Fernuniversität Hagen nachgefragt: Gutachten zur Dissertation Sensburg werden nicht veröffentlicht.

Wir hatten uns heute bei der Fernuniversität Hagen nach den Gutachten über die Dissertation von Dr. Patrick Sensburg erkundigt. Erfreulich schnell antwortete uns die Universität. Im Folgenden der kleine Briefwechsel. Die Namen haben wir entfernt, da sie nicht zur Sache gehören:

Unser Schreiben:

Sehr geehrte Frau …,

wir haben in unserem Blog sehr ausführlich über Patrick Sensburg, die
Fernuniversität Hagen und VroniPlag berichtet.

http://www.schiebener.net/wordpress/

Jetzt, da das Verfahren abgeschlossen ist, wären wir am Inhalt der
Gutachten interessiert.

Könnten Sie uns mitteilen, wann und wo diese Gutachten einzusehen sind
bzw. sein werden?

Mit freundlichen Grüßen


Die Antwort der Fernuniversität:

Sehr geehrter Herr …,

die Rechtswissenschaftliche Fakultät der FernUniversität in Hagen hat uns mitgeteilt, dass sie beschlossen hat, die Gutachten nicht zu veröffentlichen. Sie waren nie zur Veröffentlichung bestimmt, sondern bildeten nur die interne Diskussions- und Entscheidungsgrundlage für den Promotionsausschuss.

Der Dekan der Fakultät hat betont, dass der Promotionsausschuss sich Seite für Seite mit den auf VroniPlag erhobenen Vorwürfen auseinandergesetzt hat. In nahezu allen Fällen erwiesen sich die Vorwürfe als unhaltbar. In verschwindend geringem Umfang wies die Arbeit Unsauberkeiten auf, die sich aber im Bagatellbereich bewegen und die man, wenn man nur lange genug sucht, in ähnlicher Weise in jeder anderen Arbeit finden könnte, so der Dekan. Es bestand daher im Promotionsausschuss vollkommenes Einvernehmen darüber, dass die Einleitung eines Entziehungsverfahrens bei weitem nicht in Betracht kommt.

Mehr können wir hierzu nicht sagen.

Wir wünschen Ihnen ein frohes und geruhsames Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr!

i.A. …

18 Gedanken zu „Fernuniversität Hagen nachgefragt: Gutachten zur Dissertation Sensburg werden nicht veröffentlicht.“

  1. Ein Fall für WikiLeaks?
    Wenn das alles so klar ist, sich im üblichen Rahmen bewegt und die Gutachten geeignet sind, die Vorwürfe zu entkräften, warum dann diese Geheimnistuerei?

  2. @Martin:
    Das frage ich mich auch. Ein paar interessante Gedanken habe ich bei VroniPlag gefunden. Dort wird wenigstens noch diskutiert:

    Eigene Zitierregeln in Hagen:
    http://de.vroniplag.wikia.com/index.php?title=Forum:Eigene_Zitierregeln_in_Hagen%3F&t=20111223220426

    Verfahren gegen Sensburg wird nicht eröffnet:
    http://de.vroniplag.wikia.com/index.php?title=Forum:Verfahren_gegen_Sensburg_wird_nicht_er%C3%B6ffnet.&t=20111223164146

    Ein Zitat von vielen:

    „Interessanter Punkt! Es werden von einem Dekan persönlich wertende Details vertraulicher Gutachten an die Presse durchgestochen. Jedoch schweigt man sich offiziellerseits über die Grundlagen dieser Wertung aus. Ich würde daraus nicht ableiten, dass man in Hagen nicht studieren/promovieren kann. Aber ich würde daraus ableiten, dass man in Hagen gerade ein Kommunikations- und Transparenzproblem hat. Das wird sich über den Jahreswechsel wohl nicht mehr klären lassen. Es verschwindet aber auch nicht einfach nach dem Jahreswechsel.“

  3. Die Gutachten beweisen ja offensichtlich nur eins im Ergebnis: Sensburg ist von jeder möglichen Zweifel an seiner Arbeit frei zu sprechen. Drei Gutachter können wohl nicht irren. Und im übrigen sollte es doch mal irgendwann gut sein mit dem Gehetze. VroniPlag hat dieses mal daneben gegriffen, die Universität hat das klar gesagt und ich finde echt irgendwann muss man doch auch mal aufhören können.

  4. @Sabine
    „Drei Gutachter können nicht irren“, genau, das finde ich auch. Freispruch erster Klasse, wenn drei! Wissenschaftler lediglich in „verschwindend geringem Umfang (…) Unsauberkeiten (entdecken), die sich aber im Bagatellbereich bewegen und die man, wenn man nur lange genug sucht, in ähnlicher Weise in jeder anderen Arbeit finden könnte“.

    Was schert mich da mein eigener Verstand, mit dessen Hilfe ich zwei Textstellen als identisch erkennen kann. Nein, wenn drei Gutachter sagen, dabei handele es sich lediglich um Unsauberkeiten im Bagatellbereich, dann ist das auch so. Das sind schließlich Wissenschaftler und an irgendetwas muss Mensch sich ja schließlich orientieren!

    Sabine, damit wäre wir schon zwei Kommentatoren, die der Meinung sind, dass Sensburg von jedem möglichen Zweifel an seiner Arbeit frei zu sprechen sei. Sollte noch ein dritter Kommentator dazukommen, so steht fest: Sensburg hat nicht abgeschrieben, denn drei Kommentatoren können nicht irren.

  5. Sollte man sich langsam Sorgen um Dekan Harratsch machen? Ganz im Ernst: Wie kann ein Wissenschaftler die Behauptung in den Raum stellen, Verstöße gegen wissenschaftliche Standards im von VroniPlag dokumentierten Umfang ließen sich „wenn man nur lange genug sucht, in ähnlicher Weise in jeder anderen Arbeit finden“? Ist das eher ein Bauchgefühl oder gibt es dazu Fakten, die die Aussage irgendwie stützen könnten?

    Die nur-teilweise-öffentlichen Gutachten sind in #2 schon kurz erwähnt: An die Adresse dieses Blogs lässt die Fakultät mitteilen, dass beschlossen wurde, die Gutachten nicht zu veröffentlichen. Am gleichen Tag zitiert der Dekan ebendieser Fakultät gegenüber http://www.radiosauerland.de aus den Gutachten. („absurd bösartig“ ins Suchfeld führt zur entsprechenden Meldung)

    Vertrauensbildend ist das jedenfalls nicht.

  6. @erbSenzahl u.a.
    Der Auftritt der Fakultät ist für mich zur Zeit nur so erklärbar, dass man durch den Basta-Beschluss signalisiert, dass es sich bei VroniPlag um einen Haufen handelt, der nicht satisfaktionsfähig ist und mit dem man sich daher auch nicht herumplagen muss: Was stört es die Eiche, wenn sich eine Sau an ihr reibt.

    Bitte um bessere Erklärungen …

  7. Ich vermag der Argumentation der Uni Hagen nicht zu folgen. Zwar vermag auch ich bei weitem nicht allen auf Vroniplag erhobenen Vorwürfen zu folgen, aber mit „Bagatellen“ haben wir es nicht zu tun. Der Entscheid, die Gutachten nicht zu veröffentlichen, war korrekt, da der Schutz der Privatsphäre ein höheres Gut ist als das Interesse der Öffentlichkeit an der Aufklärung dieses Mysteriums. (Der gleiche Grund übrigens, warum ich auch gegen Vorratsdatenspeicherung bin.)

  8. @Hansgert Ruppert
    Ich sehe erst einmal nicht den Zusammenhang der Gutachten mit der Vorratsdatenspeicherung. Aber davon abgesehen: geht es denn bei der Beurteilung einer Dissertation um die Privatsphäre des Promovenden? Dann dürfte doch konsequenterweise niemand seine Dissertation veröffentlichen, da sie ansonsten der Öffentlichkeit, insbesondere den anderen Wissenschaftler/innen, zugänglich ist. Es wäre wünschenswert, wenn die Fernuni die Vorwürfe (öffentlich) widerlegen würde. So bleibt die Angelegenheit eine merkwürdige Hängepartie.

  9. …Ich kann nicht verstehen, warum immer, wenn ein Mensch intelligent ist und in den Beruf höher aufsteigt – weil er dies wirklich verdient hat – muss er mit üblen Nachreden belästigt werden?!
    Patrick Sensburg, den ich persönlich kenne, ist ein hochbegabter Mensch mit sehr hohem intellektuellen Niveau. Dass er 20% seiner Doktorarbeit abgeschrieben hat ist ja milder ausgedrückt,lächerlich…

  10. Na, also! Dann werden wir morgen in der WP lesen, dass die Sauerländer mit BEIDEN „zufrieden“ sind.

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