’s not nearly all
Tainted love, oh
Tainted love

Now I know I’ve got to
Run away I’ve got to
Get away
You don’t really want any more from me
To make things right
Need someone to hold you tight
And you’ll think love is to pray
But I’m sorry I don’t pray that way

Once I ran to you (I ran)
Now I run from you
This tainted love you’ve given
I’ll give you all a boy could give you
Take my tears and that’s not nearly all
Tainted love, oh
Tainted love

Don’t touch me please
I cannot stand the way you tease
I love you though you hurt me so
Now I’m going to pack my things and go

Touch me baby, tainted love
Touch me baby, tainted love
Touch me baby, tainted love
Touch me baby, tainted love

Once I ran to you (I ran)
Now I run from you
This tainted love you’ve given
I’ll give you all a boy could give you
Take my tears and that’s not nearly all
Tainted love, oh
Tainted love