Jetzt ist es raus: Oversum Vitalresort Winterberg defizitär. Oversum Geschäftsführer Bernd Rüdiger „ist gegangen“. Bürgermeister mahnt Vorsicht bei der Wahl der Worte an.

Stark defizitär: das Oversum Schwimmbad in Winterberg.
Hoch defizitär: das Oversum Schwimmbad in Winterberg.

Nun ist die Katze auch offiziell aus dem Sack: das Oversum Vitalresort Winterberg ist hoch defizitär, Oversum Geschäftsführer Bernd Rüdiger ist weg.

Heute berichtet die Westfalenpost über die Ratssitzung vom vergangenen Donnerstag. Siehe dazu auch unseren Bericht von gestern hier im Blog und den Bericht „Wann kracht’s im Oversum“ vom 10. Januar.

Es muss schlimm stehen, wenn Bürgermeister Werner Eickler laut Bericht die drei Fraktionsvorsitzenden mahnte, vorsichtig bei der Wahl ihrer Worte zu sein.“Mögliche wirtschaftliche Schwierigkeiten“ sollten „nicht durch Aussagen der Politiker befeuert“ werden. Das ist Beschwichtigung statt Betriebswirtschaft.

Konkrete Zahle werden im Artikel nicht genannt. Der Leser/Bürger erfährt also nicht, wie weit Planung und Realität auseinanderdriften, um welche Summen es tatsächlich geht.

Stattdessen mehr Raunen als Klarstellung. So habe der Bürgermeister folgende Aussage getroffen:

„Alles, was erzählt wird, ist nicht Fakt.“

Dabei bleibt leider offen, was denn dieses „Alles“ ist und und wie die wirklichen Zahlen aussehen. Der Rat dürfe das Projekt öffentlich nicht schlechter machen, als es sei. Da stellt sich dem Leser doch die Anschlussfrage: Wie schlecht ist es denn?

Die Risiken seine gut abgesichert, so Eickler weiter, und sie hofften, „dass wir diese Sicherungen nicht ziehen müssen“.

Anschlussfrage: Welche Risiken sind das? Wie sind sie abgesichert? Was würde es bedeuten „die Sicherung“ zu ziehen?

Aufhorchen lässt die Aussage von CDU-Fraktionschef Andreas Pieper, dass „momentan(sic!) keine Zahlungsunfähigkeit“ herrsche.

Ein Stück weiter geht Harald Koch (SPD). Das Vertrauen in PPP-Projekte sei gründlich erschüttert worden, und er hoffe nicht, dass die 650.000 Euro Zuschuss der Stadt für das Oversum „den Gegebenheiten angepasst“ werden müssten.

FDP-Fraktionschef Bernd Kräling legte hingegen Optimismus an den Tag. Aktuelle Fehlentwicklungen würden zur Zeit von den zuständigen Stellen bewertet und verbessert.

Fazit: der Artikel in der Westfalenpost lädt zum Lesen zwischen den Zeilen ein. Der Rat der Stadt Winterberg, der die Grundlagen des  Oversum Projekts in wesentlichen Teilen (Verträge, Geschäftsverflechtungen) vor dem Bürger verschwiegen hat und diese Grundlagen in nichtöffentlichen, beinahe geheimen, da nicht im Ratsinformationssystem einzusehenden Sitzungen, verhandelt hat, legt eher eine Wagenburg-Mentalität als Offenheit an den Tag.

Die s.a.b als Investor wird bemerkenswerter Weise mit keinem Wort erwähnt. Gründe für den „Weggang“ des  Geschäftsführers Bernd Rüdiger werden nicht genannt.

Mehr Fragen als Antworten. Ob die Wagenburg hält?

10 Gedanken zu „Jetzt ist es raus: Oversum Vitalresort Winterberg defizitär. Oversum Geschäftsführer Bernd Rüdiger „ist gegangen“. Bürgermeister mahnt Vorsicht bei der Wahl der Worte an.“

  1. Naja, so ganz grün war mir das Oversum bisher nie… Trotzdem gefällt mir das Hallenbad gut. Letzte Woche war so viel los wie noch nie. Trotzdem würde ich mich freuen wenn wegen dieses „defizitären Problems“ das Freibad wieder in Betrieb genommen würde … vielleicht sieht man jetzt so einiges ein! Das Geld was jetzt vielleicht ins Oversum fließt nur damit die Stadt Anspruch auf das Hallenbad hat hätte man so schnell im Freibad nicht versenken können!

  2. @Leon:

    Es könnte aber auch so herum sein: Die Vitalresort GmbH kann den Defizitbetrieb nicht mehr bezahlen, bei 25.000 Euro Mindeseinlage bei GmbHs, kein ferner Gedanke, und stellt entweder Nachforderungen an die Stadt oder Insolvenz. Geld bei den Banken leihen können sich GmbHs, die sich ja durch niedrigiges Stammkapital auszeichnen, nur gegen Sicherheiten und die würden irgenwann fällig.

    Ich weiß nicht, wie die Stadt aus der Nummer rauskommen will. Wenn Pieper (CDU) jetzt schon die 100.000 Euro, die für die Eisbahn gedacht waren, nachschießen will, befürchte ich, dass er gutes Geld dem schlechten Geld hinterherwürfe.

    Die Stadt hat mir ja auf meine Anfrage keine Antwort gegeben. Wichtiger als wir beide ist das Finanzamt, und da muss irgendwann für die Umsatzsteuer eine betriebswirtschaftliche Auswertung vorliegen.

    Die Frage wäre: wie komme ich mit einer defizitären GmbH um die Insolvenz herum? Wird spannend.

    Ob die Herren angesichts der Probleme um das Oversum überhaupt an das Freibad denken können, wage ich zu bezweifeln.

  3. Du hast natürlich Recht, es wird sehr spannend und ich halte es auch für kritisch wenn jetzt Geld nachgeschossen wird.

    Ich weiß, daran denkt keiner. Ich sage es nur immer wieder, weil ich die Hoffnung nicht aufgebe und weil ich schon vor der Schließung gesagt habe, dass sie mit dem Geld was sie im Oversum versenkt haben eigenständig ein tolles Frei- und Hallenbad hätten haben können, nachdem das bestehende saniert worden wäre.
    Will jetzt nicht als Besserwisser darstehen, aber Geld unnötig zu verschwenden scheint bei den Städten Gang und Gebe zu sein. In Meschede ist es mit der Nachhaltigkeit auch nicht weit her wenn ich richtig informiert bin.

  4. Soso, der Tarif für die Jahreskarte wurde also gesenkt? Eben als ich da war stand der aber immer noch auf 195€! An der Preistafel hatte sich garnichts getan. Ich kann übrigens auch nicht kostenfrei am Oversum parken, jedes Mal muss ich 0,50€ in die Uhr werfen …
    Was die optischen Sachen angeht, das habe ich damals schon gedacht, heute standen dann sogar drei neue Strandkörbe im Schwimmbad! Sieht schon viel netter aus, noch ein paar Pflanzen dazu und alles ist gut.

    „Auch die komplette Übernahme des Schwimmbadbereichs durch die Stadt ist eine Option“, das war ja genau das was die Stadt nicht wollte, weil es doch so günstig sein sollte! Ich fühle mich wieder mal bestätigt, dass sie unser tolles Freibad (mit Hallenbad) nicht hätten schließen sollen! 😉 😀 …

  5. @Marker und @Leon:

    den Zeitungsartikel gelesen und mir ebenfalls meine Gedanken gemacht.

    Habe huete von 19 bis ca 20 Uhr mit Tourismusdirektor Michael Beckmann im Oversum – Café gesprochen.

    Da ich danach aber erst mal 1000 Meter geschwommen bin und jetzt erst im Blog bin, lasse ich das Gespräch erst einmal sacken, um zu überlegen und zu filtern, ob ich etwas Neues erfahren habe.

    Es war natürlich Michael Beckmanns Ziel, dass ich nicht mehr erführe als Ralf Hermann von der Westfalenpost ;-)mit dem er gestern Mittag geredet hat, siehe Zeitungsartikel (Marker).

    Vielleicht schaffe ich es morgen, vielleicht aber auch nicht, alldieweil ich von 7 bis 21 Uhr unterwegs sein werde.

    Bitte 1. nicht zu viel erwarten und 2. nicht ungeduldig werden.

Kommentare sind geschlossen.