Kennt jemand die Bedeutung der unteren Skala auf diesem Winkelmessgerät?

Winkelmessgererät aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. (foto: zoom)
Winkelmessgererät aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. (foto: zoom)

Dieses Winkelmessgerät aus Metall wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre von einem Ingenieur in Ausübung seines Berufs verwendet, ging dann an einen Technischen Zeichner über und wurde bis in die 60er Jahre für technische Zeichnungen mit Tusche, Zirkel, Schriftschablone und Lineal eingesetzt.

Häuser, Heizungsanlagen und sogar Skizzen in Berufsschulbüchern wurden mit diesem Zeichenwerkzeug konstruiert und entwickelt.

Es stammt aus einer Zeit, da Geo-Dreiecke und Zirkel noch nicht als Verbrauchs- und Schwundmaterial angesehen wurden. Es waren Qualitätswerkzeuge, die oft von Hand zu Hand weitergegeben beziehungsweise weiterverkauft wurden.

Dieses einfache Winkelmessgerät fasst sich anders an als das Plastikzeug, welches heute an Berufs- und andere Schülerverkauft wird.

Wer sollte in der Gegenwart ein Interesse an Zeichenwerkzeugen haben, die solide in der Hand liegen und über Jahrzehnte unverwüstlich sind?  Es wird eh alles am Computer erledigt. Die Zeiten ändern sich.

Ich möchte gerne wissen, welche Bedeutung die untere Skala auf der Leiste des oben abgebildeten Winkelmessgerätes hat.

Waagerecht sind Zentimeter abgeteilt. Senkrecht sind 1,5 cm in Fünferschritten unterteilt. Was soll die Diagonale in den Rechtecken von 1 mm * 1,5 cm? Warum der Maßstab 1:1000?

Die Antwort ist bestimmt simpel, nur – ich kenne sie nicht 🙁

Wer kann  helfen?

11 Gedanken zu „Kennt jemand die Bedeutung der unteren Skala auf diesem Winkelmessgerät?“

  1. > Warum der Maßstab 1:1000?

    Weil es ein Maßstab ist. Mit einem Messzirkel (Statt einer Bleistiftmine hatte er eine zweite Metallspitze) wurde die Strecke in einer Karte 1:1000 (bei anderen Maßstäben musste umgerechnet werden) abgegriffen. D.h. der Zirkel wurde genau auf die Länge der zu messenden Strecke eingestellt.
    Das beim weiteren Verfahren muss ich raten, weil ich nie selbst damit gearbeitet habe:
    Nun wurden die Zirkelspitzen genau in die eingefrästen Rillen gesetzt. Hat man z.B. ein Strecke von 32m (in der Karte 32mm) abgegriffen, setzt man den Zirkel so an, dass die linke Spitze mit dem kleinstmöglichen Abstand links von der Null liegt und die rechte Spitze genau in einer senkrechten Rille (hier die 30). Die schrägen Rillen links von der Null, dienen dazu, eine Stelle mehr ablesen zu können. Jeder Schnittpunkt mit der waagrechten Rille verschiebt sich gegenüber dem vorherigen um 1/10mm. Schiebt man nun den Zirkel in der senkrechten 30er-Rille nach oben bis die Linke Spitze genau im Schnittpunkt einer waagrechten und einer schrägen Rille kommt, kann man an der Anzahl der waagrechten Linie die vollen Meter ablesen.
    So etwa stelle ich es mir vor. Es kann aber auch sein, dass die rechte Zirkelspitze immer unten bleibt. Es bliebe sonst nämlich noch die Frage offen, wie z.B. 32,5m abgelesen werden.
    Abgesehen von den mir jetzt noch unklaren Details hoffe ich aber, zumindest eine ungefähre Vorstellung gegeben zu haben, was man mit der Skala anstellt

  2. Ehrlich gesagt würde ein etwas höher aufgelöstes und vielleicht auch kontrastreicheres Bild das ganze etwas einfacher machen…

  3. Richtig. Transversalmaßstab war das Wort das mir fehlte.
    Um noch etwas neues hinzuzufügen:
    Ich habe schon so lange so ein Teil nicht mehr in der Hand gehabt, dass es mir keine Ruhe gelassen hat.
    Im Gegensatz zu oben beschrieben (Das erste Posting könnte vielleicht gelöscht werden) funktioniert die Sache so:

    Mit einem Stechzirkel wurde die Strecke in einer Karte 1:1000 (bei anderen Maßstäben musste umgerechnet werden) abgegriffen. D.h. der Zirkel wurde genau auf die Länge der zu messenden Strecke eingestellt.
    Nun wurden die Zirkelspitzen genau in die eingefrästen Rillen des Maßstabes gesetzt.
    Hat man z.B. ein Strecke von 32,5m (in der Karte 32,5mm) abgegriffen, setzt man den Zirkel so an, dass die linke Spitze mit dem links von der Null liegt und die rechte Spitze genau in einer senkrechten Rille (Ablesung der Zehnerstelle in diesem Fall: 30).
    An der Skala links von der Null liest man nun die vollen Meter ab (Ablesung hier: 2+irgendwas).
    Die schrägen Rillen links von der Null dienen dazu, eine Stelle mehr ablesen zu können. Jeder Schnittpunkt mit der waagrechten Rille verschiebt sich gegenüber dem vorherigen um 1/10mm. Schiebt man nun den Zirkel in der senkrechten 30er-Linie nach oben bis die linke Spitze in einen Schnitt von einer waagrechten und einer schrägen Rille passt, kann man durch Abzählen der waagrechten Rillen die Dezimeter (hier 5dm) ablesen.

  4. @all:
    Vielen Dank für die Hinweise und Erklärungen. Jetzt muss ich mir nur noch einen Stechzirkel besorgen und die Sache ausprobieren 🙂

    @BioBlubb: Die Kontraste sind in der Tat nicht hervorragend. Ich habe gestern Abend, „das Ding“ einfach auf einen Scanner gelegt. Wenn mich der Ehrgeiz packt, versuche ich es mal mit einem Foto bei schräger Beleuchtung. Das Messing reflektiert ziemlich wild.

    @Pehei: Hast Du mal mit dem Transversalmaßstab gearbeitet? Vielen Dank für die detaillierte Beschreibung. Ich frage mich, ob so etwas noch irgendwo an einer (Berufs-)schule unterrichtet wird oder in der (Geschichte der) Propädeutik des Geografie-Studiums.

  5. Richtig gearbeitet habe ich damit nicht, aber als ich meine Vermesserausbildung 1983 gemacht habe, gab es durchaus noch ältere Kollegen, die damit noch gearbeitet haben. Ich finde diese alten Teile immer noch irgendwie faszinierend. So ein Transversalmaßstab ist da noch gar nicht das spannenste. Wenn es interessiert kann man z.B. mal Polarplanimeter oder Brunsviga googeln. Da vermischen sich irgendwie Mathematik, Magie und Feinmechanik.

    Viel Spaß beim Ausprobieren.

  6. @pehei: Oho – Das Polarplanimeter ist der Hammer. Nee, jetzt muss ich erst mal kleine Brötchen backen und das transdingsda verstehen 😉

    P.S. Nette Bilder auf Deiner Website. Du warst ja sogar am Rothaarsteig – meine Laufgegend 🙂

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