Gegenwind am Rothaarsteig: Wir dokumentieren die Argumente der Winterberger Windenergieanlagen-Gegner

„Um was geht es bei der Windenergie? Bei der Windenergie geht es nicht um Strom, es geht auch nicht ums Klima, es geht um Geld!“, schreiben die Herausgeber der Website Gegenwind am Rothaarsteig.

In einem Wechselspiel von These und Antithese, hier Mythen und Fakten genannt, präsentieren Willi Schmidt, Michael Brinkmann und Josef Gruß vom „Bündnis Winterberg“ sechs Argumente gegen die Windkraft.

Um eine offene Diskussion zu ermöglichen, dokumentieren wir an dieser Stelle die „Mythen und Fakten“ des Bündnis Winterberg.

Mythen und Fakten

Mythos 1: Windkraft kann Atom und Kohle ersetzen
Fakt ist: für die Stromerzeugung wird in Deutschland nur ca. 0,6% des Weltenergieverbrauchs benötigt. Strom aus Windkraft fällt naturbedingt nur zeitweise und mit stark schwankenden Ergebnissen an. Im Schnitt liefert eine Windkraftanlage bezogen auf Ihre Nennleistung gerade einmal 2,5 Monate im Jahr tatsächlich Strom. Die Stromerzeugung ist verbrauchsunabhängig und kann nicht gespeichert werden. In Phasen von „zu viel“ oder „zu wenig“ Wind wird, unabhängig von der Anzahl installierter Windkraftanlagen, gar kein Strom erzeugt. Windkraft ist daher weder versorgungssicher noch grundlastfähig. Insofern müssen im Hintergrund zusätzlich immer verlässliche und konstante Energieerzeuger (= konventionelle Kraftwerke) bereitgehalten werden und laufen, um die Stromversorgung zu gewährleisten.

Mythos 2: Windkraft reduziert CO2
Fakt ist: Das für die Stromerzeugung in Deutschland ausgestoßene CO2 hat an den Weltemissionen einen Anteil von ca. 0,9%. Allein China erzeugt in 19 Tagen so viel CO2 wie Deutschland in einem ganzen Jahr. Das durch Windkraft in Deutschland eingesparte CO2 wird durch den EU-Zertifikats-handel einfach an anderer Stelle erzeugt. Der unwirtschaftliche Back-up-Betrieb der konventionellen Kraftwerke zum Ausgleich des Zufalls- Energielieferanten Windkraft erhöht den CO2-Ausstoß zusätzlich. Insofern hat der Ausbau der Windkraft in Deutschland weder spürbaren Einfluss auf die CO2-Entwicklung noch auf das Weltklima.

Mythos 3: Windkraft schafft Arbeitsplätze
Fakt ist: fast nirgendwo auf der Welt sind die Strompreise so hoch wie in Deutschland. Ursache hierfür ist unter anderem das EEG-Gesetz, dass den Ausbau der erneuerbaren Energien hochgradig subventioniert. Bisher wurden hierfür seit 2002 über 120 Milliarden € ausgegeben. In 2014 liegt der Subventionszuschuss bei ca. 24 Milliarden € dem ein tatsächlicher Marktwert des erzeugten Stroms von ca. 3 Milliarden € gegenüber steht. Bezahlen muss das alles der private und gewerbliche Verbraucher. In 2014 macht diese Zwangsumlage bereits ca. 22% unseres Strompreises aus, Tendenz weiter steigend. Die Folge: massiver Kaufkraftverlust für den Privatverbraucher und nicht mehr wettbewerbsfähige Energiekosten für energieintensive Unternehmen. Im Ergebnis führen unsere künstlich hochgepuschten Strompreise zur Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Mythos 4: Gegen Windkraft sind nur Rückständige
Fakt ist: die bisherigen Aktivitäten zur Umsetzung der Energiewende erfolgen ohne jede Koordination und haben außer einer Stromkostenexplosion die langfristig nicht mehr finanzierbar ist, keinerlei Effekte. Die hochgradige Subvention der Zufallsenergie Windkraft blockiert aber sinnvolle Baustellen wie die Reduzierung des Energiebedarfs, die Entwicklung geeigneter Stromspeichersysteme sowie die Entwicklung zukunftsträchtiger Technologien die versorgungssicher, umweltschonend und auch bezahlbar sind. Auf diesen Feldern könnte der Energie- und Emissionszwerg Deutschland einen echten Beitrag für Weltklima und Umweltschutz leisten.

Mythos 5: Windkraft verursacht keine Gefahren
Fakt ist: Windkraft hat erhebliche Nebenwirkungen. Gesundheitlich können für Anwohner durch unzureichenden Abstand von WKA’s Dauerbelästigungen durch Schlagschatten, Geräusch- und Lichtemissionen, Infraschall, optische Bedrängung usw. auftreten. Hierdurch verfallen die Preise für betroffene Immobilien um ca. 30% und mehr. Daneben gibt es gravierende Auswirkungen auf den Natur- und Artenschutz. Am schlimmsten aber: die Zerstörung des Landschaftsbilds durch bis zu 200m hohe Großindustrieanlagen die in Tourismusregionen den wirtschaftlichen Lebensnerv treffen.

Mythos 6: Windkraft ist als Anlageform attraktiv
Fakt ist: nach einer Untersuchung von 1150 Jahresabschlüssen von 127 Windparks durch den Bundesverbandes Windenergie ist die wirtschaftliche Lage der meisten Windparks katastrophal:
– bei 37 % der Windparks sind die Darlehnstilgungen höher als die erwirtschafteten Mittel
– mehr als die Hälfte der Windparks hat in 11 Jahren gar nichts oder max. 2 Jahre lang ausgeschüttet
– bei der Hälfte der Windparks ist das Einlagekapital nach 20 Jahren gefährdet
Die Ursachen für diese desaströse Lage liegen in der zu optimistischen Einschätzung des Wind- aufkommens, den unterschätzten Betriebskosten und ungeplanten technischen Problemen.
An Windkraft verdienen Hersteller, Projektierer, Bauunternehmer, Grundbesitzer, Versicherungen und Banken. Lt. einer Musterrechnung der Ortsgemeinde Weisenheim bleiben hier ca. 97 % der Erlöse hängen während den Betreibern nach Steuern usw. noch ganze 0,7% der Einnahmen übrig bleiben.
Als Fazit bleibt, dass Windkraft als Anlageform hochriskant und wenig rentabel ist. Bürgerwindparks nutzen einigen, aber nicht uns Bürgern!

31 Gedanken zu „Gegenwind am Rothaarsteig: Wir dokumentieren die Argumente der Winterberger Windenergieanlagen-Gegner“

  1. Was ist Mythos, was ist Realität?

    Unter Pkt. 5 werden Gefahren wie gesundheitliche Belästigungen, Verfall der Immobilienpreise und gravierende Auswirkungen auf den Natur und Artenschutz genannt.
    „Am schlimmsten aber: die Zerstörung des Landschaftsbilds durch bis zu 200m hohe Großindustrieanlagen die in Tourismusregionen den wirtschaftlichen Lebensnerv treffen.“

    Bleiben die Touristen wirklich aus? Gibt es dazu Zahlen und Daten aus vergleichbaren Urlaubsregionen?

    An der Küste, wo so mancher Winterberger Windräder erstaunlicherweise gern sieht, gibt es inzwischen sehr viele Windparks. Sie stehen im Wasser und auf dem Land. Obwohl der Schlagschatten dieser Riesen schon mal die Ferienwohnung trifft, habe ich noch nichts von rückläufigen Besucherzahlen an Ost- oder Nordsee gehört oder gelesen.

    Ist diese „schlimmste Gefahr“ tatsächlich real?

  2. Interessanter Link. Laut Homepage erbringt das IWR („Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien“) Marketingdienstleistungen für die Regenerative Energien-Branchen. Die Publikationsliste des Instituts (Agentur?!) liest sich entsprechend. Interdisziplinarität und Knowhow liegen dort offenbar vor. Unabhängige Forschung betreibt man allerdings nicht.

    Im Gegensatz dazu finde ich obige Antithesen (nach erster oberflächlicher Recherche) in den Veröffentlichungen renommierter Forschungsinstitute (ifo-Institut etc.) bestätigt. Die „Schreiber“ scheinen ihre Hausaufgaben also durchaus gemacht zu haben.

  3. „nicht mehr wettbewerbsfähige Energiekosten für energieintensive Unternehmen“

    Wie beim VIK – Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V. nach zulesen ist haben wir zur zeit das Kosten-Niveau von 2005 wieder erreicht:

    http://vik.de/tl_files/downloads/public/strompreisindex/VIK_Index_Daten_Version1.pdf

    „Im Ergebnis führen unsere künstlich hochgepuschten Strompreise zur Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland“

    Ja, müssten die nicht schon seit Jahren nach Frankreich abwandern?

    Der Hauptgrund warum das nicht passiert, ist der Tatsache geschuldet, dass der Energiekostenanteil am Bruttoproduktionswert bei den 36.000 Industriebetriebe zu fast 90% im Mittel weniger als 3% des Bruttoproduktionswerts (BPW) ausmachen (Angaben statisches Bundesamt).
    Energiekosten über 5% des BPW betreffen nur 3,4 % der Betriebe und auch die sind noch nicht in Frankreich.
    usw, usw,

  4. Zu Frankreich fallen mir Stichworte wie Dirigismus und drohender Bankrott ein. Der Mittelstand ist schlauer: Ab nach Osteuropa…

    Der niedrige Energiekostenanteil am BPW ist bekanntlich Ergebnis von Knowhow-Vorsprung, Innovationsstärke und Eigen-Energieerzeugung (und –verbrauch) deutscher Industrie. Alles nicht in Stein gemeißelt…

    Nettoanlageinvestitionen energieintensiver Industriezweige in Deutschland muss man schon seit Jahren mit der Lupe suchen. Und das setzt sich natürlich über die gesamte Wertschöpfungskette der deutschen Industrie fort!
    Die Investitionszurückhaltung ist doch mittlerweile im Mittelstand angekommen. Der industrielle Kapitalstock in Deutschland verfällt auf breiter Front. Es ist nur mehr ein Zehren von der Substanz.

    Der Grund für die Investitionszurückhaltung liegt aber weniger in den Stromkosten als in der Erwartung steigender Energiekosten und abnehmender Versorgungssicherheit. Und da schließt sich der Kreis von ein paar Windrädern im Hochsauerland hin zu weniger Wettbewerbsfähigkeit und weniger Arbeitsplätzen.
    In größerem Kontext wird das bspw. hier diskutiert:
    http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000324466/Energiewende+2_0+-+Wettbewerbsf%C3%A4higkeit+nicht+riskieren.pdf

    @ Windrad:
    Nur Mut, den Faktencheck schaffen auch Sie eigenständig. Zum Einstieg vielleicht dies hier:
    http://mediathek.cesifo-group.de/iptv/player/macros/cesifo/mediathek?content=2959393&idx=1&category=2113306645

  5. Tourismus, gutes Stichwort von Johanna. Wurmt mich auch. Ein paar Studien und Gutachten lassen sich bei Google durchaus finden. Kein einheitliches Bild, tendenziell nur geringe Tourismusrückgänge. Auf den ersten Blick unproblematisch.

    Plausibel scheint mir das allerdings nicht. Wahrscheinlich weisen alle Studien einen Bias auf und unterschätzen die Tourismusrückgänge systematisch. Bei Befragungen werden bekanntlich zeitgeistkonforme/opportune Angaben gemacht (Stichwort Political Correctness). Wenn es an die Umsetzung geht, wird aber doch gerne mit der Brieftasche bzw. den Füßen abgestimmt und das Windkraftgebiet gemieden. Es geht immerhin um „die schönste Zeit des Jahres“, da ist der Verbraucher besonders kritisch. Windkraftfreie Alternativen gibt es reichlich.

    Im Hunsrück, mit dem Hochsauerland m.E. vergleichbar, geht der Tourismus seit dem WK-Ausbau um die 6 % pro Jahr zurück. Offenbar hat keine der Vorfeldstudien einen so starken Rückgang prognostiziert. Große Überraschung, Heulen und Zähneklappern. Niemand vermag dort zu prognostizieren, auf welchem Niveau sich das einpendeln wird.

    Kann einer solchen Entwicklung allerdings Positives abgewinnen: Stadt, Straßen und Pisten wären nicht mehr so verstopft. Und es täte sich ein neues Geschäftsfeld auf, „Katastrophentourismus“:
    http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/bad-kreuznach/landkreis-bad-kreuznach/windraeder-im-soonwald-befluegeln-katastrophentourismus_13483001.htm
    Hat alles zwei Seiten…

  6. Moin! Moin! Melde mich mal aus einer kleine Grippe-Pause zurück. Es gibt mit den sechs Punkten der Windkraftgegner ein paar Probleme, die wir hier zu lösen versuchen könnten. Welcher Seite das nützt, wer weiß das schon im Vorwege?

    Das erste Problem:

    Die Formulierung von sechs Mythen unterstellt, dass die Windradbefürworter ihre Befürwortung auf genau diese Punkte stützen. Die Windradgegner laufen Gefahr, dass sie hier einen Popanz aufgebaut haben, der leicht unterlaufen werden kann.

    Das zweite Problem:
    Die Argumente der Windradgegner sind IMHO nicht ausreichend belegt. Sie setzen gewissermaßen auf ein verborgenes Einverständnis.

    Um meinen ersten Punkt deutlich zu machen, fange ich auch gleich bei dem sogenannten Mythos Nr. 1 an:

    „Mythos 1: Windkraft kann Atom und Kohle ersetzen“

    Das wird doch niemand ernsthaft behaupten, oder? Verkürzt: Die Windenergie entstammt lediglich der Umwandlung der Sonnenenergie in die Bewegungsenergie der Luftmoleküle, hier Wind genannt. Die bewegten Rotoren wandeln diese Bewegungsenergie in elektrische Energie. Die Windenergie ist in gewissem Sinne eine abgeleitete Teilmenge der Sonnenenergie. Im weltweiten Maßstab ist die direkte Energieumwandlung aus Sonnenenergie effizienter als die aus der abgeleiteten Windenergie. Lokal kann das schon mal anders sein. Im Hochsauerland könnte es zur Zeit effizienter sein, Windmühlen zu bauen, als Sonnenkollektoren über den Kahlen Asten zu spannen.

    Die geo-physikalischen Zusammenhänge sind hier ganz gut erklärt:

    http://www.spektrum.de/news/sonnenenergie-ist-auf-dauer-die-billigste-energiequelle/1223178

    Meine Meinung ist also, dass die Windradgegner sich mit dem Mythos Nr. 1 einen Popanz aufgebaut haben.

  7. @walter F.
    Die Deutsche Bank hat sich mit Libor-Skandal und anderen Leckereien nicht ansatzweise in eine Position versetzt, um auf dbresearch nun glaubhaft zu sein.

    Die fehlende Glaubwürdigkeit zeigt m.E. die Betrachtung der Kostenaufteilung des produzierenden Gewerbes am BPW für das Jahr 2011:

    Material u. Rohstoffkosten 44,6 %
    Personalkosten 16,8 %
    Einsatz Handelsware 11,5
    Steuern, Abschreibungen, Mieten, Zinsen 7,7%
    Energiekosten 2,1%
    Sonstige Kosten 17,3%

    Der Grund für die Investitionszurückhaltung kann demzufolge nur in einer empfundenen abnehmenden Versorgungssicherheit liegen!?
    Dies ist als Argument mit Blick auf Deutschland eher zu vernachlässigen, hat aber bei der schleppenden Erholung von Ländern wie Portugal Griechenland etc. für unser Exportland seine Berechtigung.
    Für den durchschnittlichen Energiekostenanteil von 2,1% alle Energie inkl. Strom wird wohl kaum einer ein Horrorszenario entwerfen. Tatsächlich wird in unserer Gesellschaft ein hoher Verbrauch mit günstigen Energiekosten belohnt.
    Wer Strom einsparen will, muss höllisch aufpassen, dass er danach nicht mehr bezahlen muss.

    Die Glaubwürdigkeit der Windkraftgegener würde steigen, wenn Sie sagen, dass es nach Ihrem individuellen Empfinden Sche… aussieht.

  8. Gerade auf Deutschland-Radio Kultur gehört. Sehr interessant:

    http://www.deutschlandradiokultur.de/eeg-novelle-vom-vorreiter-zum-bremser-deutschland-und-die.970.de.html?dram:article_id=298033

    „Schwarz-Rot hat das Erneuerbare Energien Gesetz novelliert. Eine schlimme Ausbaubremse, kritisiert Hans-Josef Fell. Als Bundestagsabgeordneter der Grünen hat er das EEG im Jahr 2000 noch mit auf den Weg gebracht …“

    Die Website von Hans-Josef Fell:
    http://www.hans-josef-fell.de/content/

  9. Für meinen bescheidenen Teil an einer der fraglichen Flächen wurde mir von Projektentwicklern ein komfortabler fünfstelliger Pachterlös in Aussicht gestellt. Holz und Jagdgeld sind dann nur noch Trinkgelder. Wildverbiss, Zäune, Wegebau – alles nicht mehr von Bedeutung.

    Die Gier der Nachbarn zwingt wegen der Eigentumsstrukturen auf den Flächen und dem Flächenverbrauch eines Windparks regelrecht zum Mitmachen. Mein individuelles Empfinden lässt sich daher vor allem mit „obszön“ beschreiben: Die hohen Erträge, die Gier, der Zwang, das Einlullen durch die interessierten Unternehmen. An so einem Geschäft muss was faul sein.

    @denkmal:
    Ihre Skepsis gegenüber der volkswirtschaftlichen Abteilung der DB in Ehren, aber sie wäre bei den Lobbyagenturen der EE-Branche besser platziert.
    Und das Hantieren mit aggregierten Zahlen wie in einem Proseminar der Staatswissenschaften scheint mir die Lebenswirklichkeit mittelständischer Unternehmer nicht wirklich abzubilden. Jedenfalls höre ich eben diese Unternehmer viel eher über hohe Strom-/Energiekosten lamentieren als bspw. über hohe Lohnkosten.

    Bedenken Sie nur die Interessenlage der DB: Der Investitionsboom findet bei den Erneuerbaren statt, dort sitzt das Kreditvolumen. Vor diesem Hintergrund ist die EE-kritische DBResearch-Studie ja geradezu geschäftsschädigend.
    Warum haben die Deutschbank(st)er ihre Volkswirte denn nicht zurückgepfiffen? Was ist davon zu halten, wenn selbst der „Fuchs im Hühnerstall“ schon zur Besonnenheit mahnt?

    Vielleicht ist die Blase tatsächlich kurz vorm Platzen. Und dann werden aus profitablen Windrädern ganz schnell Investitionsruinen. Was mache ich dann als Grundstückseigentümer mit dem rostigen Altmetall und dem Betonsockel?!

    1. „Und das Hantieren mit aggregierten Zahlen wie in einem Proseminar der Staatswissenschaften scheint mir die Lebenswirklichkeit mittelständischer Unternehmer nicht wirklich abzubilden. Jedenfalls höre ich eben diese Unternehmer viel eher über hohe Strom-/Energiekosten lamentieren als bspw. über hohe Lohnkosten.“

      Das ist nun wirklich billige Polemik. Denkmal hat Zahlen und Zusammenhänge genannt. Darauf bitte eingehen.

  10. Punkt 1 der 6 Punkte ist für mich abgearbeitet, es sei denn es gibt einen begründeten Einwand.

    Ich würde jetzt gerne zu Punkt 2 der Argumente der Windenergieanlagengegner kommen:

    Mythos 2: Windkraft reduziert CO2
    Fakt ist: Das für die Stromerzeugung in Deutschland ausgestoßene CO2 hat an den Weltemissionen einen Anteil von ca. 0,9%. […] Insofern hat der Ausbau der Windkraft in Deutschland weder spürbaren Einfluss auf die CO2-Entwicklung noch auf das Weltklima.

    Frage: Wird dieser „Mythos“ so vertreten? Bitte belegen. Wenn ja, in die Argumentation einsteigen.

  11. Nicht die Richtigkeit hochaggregierter Zahlen zur Kostenstruktur der bekanntermaßen energieeffizienten deutschen Industrie wird angezweifelt, sondern ihre Relevanz.

    Für Investitionsverhalten und (zeitverzögert) Beschäftigungsentwicklung sind Entwicklungen im zeitlichen und wettbewerblichen Kontext von Relevanz:
    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/273344/umfrage/strompreisaenderungen-fuer-die-industrie-im-europaeischen-vergleich/
    Das eigentliche Problem liegt sowieso nicht bei den Industrie-, sondern den Verbraucherstrompreisen. Die Industrie wird Ausweichstrategien entwickeln.

    Justus Haucap, bekannt als ehemaliger Vorsitzender der Monopolkommission:
    „Die bisherige Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien … hat durch den planwirtschaftlichen Ansatz zahlreiche Verwerfungen und Ineffizienzen bewirkt. Neben dem ganz allgemeinen klimapolitischen Versagen … ist vor allem auch ein massives ordnungspolitisches Versagen festzustellen. Das bisherige Fördersystem hat zu einer massiven Überförderung einzelner Technologien verbunden mit erheblichen Überrenditen geführt, Investitionen in ineffiziente Technologien, Standorte und Anlagengrößen induziert und Strom für die Verbraucher in Deutschland völlig unnötig verteuert.“
    http://www.dice.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Wirtschaftswissenschaftliche_Fakultaet/DICE/Ordnungspolitische_Perspektiven/033_OP_Haucap_Kuehling.pdf
    Für mich liest sich das wie die Diagnose einer (Subventions-)Blase und die Vorhersage einer Marktbereinigung. Damit drohen Investitionsruinen.

    1. @Gabi
      Na klar, die Energieerzeuger sind ja keine „einheitliche Front“. Die Vermarkter fossiler Energien sehen ihre Felle davon schwimmen. Jeder ist sich selbst der Nächste.

      Wie schnell solche Industriesaurier vom Markt gefegt werden, konnte man ja bei der alten Stahlindustrie sehen. Siehe Mannesmann.

      Das alles spielt sich ja im Rahmen unseres Wirtschaftssystems ab. Das heißt Kapitalismus, und wer da nicht aufpasst wird gefressen.

  12. Kapitalismus im Neunzehnten Jahrhundert: Häufige Windstille macht Windräder zu Dinosauriern. Sie werden von Dampfmaschinen gefressen. Industrialisierung, Wohlstand.

    Kapitalismus (?!) im Einundzwanzigsten Jahrhundert: Die Politiker machen ordentlich Wind. Die Windräder werden aus der Mottenkiste hervorgekramt. Investitionszurückhaltung in der Industrie, Wohlstandsverluste.

    Was die verhagelten Bilanzen zeigen ist die Abwendung vom Standort Deutschland. Schauen Sie mal wo die Umsätze inzwischen herkommen. Bei Eon z.B. aus Brasilien und der Türkei. Gefährlich! Sobald das Auslandsgeschäft trägt wird das Deutschlandgeschäft „ausgeknipst“, wartungs- und daher kostenintensive Anlagen und Atom-Altlasten durch Umstrukturierungen mittels Insolvenzen „entsorgt“.

  13. Gut, dass der Strom aus der Steckdose kommt, die fossilen Brennstoffe ewig währen und der Atomstrom totsicher ist.

  14. @Elektrolurch:

    Der (un-)wirtschaftliche Aspekt des Atomstroms:

    „Ohne hohe staatliche Subventionen geht es bis heute nicht. Bislang sei kein Atomkraftwerk von privaten Investoren unter marktwirtschaftlichen Bedingungen finanziert und gebaut worden, schreibt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Studie. Der hohe Bedarf an Forschung und Entwicklung, die Versicherung gegen Unfallrisiken und die Endlagerung der Abfälle mache Atomkraft „gesamtwirtschaftlich unrentabel“.“

    http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-09/atomkraft-ausbau

  15. Die RWE AG fördert Öl, Gas und Braunkohle, baut und betreibt konventionelle Kraftwerke, handelt mit Rohstoffen, ist mit dem Transport und Vertrieb von Strom und Gas aktiv.
    Wenn also einer der größten europäischen Strom- und Gasanbieter auch im Ausland Geld verdient, soll ich das als Problem sehen?

    Mittlerweile versucht die RWE mal wieder vom Mischkonzern etwas weiter weg zukommen.
    Aber die Entscheidung mit den Erneuerbaren Energien kein Geld verdienen zu wollen hat die RWE immer eigenverantwortlich getroffen. Es gab nie ein Verbot für die RWE und andere ein Windrad oder eine PV-Anlage betreiben zu dürfen!

    Wer ein solches Mißmanagement betreibt der braucht Ausreden.
    Schuld sind dabei immer die Erneuerbaren Energien!
    Unter anderem sind die Schuld an:

    den technischen Pannen im Kraftwerk Hamm,
    den Strafzahlungen für die Preisabsprachen in England,
    das fehlen von Fernwärmenetzen weshalb man ca. 60% der konventionell erzeugten Energie an ca. 200 Heiztagen im Jahr in Kühltürmen vernichten muss,
    usw, usw.

    Auf der anderen Seite:

    Wer verantwortungsvoll sein Geld anlegen und mehren will und vor einem Jahr RWE-Aktien gekauft hat, kann sich über 27% Wertzuwachs freuen. Dafür sind solche Meldungen und Schuldzuweisungen sehr nützlich.

  16. Machte Rockefeller füher in Öl, will die heutige Rockefeller-Stiftung sich aus dem Kohle- und Ölgeschäften zurückziehen. Damit werden Sie Teil einer Allianz von 800 Stiftungen mit dem Ziel ca. 50 Mrd. Dollar aus Geschäften mit fossilen Brennstoffen abzuziehen.
    Das könnte einen Ruck zur Folge haben.
    Leben dort Menschen die die Folgekosten aus dem heutigen gesellschaftlichen Tun kennen?

    http://www.handelsblatt.com/technologie/das-technologie-update/energie/kursschwenk-der-rockefeller-erben-erneuerbare-energien-statt-oel/10741048.htmlbaejecti collec

  17. @Gabi:
    Ja wenn die Windkraft die Atomkraft vollständig ersetzen könnte. Kann sie aber – leider – auch in Jahrzehnten nicht. Stichwort Reservebetrieb. Und in den übrigen europäischen Ländern hält man an der Atomkraft fest. Kein wesentlicher Sicherheitsgewinn also, denn ein GAU in Frankreich käme sicherlich nicht nur mir ganz genau so ungelegen wie einer in Bayern.

    Einerseits also (im Gegensatz zu den Sprüchen aus Berlin) kein evidenter Sicherheitsgewinn, andererseits EEG-Auszahlungen von unglaublichen 240 Mrd. allein bis 2018 (S. 94):
    https://www.bdew.de/internet.nsf/id/83C963F43062D3B9C1257C89003153BF/$file/Energie-Info_Erneuerbare%20Energien%20und%20das%20EEG%20%282014%29_24.02.2014_final_Journalisten.pdf
    Was glauben Sie wer das zahlt, wo die großen gewerblichen Stromverbraucher doch von der EEG-Umlage weitgehend befreit worden sind? Und was bekommen wir als Gegenleistung für die höheren Stromkosten außer einer mit Windrädern gespickten Landschaft? Mit Verlaub: Wir werden veräppelt.

    @denkmal:
    Stichworte RWE Innogy, Offshore, Umsatzanteil EE 15 %. Aufgewacht sind die inzwischen sehr wohl. Allerdings wird man merken, dass die naturgemäß stark schwankenden Erträge aus dem EE-Geschäft an der Börse nicht gut ankommen. Daher meine Prognose der mittelfristigen Abwanderung.

  18. @Walter F.

    Bei allem Verständnis für die vielen Gegenargumente, ich bleibe dabei:
    Atomkraft ist Harakiri!
    Und:
    Erneuerbare Energien sind mit Abstand das kleinere Übel!
    Die Gretchenfrage ist:
    Wollen wir die Energiewende oder wollen wir sie totreden und -treten!?

    1. @Gabi

      Atomstrom ist unwirtschaftlich. Die enormen gesellschaftlichen Kosten sind nur nach hinten verschoben. Einige müssen heute schon bezahlt werden. Frankreich wird sich auch nicht mehr lange freuen.

      Es wird kein Weg an den sogenannten Erneuerbaren vorbeiführen. Wie denn auch? Die Windenergie wird (weltweit) einen, wahrscheinlich kleineren Anteil haben, aus den geophysikalischen Gründen, die ich schon genannt habe.

      Die Entwicklung der Technik wird vorangehen.

      Ein Windrad ist leichter zurückgebaut, als ein AKW.

      Der Teil der Energiekonzerne, der auf die regenerativen Energien setzt wird überleben, die Fossilen werden heute noch versuchen, mit ihrem Gejammer so viel Knete wie möglich abzugreifen, um dann zu sterben oder sich danach auf die regenerativen Energieformen zu stürzen.

      Ob im Einzelfall genau so und soviel Windkraftanlagen im HSK stehen müssen, weiß ich nicht. Das muss politisch verhandelt werden.

      Bei der CDU in Winterberg sehe ich da keine Kompetenz im Rat. Die denken, sie könnten das System aussmarten, mit seltenen Tierarten, an die sie wahrscheinlich selber nicht glauben, und deren Vorhandensein sie politisch instrumentalisieren.

      Die SPD in Winterberg hat mit den vorsichtigen Aussagen von Herrn Koch in Richtung Windenergie, wenn auch Ablehnung des jetzigen Plans, einen Hauch von Verstand erkennen lassen. Immerhin. Respekt!

      Es ist ja auch schwer, dem Druck standzuhalten.

  19. @Gabi:
    „Harakiri“ scheint mir kein tauglicher Begriff für Hochtechnologie made in Germany by Siemens. Wenn Sie hingegen schrüben, dass die Atomkraft eine Technologie ist, deren Gefahren in gängigen Risikomodellen wegen einerseits singulären Auftretens der Schadensfälle und andererseits dann dramatischer Schadenshöhe eklatant unterzeichnet werden und ihre soziale Kosten in den Strompreisen daher nicht annähernd eingepreist sind, wäre ich ganz bei Ihnen.

    Dass man von Atomkraft aus ethischen Gründen wegkommen muss kann nun wirklich niemand ernsthaft anzweifeln. Aber was wir derzeit machen ist eine im Gesamtzusammenhang verschwindend geringe Anzahl AKW abschalten und das resultierende Loch durch Verstromung schmutziger Braunkohle stopfen sowie die Landschaft mit WKRs verbauen. Mir mag das einfach nicht schlau vorkommen.

    @denkmal:
    Ha, der alte Rockefeller! Zweifellos wäre der inzwischen auch schon Windfarmer und Photovoltaiker, hätte sich aber niemals auf Gedeih und Verderb daran gebunden. Er konnte sein Vermögen ja gerade damit erwirtschaften, dass er eine von Wind, Sonne und Pferden unabhängige Energiequelle anbot!
    Und sowieso: “Our divestment from fossil fuels, which is now under way, will be accomplished through a careful process of evaluating our exposure and a phased approach that proceeds as quickly as is prudent.“ Las das bereits Anfang der Woche hier:
    http://online.wsj.com/articles/rockefeller-fund-seeks-to-shed-fossil-fuel-investments-1411398675
    Also eben mit Verstand und langfristigem Zeithorizont, nicht aber über Nacht, aufgrund einer Gemütslage und unter Vernichtung gigantischer Vermögen wie wir es tun. Ein eklatanter Unterschied, denn dass sich mittelfristig die Erneuerbaren unter marktwirtschaftlichen Bedingungen einen Platz im Energiemix erarbeiten können bzw. dass sie die Energiequellen der Zukunft sind, liegt doch auf der Hand.

    Je länger ich mich mit Windkraft beschäftige umso deutlicher wird, dass mit ihr bzw. mit der Energiewende auch noch die hintersten Winkel Deutschlands durchkommerzialisiert und tradierte Besitzverhältnisse auf dem Land gestürzt werden sollen!
    Dass diese Durchkommerzialisierung und Teilenteignung ausgerechnet von gegen Kommerz und Umweltzerstörung einstehenden Bevölkerungsgruppen so unkritisch begrüßt wird, ist mir völlig unverständlich. Es mag an einer Instrumentalisierung mittels Feindbildern liegen.
    Ist dem so, dann steht die Windkraft auf wackeligem Fundament, wenn sich nämlich die Stimmung in der Bevölkerung mit dieser Erkenntnis schlagartig dreht. Selbst die Kanzlerin bekommt ja schon kalte Füße: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/angela-merkel-klimapflege-13169781.html
    Übrig bliebe mit Altmetall und Beton versiegeltes Grundstückseigentum, dass nie wieder für den Waldbau taugen wird. Fraglich, ob man dies mitmachen sollte!

  20. Ja und jetzt? Beschränken Sie sich doch einfach mal auf einen Punkt. Warum sollte ich mich mit einer solchen Nichterkenntnis auseinandersetzten?

    „auch noch die hintersten Winkel Deutschlands durchkommerzialisiert und tradierte Besitzverhältnisse auf dem Land gestürzt werden sollen“

    Der hinterste Winkel Deutschlands ist schon lange, lange, lange „durchkommerzialisiert“. Oder meinen Sie die Fichten werden verschenkt?

    Der Rest trägt auch nicht zu weiteren Erkenntnissen bei.

    Im Grunde genommen hat Denkmal schon alles gesagt, als er schrieb:

    „Die Glaubwürdigkeit der Windkraftgegener würde steigen, wenn Sie sagen, dass es nach Ihrem individuellen Empfinden Sche… aussieht.“

    Den Begriff „Kommerz“ führen Sie warum in die Diskussion ein? Hier hat niemand gegen oder für „Kommerz“ geredet.

    Für mich bleibt es dabei. Auch die Sauerländer müssen sich Gedanken darüber machen, wo der Strom aus ihrer Steckdose herkommt oder wer die Energie für ihre Scheekanonen „erzeugt“.

Kommentare sind geschlossen.