Winterberg heute Nachmittag im Regen: trübe Gedanken über die Verfasstheit der Lokalpolitik

Winterberger Verkehr heute um 17 Uhr (foto: zoom)
Winterberger Verkehr heute um 17 Uhr (foto: zoom)

In Winterberg regnete es heute Nachmittag bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Parkplätze sind rar. Jedes zweite Auto hat ein gelbes Nummernschild. Die Niederlande haben Ferien.

Winterberg heute, abfließender Verkehr aus den Skigebieten
Winterberg heute, abfließender Verkehr aus den Skigebieten

„Heute könnte ich 50 Ferienwohnungen besitzen“, sagte mir eine Vermieterin. „Und sie wären alle voll, so viele Anrufe.“

Einen besseren Winter als dieses Jahr kann ich mir für das den feuchten Nordsee- und Atlantikwinden ausgesetzte Hochsauerland kaum vorstellen.

Der Schnee war meist leicht und flockig. Das Schippen ging flott von der Hand. Der Winterdienst funktionierte einwandfrei.

Natürlich ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass der Wintertourismus die Haupteinnahmequelle der Stadt ist.

Hoffentlich fließen genügend Steuergelder in das „Stadtsäckel“, um sie dann wieder den Bürgern zu Gute kommen zu lassen.

Wenn der Schnee geschmolzen ist, wird bei aller Euphorie über das Heute die Tristesse der gemeinen Verhältnisse Einzug halten:

  • Bevölkerungsrückgang
  • Arbeitslosigkeit
  • sinkende Einnahmen aus Gewerbesteuern
  • sinkende Grund- und Bodenpreise
  • ein rückwärts gewandtes Bildungssystem auf der Fläche bei sinkenden Schülerzahlen
  • bedrohte mittelständische Unternehmen
  • eine verkrustete politische Landschaft

Die Aufzählung ist bestimmt nicht vollständig und darf in Kommentaren gerne ergänzt werden. Auch Widerspruch ist erwünscht.

Wenn ich heute meine Bahnen in den Schwimmbädern von Olsberg oder Siedlinghausen ziehe, denke ich an die Kommunen im Ruhrgebiet, die ein, zwei, drei oder gar vier Schwimmbäder geschlossen haben. Begründung: Kein Geld.

Vor dreißig Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass Straßen in Deutschland so aussehen können wie heute. Deutschland – das war der glatte, perfekte Asphalt.

Heute bremse ich am Bahnübergang am Steinbruch auf Tempo 10 km/h, weil die Löcher in der Fahrbahn kraterartige Ausmaße haben.

Um den Filz in der Politik und die Vetternwirtschaft zu verhindern, sieht unsere Verfassung in den Parlamenten eine Opposition vor.

Ich wünsche mir, dass die sogenannten Oppositionsparteien ihre Rolle ernst nehmen und nicht in den Mühen der Gremienarbeit versacken, sondern in kürzeren Abständen als bisher ihre Klientel, Wähler und Bürger über ihr Tun informieren und sich im Handeln auf das Wesentliche konzentrieren.

Opposition heißt nicht „stänkern“, wie es oft ausgelegt wird, Opposition ist Verfassungs- und Wählerauftrag.  Nur durch Widerspruch kommt man voran, auch im Hochsauerland.