Ab Schuljahr 2013/2014 wird es 280 Gesamtschulen in NRW geben, 0 davon im HSK.

Heinrich Hertz Schule Hamburg
Die Zahl der Gesamtschulen wächst nicht nur in NRW: hier die Heinrich Hertz Schule in Hamburg – eine Schule für alle*** (foto: zoom)

Ab Schuljahr 2013/2014 wird es 280 Gesamtschulen in NRW geben, keine einzige davon wird im Hochsauerlandkreis (HSK) stehen. Wie lange noch wird sich der HSK als einzige “gesamtschulfreie Zone” in NRW verteidigen lassen?

In den anderen 52 Landkreisen und kreisfreien Städten in NRW gibt es im statistischen Mittel 5,4 Gesamtschulen je Kreis.

Manche mögen das bejubeln, andere sehen darin einen großen Nachteil für den Hochsauerlandkreis. Der Bedarf für mindestens eine Gesamtschule im HSK ist jedenfalls da. Oder warum sonst besuchen über 100 Schülerinnen und Schüler aus Brilon und weitere aus Medebach eine kooperative Gesamtschule im hessischen Willingen? Trotzdem, im Hochsauerlandkreis bleibt man streng auf Linie: „Keine Gesamtschule hier für irgendwen!“ Warum auch immer? Ob eine „gesamtschulfreie Zone“ irgendeinen Vorteil für den Standort Hochsauerland bedeutet, das ist anscheinend eine Glaubensfrage.

Und nun zu ein paar Fakten von außerhalb unserer „heilen Welt“ und zwar aus einer aktuellen Pressemeldung von „bildungsklick“:

Die 28 neuen Gesamtschulen mit gut 4.200 Schülerinnen und Schülern verteilen sich wie folgt auf die Regierungsbezirke:
Regierungsbezirk Arnsberg (2): Freudenberg, Wenden
Regierungsbezirk Detmold (6): Bad Driburg/Altenbeken, Bad Lippspringe, Brakel, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Verl
Regierungsbezirk Düsseldorf (7): Grevenbroich, Hamminkeln, Kaarst, Krefeld, Langenfeld, Wuppertal, Xanten/Sonsbeck
Regierungsbezirk Köln (6): Blankenheim/Nettersheim, Bergisch-Gladbach, Hennef, Königswinter, Neunkirchen-Seelscheid, Siegburg
Regierungsbezirk Münster (7): Ahaus, Bocholt, Borken, Gescher, Hörstel, Oelde, Rhede

Die Gesamtzahl der Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen erhöht sich damit auf 280. Davon wurden insgesamt 48 im Sommer 2012 oder werden im Sommer 2013 neu eingerichtet, und fast alle haben viel mehr Anmeldungen als Plätze, z.B. in der Stadt Münster im Verhältnis 3:1.

Selbstverständlich wollen wir auch das nicht verschweigen (ebenfalls bei bildungsklick nachzulesen) :
Die 39 neuen Sekundarschulen mit rund 3.500 Schülerinnen und Schülern verteilen sich wie folgt auf die Regierungsbezirke (bei einigen der Sekundarschulen handelt es sich um private Ersatzschulen):
Regierungsbezirk Arnsberg (6): Stadt Arnsberg (2), Ennepetal, Geseke, Meinerzhagen, Olpe/Drolshagen
Regierungsbezirk Detmold (9): Bad Wünnenberg, Espelkamp, Horn-Bad Meinberg, Lage, Lügde, Petershagen, Preußisch Oldendorf, Versmold, Warburg/Borgentreich
Regierungsbezirk Düsseldorf (8): Düsseldorf, Grefrath, Hilden, Neuss, Remscheid, Solingen, Tönisvorst, Wülfrath
Regierungsbezirk Köln (6): Mechernich/Kall, Monschau/Simmerath/Hürtgenwald, Stolberg, Swisstal, Waldfeucht, Wiehl
Regierungsbezirk Münster (10): Beckum, Castrop-Rauxel, Legden/Rosendahl, Reken, Rheine (2), Telgte, Velen, Vreden, Wadersloh
Klick: http://bildungsklick.de/pm/87237/67-neue-schulen-des-laengeren-gemeinsamen-lernens-zum-schuljahr-2013-14/

Dann glauben wir mal … an die Zukunft …. Wie lange wohl wird sich der HSK noch als einzige “gesamtschulfreie Zone” in NRW verteidigen lassen?

*** Die Heinrich-Hertz-Schule ist eine Schule für alle.

4 Gedanken zu „Ab Schuljahr 2013/2014 wird es 280 Gesamtschulen in NRW geben, 0 davon im HSK.“

  1. Die Bildungslandschaft wird seit einiger Zeit ebenso im neoliberalen Sinne umgestaltet wie das Gesundheitssystem, Renten- und Sozialsysteme.

    Der ‚Pisa-Schock‘ wurde genutzt, um die Schulzeitverkürzung an Gymnasien durchzusetzen, Stunden zu streichen. Je nach Bundesland und Fach wurden Unterrichtsinhalte verändert, gekürzt oder erweitert. Genützt hat dies auf jeden Fall den Nachhilfe-Instituten, denn irgendwo muss der Stoff geübt werden, der nach Vorstellung der Bildungspolitiker in die Kinder und Jugendlichen gestopft wird. In der Schule ist dafür kaum noch Zeit.

    Das Gymnasium „ist die neue Hauptschule“, so titelte vor einiger Zeit der Spiegel und so kommentierte kürzlich die Süddeutsche Zeitung. Ein wenig provokant, aber in der Sache richtig: Die Eltern entscheiden, auf welche Schule sie ihre Kinder schicken. Sie entscheiden sich zunehmend für die Schulform, die den höchsten Abschluss verspricht. Das ist verständlich.

    Der Schulkompromiss in NRW zementiert ein zweigliedriges Schulsystem, dessen eine Säule nicht zum Abitur führt: die Sekundarschule. Konservative Politiker versuchen nach Kräften, Gründungen von Gesamtschulen zu verhindern. Diese würden alle Schulabschlüsse bieten.

    Bildungspolitiker in NRW müssen nun die neu gegründeten Sekundarschulen so ausstatten, dass sie den enormen Anforderungen gerecht werden können (noch heterogenere Schülerschaft, Inklusion, Übergänge auf das Gymnasium ermöglichend). Wenn dies nicht geschieht, statt dessen die Umwandlung zum Sparen genutzt wird und Sekundarschulen von den Eltern nicht angenommen werden, dann wird auch in NRW demnächst das Gymnasium die Hauptschule werden.

  2. @Gabi
    > Wie lange wohl wird sich der HSK noch als einzige “gesamtschulfreie Zone” in NRW verteidigen lassen?

    Was soll die Aufregung? – Keine Gesamtschule in der Region zu haben, ist doch auch ne Art „Alleinstellungsmerkmal“.
    So wissen die – u.A. auch von HOMEBASE SAUERLAND – erhofften zukünftigen „Spitzen der Gesellschaft“ wenigstens, wo sie sich nicht ansiedeln soll(t)en.

  3. @Johanna:
    Keine Kritik an Ihren Ausführungen. Ich wundere mich lediglich über Ihr eigentümliches Verständnis von „neoliberal“:
    „Dumbing down“, Abitur/Hochschulzugang/Hochschulabschluss für jedermann, generell die Gleichmacherei und Verhinderung von Bildungselite ist keinesfalls neoliberale Agenda. Es ist ganz eindeutig sozialistisch.

  4. @gp
    „Was soll die Aufregung? – Keine Gesamtschule in der Region zu haben, ist doch auch ne Art Alleinstellungsmerkmal.“

    “Alleinstellungsmerkmal”? Ja, gewisse politische Zirkel im Sauerland sehen es anscheinend tatsächlich so.
    Ein Ausdruck dessen: In mindestens zwei öffentlichen Kreistagstagsitzungen beklatschte sich die CDU-Fraktion selbst für ihre Bollwerk-Funktion gegen „sozialistische Gleichmacherei“ und/oder gegen „Verhinderung von Bildungseliten“. Da allerdings ihr Eigen-Applaus 2013 deutlich gemäßigter ausfiel als noch 2012, frage ich mich, ob der ein oder andere Eckpfeiler Risse bekommen hat?

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