„Bisher ist die ganze Sache meiner Ansicht nach ziemlich nebulös“ – Patrick Sensburg im Interview mit dem Anzeigenblatt „Sauerlandkurier“

SK
Auszug aus dem Interview im Sauerlandkurier am 13.04.2014

Heute veröffentlicht das Anzeigenblatt “Sauerlandkurier” ein Interview mit dem NSA-Ausschussvorsitzenden Patrick Sensburg (CDU).

O-Ton Sensburg:

Edward Snowden ist für mich letztlich nichts anderes als ein Zeuge von vielen. Zunächst muss geklärt werden, zu welchen Themenkomplexen er überhaupt etwas beitragen könnte. Dafür benötigen wir vorab allerdings die Unterlagen von Herrn Snowden, die uns bisher noch nicht vorliegen. Ich würde mir mithilfe der entsprechenden Akteneinsicht nämlich schon gerne ein eigenes Bild darüber machen, inwiefern uns welche Unterlagen weiterhelfen könnten.

So oder ähnlich hat sich Sensburg bereits an anderer Stelle geäußert und dafür in der Berliner und Kölner Presse einige Häme einstecken müssen.

Alle reden über das Material, das Snowden mitgenommen hat, aber niemand hat es gesehen. Bisher ist die ganze Sache meiner Ansicht nach ziemlich nebulös.

Die Umdeutung der Realität durch Herrn Sensburg trägt orwellsche Züge. Der erste Satz ist nachweislich falsch: natürlich hat nicht „niemand“ das Material Snowdens je gesehen. Der zweite Satz kommt einer Kapitulation gleich. Was also tun, um den Nebel zu lichten?

Hier ein heißer Tipp: Nachlesen. In einschlägigen nationalen und internationalen Presseorganen vom britischen Guardian über die Washington Post und die New York Times gab es zahlreiche Artikel, Dokumentationen und Informationen über die Aktivitäten der englischsprachigen Geheimdienste. Dies könnte zumindest ein Anfang sein, um den Nebel zu lichten.

Anschließend könnte Herr Sensburg NSA MYSTIC bei Google eintippen, um festzustellen, dass der Begriff “NSA-Spionageprogramm” für dieses umfassende Ausspähprogramm, mit dem alle Telefonate eines Landes abgehört und aufgezeichnet werden, ein eher verharmlosender Begriff ist.

Vielleicht weiß Sensburg das und vorenthält dem Leser des Sauerlandkuriers bewusst, welche gravierende Verletzung unserer Grundrechte MYSIC darstellt. Diese ungeheuerlichen Zusammenhänge könnten unsere „Ruhe und Gelassenheit“,  unser „sauerlandtypisches Maß an Unaufgeregtheit“*  womöglich erschüttern.

Statt den Nebel in seinem Kopf zu lichten und sich endlich den Fakten zuzuwenden, möchte Sensburg die Bürger in die Pflicht nehmen:

Ich schlage auch immer wieder die Hände über dem Kopf zusammen, wenn Eltern die Fotos ihrer Kinder völlig unbedarft auf facebook posten oder was mittlerweile alles via whatsapp versendet wird. Der technische Fortschritt ist hier eindeutig schneller als der ethisch-moralische.

Natürlich, wieder die Eltern. Die Schuldigen sind nicht die Geheimdienste, sondern diese technikbegeisterten Eltern ohne Ethik und Moral. Hier könnte Herr Sensburg uns sicher das ein oder andere beibringen.

Weiter fragt Sensburg:

Warum gibt es etwa keine deutschen Alternativen zu facebook oder whatsapp?

Antwort: Wir leben in einer globalen Welt. Das Internet endet weder an der Oder noch an der hessischen Grenze.
Fragen an Herrn Sensburg: Meinen Sie, dass unsere Daten bei den deutschen Geheimdiensten in guten Händen wären? Oder ist Ihnen die Frage ebenfalls zu nebulös?

* Diese Eigenschaften bezog Sensburg im Interview auf sich, aber irgendwie sind wir ja alle Sauerländer.

5 Gedanken zu „„Bisher ist die ganze Sache meiner Ansicht nach ziemlich nebulös“ – Patrick Sensburg im Interview mit dem Anzeigenblatt „Sauerlandkurier““

  1. Mal wieder ein typischer Besserwisser-Text. Es ist doch ok wenn man sich nicht nur auf auf den Sensationsjournalismus und das i-net verlässt und selbst erstmal recherchiert. Aber etwas selbst recherchieren kennt man ja hier nicht. Hier wird nur abgeschrieben und gegoogelt.

  2. @Andreas

    „Hier wird nur abgeschrieben und gegoogelt.“ Unfug.

    „Aber etwas selbst recherchieren kennt man ja hier nicht.“ Unfug.

    Wenn Sie etwas zur Sache selbst beitragen können, sind Sie herzlich willkommen.

    Unterstellungen bringen uns nicht weiter.

    Ich persönlich verlasse mich auch nicht gerne auf den Sensationsjournalismus, egal ob Internet, Print, Rundfunk oder Fernsehen.

    Unsere Autorin hat sich im Übrigen mit dem Inhalt eines der häufigen
    Sensburg-PR-Artikeln beschäftigt.

    Für mich spiegeln die Antworten eine Mischung aus Wahrheit, Überheblichkeit und kalkulierten(?) Dummheit(deutsches FB) wider.

    Der Journalist hätte an einigen Stellen nachfragen müssen. Aber, wie oben erwähnt, handelt es sich IMHO eher um PR als um Journalismus.

  3. @ andreas

    „abgeschrieben“ schon, aber im gegensatz zu so mancher promotion wird hier zumindest die quelle der weisheit angegeben 😉

  4. @Andreas

    Wenn zum NSA-Komplex Redakteure (ganze Redaktionen) von Süddeutscher Zeitung, The Guardian, New York Times, Washington Post, NDR ff. mit inhaltlich ähnlichem Tenor berichten, ist das weit weg von spekulativem Journalismus. Gehe davon aus, vorgenannte Medien gehen nicht leichfertig mit den ihnen zugegangenen resp. den von ihnen recherchierten Informationen um.
    (siehe Kommentar v. Johanna: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=28109&cpage=1#comment-14970)

    Patrick Sensburg ist von Haus aus Jurist. Außerdem bekleidet er als BW-Reservist den Rang eines Majors.

    Beide Tätigkeiten setzen den professionellen und objektiven Umgang mit evidenten Fakten voraus – sprich: auf Basis der vorhandenen Gegebenheiten sind Handlungsstrategien zu entwickeln.

    Es ist wenig hilfreich, wenn aus parteipolitischen bzw. polit-taktischen Gründen vorhandene Kenntnisse im „Reich der Fabel“ verortet werden. In diesem Sinne ist die Sensburg’sche Aussage:

    Edward Snowden ist für mich letztlich nichts anderes als ein Zeuge von vielen. Zunächst muss geklärt werden, zu welchen Themenkomplexen er überhaupt etwas beitragen könnte. Dafür benötigen wir vorab allerdings die Unterlagen von Herrn Snowden, die uns bisher noch nicht vorliegen. Ich würde mir mithilfe der entsprechenden Akteneinsicht nämlich schon gerne ein eigenes Bild darüber machen, inwiefern uns welche Unterlagen weiterhelfen könnten.

    gelinde gesagt eine arrogante Unverschämtheit.

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