Die Geldvernichter: RWE Aktien in der Bilanz des HSK

Diese Grafik wurde mit Wordle erstellt: wordle.net (zoom)

(Crossposting: Dieser Beitrag ist zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Gestern (Donnerstag) abend kam die Meldung über die Medien: RWE senkt seine Dividende für das laufende Geschäftsjahr auf nur noch 1 Euro je Aktie (z.B. hier).

Bisher hatte die Dividende bei 2 Euro gelegen. Die drastische Kürzung des Aktienertrags bedeutet für den Hochsauerlandkreis eine Mindereinnahme von fast 6 Mio Euro im Jahr, denn er hält – direkt oder über seine Gesellschaften – mehr als 5,9 Mio RWE-Aktien. Für das Jahr 2008 betrug die Dividende noch 4,50 Euro je Aktie.

Gleichzeitig ist der Aktienkurs drastisch gesunken. In der Bilanz des HSK waren die RWE-Aktien mal mit einem Stückpreis von ca. 86 Euro bewertet. Dieser wurde 2008 auf ca. 80 Euro korrigiert, anläßlich einer Umschichtung des Aktienpakets innerhalb der kreiseigenen Gesellschaften. Die Folge war, dass die Ausgleichsrücklage des Kreises um 24,2 Mio reduziert werden musste. Diese Rücklage ist eigentlich dazu bestimmt, Defizite im laufenden Haushalt auszugleichen. Dafür steht der abgeschriebene Betrag nicht mehr zur Verfügung, was zusätzliche Umlagezahlungen der 12 Städte und Gemeinden an den Kreis zur Folge hat.

Das war aber erst der Anfang. Mittlerweile ist eine RWE-Aktie nur noch etwa 25 Euro Wert, Anfang September lag sie sogar bei nur 21 Euro. Bei einem Aktienkurs von 25 Euro ergibt sich ein Korrekturbedarf in der Bilanz des HSK von mehr als 300 Mio Euro (kein Schreibfehler!!). Bisher haben Landrat, CDU- und SPD-Fraktion die Bilanzkorrektur immer weiter hinausgeschoben. Jedes privatwirtschaftliche Unternehmen würde sich dadurch wegen Bilanzfälschung strafbar machen, aber im öffentlichen Haushaltsrecht sind auch solche “Kosmetik”-Aktionen zulässig… Lange wird das aber nicht mehr möglich sein; wahrscheinlich erfolgt bald nach der Bundestagswahl die große Bilanzkorrektur.

Besonders pikant: im Jahr 2009 hat der HSK noch für 30 Mio Euro zusätzliche RWE-Aktien gekauft, gegen den Widerstand der SBL. Da lag der Aktienkurs immerhin noch bei 56 Euro. Mittlerweile ist mehr als die Hälfte des 2009 vom Kreis bezahlten Kaufpreises verloren; die nachgekauften Aktien sind heute nur noch weniger als 14 Mio Euro wert. CDU und SPD haben es zu verantworten, dass hier in nur 4 Jahren mehr als 16 Mio Euro “vernichtet” wurden – und das war absehbar. Es wird noch zu klären sein, wessen Interessen hier teuer verfolgt wurden: die der WestLB, des Chefs des Landschaftsverbandes, von RWE-Gremien, oder??

Sowohl der RWE-Aktienkurs als auch die Dividende sind in den letzten 5 Jahren um etwa 70% gesunken. Die sehr einseitige Anlagepolitik von CDU und SPD im HSK, fast alles Geld bei einem Energie-Multi zu parken, ist damit katastrophal gescheitert. Was hätte sich mit dem nun verlorenen Geld alles finanzieren lassen? Sozialtickets, Pflegestützpunkte, schnellere Breitbandanschlüsse, kulturelle Angebote, PTA-Schule, …?

Update Freitag um 19 Uhr:

Der Kurs der RWE-Aktie ist heute (Freitag) um 1,00 Euro gefallen, siehe: http://aktien.boerse-online.de/rwe/de0007037129/kursdaten.html#TabNavigation.

Das bedeutet, dass der HSK alleine heute einen Kursverlust von fast 6 Mio Euro erlitten hat. Dieser Betrag hätte ausgereicht, für etwa 140 Jahre (!!) die Kürzung des Landeszuschusses für die PTA-Lehranstalt in Olsberg auszugleichen…

3 Gedanken zu „Die Geldvernichter: RWE Aktien in der Bilanz des HSK“

  1. Es war jedem halbwegs Kundigen bekannt, dass die abrupte Energiewende der Kanzlerin nicht nur beim kleinen Stromkunden und Kleinaktionär, sondern auch bei den kommunalen Aktionären mächtig einschlagen wird. Nur in Berlin war man (vielleicht) nicht so schlau. Nun denn, auf dass die Schmerzen unerträglich werden und sich endlich etwas ändert in diesem Land!

    Ein Ansatz nach Niederstwertprinzip ist übrigens in der heutigen Zeit nicht mehr opportun und auch gesetzlich völlig aufgeweicht, dank des angloamerikanischen Einflusses. Es ist inzwischen gute Tradition Unternehmensbeteiligungen durch Umklassifizierungen im Anlagevermögen mit Anschaffungswerten fortzuführen oder mittels manipuliertem Mark-to-Market völlig überhöhte Fair Values in die Bilanz hereinzunehmen. Wäre dies nicht so, würde es von heute auf morgen rund 80 % der deutschen, europäischen und nordamerikanischen Bankenlandschaft und viele deutsche Industrieunternehmen hinwegfegen. Die Rückkehr zum strengen Niederstwertprinzip im Sinne vorsichtiger Bilanzierung wäre das Finanzarmageddon der westlichen Welt. Auch den Kommunen kommen derartige privatwirtschaftliche Gepflogenheiten recht gelegen, um nicht den schon eingetretenen Bankrott in den Büchern dokumentieren zu müssen. Potemkinsche Dörfer in allen Bilanzen und wohin man sieht! Und trotzdem verteilt Mutti unsere Milliarden im korrupten Südeuropa…

    Übrigens:
    Der Kämmerer bzw. Finanzausschuss des HSK ist rechtlich zu belangen, und zwar in der Kategorie Veruntreuung. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Atomausstiegs hätte nämlich der Verkauf der Assets im Sinne einer fiduziarisch erforderlichen Verlustbegrenzung erfolgen müssen. Aber der sauerländische Michel lässt es ja mit sich machen…

  2. Nachdem sich die Winterberger Zone 30-Gegner kürzlich mit dem Begriff Schwachmat konfrontiert sahen darf man wohl auch mal konstatieren, dass der betreffende Lokalpolitiker respektive Verbalinjurist RWE-Angestellter ist und als solcher in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Inwieweit er in Versorger betreffenden Themenbereichen das Bürgerinteresse vertritt möge jeder selbst beurteilen. Die CDU-Wähler scheint es zumindest nicht zu stören.

    Beispiele der Personal- und/oder Interessenverquickung wie dieses gibt es viele. In toto erklären sie, wie es zum Kauf der RWE-Aktien und zum Millionen-Schaden für den Steuerzahler kommen konnte. Wird die Bande wieder mal ungeschoren davon kommen?

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