Die Initiative neue soziale Marktwirtschaft: „Propaganda-Agentur des Neoliberalismus“

In unserem BriefkastenDortmund. (pressemitteilung) Der NachDenkTreff Dortmund sowie attac und DGB laden zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Propaganda-Agentur des Neoliberalismus – Die Initiative neue soziale Marktwirtschaft“ ein [1].

  • Referent ist der Diplom-Soziologe  Raffael Scholz / Frankfurt [2].
  • Montag, den 23. März 2015, Beginn: 19.00 Uhr
  • Veranstaltungsort: Auslandsgesellschaft Dortmund, Steinstr. 48 (Nordausgang Hbf., neben Cinestar)

Die selbsternannte „Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM)“ ist die wohl wichtigste neoliberale Lobby-Organisation Deutschlands. Sie deutet Begriffe wie „Reform“, „Eigenverantwortung“, „Leistung“ und sogar „sozial“ geschickt um und verankert diese erfolgreich in der öffentlichen Debatte um den Abbau sozialer Sicherung voranzutreiben. Eigenverantwortung, Wettbewerb und unternehmerische Freiheit werden als positive Werte betont. Der „schlanke Staat“ soll sich auf „Basisaufgaben“ beschränken. Das Arbeits- und Sozialrecht soll mehr Beschäftigung ermöglichen und die Sozialpolitik soll Anreize zur privaten Altersvorsorge geben. Die Tarifpolitik soll mehr Flexibilität zulassen und die Bildungspolitik soll Wettbewerb und Effizienz fördern.

Der mit viel Kapital ausgestattete Thinktank versucht mit einem prominenten Kuratoren- und Botschafter-Netzwerk aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ein Begriffsverständnis in die Öffentlichkeit zu tragen, das dem des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, der FDP und des wirtschaftsliberalen Flügels der übrigen Parteien entspricht.

[1] Die Pressemeldung als PDF: Einladung NachDenkTreff – 2015-03-23 – Raffael Scholz

[2] Raffael Scholz, Diplom-Soziologe, studierte in Frankfurt und schrieb seine Diplomarbeit über das Thema „Neoliberalismuskritik mit Pierre Bourdieu – von der Mont Pelerin Society zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. Während seines Studiums war er u.a. in der Drogenhilfe tätig, derzeit arbeitet er im Bereich der Gemeinwesen- und politischer Bildungsarbeit.

Umleitung: Mathe-MOOC, Medien, Freischreiber, Wäscher, Plagiate, Snowden und mehr …

Hummelfiguren
Kitsch as Kitsch can be Kitsch. (foto: zoom)

Mathe-MOOC – Mathematisch denken: In diesem Kurs wird deutlich, dass Mathematik eine Philosophie des Denkens ist. Wer an diesem Kurs teilnimmt, erhält seine regelmäßige Dosis an meditativen Denkaufgaben, spannenden Knobeleien und mathematischen Einsichten … iversity

Medien und Windkraft: „Wenn der Protest sich laut genug meldet, sollte man ihn anhören“ … drehscheibe

Medien und Freischreiber: Himmel und Hölle – Nominierung Nr. 1. Der Bonner Generalanzeiger … freischreiber

Oversum Projektor Wäscher in Adelberg: „Nun ist es beschlossene Sache: Die Adelberger können am 10. November darüber abstimmen, ob das Ex-Erlebnisbad Montemaris und der Campingplatz an die Investorengruppe um Wolfram Wäscher aus Friedrichshafen, zu der auch ein bis jetzt nicht namentlich genannter Adelberger gehört, für insgesamt 850 000 Euro verkauft werden soll“ … swp

Plagiate und ihre Entdecker: Robert Schmidt enttarnt – Erkenntnis verhindert … erbloggtes

Put aside some time for this: The Guardian asked novelist John Lanchester to read the Snowden files. His conclusions … guardian

Shutdown in Amerika: Irgendwie wird es schon gut gehen … jurga

Chance 2020: Die INSM will es noch einmal wissen … nachdenkseiten

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Das Gerücht über Frau Kraft: Natürlich wird es in Koalitionsverhandlungen jeder denkbaren Konstellation um wichtige Fragen gehen … wiesaussieht

SPD im HSK: Gerd Stüttgen zur Neuregelung der Einheitslasten … neheimsnetz

Umleitung: heute sogar mit Bottrop …

Baustelle an meiner Laufstrecke: Hochsitz (foto: zoom)
Baustelle an meiner Laufstrecke: Hochsitz (foto: zoom)

Kraftwerk Datteln: Grüne im Regionalverband Ruhr werden weich … WAZRecherche

NRW-CDU: hat Angst vor Neuwahlen … WirInNRW

NRW SPD: Hannelores letztes Aufgebot … ruhrbarone

BILD: hetzt gegen Hartz-IV Bezieher … gegenstimmen

In die Irre: Werbekampagne der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft … nachdenkseiten

Die Jäger müssen sich stellen: Leider ist Anonymität eine Internet-Seuche, die ich auch bei den Kommentaren meines Blogs erleben muss. Es ist schade, dass im Internet kaum noch einer mit seinem Namen zu dem steht, was er tut oder schreibt … sprengsatz

Kommunikation: Bilder lügen nie, Bildermacher immer … weissgarnix

Bottrop: Besuch im Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss der Stadt … bottblog

Fracking: Bohrungen verschoben … derwesten

Volkszählung: Zensus mit Tücken. Tipps von der … sbl

Sundern: Entwicklung des Geländes Schulte-Ufer und des Ratshausparkplatzes … gruenesundern

Brauchen unsere Schulen ein Fach „Wirtschaft“? Immer lustig und vergnügt, bis der Arsch im Sarge liegt …

Es geschieht Merkwürdiges in NRW und anderswo. Nach Aussagen der Industriegewerkschaft Metall wollen die Arbeitgeber ein eigenständiges Fach „Wirtschaft“ an den allgemeinbildenden Schulen. In NRW ist beispielsweise ein Modellversuch „Wirtschaft“ an Realschulen angelaufen. Ziel sei „die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Wirtschaft, die sich auf Grundstrukturen und -prozesse des wirtschaftlichen Geschehens beziehen. Diese sollen dazu beitragen, die Schülerinnen und Schüler auf eine umfassende Teilhabe am privaten wie beruflichen wirtschaftlichen Leben vorzubereiten.“

Ja, ei der Daus, was ist denn das?  Die Ökonomie sollte doch locker Teil des Sozialkunde-, Politik- und Geschichtsunterrichts sein. Wozu braucht es da ein neues Fach?

Zugegeben, die wirtschaftlichen Triebkräfte der Geschichte werden in den Lehrwerken  oft sehr stiefmütterlich behandelt. Im über 600-seitigen  Kursbuch Geschichte für die gymnasiale Oberstufe NRWs wird die Wirtschaftskrise 1929 auf 15 Zeilen im darstellenden Teil abgehandelt.

Wenn ich mir vorstelle, welch eine große Triebkraft die ökonomischen Faktoren und Krisen in der von mir durchlebten Zeitgeschichte spielen und gespielt haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass es vor meiner Zeit anders gewesen sein sollte. Ergo gehört die Wirtschaft verstärkt, nein prominent,  in den Geschichtsunterricht.

Wennn ich mir weiterhin vorstelle, wie die Zocker der Finanzmärkte plus ihrer willfährigen Helfer in der Politik die kapitalistischen Staaten an den Abgrund getrieben haben, erscheint es vollkommen klar, dass genau diese Mechanismen, die uns unmittelbar betreffen, Unterrichtsgegenstand des Sozialkunde und Politikunterrichts sein müssen. Der Teilbereich „Wirtschaft“ hat integraler Bestandteil dieser Fächer zu sein.

Was findet stattdessen in den bundesdeutschen Klassenzimmern statt: mit Begeisterung das sogenannte Planspiel Börse. Das fand vor, während und nach den kriminellen Machenschaften der Finanzinstitute statt. Frei nach Udo Lindenberg, immer lustig und vergnügt bis der Arsch im Sarge liegt.

Im Angesicht der großen gegenwärtigen Katastrophen versagt unser Bildungssystem, fixiert auf die PISA-Vergleiche mit Finnland, Indien und Canada, in großem Maßstab bei der Bewältigung unmittelbar einsichtiger gesellschaftlicher Probleme.

Die Schule klärt nicht auf, sie verklärt.

Die IG Metall vermutet, dass die Arbeitgeber ein eigenständiges Fach „Wirtschaft“ an allgemeinbildenden Schulen wollen, um mit solchen Aktivitäten zu versuchen, die schulische Bildungsprozesse zu ökonomisieren. Das „Primat des Politischen“ werde zu einem „Primat der Ökonomie“ umgekehrt:

„Die Initiative „Neue Soziale Marktwirtschaft“ bietet Schulen Lehrmaterialien an, die die wirtschaftlichen Zusammenhänge meist einseitig betriebswirtschaftlich, angebotsorientiert und neoliberal darstellen. Die Mitbestimmung von Arbeitnehmern werden dort nicht selten als Hemmnis für wirtschaftliche Entwicklung gedeutet, Gewerkschaften kommen dort entweder gar nicht oder nur sehr einseitig vor.

Parallel zu diesen Initiativen fordern die Arbeitgeber und ihre Verbände ein eigenständiges Fach „Wirtschaft“ an den allgemeinbildenden Schulen. Ein Netzwerk „Schule und Wirtschaft“ soll die Kontakte untereinander verbessern.“

Ich vermute, dass die IG Metall Recht hat, und finde es gut, dass sie eine Broschüre mit Hintergrundinformation zum Einfluss wirtschaftlicher Interessengruppen in der Bildung herausgegeben hat, die ich hier zum Download als PDF empfehle.

Ansonsten weisen wir immer wieder gerne auf den großen Philosophen Immanuel Kant hin:
AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.

Nehmt den Armen, gebt den Reichen – Als Oswald noch grün war

Hier noch eine weitere Variation über die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. In der Sendung PlusMinus wurde dem „damals“ noch „grünen“ Oswald Metzger etwas mehr Raum gewidmet.

„Damals“ bezeichnet die Zeit als unser Land von der Rot-Grünen Regierung auf die Erfolgsspur gesetzt wurde, auf der wir uns immer noch nach unten bewegen.

Der giftige Einfluss der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

In der taz gibt es ab und an gute Artikel zu lesen.

Einer von ihnen beginnt so:

Lobbyisten auf Sendung

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft kommt in der ARD häufig zu Wort. Der Sender verheimlicht die Nähe der Talkgäste zur neoliberalen Lobbygruppe.

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Geschrieben hat ihn Marvin Oppong, den ich vor kurzem hier im Blog erwähnt habe.