Die Presse: Pitbull oder Schoßhündchen?

Mehr als erfolgreich: die Huffington Post
Mehr als erfolgreich: The Huffington Post

Gerade in der Krise sollte man nicht wehleidig seinen eigenen Bauchnabel betrachten.

Falls ich heute am Frühstückstisch einen interessanten Artikel in der Zeitung gelesen haben sollte, dann war es das Interview mit Ariana Huffington in der Süddeutschen Zeitung.

Huffington gibt eines oder besser das erfolgreichste Nachrichtenblog der Welt heraus. Ihre Aussagen darf man getrost auf die Goldwaage legen.

Ein Auszug:

sueddeutsche.de: Sprechen Sie der gesamten Presse ihre Kritikfähigkeit ab?

Huffington: Die Traditionsmedien neigen dazu, sich schnell dem nächsten Aufregerthema zu widmen. Blogger lieben es, eine Geschichte zu hinterfragen. Sie sind richtige Pitbull Terrier: Wenn sie sich erst mal in etwas verbeißen, ist es unmöglich, sie wieder davon loszureißen.

sueddeutsche.de: Leute wie der Zeit-Herausgeber Josef Joffe glauben, dass die Gratiskultur im Netz das gedruckte Wort und den Qualitätsjournalismus gefährde – wofür er auch Sie und die Huffington Post verantwortlich macht.

Huffington: Das ist doch vollkommener Quatsch! Es geht nicht um Entweder-Oder, sondern um eine Konvergenz neuer und alter Medien. Natürlich hat die Zeitungsindustrie derzeit mit tief greifenden Problemen zu kämpfen – aber sie wären keinen Deut weniger dramatisch, wenn es uns nicht gäbe. Ich verstehe unter Publizistik kein Nullsummenspiel, bei dem neue Publikationsformen andere killen. Klar, neue Technologien beeinflussen klassische Verlagsmodelle – deshalb muss es darum gehen, Inhalt so unter die Leute zu bringen, dass sie nicht widerstehen können. Es ist alles ganz anders als bei Herrn Joffe: Es ist eine der großen Nebenwirkungen der Medienrevolution, dass sie dem geschriebenen Wortes zu einer Renaissance verhilft.

Wer sich nur ein bisschen für die Entwicklung der Print und Online Medien – nicht nur in Deutschland, sondern auch jenseits unseres Tellerandes – interessiert, sollte entweder die Papierausgabe der Süddeutschen von heute wieder aus der Tonne zerren oder hier online lesen. Es lohnt sich fast jede Zeile der insgesamt drei Bildschirmseiten!