Bitte lasst Sonderzüge nach Willingen fahren!

Zug
Zug fahren könnte so schön sein. Hier der RE 57 bei Bigge. (foto: johanna)

Willingen erfreut sich weit über die hessischen Grenzen hinaus großer Beliebtheit.

Kegelklubs aus dem Ruhrgebiet strömen regelmäßig in die Kleinstadt an der ostwestfälischen Grenze.

Die meisten Grüppchen und Trüppchen reisen mit dem Zug an, vorzugsweise freitags und gern direkt bis Willingen. Der RE 57, der freitags um 11.41 Uhr Dortmund verlässt, ist der Zug der Wahl.

Im Zug wird getrunken, geraucht, Partymusik schallert aus den Ghettoblastern und die gut gelaunten Gäste unterhalten sich übermäßig laut. Der Zug ist voll oder übervoll. Halt ein Partyzug.

Die Züge sind mit Kameras ausgestattet, der Schaffner kann sehen, was in seinem Zug geschieht. Dennoch interveniert das Zugpersonal nicht. Am mobilen Getränkeausschank gibt es neben Kaffee auch Bier, falls das eigene ausgehen sollte.

Um es klarzustellen: Ich habe nichts gegen Kegelklubs und Kegelwochenenden, von mir aus können alle nach Willingen fahren und dort ein fröhliches Wochenende verbringen.

Allerdings ist es ein Hohn, wenn übereifrige Bahnschaffner in einem Zug Jugendliche über Lautsprecher auffordern, ihre Füße von den Sitzen zu nehmen, während im anderen Zug Erwachsene rauchen und saufen dürfen. (Kotzen sollen sie auch gelegentlich, dann hat der Zug richtig Verspätung, weil erst geputzt werden muss.)

Wenn die Deutsche Bahn es nicht schafft oder nicht schaffen will, in den Zügen nach Willingen ihre Hausordnung durchzusetzen und ein akzeptables Umfeld für die übrigen Bahnkunden – zu denen auch Schulkinder gehören – zu schaffen, dann soll die DB bitte Sonderzüge einsetzen. Das wäre sicher auch im Sinne der Kegelbrüder und -schwestern.

Eine Willingenbesucherin wies richtig darauf hin, dass die Bahn für Fußballfans schließlich auch Sonderzüge einrichtet. Geht also.

2 Gedanken zu „Bitte lasst Sonderzüge nach Willingen fahren!“

  1. Der Artikel spricht mir aus der Seele!

    Ich musste neulich mit mehreren minderjährigen (!) Jugendlichen den Zug ab Dortmund nehmen. Nicht nur, dass sich die Jugendlichen artigst benommen haben, während die Erwachsenen
    – die Schlagermusik volle Pulle aufgedreht haben (man konnte sich akkustisch daraufhin nicht mehr verständigen). Über das Verbotssymbol zu lauter Walkmanmusik kann man da nicht einmal mehr lachen…
    – deftige und fettige Speisen verteilt haben
    – Alkohol, Alhkohol und hin- und wieder auch Alkohol gesoffen haben
    – immer mal wieder der ein oder andere Becher umgekippt ist, sodass der Zug immer klebriger wurde
    und mit abnehmender Nüchternheit immer mehr sexistische Bemerkungen gemacht wurden
    Nein, schließlich wurde mehrfach und recht vehement den Minderjährigen (!) versucht Alkohol aufzuschwatzen. Trink doch mal…! Stell dich nicht so an…!

    Was ich dazu gesagt habe, werden die Betroffenen nicht verstanden haben, da es dafür a) viel zu laut und sie dafür b) viel zu besoffen waren.

    Und richtig: Keine Fahrkartenkontrolle. Niemand, der so etwas wie Hausrecht ausgeübt hätte. Nein, hier konnte ein jeder Fahrgast tun, was er wollte. Und dazu gehörte natürlich auch den WC als Raucherkabine umzufunktionieren.

    Da es mit dem Gleichgewicht auch nicht mehr so gut bestellt war, neigte auch manch ein „Herr“ – ob absichtlich oder unabsichtlich – mehr oder weniger auf weibliche Fahrgäste zu fallen.

    Und ich kann bestätigen: Auch Schulkinder – geschätzt etwa 5. Klasse – waren im Zug.

    Es war für mich ein schockierendes Erlebnis, was auch meiner Meinung tief auf das „touristische Konzept“ blicken lässt. Denn wenn ich ein normaler Fahrgast gewesen wäre, hätte ich mir nur eines geschworen: Fahre nie mal freiwillig im Freizeit dahin, wo solche Saufgelage stattfinden!

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