Die Sache mit den Ferien

Belize - Inselstrand (fotos: koerdt)
Belize – Inselstrand (archiv: koerdt)

Wie der Westen heute berichtet, sollen die Ferien stärker versetzt werden, so wünscht es die Wirtschaft, insbesondere die Tourismus-Industrie.

Schulpflichtige Kinder mit ihren Eltern sind ein riesiger Markt, der gern mit extra-hohen Preisen in der “Hochsaison” zur Kasse gebeten wird. “Hochsaison” ist immer dann, wenn irgendwo in Deutschland Schulferien sind und besonders einträglich ist der Sommer.

Dann können Hotels, Ferienwohnungen und Flüge schon mal das Vielfache kosten. Dieser, für die Touristenbranche so lukrative Zeitraum, soll nun auf 90 Tage ausgeweitet werden. Das verspricht eine Verlängerung der Hochsaisonpreise um rund 20 Tage im Jahr, also fast drei Wochen. Nicht schlecht.

Initiator ist Baden-Württemberg. Das südliche Bundesland ist gemeinsam mit Bayern privilegiert, denn die Sommerferien beginnen regelmäßig Ende Juli. Das Schuljahr ist in gleichmäßig lange Halbjahre und regelmäßig wiederkehrenden Intervallen zwischen den Ferien unterteilt.

Ganz anders Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam mit vielen anderen Bundesländern “rolliert” NRW. Mal beginnen die Sommerferien im Juni, mal Mitte Juli oder Ende Juli. Mal geht es nach vorn, mal nach hinten. Manchmal bleiben nur fünf Unterrichtswochen zwischen Sommer- und Herbstferien, dafür können Schüler und Lehrer in den 12 oder 13 Wochen zwischen Weihnachts- und Osterferien mit der Schule so richtig zusammenwachsen.

Das Halbjahreszeugnis wird ebenfalls zu unterschiedlichen Terminen ausgegeben, mal Ende Januar, eine Woche später oder auch mal Mitte Februar. Alles ist im Fluss, NRW “rolliert”.

Sollten die Kultusminister entscheiden, die Ferien stärker zu versetzt, so sollten sie Bayern und Baden-Württemberg zur Auflage machen, ebenfalls zu “rollieren”. Ob die beiden einflussreichen Südländer wirklich vom Ferienbeginn Ende Juli jedes Jahr weiter nach vorn rollen wollen, bis sie schließlich am 1. Juni ihre Sommerferien beginnen um dann wieder nach hinten zu rollen? – Vermutlich nicht.

Die Ferienregelung der KMK ist ungerecht, sie bevorzugt Bayern und Baden-Württemberg und benachteiligt fast alle anderen Bundesländer. Stärker versetzte Ferien gingen zulasten der Bundesländer, die schon jetzt die Nachteile der existierenden Regelung verkraften müssten. Somit sollte es gleiches Ungemach für alle geben.

2 Gedanken zu „Die Sache mit den Ferien“

  1. Es ist vollbracht. Die Kulturministerkonferenz gibt den Forderungen der Tourismusbranche nach. „Für Schüler, Eltern und Lehrer haben stark entzerrte Sommerferienphasen erhebliche Nachteile“, so die WP heute. Nachteile allerdings nicht für Bayern und BaWü, denn dort ändert sich nichts.

    Die neue Ferienregelung zeigt – mal wieder – die Prioritäten in diesem Lande. Bildung und das Wohl von Kindern und Familien gehören nicht dazu.

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