Ansprache des Briloner Bürgermeisters zur Flüchtlingssituation in seiner Stadt


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in Brilon und den 16 dazugehörenden Dörfern,

seit Wochen begleiten uns tagtäglich die Bilder der Flüchtlingsströme und wir müssen teilweise fassungslos wahrnehmen, was die Menschen auf sich nehmen, um nach Westeuropa zu gelangen. Die bisher 270 Füchtlinge, die der Stadt Brilon zugewiesen wurden, sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt in verschiedenen Einrichtungen untergebracht. Nun erfasst uns das Problem der Flüchtlingsunterbringung in besonderer Weise: Gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis sind wir im Wege der Amtshilfe angehalten, die Kreissporthalle sowie die Vierfachturnhalle am Schulzentrum als Notunterkunft des Landes zur Verfügung zu stellen. Am Freitag werden dort 400 Menschen ankommen, die als Asylbewerber zu registrieren sind. Wie lange die Hallen für diesen Zweck genutzt werden müssen, lässt sich heute verlässlich nicht sagen

Wir sind mit dieser Aufgabe vor eine logistische, vielmehr aber vor eine gesellschaftliche Herausforderung gestellt. Sportunterricht der Schulen und Vereinssport können auf nicht absehbare Zeit in beiden Hallen nicht stattfinden. Wir sind gemeinsam mit den Schulen und mit den Nachbarstädten bemüht, zumindest sporadisch anderweitige Möglichkeiten der Sportstättennutzung zu finden. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um zu verhindern, dass es im Rahmen der Unterbringung der Flüchtlinge zu Unregelmäßigkeiten und Problemen kommt. Es wird rund um die Uhr ein Wachdienst vorhanden sein, ebenso sind Feuerwehr, THW und DRK eingebunden. So fließt bereits viel Ehrenamt in die Bewältigung dieser Aufgabe; wer sich dort ebenfalls ehrenamtlich engagieren möchte, wende sich bitte an Frau Volmer (02961/794-242). Neben allgemeiner Hilfestellung wäre vor allem hilfreich, wenn noch Unterstützung bei der Verständigung mit den zumeist nur heimatsprachigen Flüchtlingen geleistet werden könnte. Falls Sie auch Kleidungsspenden geben möchten, wenden Sie sich bitte ebenfalls an Frau Volmer; benötigt werden Kleidungsstücke für alle Altersklassen.

Liebe Brilonerinnen und Briloner, gemeinsam und gemeinschaftlich werden wir diese schwierige Aufgabe bewältigen, da bin ich mir sicher. Dennoch sehe ich natürlich auch, dass uns dabei Vieles abverlangt wird. Ich möchte Sie herzlich um Verständnis, Langmut und an der einen oder anderen Stelle auch um Nachsicht bitten.

Dr. Christof Bartsch

Bürgermeister

Quelle: http://www.brilon.de/aktuelles/117080100000006109.php

5 Gedanken zu „Ansprache des Briloner Bürgermeisters zur Flüchtlingssituation in seiner Stadt“

  1. Na, der Ausfall des Schulsports wird unseren Nachwuchs zweifellos freuen. Wäre jedenfalls froh gewesen, wenn mir die „Leibesertüchtigungen“ bei Klaus Adamek erspart geblieben wären.

    Allerdings, wo doch das Geld für öffentliche Belange (Bildung, Straßen, Schwimmbäder…) offenbar immer knapper wird und auch die eine oder andere Milliarde nach Griechenland geht, stellt sich mir die Frage: Wo soll das finanziell enden, wer soll die Millionen und Milliarden erarbeiten, woher sollen die Steuergelder kommen, wer soll als Steuersubstrat dienen?!

    Da gab es seinerzeit eine Lied, das ich dieser Tage immer öfter im Hinterkopf höre:
    „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt,
    wer hat soviel Pinke-Pinke, wer hat soviel Geld?“ ?!

    Mit fragenden Grüssen,
    Jupp

    1. Die fehlenden öffentlichen und privatwirtschaftlichen Inlands-Investitionen Deutschlands haben NICHTS mit den Flüchtlingen und überhaupt NICHTS mit Griechenland zu tun. Es handelt sich hier um ein grundlegendes Problem der deutschen Wirtschaft. Unser Exportüberschuss bei mangelnden Investitionen in die Binnenstruktur wird sich langfristig rächen. Unsere Infrastruktur wird ruiniert und die Wettbewerbsfähigkeit wird sinken.

      Niedrige Zinsen, niedrige Ölpreise, niedrige Löhne tragen unseren auf Export beruhenden Aufschwung auf Kosten der Inlandsstruktur. Die Rechnung kommt später.

  2. Das vermeintliche „NICHTS“, das die beiden Problemkreise verbindet, sind knappe Finanzmittel. Heutzutage lässt sich (leider!) alles auf das Vorhandensein oder eben das Fehlen von Geldern zurückführen.
    Und in der Zukunft wird die Problematik der fehlenden Gelder noch an Bedeutung gewinnen, weil Deutschland gerade mittels Sparen an Bildung, Infrastruktur etc. einerseits und dem Verschwenden von Geldern eben in Griechenland oder in unkontrollierter Zuwanderung andererseits seine Zukunftsfähigkeit einbüßt.

    Besorgte Grüße,
    Jupp

  3. Werte Gabi,

    im Kontext seiner Zeit – der Erinnerung nach die späten Achtziger – war Geißlers Spruch „goldrichtig“. Heute ist er hingegen unpassend, denn die „Dreckhaufen“ türmen sich nur noch an wenigen, der Allgemeinheit nicht zugänglichen Orten auf (Stichwort Vermögenskonzentration, Schere Arm/Reich usw. usf.). Der Mittelstand wird merklich ärmer, die Unterschicht wird größer, die Staatsverschuldung ist – der BIZ zufolge – nicht mehr zu bewältigen. Und die Kosten für Sozialleistungen und Gewährleistung der inneren Sicherheit dürften nun dramatisch steigen.

    Linke, Grüne und SPD kündigen den Versuch einer Vermögensumverteilung ja schon seit Jahren immer wieder vollmundig an. So lese ich letztlich auch Ihren Kommentar. Es wäre zu wünschen, denn wo sonst soll das viele Geld herkommen. Angesichts der politischen Macht der Reichen wird es allerdings ein frommer Wunsch bleiben. Soviel Realismus sollte man schon aufbieten können.

    Wünsche ein angenehmes Wochenende,
    Jupp

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