Anfrage der Sauerländer Bürgerliste zu Altlasten: 6800 verdächtige Flächen im Hochsauerland. Der Kreis beantwortet nicht alle Fragen konkret.

Welche Flächen im HSK sind belastet? Keine konkrete Antwort (foto: zoom)
Welche Flächen im HSK sind belastet? Keine konkrete Antwort des HSK (foto: zoom)

Die Sauerländer Bürgerliste (SBL) stellte Anfang Oktober 2012 diese schriftliche Anfrage zum Stand der Sanierung belasteter Flächen an den Landrat (siehe auch hier im Blog):

  1. Wie viele Flächen im Hochsauerlandkreis sind nach aktuellen Erkenntnissen mit Altlasten kontaminiert und welche Größe haben diese Flächen insgesamt in etwa?
  2. Bei welchen 10 Flächen ist eine Sanierung am dringlichsten?
  3. Welche Maßnahmen und Vorstellungen gibt es seitens des HSK dieses Gefährdungspotential zu reduzieren?
  4. Wie viele belastete Flächen sind in den letzten 2 Jahren saniert worden?
  5. Wie groß war dafür der finanzielle Aufwand?

Nun liegt die Antwort der Organisationseinheit Abfallwirtschaft/Bodenschutz vor. Wir fassen kurz zusammen:

Antwort zu 1.:
Nach jetzigen Erkenntnissen 61 Altlasten – Die Größe der betroffen Flurstücke beträgt insgesamt rd. 66 ha – Bei weiteren ca. 6.800 Flächen besteht der Verdacht, dass es sich um eine Altlast handeln könnte (davon zwei Drittel Altablagerungen, ein Drittel Altstandorte) – Erfahrungsgemäß wird sich bei der großen Mehrheit dieser Flächen der Altlastenverdacht nicht bestätigen

Antwort zu 2.:
Die Beurteilung von Verdachtsflächen erfolgt nach einer Prioritätenliste (Nähe zu Wasserschutzgebieten, Kinderspielplätzen, etc.) – Die Verdachtsflächen werden systematisch abgearbeitet – Sanierungserfordernisse ergeben sich aber auch tagesaktuell (z.B. Ölunfall) – Hinweisen und Beschwerden aus der Bevölkerung wird umgehend nachgegangen

Antwort zu 3.:
Systematische Abarbeitung – Bei Bedarf Sanierung unter Beachtung der rechtlichen und technischen Vorgaben

Antwort zu 4.:
40 Sanierungsverfahren wurden begleitet bzw. selbst durchgeführt – Es sind noch nicht alle Verfahren abgeschlossen (z. B. PFT-Sanierung)

Antwort zu 5.:
170.000 Euro sind für 2012 im Haushalt des HSK für Sanierungs- und Untersuchungsmaßnahmen veranschlagt – 99.000 Euro Landeszuschüsse stehen dem gegenüber – 49.000 Euro sind zudem für Erfassung und Erstbewertung von Verdachtsflächen veranschlagt – Der Betrag reichte in den Vorjahren nicht, insbesondere wegen der Investitionen für die PFT-Behandlungsanlage in Brilon – Ein Großteil der Sanierungen wird von den Privaten durchgeführt (die als Verursacher oder als Grundstückseigentümer haften) – Daher kann der Gesamtaufwand nicht ermittelt werden – Größere Sanierungsmaßnahmen verursachen oft mehrere 100.000 Euro Aufwand

Das Thema „Altlasten“ ist und bleibt heikel. Die SBL bedauert, dass  sie keine konkrete Antwort auf ihre konkrete Frage Nr. 2 erhalten hat.

Und zwar ist das die Frage nach den 10 Flächen, bei denen eine Sanierung am dringlichsten ist. Ob sie in Arnsberg, Marsberg, Schmallenberg, Winterberg oder in Pusemuckel sind, das wissen wir also immer noch nicht. Sie sind weiter „nebulös“.

4 Gedanken zu „Anfrage der Sauerländer Bürgerliste zu Altlasten: 6800 verdächtige Flächen im Hochsauerland. Der Kreis beantwortet nicht alle Fragen konkret.“

  1. @Gabi:
    Wie läuft es eigentlich, wenn Baugebiete ausgewiesen werden? Werden verdächtige Flächen berücksichtigt? Können sogenannte Bauherren Informationen darüber erhalten, ob ihr Grundstück auf oder in der Nähe solcher Altlasten-Flächen liegt?

  2. Da muss man nur die älteren Bewohner solcher Ortschaften fragen, es sollte aber auch darauf hingewiesen werden, bzw. bei der Ausschreibung solcher Baugebiete darauf geachtet werden!

  3. @zoom:
    Der HSK führt ein Altlastenkataster. Jedermann, jede Frau, jeder Bauherr kann dort Einsicht nehmen. Für ausführliche Anfragen bzw. deren Beantwortung berechnet die Kreisverwaltung Gebühren. Kleinigkeiten gibt es kostenlos.

    Klick:
    http://www.hochsauerlandkreis.de/buergerinfo/produkte/pr123.php

    Ob in dem Altlastenkataster tatsächlich alle kontaminierten Flächen erfasst sind, keine Ahnung?! Manche Belastungen, wie z.B. „PFT“, wurden ja mehr oder weniger per Zufall entdeckt.

    @Leon:
    Den Tipp, sich bei älteren Dorfbewohnern zu erkundigen, finde ich sehr gut. Da schlummert so manche Erinnerung.

    Manchmal passieren ja die dollsten Dinge. Ich erinnere mich da an einen chickes Einfamilienhaus, das in einem Dorf im Sauerland vor vielen Jahren direkt auf eine damals frisch stillgelegte Müllkippe gebaut worden ist. Ich glaube, es war ein Fertighaus. Schon nach wenigen Jährchen sah das nette, neue Häuschen hübsch dekoriert aus und zwar mit vielen interessanten Rissen kreuz und quer in den Wänden. Obendrein verlor es irgendwie die Bodenhaftung und sackte und sackte und sackte ab in den eventuell nicht ganz schadstofffreien Untergrund. Aber das war zu einer Zeit, als man „schadstofffrei“ noch mit zwei „f“ schrieb. Ich gehe mal davon aus, dass das heute nicht mehr passieren wird!
    Übrigens wurde die Rutschbude irgendwann als Müll vollständig entsorgt. Würde mich mal interessieren, wo es seine letzten Ruhestätten gefunden hat.

  4. Sowas kenne ich auch, allerdings war es ein Heim, es versackte komplett in einem alten Bergbau 😉 … Glücklicherweise hatte man germerkt, dass es begann sich zu bewegen, da die Wände Risse hatten und so konnten vorher alle Bewohner evakuiert werden.

Kommentare sind geschlossen.