Alles, was Eltern wissen müssen: das 1×1 des Schulerfolgs – ein Buch von Detlef Träbert, auch für Lehrerinnen und Lehrer geeignet.

Detlef Träbert hat einen Ratgeber geschrieben, den nicht nur Eltern lesen sollten. (bild: buchcover beltz verlag)
Detlef Träbert hat einen Ratgeber geschrieben, den nicht nur Eltern lesen sollten. (buchcover: beltz verlag)

Ich kenne Detlef Träbert schon seit vielen Jahren. Wir haben telefoniert und per Email diskutiert. Meist ging es um das System Schule und die ihm innewohnenden Widersprüche und Probleme.

Einige Bücher und Aphorismen von Detlef Träbert haben wir im Blog besprochen.

Detlef Träbert ist darüber hinaus Autor dieses Blogs.

Vor kurzem haben wir uns in Winterberg verpasst, wohin er in die Grundschule eingeladen worden war.

Jetzt wisst ihr Bescheid und kennt meine Befangenheit.

„Das 1×1 des Schulerfolgs“ ist eines von zwei Büchern über Schule, die ich dieses Jahr mit Gewinn gelesen habe. Das andere ist Heinz Bude, Bildungspanik.

Ich habe das neue Buch von Detlef Träbert sehr schnell lesen können, denn es ist in einem angenehm verständlichen, dabei aber niemals naiven Stil geschrieben. Mit der rötlichen Schrift auf weißem Grund habe ich mich als Schwarz-Weiß-Leser nach einer kurzen Schrecksekunde angefreundet.

„Das 1×1 des Schulerfolgs“ will „den Eltern helfen, Ängste zu verlieren und Gesicht zu gewinnen“[S. 9]. In 44 Kapiteln behandelt Träbert Fragen aus seiner Praxis und seinen Gesprächen als Elternberater. Träbert weiß, wovon er spricht und schreibt.

Die 44 kleinen Kapitel -einige werde ich gleich noch ansprechen- hat der Autor in vier Oberthemen einsortiert: Klassenzimmer, Pausenhof, Hausaufgaben und Schulwechsel.

Spontan nenne ich jeweils vier Themen, die mich besonders interessiert haben.

Klassenzimmer:

  • Wenn Noten ungerecht sind
  • Respekt auf beiden Seiten
  • Müssen Lehrer Kinder wirklich mögen?
  • Ab in die Ecke?

Pausenhof

  • Schülermobbing – die „kleine Gewalt“
  • Erziehung zur Selbstwirksamkeit
  • „Du Streber!“
  • Eltern sind keine Taxis

Hausaufgabe

  • Raus aus der Förderfalle
  • Abenteuer Lesen
  • Diktatur der Diktate
  • Gelassen zum Schulerfolg

Schulwechsel

  • Grundschüler unter Druck
  • Besser lernen in schönen Räumen
  • Ganztagsschule – auch für mein Kind?
  • Noten sind Nebensache

Allein die oben aufgezählten Überschriften reichen bei mir aus, eine kleine Assoziationskette in Gang zu setzen. Ich beginne, auch ohne den Autor, mir meine eigenen Gedanken zu machen. Träbert trifft.

Am Beispiel des knapp vierseitigen Kapitels „Wenn Noten ungerecht sind“ möchte ich die Herangehensweise von Detlef Träbert beschreiben.

Der Einstieg:

In einer schwäbischen Kleinstadt legte eine Realschülerin ihrem Kunstlehrer eine Zeichnung zur Beurteilung vor. Sie erhielt eine Drei dafür. Was der Lehrer nicht wusste: Die Zeichnung stammte von der Mutter des Mädchens, die sie ihm vor dreißig Jahren als seine Schülerin abgeliefert hatte. Damals hatte er das Bild mit einer Eins bewertet. Welche Note ist nun gerecht?[S.15]

Gibt es gerechte Noten?

So kann dieselbe Mathematikarbeit eines Schülers von dreißig verschiedenen Lehrern Noten zwischen Zwei und Fünf erhalten, wie ein Erziehungswissenschaftler schon vor Jahrzehnten feststellte. Selbst bei zentralen Abschlussprüfungen gibt es Unterschiede zwischen Erst- und Zweitkorrektor von bis zu drei Notenstufen.

Und jetzt?

Nicht die Lehrer sind das Problem, sondern die Vorstellung, Leistungen messen und mit exakten Zahlen bewerten zu können. Die Objektivität von Noten ist grundsätzlich begrenzt; sie haben einen eingebauten Messfehler. Aber Lehrer müssen benoten, weil darüber Abschlüsse und Qualifikationen zugeordnet werden.

Und weiter?

Lehrer haben einen pädagogischen Spielraum

Aber:

Widerspruch gegen Noten ist kein Tabu

Interessant bei Träbert ist nun, dass er versucht, im Interesse des Kindes, dabei auch auf Seiten der Eltern und mit Verständnis für die Lehrer, die Situation, den Konflikt, den Widerspruch aufzulösen.

Wenn dann alle Bemühungen nichts nützen, kann man als Eltern auch weitergehende Schritte einbeziehen.

Elternhaus und Schule sollen als Partner im gemeinsamen Interesse des Kindes zusammenwirken. Jede Konfrontation schadet dieser Partnerschaft. Aber wo es geboten ist, sollten Eltern juristische Schritte nicht scheuen, denn für Schulen in einer demokratischen Gesellschaft gelten die gleichen Rechtsgrundsätze wie für alle anderen Lebensbereiche.

Wer sollte das Buch lesen?

Eltern mit Kindern im Kindergartenalter kurz vor der Einschulung, Eltern von Grundschulkindern und auch Eltern der Sekundarstufe I, insbesondere 5./6. Klasse.

Außerdem Lehrerinnen und Lehrer, denn in fast jedem Kapitel spielen sie eine Rolle. Es ist kein bösartiger Spiegel, den ihnen Detlef Träbert vorhält, und es schadet nicht, hineinzusehen.

Mein Einstiegs-Tipp für LehrerInnen ist das allerletzte Kapitel: Eltern machen Schule. Das beginnt mit dem Elternabend.

Elternabende sind der – weithin unterschätzte – Klassiker unter den Mitwirkungsmöglichkeiten, die Mütter und Väter in der Schule haben.

»O nein, nicht schon wieder!«, stöhnt Rebekka Heim, als sie die Einladung zum Elternabend aus der Schultasche ihrer Tochter fischt. Sie hat noch die erste Sitzung vom Anfang des Schuljahres in Erinnerung – das peinliche Schweigen, als es um Vorschläge zur Wahl von Elternvertretern ging, die vielen Informationen, die ihr den Kopf schwirren ließen, und so manche Äußerung anderer Eltern, über die sie innerlich den Kopf schüttelte. Sie, eine erwachsene Frau und Mutter, berufstätig und mit guter Bildung, hatte Herzklopfen gehabt, als sie sich zu Wort melden wollte! Muss sie da wirklich wieder hin? Was Rebekka Heim nicht ahnt: Manche Lehrerinnen und Lehrer haben vor Elternabenden die gleichen unguten Gefühle. Auch für sie sind es zusätzliche Termine. Auch sie empfinden die vielen Formalien als lästig. Auch sie haben oftmals Angst vor Kritik oder gar persönlichen Angriffen. In der Lehrerausbildung lernt man nichts über Elternarbeit und Gesprächsführung. Trotzdem sind solche Veranstaltungen sinnvoll und wichtig – und natürlich können sie auch so durchgeführt werden, dass alle Beteiligten sie als hilfreich und bereichernd erleben. »Elternabend« ist übrigens ein zwar gebräuchlicher, aber nur inoffizieller Begriff für Klassenelternversammlungen, der in den Schulgesetzen und Erlassen der Bundesländer nicht vorkommt.

Dem, der mich persönlich kennt, sei gesagt, dass ich mein Exemplar des  „Das 1×1 des Schulerfolgs“ im Rucksack bei mir trage. Fragt mich, wenn ihr es durchblättern wollt.

Ansonsten empfehle ich euch/Ihnen den örtlichen Buchhändler. Der hat es genauso schnell oder sogar noch schneller als „Amazon & Co“.

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Detlef Träbert, Das 1×1 des Schulerfolgs, Weinheim 2016
http://www.traebert-materialien.de/pdf/Flyer-Bestellung-1×1.pdf

2 Gedanken zu „Alles, was Eltern wissen müssen: das 1×1 des Schulerfolgs – ein Buch von Detlef Träbert, auch für Lehrerinnen und Lehrer geeignet.“

  1. „Mit der rötlichen Schrift auf weißem Grund habe ich mich als Schwarz-Weiß-Leser nach einer kurzen Schrecksekunde angefreundet.“

    obwohl Du dann nichts mehr rot anstreichen konntest ?

    ( eine Geheimwaffe gegen unerwünschte Korrekturen vom Lehrer ? )

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