Bahnhof Brilon-Wald – Nein Danke? Ein Erfahrungsbericht …

Wir veröffentlichen an dieser Stelle den eindrucksvollen Bericht unserer Kommentatorin „Nofretete“ über ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit und auf dem “Bahnhof” Brilon-Wald.

Eigentlich wollte ich ganz woanders hin, aber durch eine Verkettung unglücklicher Umstände musste ich dort aussteigen – bis Brilon Innenstadt wäre allerdings besser gewesen, aber dahin fuhr der Regionalexpress nicht.

Ich steige dort bei strömenden Regen aus, bin mitten im Wald und nicht auf einem Bahnhof.

Zwischen den Gleisen wächst Unkraut, jede Scheibe des möglichen Wartehäuschens ist zerschlagen, was man woanders “Fußgänger-Unterführung” nennen würde, ist völlig versifft, nass und ekelerregend, das ehemalige “Bahnhofsgebäude” mit den berühmten Press-Spanplatten vernagelt, teilweise zugewachsen. Auskunft bekommt man nirgendwo. Kein Taxi steht am Parkplatz vor dem “Bahnhof”, von einem WC oder einer Telefonzelle ganz zu schweigen.

Man läuft also dort so hin und her, um zu erkunden, wie man weiterkommt. Ich stehe wieder auf dem “Bahnsteig” ein Uppland-Express soll 15.45 Uhr fahren. Hoffnung keimt auf … Ein älteres Paar kommt fragend auf mich zu. Es sind niederländische Urlauber und eigentlich haben sie ein Auto aber aufgrund einer Touristenkarte, die ihnen Ermäßigung oder gar Freifahrt verspricht, wollen sie mit dem Zug nach Willingen. Ich kann ihnen wenig Auskunft geben, da ich selbst zum ersten Mal auf diesem “Bahnhof” stehe. Aber wir unterhalten uns nett. (Der Zug, der 15.45 Uhr abfahren soll kommt nicht zu dieser Zeit.)

Ich erfahre einiges über ihren Urlaub hier, ihre Buben und ihr Rentner-Dasein in den Niederlanden. Der Zug kommt immer noch nicht.

Ein anscheinend Vielfahrer auf dieser Strecke (wie soll das möglich sein, frage ich mich) mischt sich in unser Gespräch und unser ratloses Umschauen ein und meint: Das ist hier immer so. Der ältere niederländische Urlauber schaut sich noch einmal um, sieht mich dann durch seine Brille eindringlich an und fragt mich mit diesem niedlichen Dialekt: “Wieso gibt es so etwas in Deutschland?” Und hier meine Antwort: “Das gibt es wieder, weil es bergab geht.”

Man könnte natürlich viel mehr dazu sagen. Ich muss mich verabschieden (der Zug immer noch nicht da), um mein Glück auf eine andere Art und Weise zu versuchen. Zur Not zu Fuß. Das erste Hotel in Richtung Brilon hatte geschlossen – bei der Fleischerei Menke rief man mir ein Taxi. Der Taxifahrer bestätigte mir, dass es seit Jahren am “Bahnhof” so ist und wünschte mir einen besseren Eindruck von Brilon in der Innenstadt.

Ich weiß, dass der “Bahnhof” demnächst hergerichtet werden soll. Trotzdem meine Frage: Warum lässt man an einem solchen Ort Menschen aus-und umsteigen ? Sollte ein Jung-Regisseur für einen besonders traurigen und trostlosen Film noch eine “Location” suchen, ich würde diesen “Bahnhof” empfehlen. Ansonsten war ich sehr froh, nicht nachts dort gestrandet zu sein.

5 Gedanken zu „Bahnhof Brilon-Wald – Nein Danke? Ein Erfahrungsbericht …“

  1. @ nofretete

    … diesen Zustand (den es nicht nur in Brilon gibt) nennt man auch
    „MEHDORN´SCHE RENATURIERUNG“ … ;-((

  2. Und für viel, sehr viel Geld darf der alte Mann da weiter machen, wo er aufgehört hat.
    Denn am BER „Brand(t)schutz“ sprießt inzwischen auch der Löwenzahn auf den Rollfeldern…

  3. @ nofretete

    Ja, leider – das ist eine Schande. Es gibt in dieser Bananenrepublik genügend Beispiele für Nieten mit Luxusgehältern, das stinkt zum Himmel.
    Von Europa, respektive dem europäischen Parlament ganz zu schweigen: viele, die hier in der Politik scheitern bzw. nichts zustande bekommen haben, werden als Abgeordnete im Brüsseler EP untergebracht, wo sie, luxuriös versorgt und mit vielerlei angenehmen Extras ihre Zeit bis zum Ruhestand absitzen.
    Ein deutscher Kabarettist sprach in diesem Zusammenhang einmal von „Gammelfleischendlagerung“ …

  4. @ nofretete

    à pro pos BER :

    Hartmut Mehdorn = Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH
    Klaus Wowereit = Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens Berlin Brandenburg …
    das passt doch wie Faust aufs Auge: 2 Nieten in Führungspositionen – wie gut, daß Willi Brandt DAS nicht mehr erleben muss !!

  5. Das mit Willy Brandt denke ich auch jedes Mal, wenn ich vom „Tango-Korrupti“ und anderen Pleiten, Pech und Pannen beim BER lese oder höre. Nur gut, dass sich dieser Name des Flughafens noch nicht in das kollektive Bewusstsein der Menschen eingebrannt hat. Sie werden ihn wohl umbenennen müssen. Sein Sohn (der sehr gute Schauspieler Matthias Brandt) könnte ja auch noch sein Veto einlegen. Ob da jemals eine Maschine abhebt ?

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