RWE sei Dank! – Aktien treiben Kommunen weiter in den Ruin. Ein kleiner Beitrag zum großen „Weltfinanzchaos“

Hochsauerlandkreis. RWE sei Dank! – Aktien treiben Kommunen weiter in den Ruin

Über diese nicht ganz so neue und dennoch aktuelle Einsicht veröffentlichte die WR am 24.08.2011 den Artikel:

„RWE-Krise trifft Städte – Gestutzte Dividende reißt Löcher in die Haushalte. Kapitalerhöhung könnte steigende Steuerlast auslösen.“

Kämmerer im Ruhrgebiet seien nicht zu beneiden, schreibt die WR. Bei einer Stadt nach der anderen entgleise der Etat. „Trost spendeten in der Vergangenheit stets die RWE-Aktienpakete“. Doch nun versiege diese Quelle; denn der Aktienwert der RWE schmelze dahin. Als Konsequenz, schreibt die Tageszeitung, streiche der Konzern die Dividenden-Zahlung zusammen und bringe damit die kommunalen Aktionäre in arge Nöte.

Beispiel Mühlheim: Die Stadt hat 9,7 Millionen RWE-Aktien. Im vergangenen Jahr erhielt der Kämmerer rund 34 Millionen Euro Dividende (pro Aktie 3,50 Euro). Für 2011 werden es laut WR voraussichtlich 10 Millionen Euro weniger sein; denn die Dividende sinke wahrscheinlich auf 2,40 bis 2,70 Euro. „Doch es könnte für die Städte noch tiefer gehen. Denn RWE hat eine Kapitalerhöhung angekündigt.“ Durch die Kapitalerhöhung könnte ein Steuervorteil für die Kommunen entfallen. Die Folge: „Neben sinkenden Einnahmen aus der Dividende drohen höhere Belastungen der Etats durch Steuern.“

Nun könnten wir fragen: Was geht uns das im Hochsauerlandkreis an? Leider eine Menge! Der Hochsauerlandkreis hält knapp 6 Millionen Stück RWE-Aktien. Wenn also die Stadt Mühlheim mit einem Dividenden-Verlust von 10 Millionen Euro rechnet, muss sich der Kreiskämmerer also auch auf um mehrere Millionen Euro verminderte Einnahmen einstellen. Und nicht nur das; in der Bilanz müsste auch ja auch der Wertverlust der RWE-Aktien berücksichtigt werden!

Ein Klick im Internet zum Kurs der RWE (Aktie/Xetra):
07.09.2011 11:18:13 Kurswert 23,51 Euro – Differenz zum Vortag (22,77 Euro) + 3,27 %

Der zeitweilige kleine Gewinn zwischen gestern und heute lässt nicht viel hoffen; denn seit mehreren Monaten steht die Kursentwicklung nun schon auf Sinkflug. Zum Vergleich: Im März 2011 stand die RWE-Aktie noch bei 48,91 Euro. Das bedeutet eine Wert-Halbierung in nur 6 Monaten.

6 Mio Stück Aktien im Wert von 48,91 Euro ergeben den Betrag von 293.460.000,- Euro
6 Mio Stück Aktien im Wert von 23,51 Euro ergeben den Betrag von 141.060.000,- Euro

Ergo ist der HSK und sind somit alle seine Bürgerinnen und Bürger dank der RWE-Aktien in einem halben Jahr “ mindestens“ um 152 Mio Euro ärmer geworden. Zu Beginn des letzten Jahres lag der Kurs der RWE-Aktie sogar noch bei 68,96 Euro! Das macht einen Verlust von fast 273 Mio Euro, und somit von beinahe 2/3 des Wertes in nur 20 Monaten. Der Dax verlor in diesem Zeitraum „nur“ 10 Prozent.

Ende 2009 hatte der Hochsauerlandkreis sein RWE-Aktienpaket mit den Stimmen von CDU und SPD um 30 Mio Euro aufgestockt. (Diese Aktien gehörten bis dato der maroden WestLB.) Dumm gelaufen!

2 Gedanken zu „RWE sei Dank! – Aktien treiben Kommunen weiter in den Ruin. Ein kleiner Beitrag zum großen „Weltfinanzchaos““

  1. Wer sich mit dem Thema Aktien auseinandersetzt, wird sehr schnell feststellen, dass es sich hierbei um ein hoch komplexes Thema handelt. Oftmals werden an der Börse eher Fantasien denn reelle Werte gehandelt. Am Beispiel der Internetblase konnte man feststellen, dass dort Firmenanteile in Schwindel erregender Höhe gehandelt wurden, die im Vergleich zu anderen Konzernen keine Gegenwerte im Sinne von Produktionsstätten, Maschinen, Grundstücken und Gebäuden et cetera hatten.
    Der kleine Mann wird sich und seiner Familie kaum solchen Risiken aussetzen und daher keine Einzelaktie erwerben.
    Anders die verantwortlichen Politiker im HSK. Hier kann man Steuergelder einsetzen, für deren wirtschaftliche Fehlentwicklung man nicht verantwortlich gemacht wird. Mehr noch: Während die Bundesregierung millionenschwere Kredit-Programme über die KFW-Bank auflegt, damit Bürger weniger Strom und Gas -also Produkte aus dem Kerngeschäft der RWE- brauchen, wird der Ankauf von Aktien der RWE durch die verantwortlichen Politiker als „strategische Anlage“ bezeichnet.

    Auch von Wettgeschäften hält sich der kleine Mann in seinem Verantwortungsbewusstsein fern.

    Anders dagegen die Stadt Meschede mit ihren Swap-Geschäften. Darüber war in einem Artikel vom 4.2.2009 in der Westfalenpost unter der Überschrift „Da wurde Roulette gespielt“ zu lesen: „Die Stadt Meschede hat zwischen 2003 und 2008 bei Zinswetten, auch Swap- oder Derivatgeschäfte genannt, 175.000 Euro verloren. Das bestätigte Bürgermeister Uli Hess. Herausgekommen ist dieser Verlust jetzt durch eine Anfrage des Bundes der Steuerzahler“.
    Das Verantwortungsbewusstsein des UWG-Fraktionsvorsitzende Eberhard Borghoff („Köpfe statt Parteibücher“) wird mit der Aussage zitiert, dass der Rat diesen Zinsgeschäften auf Expertenrat hin zugestimmt habe und dass diese 175.000 Euro für Meschede kein Weltuntergang seien!
    Es muss also Experten geben die Wetten mit Steuergeldern anraten? Und in einer Nothaushaltskommune sind also 175.000 Euro für Meschede kein Weltuntergang? Wo genau beginnt denn so ein Weltuntergang und ab welcher Schadenssumme am Bürger ist der Begriff „Volksvertreter“ nicht mehr angemessen?

    Wer schon in Aktien anlegt, sollte wenigsten Fonds nehmen und so das Risiko weiter zu streuen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Der Vergleich mit einem zugeordneten Index (Fond mit deutschen Aktien aus dem DAX und der DAX als Vergleich) zeigt, dass ca. 80% der Fonds schlechter sind als die Entwicklung des DAX. Dass heißt, entweder sind die Gebühren und Gehälter für den Fond so hoch, dass der Gewinn aufgebraucht wird oder die hoch studierten Bänker schaffen nicht ihr Soll.
    Mit etwas Umsicht kann man jedoch, wie das Handelsblatt schreibt, mit einem guten Aktienfond einen jährlichen durchschnittlicher Gewinn von 8% erzielen.
    Fazit:
    1. Dem HSK als Kreis und den Kommunen sollte der Besuch bei der Verbraucherzentrale zum Thema Finanzen zur Pflicht werden.
    2. Die Ratschläge sollten 1 zu 1 umgesetzt werden müssen. Schlechter als die „Empfehlung“ sich auf Wetten einzulassen, kann die Beratung nicht sein!

    Zur Zeit lässt sich für mich nur resümieren, dass wirtschaftlicher Erfolg und gelebte Verantwortung mit den derzeitigen Politikern nicht kompatibel ist!
    (Sonst hätten wir ja keine Schulden!)

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