PFT – Wie geht`s weiter mit der Never-Ending-Story?

Ruhig ist es geworden, beim „Endlos-Gift-Drama“ um die Industriechemikalie PFT. Viele andere medienträchtige Ereignisse und Schlagzeilen kleistern die PFT-(Klär-)Schlämme mehr und mehr zu.

Eine Tageszeitung fand trotz aller anderen Katastrophen im letzten Monat etwas Platz für eine Meldung über PFT und die „Zeitnot“ der Justiz. Die Neue Westfälische veröffentlichte am 11.07.2011 im Paderborner Teil:

„Jahrelanges Warten auf PFT-Prozess Hauptverhandlung noch immer nicht terminiert VON HUBERTUS GÄRTNER

Paderborn. Mehr als sechs Jahre nach der Aufdeckung eines der größten Umweltskandale in Nordrhein-Westfalen ist den mutmaßlichen Tätern immer noch nicht der Prozess gemacht worden. Zwar hat die Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft Anfang letzten Jahres nach sehr langen Ermittlungen im sogenannten PFT-Verfahren Anklage erhoben, doch seither schlummern die Akten am Landgericht in Paderborn.

Wie dessen Sprecher, Adalbert Heine, am Freitag einräumte, ist in dem Fall immer noch keine Hauptverhandlung terminiert. Dieses solle aber „in den nächsten zwei bis drei Monaten“ geschehen.

„Das Verfahren sprengt alle Dimensionen.“ Mit diesen Worten begründete Heine die erhebliche zeitliche Verzögerung. Außerdem sei die zuständige Richterin in letzter Zeit durch andere Prozesse sehr stark belastet gewesen. Es habe wegen der Verzögerung bereits diverse interne Besprechungen gegeben. Das Landgericht habe nun die Geschäftsverteilung geändert und eine neue Berichterstatterin eingesetzt, damit diese den PFT-Prozess vorbereiten könne.

Belasteter Klärschlamm mit Abfällen vermischt In dem Verfahren müssen sich sieben Personen, darunter auch der Borchener Unternehmer Ralf W. (41), wegen Verunreinigung von Boden und Gewässern sowie unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen verantworten. Ralf W. soll mit der mutmaßlich krebsfördernden Industriechemikalie PFT (perfluorierte Tenside) belasteten Klärschlamm aus Belgien mit an-deren Abfällen vermischt und als Dünger an Landwirte verkauft haben. Bauern in mehreren Bundesländern verteilten den Dünger auf ihren Flächen.

Die Folgen waren verheerend. Infolge des Niederschlags wurde PFT zum Beispiel in Möhne und Ruhr gespült. Trinkwasser wurde belastet, landwirtschaftliche Flächen kontaminiert. Die Sanierung kostete Millionen. Vier der Beschuldigten gehören zu dem belgischen Lieferanten, mit dem Ralf W. laut Staatsanwaltschaft illegale Absprachen getroffen haben soll. Im Jahr 2013 könnten die ersten Vorwürfe verjährt sein.“

In der Nacht vom 08.08./09.08.11 berichtete übrigens der Fernsehsender Phoenix in einer langen Reportage über die Folgen der Privatisierung des Wassers, es würde wieder Klärschlamm aus Belgien nach Deutschland „versandt“. Warum und wozu wir das Zeug in Deutschland brauchen? Etwa immer noch als „Dünger“?

Unter folgendem Link noch ein aktueller Bericht über die Situation im Kreis Paderborn:

http://www.paderborner-blatt.de/regionales/11163410-6-der-ackerflaechen-im-kreis-paderborn-sind-gering-belastet-

Und eine höchst interessante Pressemeldung der Bez.Reg. Detmold:

http://www.bezreg-detmold.nrw.de/100_Startseite/010_Meldungen/01_Abfalltransportkontrollen/index.php

Last not least:

http://www.waz-abo.de/_SITioMSgAAAAAjNYNW/_SP0/nachrichten/im-westen/Noch-kein-Ende-im-PFT-Skandal-in-Sicht-id4858327.html

2 Gedanken zu „PFT – Wie geht`s weiter mit der Never-Ending-Story?“

  1. Die Geschichte geht weiter, ein Stückchen weiter …: :

    Zwei Trinkwasserbrunnen in Elpe sind auch noch im Jahr 2014 mit PFT befrachtet.

    Klick:

    http://www.dorfinfo.de/trinkwasser-in-der-ortschaft-elpe-unbedenklich-pft-funde-in-zwei-privaten-trinkwasserbrunnen/1042321

    Zitat aus der PM:
    „Gleichzeitig wird intensiv die Ursache für die Belastung gesucht.“

    Da bin ich sicher nicht die einzige die sich fragt, ob es nicht sinnvoll mit der Suche auf den Weihnachtsbaumflächen zu beginnen!?

    Zur Erinnerung: 2006 fiel zufällig die hohe PFT-Konzentration im Wasser der Ruhr auf. Als Ursache machten Wissenschaftler giftige Klärschlämme aus, die als sogenannte Bodenhilfsstoffe (sprich als Dünger) auf Felder ausgebracht worden sind. Im Raum Bestwig wurde dieser „Dünger“ reichlich in die Weihnachtsbaumflächen gekippt. Schon damals nahm der Trinkwasserversorger Hochsauerland Wasser GmbH einen Trinkwasserbrunnen in Elpe wegen der hohen PFT-Belastung vom Netz.

    Beim Landgericht Paderborn scheitere leider im letzten Jahr der Prozess gegen die mutmaßlichen Verursacher. Auf den Folgen und den Ewigkeitskosten bleibt nun also, wie so oft, die Allgemeinheit sitzen.

    Das große Geschäft mit den PFT-haltigen Klärschlämmen werden gewisse Herrschaften in weißen Kragen schon lange gemacht haben? Wäre interessant zu wissen, mit welchen „innovativen“ Geschäften sie gerade beschäftigt sind!? Oder genießen sie die Früchte ihres Hande(l)ns schon auf den Cayman Islands?

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