Christliche Rechte steht in Großbritannien vor erstem großen Erfolg

Premier Cameron
Auch er unterstützt Änderungen des Abtreibungsgesetzes: David Cameron, hier aus Wachs (foto: chris)

An anderer Stelle berichteten wir in diesem Blog über die Aktivitäten der Christlichen Rechten in Großbritannien. Als deren Sprachrohr im Britischen Parlament entpuppte sich schon damals die Hinterbänklerin der Konservativen Partei Nadine Dorries.

Gestern berichtete der Guardian in seiner Online-Ausgabe von neuen Initiativen der gut vernetzten Abgeordneten. Unterstützt wird sie dabei pikanterweise von dem Labour Parlamentarier Frank Fields.

Nach Aussagen des Guardian macht sich Dorries zur Fürsprecherin der Anti-Abtreibungs Lobby im Königreich. Die Beratung von Schwangeren über einen möglichen Abbruch soll nun nicht mehr – wie bisher – in den Händen von Wohltätigkeitsorganisationen liegen. Denn bei diesen, so die konservative Abgeordnete, sei ein Interessenkonflikt zu verorten. Unabhängige Beratung könne die Zahl der Abtreibungen von 200 000 pro Jahr auf 60 000 reduzieren, so die Behauptung.

Somit soll eine  „unabhängige“ Beratung gesetzlich vorgeschrieben werden. Der Prozess ginge bisher, so Dorries,  zu schnell und viele Frauen würden Entscheidungen treffen, die sie eigentlich nicht treffen wollten.  Immer mehr Frauen stürzten ab. Daher wäre dies Gesetz ein Frauenrechtsthema.

Das Ziel von Dorries und ihren Mitstreitern ist es, nach mehr als 20 Jahren das Abtreibungsrecht grundlegend zu ändern.

Nach dem Gesetz geforderte „unabhängige“ Organisationen, so der Guardian in einem weiteren Artikel, könnten Beratungsnetzwerke mit großer Nähe zu den Kirchen sein. Außerdem kämen Antiabtreibungsorganisationen wie „Life“  in Frage.

Hinter dieser Kampagne der Tory-Abgeordneten stehen starke Lobbyisten. Zum einen wäre dies die Kampagne „Right to Know“, die sich bisher weigert, Sponsoren zu nennen. Ein Dr Peter Sanders berät die Abgeordnete, er ist Vorsitzender der „Christian Medical Fellowship“ (LMF). Eine weitere wichtige Lobbyistenorganisation ist die Lawyers Christian Fellowship (LCF).

Letztere hat juristische Rückendeckung für „The Silver Ring Thing“ gegeben, ursprünglich eine US-Organisation, die das Tragen eines silbernen Ringes als Zeichen der Enthaltsamkeit propagiert.

Zu Recht verweist die Labour Abgeordnete Diane Abbott auf das Vorbild der USA, wo durch die von ihnen angestachelten  „Kultur Kriege“ die politische Rechte  stark profitiert hat.

Die  Britische Regierung unter Premierminister Cameron öffnet die Sozialgesetzgebung bereitwillig dem Einfluss der Kirchen. Kritiker werfen den Initiatoren der Gesetzesänderung vor, sie würden die Uhr zurück drehen wollen.

Auf jeden Fall zeigt das Vorbild USA, dass eine solche Politik die Gesellschaft polarisiert und Handlungsspielräume einengt. Der christliche Fundamentalismus schafft eben keine bessere Gesellschaft.