Hochsauerlandkreis: Räte frauenlos oder Frauen ratlos? Wir haben nachgezählt.

Frau mit Kind auf Winterberger Fußweg.
Frau mit Kind auf Winterberger Fußweg. Im Rat mit 3,125% vertreten. (foto: zoom)

Wo sind die Frauen in den Räten? Die Kommunalwahlen sind beendet, die Gemeinderäte sind neu besetzt. Zeit durchzuatmen und sich das Schlachtfeld nach dem Wahlkampf in Ruhe anzuschauen, nachdem sich der ideologische Rauch verzogen hat.

@Johanna hat in einem Kommentar zur Winterberger Wahl darauf hingewiesen, dass die neue Fraktion der SPD eine reine Männerveranstaltung sein wird.

Grund genug, uns die Gemeinderäte des Hochsauerlandes vorzuknöpfen und zu schauen, mit welchem Anteil die Hälfte der Bevölkerung in diesen demokratisch gewählten Institutionen der kommunalen Selbstverwaltung vertreten ist.

In einem ersten Schritt zählen wir pauschal die Frauen pro Rat und errechnen den Prozentsatz, ohne dabei die einzelnen Fraktionen zu berücksichtigen.

Niedrigste Frauenanteile
Wenn wir uns nicht verzählt und verrechnet haben (bitte prüfen) hat Winterberg mit 3,125% den niedrigsten Frauenanteil aller Städte und Gemeinden im Hochsauerland, gefolgt von Schmallenberg mit 7,89%.

Höchste Frauenanteile
Den höchsten Frauenanteil haben Meschede (26,32%) und Brilon (23,68% 26,32%), allerdings dicht gefolgt von Arnsberg (22,92%) und Olsberg (21,88%).

Stadt Arnberg
48 Sitze davon 11 Frauen
22,92%

Gemeinde Bestwig
28 Sitze davon 4 Frauen
14,29%

Stadt Brilon
38 Sitze davon 9 10 Frauen (wg. Nachrückerin für Christof Bartsch)
23,68% 26,32%

Gemeinde Eslohe
32 Sitze davon 6 Frauen
18,75%

Stadt Hallenberg
20 Sitze davon 4 Frauen
20%

Stadt Marsberg
34 Sitze davon 4 Frauen
11,76%

Stadt Medebach
26 Sitze davon 4 Frauen
15,38%

Stadt Meschede
38 Sitze davon 10 Frauen (wenn Farzaneh Frauenname)
26,32%

Stadt Olsberg
32 Sitze davon 7 Frauen
21,88%

Stadt Schmallenberg
38 Sitze davon 3 Frauen
7,89%

Stadt Sundern
40 Sitze davon 7 Frauen
17,5%

Stadt Winterberg
32 Sitze davon 1 Frau
3,13%

 

20 Gedanken zu „Hochsauerlandkreis: Räte frauenlos oder Frauen ratlos? Wir haben nachgezählt.“

  1. Kleiner Nachtrag zur Frauenquote im alten und neuen Kreistag:

    Bisher – 11 Frauen (3 CDU, 5 SPD, 2 Grüne, 1 Die Linke)
    Demnächst – 8 Frauen (4 CDU, 3 SPD, 1 Grüne)
    Der HSK-Kreistag hat 54 Sitze.

  2. Die BBL hatte für die 19 Wahlbezirke in Brilon 10 Frauen und 9 Männer aufgestellt. Leider sind nur 1 Frau und 1 Mann in den Stadtrat eingezogen; für den Listenplatz Nr. 3 (auf dem eine Frau stand) fehlten uns 13 Stimmen…

    Auch bei der SBL wäre der nächste (3.) Sitz im Kreistag von einer Frau besetzt worden.

    1. @Reinhard
      Das wäre der nächste Blick: die Fraktionen pro Gemeinde und die Parteien gemeindeübergreifend. Danach evtl. noch ein oder mehrere Referenzgebiete in Deutschland Land/Stadt.

      Das bedeutete Zeitaufwand. Mal schauen … erst mal Schritt für Schritt …

  3. Vor fast 100 Jahren wurde in Deutschland das Frauenwahlrecht durchgesetzt, maßgeblich von der Sozialdemokratischen Partei. Das ist lange her.

    @Gabi
    Es wäre tatsächlich interessant zu sehen, ob die Zahl der weiblichen Abgeordneten sogar noch rückläufig ist. Im Winterberger Rat waren drei Frauen, nun ist lediglich noch eine übrig geblieben.

  4. Fand gerade die entsprechenden Zahlen aus der 7. Wahlperiode (= die vorletzte) des HSK-Kreistags. Das Männer/Frauen-Verhältnis lag (wie in der nachfolgenden) bei 43 zu 11. Hier die damaligen Mandatsträgerinnen:

    Beckmann, CDU
    Neuhaus, CDU
    Pfitzner, CDU
    Schmidt, CDU – Arnsberg
    Schmidt, CDU – Olsberg
    Schmidt, CDU – Brilon
    Schüngel, CDU

    Reding, SPD
    Sengen, SPD
    Sperlich, SPD

    Thoridt, Grüne

    1. Klar die „Frauenfrage“ ist ein zentrales Problem nicht nur der SPD in Winterberg, und die wird nicht durch die Männer in den Parteien gelöst werden, selbst wenn man den Genossen als Pflichtlektüre August Bebel, Die Frau und der Sozialismus, aufgeben würde. Die „Frauenfrage“ durchzieht die gesamte Kultur und Politik des hohen Hochsauerlandes. Ich denke da auch an den sogenannten „demografischen Wandel“, der im Kern genau diese Frage enthält. Das haben wir schon mehrfach hier im Blog diskutiert. Irgendwann mal mehr dazu.

      Zurück zur SPD. Falls die SPD die CDU in Winterberg ein- oder überholen will, muss sie schneller in der Moderne ankommen.

      Neben der Frauenfrage fallen mir dabei noch zwei weitere Arbeitsfelder ein:

      1. Überwindung des Dorfdenkens i.e. die SPD Winterberg ist de facto nicht eine Stadt-, sondern ein Mosaik aus vielen Ortsparteien.

      2. Trennung von Partei und Ratsfraktion – essentiell um eigenständige Politik, mit originellen und überzeugenden Ideen und Konzepten zu entwickeln.

      Soweit meine 5 Cent.

  5. Nur der Vollständigkeit halber:

    (This is a man’s world
    This is a man’s world )
    But it would be nothing
    Nothing without a woman or a girl

  6. @gp

    „But it would be nothing
    Nothing without a woman or a girl“ Logisch! 😉

    @Johanna

    Es wird kolportiert, die SPD Winterberg sei auf Frauensuche. Wie wär`s?

  7. @gabi

    Als Alibifrau, Quotenfrau, Verschönerung des Rates, zum Kaffee kochen oder Schnittchen schmieren? Trotz zweier zu kurzer Daumen, eines bösen Blicks oder eines einfachen Verstandes? Und obwohl Frauen sich nicht den vollen Härten des Lebens aussetzen können und wollen? 😉

  8. Wir bereiten gerade die Vorschläge der SBL für die Sachkundigen Bürgerinnen und Bürger in den Ausschüssen des HSK vor. Voraussichtlich werden zahlreiche Frauen mit dabei sein.

  9. Die WP berichtet heute über das angestiegene Durchschnittsalter im Arnsberger Stadtrat. Lag das Durchschnittsalter nach der Wahl 2009 noch bei 51,7 Jahren, so ist es nach dieser Wahl auf 55,6 Jahre gestiegen.
    http://www.derwesten.de/staedte/arnsberg/verjuengungskur-im-rat-ist-vorerst-gescheitert-id9433521.html

    Das wirft die Frage auf, wie es im Winterberger Rat mit dem Durchschnittsalter der Ratsherren und der einen Dame aussieht. Hat jemand dazu Zahlen?

  10. Auch die CDU hat noch nichts gemerkt:

    „Die CDU Winterberg hat einen neuen Fraktionsvorstand. Joachim Reuter ist neuer Fraktionsvorsitzender der CDU (…).
    Ebenso einstimmig wurde Johannes Hellwig aus Siedlinghausen zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, Heinz Schmidt aus Niedersfeld als Geschäftsführer, Sven Lucas Deimel aus Winterberg als Schriftführer, Pressewart und Internetreferent sowie Meinolf Ittermann aus Hildfeld als Beisitzer gewählt.“
    https://de-de.facebook.com/CDUWinterberg (23.6.2014)

  11. @Johanna
    Es ist aus einer gewissen Distanz betrachtet unfassbar, dass sich die Sauerländerinnen derart aus den demokratischen Institutionen ausschließen lassen. Hast du oder irgendwer anderes eine Erklärung?

  12. Lichtblick:
    Briloner Bürgerliste (BBL) stellt mit Christiane Kretzschmar erstmals eine stellvertretende Bürgermeisterin.

  13. @zoom

    Woran es liegt, dass Winterberger Frauen politisch ausgeschlossen werden?

    Über die Ursachen ist an anderer Stelle hier im Blog schon mehrfach geschrieben worden:
    Die katholische Kirche; männerbündische Organisationen wie Schützenvereine, (politische) Stammtische; traditionelles Rollenverständnis und immer und immer wieder die katholische Kirche, die den Ausschluss von Frauen institutionalisiert hat und aufgrund ihres Einflusses die Einstellung der Menschen im Sauerland prägt.

    Erst wenn Bertelsmann nicht nur vorm demographischen Wandel warnt, sondern für die ländlichen Regionen die Gleichstellung der Frau anmahnt, damit diese nicht in die Städte abwandern, erst dann wird sich etwas ändern. Aber dann könnte es für das ein oder andere Hochsauerländer Dorf schon zu spät sein.

    Übrigens, die Forderung nach politischen Teilhabe von Frauen ist schon ziemlich alt und spielte in Deutschland spätestens seit dem 19. Jahrhundert eine große Rolle. Wir sprechen hier also keinesfalls von Neuland.

Kommentare sind geschlossen.