SPD-Fraktion vor Ort: Quo vadis Europa?… oder immer wieder Griechenland?

Carsten Schneider, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion für Haushalt, Finanzen und Euro (foto: spd)
Carsten Schneider, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion für Haushalt, Finanzen und Euro (foto: spd)

Der Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese lädt zusammen mit seinem Kollegen Carsten Schneider, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion für Haushalt, Finanzen und Euro, zu einer Diskussionsrunde am Donnerstag, den 17.09.2015 um 18.30 Uhr ins Kolpinghaus in Brilon ein.

Thema werden die aktuellen Entwicklungen in Griechenland und die Zukunft Europas sein.

Die Griechenlandkrise hat Europa auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Gerade Schwachstellen der europäischen Architektur wurden zutage gefördert. Die erste Schwachstelle betrifft das Ende der wirtschaftlichen Angleichung zwischen den EU-Staaten und insbesondere den Ländern der Eurozone. Dabei handelt es sich nicht um eine abstrakte Frage:

Arbeitslosigkeit gehört zum Alltag von Millionen von Menschen, insbesondere unter Jugendlichen. Die zweite Schwachstelle stellen die politischen Spannungen dar: innerhalb der Mitgliedstaaten, wo anti-europäische Kräfte im Aufwind sind, und in der Union selbst. Die Beispiele Griechenland und Großbritannien zeigen bei all ihren Unterschieden, dass zunehmend der Eindruck vorherrscht, dass das übergeordnete europäische Interesse und nationale Interessen auseinander driften.

Diesem Eindruck stehen die Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen entgegen: Sie haben ein überragendes Interesse daran, dass Europa zusammenhält. Vor dem Hintergrund möchte der Abgeordnete Dirk Wiese gemeinsam mit seinem Kollegen Carsten Schneider mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen, um Probleme und ihre Lösungsansätze zu diskutieren und laden dazu alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein. Zusammen mit den beiden Abgeordneten sitzen Bernd Hartmann, Vorstandsassistent Sparkasse Hochsauerland und Thomas Bakaras, griechischer Gastwirt aus Meschede auf dem Podium.

Aktuelle Informationen vom Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese sowie über die SPD im Hochsauerland befinden sich im Internet unter www.dirkwiese.de und unter www.hsk-spd.de

Kulturtipp für Kurzentschlossene: Get in touch … Tango nuevo von Astor Piazzolla tanzbar

Maik Hester (Bandoneon) spielt gemeinsam mit dem Gitarristen Thilo Champignon beim Tango-Salon im "Mach was" (foto: hester)
Maik Hester (Bandoneon) spielt am Sonntag gemeinsam mit dem Gitarristen Thilo Champignon beim Tango-Salon im „Mach was …“ in Lüdenscheid (pressefoto: hester)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

seit den letzten Kulturtipps für Kurzentschlossene ist einiges passiert, und die nächsten Ereignisse stehen schon vor der Tür.

Im Mai war Maik Hester mit dem Trio Tanguango zu Gast beim GLE-Kongress „Sucht – Wege aus dem Verfallen-Sein“.

Unter den folgenden Links finden Sie einen Radiobeitrag von Markus Felder im Rahmen der Reihe „der existierende Mensch“ u.a. mit einem Interview mit Maik Hester zum Thema Tango Argentino und mit Musik von Tanguango:

CBA-Datenbank: http://cba.fro.at/series/der-existierende-mensch
Youtube: https://www.youtube.com/user/derexistierendem?feature=results_main
Itunes: https://itunes.apple.com/at/podcast/rss-feed-series-der-existierende/id552438264

Die Sendung kann auf diesen Kanälen online angehört oder auch heruntergeladen werden.

Im Juni war Maik Hester mit dem Ensemble für Neue Kammermusik an der TU Dortmund zu Gast beim Festival „Bochumer Tage für Neue Musik“. In diesem Zusammenhang spielte das Ensemble u.a. die Uraufführung von Luiz Henrique Yudos Werk „A Quartet for Esther Ferrer“.

Einen Mitschnitt der Uraufführung finden Sie unter folgendem Link:

https://soundcloud.com/luiz-henri/a-quartet-for-esther-ferrer

Am Sonntag, dem 06.09. spielt Maik Hester (Bandoneon) gemeinsam mit dem Gitarristen Thilo Champignon beim Tango-Salon im „Mach was …“ Lüdenscheid einen Auszug aus dem aktuellen Programm „Get in touch…“. Wir spielen Tango nuevo von Astor Piazzolla tanzbar. Wer neugierig auf Tango geworden ist, aber selbst noch nicht Tango tanzt, ist auch als Zuschauer und Zuhörer herzlich willkommen

Sonntag, 06.09.2015, „Mach was …“ in Lüdenscheid, Am Raffelnberg 3a, Lüdenscheid-Brügge
Beginn: 17 Uhr mit musicalizador Dirk Steinkamp
Gegen 19 Uhr Gastauftritt „Get in touch…“

Am Freitag, dem 16.10.2015 spielt „Get in touch…“ im TangoGlück, Manteuffelstraße 14, Dortmund zur Practica mit Live-Musik.
Beginn: 20 Uhr

Ich freue mich, wenn wir uns bei der einen oder anderen Veranstaltung begegnen.

Mit herzlichen Grüßen,
Maik Hester

Mini-Umleitung: „Geschichtstheoretische Kenntnisse: Mangelhaft.“


Der heutige Tag war schwer, der heutige Tag war hart, der heutige Tag war lang, und so habe ich es lediglich geschafft, ein paar Fernschach-Partien weiterzuspielen und auf der Couch nach getaner Arbeit einen neuen Artikel, hier  von Hans-Jürgen Pandel, auf „Public History Weekly“ zu lesen.

Ich habe es bis zum Ende geschafft, es war leicht und unterhaltsam.

Zum letzten Satz habe ich nicht gescrollt:

„Ist der 200jährige geschichtstheoretische Diskurszusammenhang von Schlözer und Schlosser, Ranke und Droysen, Weber und Wehler sowie von Danto und White wirklich so unnütz, um ihn gegen ein Parallelsystem aus esoterischer Begrifflichkeit einzutauschen?“

Den ersten Absatz habe ich selbstverständlich gelesen:

„Fünfzehn Jahre nach Erscheinen der PISA-Studie ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und nach Charakter und Auffälligkeiten der nachfolgenden geschichtsdidaktischen Debatte zu fragen. Manche DidaktikerInnen, LehrerInnen und LehrplanautorInnen haben darin eine erschreckende Unkenntnis der Geschichtstheorie gezeigt. Der geschichtstheoretische Diskurs der letzten vierzig Jahre hat bei ihnen keine Spuren hinterlassen.“

Die esoterischen Begrifflichkeiten benennt Pandel so:

  • Dekonstruieren
  • Vernetzen
  • Nachhaltigkeit

Selber lesen. Hier: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/3-2015-24/theory-of-history-knowledge-poor/

Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Natur unserer Alpen. Teil II

Blick zum Dachstein - 2.996 m - im Bundesland Salzburg (1999) (fotos: knoppik)
Blick zum Dachstein – 2.996 m – im Bundesland Salzburg (1999)

Wenn in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten vom Klimawandel gesprochen und geschrieben wird, so ist damit in erster Linie der anthropogene, also menschengemachte Einfluß auf das Klimasystem unserer Erde gemeint, das sich aus Atmosphäre, Hydrosphäre (Ozeane, Seen, Flüsse), Kryosphäre (Eis und Schnee), Biosphäre (lebende Organismen auf dem Land und im Wasser) und Litho-/Pedosphäre (festes Gestein und Böden) zusammensetzt.

(Dies ist der zweite und abschließende Teil eines Essays von Karl Josef Knoppik. Der erste Teil ist  am 24. August 2015 hier im Blog erschienen.)

Sollte sich der Planet Erde weiter so schnell aufheizen, dürfte die Globaltemperatur bis zum Jahre 2100 um 2,6 – 4,8 Grad ansteigen; im Alpenraum könnten es sogar 6-7 Grad sein.

Um 2 Grad ist es bereits wärmer geworden, wobei die Temperatur in der Höhe schneller zunimmt als in tieferen Lagen; und die Temperaturminima steigen dreimal schneller an als die Temperaturmaxima. D. h. die Nächte werden wärmer. 1994, 2000, 2002 und 2003 waren in den Alpen die wärmsten der letzten 500 Jahre! Vorstoßbeiträge der Alpengletscher in den 1960er Jahren lagen in der Größenordnung von 100, 200, in den Westalpen gar um bis zu 800 m! Das war jedoch nur eine kurze Phase. Verluste der alpinen Eismassen bedeutet auch Verlust an natürlicher Schönheit, der nicht wieder gut zu machen ist. Gletscher sind eine Zierde der Alpen.

Kommende Generationen gewöhnen sich an die entgletscherten Gebiete. Sie wissen ja nicht, wie es vorher ausgesehen hat. Bildvergleiche verdeutlichen dies. Eine Folge der globalen Erwärmung und des damit verbundenen Rückgangs der Eismassen sind überlaufende Gletscherseen. 500 könnten es in der Schweiz bis Ende dieses Jahrhunderts sein. Dadurch entsteht eine gefährliche Situation, weil sich ein See auf dem Gletscher gebildet hat und dieser ständig Nachschub erhält. Mit dem Klimawandel haben so genannte Jahrhundertniederschläge und Hitzeperioden zugenommen, was viel Schmelzwasser verursacht. Die Klimaerwärmung greift inzwischen auch den Permafrost in großen Höhen an.

Nehmen wir z. B. die Monte-Rosa-Ostwand in den Walliser Alpen, trotz ihrer Höhe von 4.600 m. Weil die Frostgrenze immer öfter auf über 4.000 m steigt, schmilzt das Eis im Fels. Auftauender Permafrost führt zu Bergstürzen und Hangrutschungen. Felsen brechen heraus, wie geschehen am Matterhorn während des Dürresommers 2003. Dieser brachte einen Verlust an Gletschereis von ca. 8 Prozent. Bei einer solchen Ablationsrate wird es echt dramatisch: Der Wasserkreislauf verändert sich ganz stark – und damit die Stabilitätsbedingungen im Hochgebirge.

Gletscherhahnenfuß - noch in über 4.000 m Höhe zu finden - durch voranschreitende Klimaerwärmung gefährdet.
Gletscherhahnenfuß – noch in über 4.000 m Höhe zu finden – durch voranschreitende Klimaerwärmung gefährdet.

Für den atemberaubenden Rückgang der Gletscher ist ganz wesentlich das Verheizen fossiler Brennstoffe verantwortlich. Erdöl als Treibstoff der Klimaerwärmung! Ende der 90er Jahre benutzten Jahr für Jahr 300.000 Fahrzeuge die Großglockner-Hochalpenstraße bis zur Franz-Josefs-Höhe (2.400 m). Diese ist heute ein verstädterter Ort mit kostenlosem Panoramablick, mit monströsem Parkhaus, perfekt erschlossen für den Individualverkehr, leicht erreichbar auch für den Flachlandtiroler.

Gletscher galten schon immer als Frühindikatoren für globale Klimaveränderungen. Die heute 8 km lange Pasterze verzeichnete lt. Bericht des ÖAV im Vermessungszeitraum 2011/2012 einen Rückgang von sage und schreibe 97,3 m. Jährlich zieht sie sich um ca. 10 m zurück. Seit 1980 haben die Eismassen weltweit jährlich um durchschnittlich 30 cm an Substanz eingebüßt. Erstmals war auch die Gletschermitte von Zerfallserscheinungen betroffen. In 2014 verlor die Pasterze im unteren Bereich bis 7,5 m an Eisdicke. Ihre Oberfläche nimmt ständig ab, ebenso die Fließgeschwindigkeit. Nur eine lang anhaltende Winterschneedecke und Neuschneezuwächse im Sommer schützen das Gletschereis vor der direkten Sonneneinstrahlung und den Sommertemperaturen.

Glaziologische Forschungsarbeiten werden auch am Schlatenkees in den Hohen Tauern (zweitgrößter Gletscher in der Venedigergruppe) durchgeführt. 1980 hatte dieser Gletscher seinen Höchststand. Er reichte bis zur Ortschaft Innergschlöß auf etwa 1.600 m herab.

Schlatenkees in den Hohen Tauern (Venedigergruppe). 1980 führte der Weg zur Alten- und Neuen Pragerhütte noch direkt an diesem Gletscher entlang, wie auf dem Foto zu sehen ist. Mittlerweile sind Ausdehnung und Eisvolumen stark geschrumpft. (alle fotos, falls nicht anders genannt: karl-josef knoppik)
Schlatenkees in den Hohen Tauern (Venedigergruppe). 1980 führte der Weg zur Alten- und Neuen Pragerhütte noch direkt an diesem Gletscher entlang, wie auf dem Foto zu sehen ist. Mittlerweile sind Ausdehnung und Eisvolumen stark geschrumpft. (alle Fotos, falls nicht anders genannt: karl-josef knoppik)

Zurück zum größten Ostalpengletscher, der Pasterze in der Glocknergruppe: Im Jahre 1852, kurz nach dem Ende der so genannten „kleinen Eiszeit“, wies dieser Eisstrom eine Länge von 11 km und eine Fläche von 26,5 km² auf. Das Eisvolumen betrug anno dazumal beträchtliche 300-400 m, im Jahre 1987 aber nur noch 180 m. Nach dem vollständigen Rückzug der Pasterze wird eine karge Landschaft aus Stein, Sand und Wasser die Szenerie beherrschen, all ihrer einstigen Schönheit beraubt! Teilweise haben sich dort bereits einzelne Rasenfragmente gebildet.

Welche Folgen hat nun der Gletscherrückzug für die Pflanzenvielfalt? Seit über 100 Jahren beobachten und erforschen die Wissenschaftler die Entwicklung der Gebirgsflora. Höhenlage und Temperatur haben Auswirkungen auf letztere. Die Verschiebung der Vegetationszonen macht sich etwa dadurch bemerkbar, daß die Bestäubung – Beispiel Alpenrose – nicht mehr klappt, weil die Blüte für die Insektenarten zu früh einsetzt. Ob Enzian, Alpen-Waldrebe oder Trollblume: Der Klimawandel stellt die alpine Flora vor neue Herausforderungen. Pflanzen, die z.B. auf periodische Überstauungen angewiesen sind, wie die Zweifarbensegge oder die nur in Österreich vorkommende Schwarzbraune Segge, droht nach Aussagen von Fachleuten der Uni Salzburg langfristig das Aussterben. Und da am beschleunigten Rückzug der Pasterze nicht zu zweifeln ist, werden wichtige Pflanzenstandorte nicht mehr periodisch überschwemmt. Bestimmte Arten werden an diesen Standorten aussterben, wenn nicht genügend Pflanzenexemplare vorhanden sind, um neue Standorte, die gerade eisfrei werden, besiedeln zu können. Konkurrenzstärkere Arten werden sich auf Kosten derjenigen, die auf nährstoffarme Böden angewiesen sind, wie z. B. auch der Moos-Steinbrech, durchsetzen. Schon zu Beginn der 90er Jahre stellten Botaniker fest, daß auf manchen Alpengipfeln bereits doppelt so viele Arten vorkommen wie Ende des 19. Jahrhunderts. Viele gefährdete, auf karge Verhältnisse spezialisierte Hochgebirgsarten müssen nachdrängenden Pflanzen weichen und sind entsprechend vom Aussterben bedroht. Erste Nachrücker, hinsichtlich des Nährstoffbedarfs teilweise viel anspruchsvollere Arten, haben sich bereits angesiedelt und den so genannten „Hungerkünstlern“, welche die größte Vielfalt hervorbringen, ihren Platz streitig gemacht. Ganz neue Pflanzengesellschaften entstehen somit.

Die Trockenspezialisten unter den Pflanzenarten müssen gegen die extremen Hochgebirgsbedingungen gerüstet sein. Das wird erreicht durch eine schützende Behaarung, isolierende Luftschicht, Verstärkung der Reflexion, dicke Zellwände und Stützgewebe, Verdunstungsschutz, ein ausgedehntes und tief reichendes Wurzelwerk sowie eine Verkürzung des Lebenszyklus. Es bleibt nur wenig Zeit zum Blühen und Fruchten. Hochgebirgspflanzen sind extrem lichtbedürftig; sie vertragen keinen Schatten.

Spinnweben-Hauswurz, ein „Hungerkünstler“ unter den Gebirgspflanzen
Spinnweben-Hauswurz, ein „Hungerkünstler“ unter den Gebirgspflanzen

Sobald hohe Gräser, Zwergsträucher oder der erste Baum emporschießen, ist es vorbei mit ihnen. Die Vegetationsperiode dauert heute schon länger und setzt bis zu 14 Tagen früher ein. Die Flora tieferer Bereiche wandert in höhere Regionen. Ein auf dem Pasterzeneis zu Beginn der 2000er Jahre gesichtetes Moospolster ist ein deutliches Zeichen dafür, daß nicht nur Algen, sondern inzwischen auch andere Pflanzen in der Lage sind, in der früher so lebensfeindlichen Eiswüste zu überleben.

Die Verschiebung der Vegetationszonen und der Anstieg der Baumgrenze sind Phänomene, die nicht nur in den Alpen, sondern längst auch im Ural, in Skandinavien, Nordamerika und Neuseeland beobachtet wurden. Unter den höheren Pflanzen werden bestimmte Baumarten an Bedeutung gewinnen, weil sie besser als andere in der Lage sind, den Auswirkungen des Klimawandels zu trotzen. Die Rede ist von der im Bereich der montanen Bergmischwaldzone vorkommende Weißtanne, die Stürmen und Trockenheit weitaus besser widerstehen kann als die Fichte – und außerdem die im oberen Waldgürtel ursprünglich aus Sibirien stammende Zirbelkiefer.

Weißtanne (abies alba): Stark gefährdet durch überhöhte Schalenwildbestände; Garant für stabile Waldökosysteme, wildersteht Stürmen weitaus besser als die Fichte und kann auch ein Mehr an Wärme - bedingt durch den Klimawandel - gut vertragen.
Weißtanne (abies alba): Stark gefährdet durch überhöhte Schalenwildbestände; Garant für stabile Waldökosysteme, wildersteht Stürmen weitaus besser als die Fichte und kann auch ein Mehr an Wärme – bedingt durch den Klimawandel – gut vertragen.

Der Name leitet sich ab von zerben = drehen > spiralige Anordnung der Zapfenschuppen. Ihr sehr schönes, leicht zu bearbeitendes Holz fand Eingang in viele Zirbenstuben. Es war seit jeher begehrt und ist deshalb sehr selten geworden. Die ältesten Exemplare der Zirbelkiefer (1.000 Jahre!) ganz Europas stehen am Patscherkofel bei Innsbruck. Extreme Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sind für sie kein Problem. Sie besitzt magische Kräfte. Wind und Wetter hält sie stand, selbst Orkanen! Wie ein Baum aus einer anderen Welt. Sie schützt wie keine andere Baumart in Höhen von 2.000 Metern und darüber Einheimische und Touristen. Die Zirbe (oder schweizerisch: Arve) keimt dort, wo andere Bäume das nicht können und hat deshalb eine wichtige Funktion, bspw. in Lawinenstrichen, um diese zu stabilisieren und für eine Verringerung der Lawinengefahr zu sorgen. Mit ihrer ausladenden Gestalt hält sie Geröll und Lawinen fest. Zudem kann sie mehr Wasser auffangen als geradwüchsige Bäume. Dort, wo sie steht, hält sie den Hang fest und verhindert, daß er nach stärkeren Regenfällen ungebremst nach unten rutscht.

Die Zirbe oder schweizerisch Arve: Bollwerk gegen den Klimawandel
Die Zirbe oder schweizerisch Arve: Bollwerk gegen den Klimawandel

Doch auch für sich selbst sorgt die Zirbe äußerst effizient: Mit ihren langen Pfahlwurzeln holt sie noch aus großen Tiefen Wasser. Dieses pumpt sie nach oben in ihre Nadeln zur Photosynthese. Dabei verschwendet sie keinen Tropfen. Wie macht sie das? Wissenschaftler erforschten die Überlebensstrategie der Zirbelkiefer und entnahmen Astproben. Sie wollten wissen, welcher Baum mit der zunehmenden Trockenheit am besten zurechtkommt. Die Zirbe hat einen zusätzlichen Vorteil in Bezug auf ihre Transpiration: Die Nadeln sind in Büscheln angeordnet. Im Winter werden die Büschel sogar noch enger an die Achse angelegt. Man hat darüber hinaus festgestellt, daß dadurch der Transpirationswiderstand in der Mitte noch stärker zum Tragen kommt. Die Zirbe verschafft sich also selber Schatten und kommt dadurch nicht so schnell ins Schwitzen. Ferner untersuchte man die Wasserleitungen der Zirbe und maß die Leitfähigkeit des Holzes. Die Kanäle im Stamm und in den Ästen können Risse bekommen. Wenn an den Nadeln zu viel Wasser verdunstet, ist diese Gefahr besonders groß. Ergebnis: Die Zirbe hält 4mal so viel Druck aus wie die Fichte, bevor ein Kanal im Innern des Holzes reißt. Sie verteilt den Streß einfach besser! Die Arve hat kleine, dafür jedoch viele Gefäße in ihrem Holz, einzelne Leitelemente, so daß, falls doch Störungen auftreten, diese auf kleine Bereiche beschränkt bleiben. Die Zirbelkiefer, dieser prächtige, majestätische Baum, knorrig sowie unerschütterlich, muß sich wieder auf größeren Flächen entfalten. Wir alle sind verpflichtet ihren Lebensraum zu schützen. Denn nur so kann sie uns schützen.

Zirbe im Villnößtal, Dolomiten, Südtirol
Zirbe im Villnößtal, Dolomiten, Südtirol

Auch innerhalb der Fauna des Hochgebirges würden sich bei ungebremster Erderwärmung gravierende Veränderungen ergeben. In diesem Fall muß damit gerechnet werden, daß ca. 30 Prozent der alpinen Tierarten den Klimawandel nicht überstehen werden und verschwinden.

Alpenschneehuhn im alpinen Gelände - muß bei zunehmender Erwärmung immer höhere Gefilde aufsuchen (Foto: H. J. Fünfstück, Garmisch-Partenkirchen)
Alpenschneehuhn im alpinen Gelände – muß bei zunehmender Erwärmung immer höhere Gefilde aufsuchen (Foto: H. J. Fünfstück, Garmisch-Partenkirchen, www.5erls-naturfotos.de)

Betroffen wären z. B. das Alpenschneehuhn, der Schneehase und auch das Murmeltier, die allesamt empfindlich auf Wärme reagieren. Ein Temperaturunterschied von nur 1 Grad C entspricht in den Bergen einem Höhenunterschied von rd. 200 m!

Aber nicht allen Lebewesen ist auf Dauer damit gedient, wenn sie sich in höhere Gefilde zurückziehen, wo die klimatischen Verhältnisse ihren Ansprüchen genügen. Im Fall es Alpenmurmeltiers bekäme diese Art beim Ausweichen in höhere Berglagen Probleme mit den Biotopverhältnissen. Denn um Höhlen bauen zu können, die für einen sicheren Winterschlaf tief genug sind, reicht die dort vorhandene Humusschicht nicht mehr aus.

(Murmeltier, Charaktertier der Alpen, Quelle: Naturfoto Heinz Tuschl, Pentling)
(Murmeltier, Charaktertier der Alpen, Quelle: Naturfoto Heinz Tuschl, Pentling)

Ähnlich betroffen sind Insekten, wie Köcherfliegenlarven, Hakenkäfer und Stelzmückenlarven, die in Bergquellen leben. Denn weiter oben gibt es solche Quellen nicht mehr. Dramatische Veränderungen zeichnen sich daher ab. Die Temperaturschwankungen in den Quellen betragen normalerweise 2 bis 3 Grad. In den untersuchten Gebieten haben Biologen ca. 800 Tierarten gefunden, von denen 250 an diese Temperaturschwankungen angepaßt sind. Diese Spezies werden aussterben, wenn sich die Temperaturen um 4 Grad erhöhen. Quellen werden zudem auch irgendwann weniger Wasser führen.

Aus Südeuropa wandern aber auch Tierarten ein, die mit dem früheren Klima nicht zurechtkamen. Insektenarten, wie die Gottesanbeterin, sind bereits im Allgäu gesichtet worden. Ferner der farbenprächtige Bienenfresser, der aus den Tropen bzw. dem Mittelmeerraum stammt. Und im Gegensatz zu früher gibt es mittlerweile auch in 2000 m Höhe schon die gefürchteten Zecken.

Welche alarmierenden Folgen der Klimawandel im Hochgebirge schon jetzt für die dortige Tierwelt hat, zeigt ferner ein Beispiel aus den italienischen Alpen: Hier kam es vor wenigen Jahren zu einem mysteriösen Einbruch der Steinbockpopulation. Wie aus einem Artikel der renommierten Zeitschrift GEO zu ersehen ist, hatte sich der Bestand im kurzen Zeitraum halbiert, nämlich von mehr als 4.000 auf 2.000 Individuen! Warum, blieb zunächst ein Rätsel. Inzwischen, so hieß es in dem Beitrag, erklären Wissenschaftler den dramatischen Rückgang der Population mit der früher einsetzenden Vegetation. Gräser und Kräuter sprießen eher, sind aber genau zu jenem Zeitpunkt nur noch wenig nahrhaft, wenn der Steinbocknachwuchs sich abstillt. Die Zicklein sind dann zu schwach für das harte Leben im Hochgebirge. Und da sich das Klima auf der Alpensüdseite noch schneller erwärmt als auf der Nordseite, findet auch das erwachsene Steinwild nur noch faserreiche Gräser, die kaum noch Proteine und andere wertvolle Inhaltsstoffe aufweisen.

Schneehuhn im Winterkleid - die Tarnfarbe bietet in schneefreier Umgebung keinen Schutz mehr. (Foto: Hans-J. Fünfstück www.5erls-naturfotos.de)
Schneehuhn im Winterkleid – die Tarnfarbe bietet in schneefreier Umgebung keinen Schutz mehr. (Foto: Hans-J. Fünfstück www.5erls-naturfotos.de)

Zu den Opfern der Klimaerwärmung zählt auch die Alpen-Mosaikjungfer. Diese kommt nur in den Moorgebieten der Alpen und des Schwarzwaldes vor. Erst ab einer Höhe von 700 Metern fühlte sich die Großlibelle bislang wohl. Aber selbst dort wird es ihr allmählich zu warm. In den Höhenlagen des Schwarzwaldes sind die Ausweichmöglichkeiten nach oben jedoch begrenzt. Bei 1.200 Meter sind die Gipfel erreicht. Erschwerend kommt hinzu, daß die Libelle auf Moorgewässer angewiesen ist und nicht auf andere Lebensräume ausweichen kann. Die Zahl der Moorgewässer nimmt aber durch Trockenlegung rapide ab. Schon heute ist die Alpen-Mosaikjungfer deshalb im Schwarzwald vielerorts verschwunden. Längst steht sie auf der Roten Liste bedrohter Arten. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, daß sie in Baden-Württemberg aussterben wird.

In unserem Briefkasten: Über welche Qualifikation sollten Integrationskräfte verfügen?

In unserem BriefkastenMeschede. (sbl) Integrationskräfte haben eine verantwortungsvolle und sicher nicht immer leichte Aufgabe. Schließlich sollen sie Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen in der Kita und in der Schule begleiten, sie im Kita- und Schulalltag fördern und entsprechend ihres Bedarfs unterstützen. Wenn erforderlich müssen sie auch pflegerische und organisatorische Tätigkeiten übernehmen.

(Der Beitrag ist gestern zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Aber wo und wie sind die Integrationskräfte selbst aus- und weitergebildet? Über welche Qualifikation sollten sie verfügen? Um das in Erfahrung zu bringen, schickte die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) dem Landrat am 01.09.2015 ein Schreiben mit folgendem Inhalt:

“Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,

wie wir von einem Ratsmitglied hörten, kommt an einer Schule im HSK eine Integrationskraft zum Einsatz, die offenbar über keinerlei Vorkenntnisse verfügt.

Darum möchten wir fragen:

1. Welche Voraussetzungen muss eine an Schulen eingesetzte Integrationskraft erfüllen? Über welche Kenntnisse, Vor- und Aus- und Weiterbildung sollte sie verfügen?

2. Wie genau sind ihre Aufgaben definiert?

3. Wer entscheidet darüber, welche Frauen oder Männer als Integrationskräfte eingestellt werden? Wer überprüft Qualität und Effizienz ihrer Arbeit?

4. Um welche Art von Arbeitsverhältnissen handelt es sich bei diesen Mitarbeiter/innen? (Minijob, Befristung)”

Google vergisst Causa Schavan. Ein Gastbeitrag von Erbloggtes.

SchavanGoogle20150831Vorbemerkung: Jeder habe das Recht, Links zu unliebsamen Informationen über sich aus Suchmaschinen löschen zu lassen. So entschied der Europäische Gerichtshof vor über einem Jahr. Ein blöder Satz, eine dumme Tat – in Zeiten des Internets könne man unter Umständen noch lange davon erfahren, schrieb Javier Cáceres 2014. Ist das „Recht auf Vergessen“ also eine gute Sache, die den Bürger vor lebenslanger Bloßstellung schützt? Vielleicht. Was aber ist mit den Politikern, die unliebsame Flecken auf ihrer Karriere-Weste mit Hilfe des Gesetzes reinwaschen wollen? Der vorliegende Gastbeitrag nährt Zweifel am umfassenden Sinn des Vergessen-Werdens, wird doch im geschilderten Fall anscheinend das Diskurs-Archiv des Internets durchlöchert oder sogar zerstört. Es ist zu befürchten, dass jeder Politiker zu seinem eigenen „Ministry of Truth“ werden kann. Zum Beitrag:

Erfahrene Schavan-Googler haben es vielleicht schon gemerkt: Die Google-Ergebnisse in Sachen Schavan sind jetzt derart “optimiert”, dass das Blog “Causa Schavan” nicht mehr in den Ergebnislisten vorkommt.

(Dieser Gastbeitrag ist heute zuerst im Blog von Erbloggtes erschienen.)

Bisher fand sich das Blog stets auf der ersten Seite der Trefferliste, doch nun fehlt es in den Google-Ergebnissen zur Suchanfrage “Schavan” völlig (d.h. hier und im Folgenden stets: min. 100 Treffer durchgesehen). Da Google seine Trefferanzeige bekanntlich personalisiert, könnte man annehmen, regelmäßigen Schavan-Googlern wolle der Super-Such-Konzern auch einmal etwas Neues anbieten, plagiatskundliche Alphabetisierung sozusagen, und verweise sie daher lieber auf – nur zum Beispiel – Seite 555 des BMBF, wo Schavan seit Längerem nicht mehr ausdrücklich erwähnt wird, aber natürlich über allem schwebt.

Doch die Suchmaschine StartPage erlaubt eine anonyme, nicht-personalisierte Google-Suche: “Schavan” ergibt auch dort keinen Hinweis auf die Existenz des wohl maßgeblich zu nennenden Watchblogs. Entsprechend ebenfalls nicht mehr zu finden sind bei Google-Suchen nach Schavan eine Reihe weiterer Blogressourcen, darunter guttengate.de, copy-shake-paste.blogspot.com, donaufischulm.wordpress.com und erbloggtes.wordpress.com. Ebenfalls fehlt: uni-duesseldorf.de, die insbesondere mit ihrer Informationsseite zum Verfahren aus Sachgesichtspunkten nicht zu vernachlässigen wäre. Ein unverzichtbares Blog ist allerdings weiter auf diesem Wege prominent verzeichnet: schavanplag erscheint derzeit als siebter Treffer bei der genannten Suchanfrage. (Auch plagiatsgutachten.de und archivalia.twoday.net sind weiter vertreten.)

Gegenprobe: Alles irrelevant, oder?

Auch wer sonst nie andere Suchmaschinen benutzt als die des Marktführers, wird zugestehen, dass sie in solchen Fällen recht nützlich zum Vergleich sind. Daher hier ein paar Ergebnisse der Microsoft-Suchmaschine Bing: causaschavan.wordpress.com (erster Treffer an Position 9), schavanplag.wordpress.com (11), erbloggtes.wordpress.com (30), plagiatsgutachten.de (47), uni-duesseldorf.de (58), donaufischulm.wordpress.com (100). Ähnlich die Suchmaschinen-Alternative DuckDuckGo: causaschavan.wordpress.com (erster Treffer an Position 9), schavanplag.wordpress.com (12), erbloggtes.wordpress.com (30), istschavan.nochimamt.de (107). Metasuchmaschinen wie Metager oder Ixquick ranken causaschavan.wordpress.com an Position 22 oder 17.

Irritationen können auch die Vorschläge zur Autovervollständigung hervorrufen, die Google den Nutzern unterbreitet, ebenso wie die als “Verwandte Suchanfragen zu schavan” gemachten Suchwortkombinationen:

Beim Vergleich der Autovervollständigungs-Vorschläge von Google mit denen von DuckDuckGo fällt auf, dass bei Google insbesondere das böse Wort “plagiat” fehlt. Selbst nach Eingabe von “schavan p” wird nicht zu “schavan plagiat” vervollständigt, sondern zu “schavan plagiatsvorwurf”, “schavan physiotherapie” (nicht Annette) und, absurderweise, “schavan promotion”. Die häufig belächelte Suchmaschine Bing hat da in Sachen Realitätsnähe die Nase vorn.

Wahlverwandtschaften

Die “Verwandten Suchanfragen” zeigen ein ähnliches Bild im Vergleich zwischen Google und Ixquick (DuckDuckGo bietet eine entsprechende Anzeige nicht an, Ixquick bietet hingegen keine Autovervollständigung): Google inspiriert seine Nutzer zwar gern, sich näher über Annette Schavan privat, über Familie, Lebenslauf oder gar Lebensgefährtin zu informieren. Rücktritt, lesbisch oder gar Plagiat kommen aber nur bei Ixquick als vorgeschlagene Suchbegriffe vor:

Bing demonstriert zwar, dass seine Nutzer sich für Schavans “Doktor” interessieren könnten, mit “Gesine Schwan” als “ähnlichem” Suchvorgang macht sich die Maschine aber wieder lächerlich.

Vergleichsfall Wulff

Als Bettina Wulff im September 2012 ihr autobiografisches Buch “Jenseits des Protokolls” rausbrachte, gab es größeres mediales Aufsehen um ihre parallele Auseinandersetzung mit Google über die Behandlung von Suchbegriffen und Suchergebnissen, die Rotlicht-Gerüchte über Wulff verbreiteten. Google einigte sich mit Wulff darauf, Suchergebnisse in diesem Zusammenhang ebenso nicht mehr anzuzeigen wie Vorschläge zur Autovervollständigung.[1] Zu entsprechendem Vorgehen wurde Google unter anderem 2013 durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) in anderer Sache verpflichtet, dessen Tenor lautete:

“Weist ein Betroffener den Betreiber [einer Suchmaschine] auf eine rechtswidrige Verletzung seines Persönlichkeitsrechts hin, ist der Betreiber verpflichtet, zukünftig derartige Verletzungen zu verhindern.”[2]

Wer heute die Autocomplete-Vorschläge, die Trefferlisten und “Verwandte Suchanfragen” zu Bettina Wulff bei Google, DuckDuckGo und Ixquick vergleicht, wird feststellen, dass das Muster den oben beschriebenen Schavan-Phänomenen ähnelt. Statt Suchworten wie tattoo, gerüchte, vergangenheit, vorleben und rotlicht (Ixquick) empfiehlt Google Unverfängliches: neuer freund, kommunikation, größe, buch. Angenehmer Nebeneffekt: Begriffe wie Kommunikation oder Buch sind für eine PR-Agentin und “Autorin” natürlich geschäftlich weitaus förderlicher als die durch Google gelöschten Begriffe.

Der Unterschied zwischen den Fällen Wulff und Schavan ist in dieser Hinsicht jedoch, dass die rufschädigenden Suchergebnisse zu Wulff auf Gerüchte verweisen, die ziemlich sicher auf falschen Behauptungen basieren. Im Fall Schavan sind die rufschädigenden Suchergebnisse hingegen Ausdruck von gerichtlich bestätigten Tatsachenfeststellungen über Schavans eigene Praktiken bei der Kompilation ihrer Doktorarbeit.

Rechtliche Anforderungen und Googles Praxis

Falls es Schavan also in derselben Weise wie Wulff möglich gewesen sein sollte, Suchergebnisse und Suchvorschläge bei Google zensieren zu lassen, hätte diese “Beurteilung” von Persönlichkeitsrechten durch Google für die Öffentlichkeit den gegenteiligen Effekt wie im Fall Wulff: Während Google bei Wulff falsche Behauptungen unterdrückt, unterdrückt die Suchmaschine bei Schavan richtige Behauptungen. Doch darauf kommt es offenbar gar nicht mehr an. Google verweist unter jeder Suche nach “Annette Schavan” auf rechtliche Anforderungen:

“Einige Ergebnisse wurden möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt.”[3]

Dabei beruft sich Google auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 13. Mai 2014, laut dem es eine Art “Recht auf Vergessen” von Personen gegenüber Suchmaschinenbetreibern gibt. Das Urteil besagt,

“dass der Suchmaschinenbetreiber […] verpflichtet ist, von der Ergebnisliste, die im Anschluss an eine anhand des Namens einer Person durchgeführte Suche angezeigt wird, Links zu von Dritten veröffentlichten Internetseiten mit Informationen zu dieser Person zu entfernen, […] auch dann, wenn ihre Veröffentlichung auf den Internetseiten als solche rechtmäßig ist.”

Weiter müsse der Suchmaschinenbetreiber auf Antrag prüfen,

“ob die betroffene Person ein Recht darauf hat, dass die Information über sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr durch eine Ergebnisliste, die im Anschluss an eine anhand ihres Namens durchgeführte Suche angezeigt wird, mit ihrem Namen in Verbindung gebracht wird, wobei die Feststellung eines solchen Rechts nicht voraussetzt, dass der betroffenen Person durch die Einbeziehung der betreffenden Information in die Ergebnisliste ein Schaden entsteht. Da die betroffene Person in Anbetracht ihrer Grundrechte aus den Art. 7 und 8 der Charta verlangen kann, dass die betreffende Information der breiten Öffentlichkeit nicht mehr durch Einbeziehung in eine derartige Ergebnisliste zur Verfügung gestellt wird, überwiegen diese Rechte grundsätzlich nicht nur gegenüber dem wirtschaftlichen Interesse des Suchmaschinenbetreibers, sondern auch gegenüber dem Interesse der breiten Öffentlichkeit am Zugang zu der Information bei einer anhand des Namens der betroffenen Person durchgeführten Suche. Dies wäre jedoch nicht der Fall, wenn sich aus besonderen Gründen – wie der Rolle der betreffenden Person im öffentlichen Leben – ergeben sollte, dass der Eingriff in die Grundrechte dieser Person durch das überwiegende Interesse der breiten Öffentlichkeit daran, über die Einbeziehung in eine derartige Ergebnisliste Zugang zu der betreffenden Information zu haben, gerechtfertigt ist.”

Auf dieser Grundlage kann nun jeder von Google verlangen, beliebige Suchergebnisse (und Ähnliches) nicht mehr anzuzeigen, und zwar durch Stellung eines Antrags auf Entfernen von Suchergebnissen nach europäischem Datenschutzrecht. Der Antrag ist zu begründen nach dem Schema:

http://beispiel1.de
Diese URL bezieht sich auf mich, weil... Diese Internetseite soll aus den Suchergebnissen entfernt werden, weil...

Dabei soll angegeben werden, “inwiefern der beanstandete Inhalt in diesem Suchergebnis irrelevant, veraltet oder anderweitig gegenstandslos ist.” Google prüft dann, ob das Privatleben von den veröffentlichten Informationen betroffen ist. Und offenbar benutzt es einen recht engen Katalog von Begründungen für “öffentliches Interesse”:

“Bei der Bearbeitung Ihres Antrags prüfen wir, ob die Ergebnisse veraltete Informationen über Ihr Privatleben enthalten. Wir untersuchen außerdem, ob ein öffentliches Interesse an den in unseren Suchergebnissen verbleibenden Informationen besteht, zum Beispiel, ob es um Betrugsmaschen, berufliches Fehlverhalten, strafrechtliche Verurteilungen oder Ihr öffentliches Verhalten als (gewählter oder nicht gewählter) Amtsträger geht.”

Wenn Schavan auf dieser Grundlage einen solchen Antrag stellen und damit durchkommen konnte, dann läuft irgendwas schief in Sachen privater Informationskontrolle.

Gegenmaßnahmen

Drei Strategien bieten sich mehr oder weniger an, um mit dieser Schieflage umzugehen:

  1. Alternative Suchmaschinen: Wann, wenn nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem offenbar wird, dass ein Gerät nicht mehr seinen Zweck erfüllen kann, wird es Zeit, das Gerät zu wechseln? Wenn Google systematisch ausblendet, was Personen über sich nicht auffindbar wissen wollen, ist es kein brauchbares Werkzeug mehr, um sich über eine Person (und ihr Bild in der Öffentlichkeit) zu informieren. Konkurrenten wie DuckDuckGo oder Ixquick schneiden auch bei der Bewertung in anderen Aspekten gut ab. (Allerdings dürfte das Überschreiten einer Wahrnehmungsschwelle dazu führen, dass die alternativen Suchmaschinen ebenfalls solche Auslistungen vornehmen.)
  2. Konkretere Suchbegriffe: Die geschilderten Datenschutzpraktiken betreffen Suchanfragen nach Personennamen. Kombiniert man den Personennamen mit Sachbegriffen, sollten sich unterdrückte Ergebnisse sichtbar machen lassen. (Bei “Schavan Plagiat” und “Schavan Plagiatsvorwürfe” ließ sich auf Google jedoch kein Verweis auf causaschavan.wordpress.com entdecken. Eine Google-Suche nach “Plagiat Theologin” listete causaschavan.wordpress.com aber auf Rang 6.)
  3. Expansio ad absurdum: Da jeder von Google verlangen kann, beliebige Inhalte zu seiner Person nicht mehr anzuzeigen (wenn es nicht gerade um eine strafrechtlich verurteilte Betrugsmasche im Amt geht), bietet es sich an, grundsätzlich die Auslistung aller Informationen über die eigene Person (exklusive der gewünschten Selbstdarstellung) zu beantragen. Das Internet wird dadurch auch gleich viel aufgeräumter wirken.

Gibt es weitere Strategien? Oder andere Erklärungen für das plötzliche Verschwinden der genauesten und bissigsten Causa-Schavan-Berichte aus dem Google-Index? Und ist es nicht ironisch, dass Index früher ein Verzeichnis verbotener Schriften bezeichnete, heute jedoch für ein Verzeichnis erlaubter Schriften steht?

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Umleitung: von der Wahnwelt des Machbaren über Abmahnungen bis zur Rundum-Überwachung und mehr.

Ich hab' noch einen Koffer in Berlin ... (foto: zoom)
Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin … (foto: zoom)

Oliver Sacks (1933 – 2015): Dr. Sacks Leben und Werk orientierte sich immer an der Persönlichkeit des Patienten. Schon in seinem ersten Buch „Migräne“ von 1970 interessierten ihn «vernebelte Bereiche», die den Rahmen «rigider Nosologien» [rigider Krankheitslehren] sprengen … scilogs

Debatte Realpolitik: Die Wahnwelt des Machbaren … taz

Es ist, als würde Dir jemand in den Kopf schießen: Pop-Star Xavier Naidoo will uns verklagen – und bedroht damit die Presse- und Meinungsfreiheit massiv … rheinneckarblog

Ostfront: Erich Später über eine Vergangenheit, die nicht vergeht … publikative

Nazis hier und anderswo: Warum die These, Rechtsextremismus sei im Osten kein größeres Problem, falsch ist … patrickgensing

Pack, Vertriebene und die verunsicherte Mitte: Da ich dieser Tage immer noch viele Anfragen zum Unwort Asylkritik bekomme, hier aus der Ferne ein paar kurze Notizen zu anderen Untiefen des aktuellen Sprachgebrauchs … sprachlog

Massenflucht: Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung? … nachdenkseiten

Merkel und Gabriel vor der Bewährung: Ist die Große Koalition der Zuwanderung gewachsen?… postvonhorn

Flüchtlinge in der Weltgesellschaft: Es gab am Dienstag ein interessantes Beispiel für die deutsche Flüchlingsdebatte. Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein hatte einen offenen Brief geschrieben, was für einen SPD-Landesvorsitzenden zweifellos ein ungewöhnliches Verfahren ist … wiesaussieht

Der Weg zur Gesundheitskarte für Flüchtlinge ist frei: Das NRW-Gesundheitsministerium hat mit 8 Krankenkassen (darunter auch die für Westfalen zuständige AOK NordWest) eine “Rahmenvereinbarung zur Übernahme der Gesundheitsversorgung für nicht Versicherungspflichtige gegen Kostenerstattung nach § 264 Absatz 1 SGB V in Verbindung mit §§ 1,1a Asylbewerberleistungsgesetz” abgeschlossen … sbl

Kein Funke-Anstand im Medienkonzern: Also, ich persönlich finde das Verhalten zunehmend unwürdig und unanständig: Die Besitzer und Manager der Essener Funke-Mediengruppe (früher WAZ-Gruppe) benehmen sich inzwischen nur noch wie 08/15-Arbeitgeber. Das Haus wird seelenlos … charly&friends

Frei und radikal: Dortmunds gewichtige Beiträge zur Vagabundenliteratur … revierpassagen

Hagener Theater wehrt sich gegen Diskreditierung: „Zahlen entbehren jeglicher Grundlage“ … doppelwacholder

Peter Welchering: Überwachung rundum – Was Windows 10 alles nach Hause telefoniert … neheimsnetz

„Ich hab mich ausgekotzt und die Folgen sind egal“: Kommentare im Internet – „Ein Narzissmus, der kaum an die Folgen denkt“ … deutschlandfunk

Kasseler Ansichten: zu viel Volk …

Am Straßenrand in Kassel lauert das "Volk", sehr viel "Volk". (f. oto: zoom)
Am Straßenrand in Kassel lauert das „Volk“, sehr viel „Volk“. (foto: zoom)
Mir persönlich schwirrt momentan einfach zu viel „Volk“ durch die Gegend. Den Begriff „Volk“ hatte ich persönlich schon lange abgehakt.

Als es „Wir sind das Volk“ rief, habe ich eher bedrohliche Unterschwingungen als Befreiung gespürt.

„We are the people!“ ist demokratischer Pop. „Wir sind das Volk“ ist stampfende Marschmusik.

Auch bei der taz muss es anscheinend ab und an „völkisch“ hergehen. Andreas Fanizadeh schreibt (Hervorhebung von mir):

Erst durch die rot-grüne Bundesregierung 1998 erfolgte das Bekenntnis des Staates zu einer multivölkisch zusammengesetzten deutschen Nation. Das Staatsbürgerrecht wurde entsprechend reformiert. Seit dieser Zeit hat der institutionelle Rassismus in Deutschland abgenommen. Die aktuelle Welle rechtsradikaler Gewalt bezeichnen Medien und Politik heute unisono als die Taten eines braunen Mobs, fordern das Durchgreifen der Polizei.

Ich habe mich bislang als deutscher Staatsbürger gesehen. Mir käme es nicht in den Sinn, mich als Element eines Teilvolks einer sogenannten multivölkischen Nation zu begreifen.

Die taz hat leise bei mir angeklopft und sich um eine Abo-Kündigung beworben.

Disclaimer: auf die Idee für diesen Eintrag hat mich folgender Tweet gebracht:

Für sehr Kurzentschlossene: Joscho Stephan & Matthias Strucken Quartett. Heute, 28.08.2015 – Beginn 20:00 Uhr – Einlass 19:00 Uhr – KulturSchmiede – Arnsberg

Frisch vom Konzert: Matthias Strucken – Vibraphon Joscho Stephan – Gitarre Günter Stephan – Gitarre Volker Kamp – Kontrabass
Frisch vom Konzert: Matthias Strucken – Vibraphon, Joscho Stephan – Gitarre, Volker Kamp – Kontrabass, Günter Stephan – Gitarre (foto: zoom)

 

28.08.2015 – Beginn 20:00 Uhr – Einlass 19:00 Uhr – KulturSchmiede – Arnsberg

Matthias Strucken – Vibraphon
Joscho Stephan – Gitarre
Günter Stephan – Gitarre
Volker Kamp – Kontrabass

Diese gemeinsame Formation von Joscho Stephan und Matthias Strucken orientiert sich musikalisch an dem Großmeister des „Gypsy Swing”, dem Gitarristen Django Reinhardt sowie dem legendären Jazz-Vibraphonisten Milt Jackson.

Natürlich fragt man sich, ob man die Stile dieser beiden herausragenden Jazzlegenden ohne weiteres miteinander verbinden kann? Die Antwort hierauf hat Jackson’s Modern Jazz Quartett bereits in den 50er Jahren gegeben. Mit „Django” brachte „Bags”, so Milts Spitzname, eine Hommage an Reinhardt auf den Plattenmarkt. Und „Django” gilt mittlerweile als beliebter Jazz Standard.

Diesem musikalischen Ausritt an die jeweiligen Grenzen der verschiedenen Stile nehmen sich zwei junge „Altmeister” an: Joscho Stephan, einer der bekanntesten Gypsy Swing Gitarristen der neuen Zeit und der gebürtige Neheimer und jetzige ”Wahl-Kölner” Matthias Strucken, einer der angesagtesten Jazz-Vibraphonisten bieten mit „Django meets Bags” allen Musik-Enthusiasten und Entdeckern einen spannenden und einzigartigen Austausch von Swing und Jazz Klassikern.

Quelle: http://www.jazzclub-arnsberg.de/

Pressemitteilung der PIRATEN Arnsberg: Freifunk als Bürgernetz – aber richtig!

Ronny Gängler – Sprecher der Piratenpartei in Arnsberg und selbst aktiver Freifunker. Hier im Glockenturm Arnsberg bei der Installation von Freifunk. (foto: piraten)
Ronny Gängler – Sprecher der Piratenpartei in Arnsberg und selbst aktiver Freifunker. Hier im Glockenturm Arnsberg bei der Installation von Freifunk. (foto: piraten)

Arnsberg. (piraten_pm) Bereits zu Anfang des Jahres brachten die Fraktionen der SPD und FDP einen unter der Federführung der PIRATEN erstellten Antrag [1] in den Rat der Stadt Arnsberg ein.

Nach einem längerem Beratungslauf liegt nun die Verwaltungsvorlage [2]vor und wird höchtwahrscheinlich am 23.09.2015 im Haupt- und Finanzausschuss beschlossen. Damit wird ein Kernziel der PIRATEN aus dem Wahlkampf 2014 nun in die Tat umgesetzt.

Die Piratenpartei begrüßt die Weiterentwicklung von Freifunk als tragende Säule für ein freies WLAN-Breitbandnetz und wird den Prozess auch künftig weiterhin konstruktiv begleiten.

Dazu der Sprecher der Piratenpartei in Arnsberg und Freifunker Ronny Gängler:

Wir freuen uns darauf Freifunk in Arnberg für die Arnsberger und Ihre Gäste noch weiter auszubauen und mit unserem technischen Sachverstand ehrenamtlich die Entwicklung des gesamtstädtischen freien Bürgernetzes voranzutreiben. Dafür ist es unbedingt nötig, dass mehr Arnsberger bei diesem Projekt aktiv mitmachen und Ihren Internetanschluss teilen. Zum Thema Störerhaftung der Teilnehmer gilt weiterhin, dass der Freifunk Rheinland e.V. ein Provider genau wie die Telekom oder Vodafone ist und somit nicht für das Wirken seiner Teilnehmer haftet. Besonders möchte ich das ehrenamtliche Engagement der Freifunker in Arnsberg hervorheben, die oft mehrere Stunden täglich mit der Optimierung des Netzes beschäftigt sind: Manuel, Christian, Daniel und Dennis um nur einige zu nennen. Dafür schon einmal ein grosses Dankeschön!

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[1] Zum Antrag

[2] Zur Verwaltungsvorlage