Ich miste gerade meine Festplatte aus. Drei Bilder aus dem Urlaub an der Lübecker Bucht haben mir spontan gefallen.
Die einfach schlechten Menschen tauchten am Strand bei einer Radtour durch Mecklenburg-Vorpommern auf.
Unter einer Brücke zwischen Travemünde und Lübeck habe ich das große Graffito entdeckt; selbstverständlich mit dem Rad und nicht mit dem Auto.
Die Abende sahen meistens so aus wie auf dem folgenden Bild. Die Szene hätte eigentlich ein Stativ und ein lichtstarkes Objektiv erfordert. Das hatte ich nicht dabei.
Es ist schon ein Ritual. Wenn ich in Lübeck bin, gehe ich ins Willy-Brandt-Haus.
Mit „Mehr Demokratie wagen“, hüllt mich zuerst eine wohlige Sentimentalität ein, bevor ich mir die Ausstellung genauer anschaue. Das Willy-Brandt-Haus begleitet mich immerhin schon über neun Jahre. Hier der erste Blogeintrag:
Heute wirkt die Präsentation sehr angestaubt, in die Jahre gekommen, und ich habe mich gefragt, woran es liegen könnte.
Ein Gedanke: das antifaschistische Denken und Handeln von Brandt, die Flucht und das Exil in Norwegen und Schweden, müssten mit der heutigen Zeit verknüpft und nicht als Verpuppungsstadium gesehen werden, aus dem er schließlich zum bundesdeutsche SPD-Politiker und Bundeskanzler, von radikalen sozialistischen Idealen geläutert, schlüpfte.
Ein zweiter Gedanke: mögliche Traditionsbrüche zwischen Frahm/Brandt und der Sozialdemokratie sollten offen gelegt werden.
Ein dritter Gedanke: die Widersprüche des Menschen Brandt müssen tiefgründiger nachgezeichnet werden.
Soweit erst einmal.
Klaus Beuermann hatte 1974 hier im Blog 2013 das kommende Ende von Brandt dokumentiert, mit dem Spion Günter Guillaume im Hintergrund.
Wir haben gestern in Lübeck so viel erlebt, dass meine Synapsen verstopft sind.
In Erinnerung bleiben werden mir unter anderem die Fotoausstellung mit Bildern von George Bernard Shaw im Günter-Grass-Haus, die bunte CSD-Feier plus Demo, das Kino, das Essen „Im Alten Zoll“, der Blick von der St. Petri-Kirche, die Installationen des westafrikanischen Künstlers Georges Adeagbo in der St.Petri-Kirche sowie die vielen anderen kleinen Erlebnisse und Beobachtungen am Rande.
Das muss erst einmal sacken.
Morgen Abend nun das Open Air Kino am Strand von Travemünde. Die Wettervorhersage ist noch nicht eindeutig.
Nachdem wir uns gestern mit Disneys Christopher Robin auf eher flachem Niveau vergnügt hatten, hoffen wir auf das Wilde Herz.
Ich weiß überhaupt nicht, aus welchen Gründen ich bislang noch nicht auf die Idee gekommen war, von Travemünde bis Lübeck mit dem Rad -statt mit dem Zug- zu fahren.
Vielleicht war es das Trauma einer Radtour nach Schweden. Wir mussten damals, und „damals“ heißt Jahrzehnte her, die Fähre erreichen und sind von Hamburg kommend immer entlang der Hauptstraßen gebrettert.
Heute hatte ich Zeit und Muße und bin mit einem schlecht sitzenden Rad einfach den grünen Radwegweisern (Nebenstrecke) vom REWE in Travemünde nach Lübeck gefolgt.
Meine Google-Maps-Tante hatte ich zwar vorsorglich „ON“, aber die Schilder waren mehr als ausreichend. Es ging durch Feld und Flur, über ruhige Nebenstraßen, solide Feldwege, Pappelalleen, entlang der Bahn und am Schluss durch das Lübecker Industriegebiet zum Holstentor.
Zum Bummeln in der Lübecker Innenstadt habe ich das Rad an einem Baum in Bahnhofsnähe angeschlossen, was übrigens nicht so einfach ist, da im Umkreis des Bahnhofs sämtliche Fahrradstellplätze und Bäume belegt waren, und ich spreche hier von Hunderten von Rädern. Die machen da so „Park und Ride“, wie wir am Olsberger Bahnhof mit unseren Autos. Ist halt kein Sauerland hier oben. Die Autofahrer sind allerdings ebenfalls keine Engel, aber das ist ein anderes Thema.
In Lübeck haben wir dann vor allen Dingen den Naiv-Thriller „Inferno“ geguckt. Dan Brown/Tom Hanks. Wir können jetzt mitreden. Wie? Anderes Thema! Einkaufen, Buchladen, Kaffee trinken … geht alles.
Eine Stunde + x vor Sonnenuntergang habe ich mich wieder retour bewegt. Google hat das aufgezeichnet. Das Fahrrad unseres Vermieters hat einen Reifen-Dynamo. Aber er funktionierte leidlich und so traf ich durchgeschwitzt vor dem mit dem Zug fahrenden Rest der Gruppe im Dunklen am Restaurant in Travemünde ein. Das Restaurant „Luzifer“ – ein weiteres Thema.
Dass das Smartphone mit Navi nur 1,5h durchhält, weiß ich inzwischen. Die Powerbank habe ich dann auf dem Rückweg leer gelutscht.
Was ich heute nicht herausgefunden habe, ist, wie ich meine Google-Maps-Historie hier im Blog „embedden“ kann.
Daher hier nur der Screenshot der Tour – hin und zurück 41,7 Kilometer.
Man sieht oft das, was man erwartet oder sehen will.
Auf meiner abendlichen Jogging-Runde musste ich abrupt stehen bleiben und den Turm gefühlt 5 Minuten anstarren, bis ich den Fehler bei mir gefunden hatte.
Wahljahr 2013. Habe kurz im Willy-Brandt-Haus in Lübeck vorbeigeschaut. Manchmal schnappe ich dort etwas im Vorübergehen auf.
Ich wollte diesmal wissen, ob in diesen Tagen oft nach Peer Steinbrück gefragt würde. Hatte mir schon in freudiger Antizipation einen Blog-Artikel ausgemalt: hier die Lichtgestalt der deutschen Zeitgeschichte und dort der Kandidat 2013.
Glücklicherweise hat mein geplantes Krawall-Bloggen keine Nahrung gefunden. Die Museumsmitarbeiter waren genauso nett wie bisher bei jedem Besuch, aber Fragen nach Steinbrück? Nein, nein, das spiele bei den Besuchern keine Rolle.
Die ehemalige Hansestadt Lübeck hat viele Facetten: Open Air Museum mit Holstentor, Kaufrausch in der Shopping Zone, Universitätsstadt, Thomas Mann, Günther Grass, eine lebhafte alternative Szene, McDonalds, Marzipan und viel Wasser drum herum.
Den Tag hatte ich schon abgehakt. Dickes Fell überstreifen, rein in das Getümmel, alles ertragen und raus.
In Wirklichkeit war der Besuch der Ausstellung das Beste am heutigen Tag in Lübeck. Zeitgeschichte gut präsentiert, auf den Punkt, multimedial aber kein Medien-Hokuspokus.
Ich bin nicht als Willy Brandt Fan hinein gegangen und auch nicht als SPD-Sozi heraus gekommen, aber ich bin doch angeregt worden, mir über die Bedeutung dieses Mannes, der immer hart an der Kante der Geschichte politisch gelebt und gehandelt hat, Gedanken zu machen.
Neben der ständigen Ausstellung läuft bis zum 30. Mai diesen Jahres die Foto-Porträt Ausstellung „Im Brennpunkt“. Es werden Bilder des Presse-Fotografen Robert Lebeck gezeigt, der den Politiker Brand für knapp zwei Jahre auf seinen Reisen begleitete und fotografierte.
Schon lange nehme ich die sogenannten Flashmobs am Rande wahr. Heute denke ich: Mensch – eine grandiose Aktionsform mit vielen Möglichkeiten. Der Film über die „Yeeaaah, Yeaahh Aktion“ bei einer Merkel-Rede in Hamburg am 18. September ist zwar von suboptimaler 😉 Qualität, aber läßt doch das Potential von politischen Flashmobs erahnen.
Es begann mit einem Wahlplakat. Der Ankündigung, dass die Bundeskanzlerin in Hamburg auftreten werde, fügte ein Unbekannter mit Lackstift: „Und alle so: Yeaahh“ hinzu. In Internetforen machte das Bild die Runde, Yeah-Lied und Yeah-T-Shirt gibt es mittlerweile auch, und schließlich fanden sich bei Merkels Rede auf dem Hamburger Gänsemarkt hunderte Zuschauer ein, die jede ihrer Aussagen mit Freudengeschrei quittierten.
Brandexperten wissen: Feuer wird mit Feuer bekämpft. Die Flasmobber in Hamburg bekämpfen Inhaltsleere mit Inhaltsleere. Es funktioniert.
Nett finde ich auch den kleinen Fahrrad-Mob im Lübecker Kreisverkehr. Im Internet lassen sich inzwischen viele weitere inspirierende Aktionen betrachten. Vielleicht gibt es ja demnächst den ersten flashmob von Opel-Arbeitern oder Hartz-IV-Empfängern oder …?
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