PPP und PKSP – Von Akronymen, Zeitgeist-Floskeln und Meinungsmache rund um das Oversum Winterberg

Das PPP-Projekt "Oversum" in Winterberg. (foto: chris)
Das PPP- Projekt „Oversum“ in Winterberg. (foto: chris)

Das Kürzel ‚PPP‘ für Private Public Partnership Program wird im Sauerland gemeinhin mit dem ‚Leuchtturmprojekt‘ Oversum in Winterberg verknüpft.

Das Konzept vom privaten Investor und dem kommunalen Auftraggeber war eine Herzensangelegenheit der Britischen Regierung unter Toni Blair in den ersten Jahren dieses Jahrtausends.

Oversum in Winterberg, dessen Form weniger an einen Leuchtturm als an ein dickes Ei erinnert, ist ein solches PPP. Doch nicht nur das. Es ist auch ein PKSP. Noch nie gehört? PKSP steht für: Privat Kommunale Synergie Projekte. Dieses Akronym scheint von der s.a.b., dem Privatinvestor Winterbergs, kreiert worden zu sein, denn bei google tauchen beide Abkürzungen stets zusammen auf.

Im Behörden-Spiegel (Herausgeber: Rudolf Scharping) findet sich unter der Überschrift Privat-Kommunale-Synergie-Projekte (PKSP) ein Beispiel für Eigenwerbung des s.a.b. Geschäftsführers Wolfram Wäscher.

Wäscher streicht den Verantwortlichen der Stadt Winterberg Honig um den Bart.  Sie seien „kluge und zielorientiert handelnde Verwaltungs- und Ratsmitglieder“, die Kommune verfüge über eine „visionäre Spitze in Verwaltung und Rat“.

Das Entwicklungskonzept der Stadt sehe, so Wäscher,  eine „Impulsinvestition“ von 30 Millionen Euro vor, gefolgt von Folgeinvestitionen von 70 Millionen Euro in den nächsten 5 Jahren. Wer hier was zu welchen Bedingungen zahlt, wird nicht aufgeschlüsselt. Aber Wäscher verspricht, dass durch die 100 Millionen Euro Investitionen plus Umwegsrentabilität, Winterberg ein Konjunkturprogramm erhalte, welches weder den städtischen Haushalt noch die Bürger belaste.

Aber was ist Umwegsrentabilität? Rentabilität ist klar, das ist „das Verhältnis einer Erfolgsgröße (zum Beispiel Gewinn) zum eingesetzten Kapital“. Aber Umwegsrentabilität?

Laut wikipedia handelt es sich bei Umweg(s)rentabilität um den Nutzen wirtschaftlicher Investitionen, der indirekt erzielt wird. Der zukünftige Gast im Oversum nutzt die Winterberger Liftanlagen, frequentiert die Winterberger Cafes und Restaurants, Winterberg zieht zusätzliche Besucher an, die sich auf private Quartiere und Hotels verteilen.  Winterberg wird somit attraktiver. Nicht nur deutsche und niederländische Rentner wollen zukünftig dort leben, sondern auch andere Menschen.

Dass sich diese Umwegrentabilität weder in absoluten Zahlen noch in Prozentzahlen umrechnen lässt, liegt nahe. So ist sowohl die Prognose als auch die nachträgliche Abrechnung schwierig. Das Konzept der Umwegrentabilität eignet sich somit eher zur Legitimation von wirtschaftlichen Projekten in der politischen Diskussion. Eine betriebswirtschaftlich bezifferbare Kategorie ist sie nicht.

Da wird dem geneigten Leser suggeriert, man habe das Projekt nach den Regeln der Betriebswirtschaft durchgerechnet. In Wirklichkeit rechnen die Verantwortlichen mit Hoffnungen und Projektionen.

Elbphilharmonie im Bau (foto:   )
PPP- Projekt Elbphilharmonie mit Tickets ohne Konzerte (foto: anne rose)

Eine weitere Umwegrentabilität ist der Zugewinn an Prestige. Geht es den Winterberger Politikern ähnlich wie dem ehemaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust mit seiner Elbphilharmonie? Wollen die Herren mal so etwas richtig Großes bauen? Welcher Mann träumt nicht davon, sich einmal ein Denkmal zu setzen.

Aber Vorsicht meine Herren, nicht jeder kann sich bei Scheitern des Projekts nach Sylt absetzen…

5 Gedanken zu „PPP und PKSP – Von Akronymen, Zeitgeist-Floskeln und Meinungsmache rund um das Oversum Winterberg“

  1. @Chris:

    danke für den Artikel 🙂 Ein ganz dickes Ding habe ich in dem von Dir verlinkten Behördenspiegel gefunden. Ich fasse das mal mit eigenen Worten zusammen:

    Es gibt ein Junktim zwischen Oversum und Landal-Ferienpark!

    Zitat: „…PKS-Projekt war die
    Voraussetzung für die Ansiedelung
    eines großen Ferienparks…“

    Das Zitat im Zusammenhang:

    „Das Projekt konzentriert fünf
    kommunale Leistungen im Kurpark
    der Stadt und fasst diese
    mit sieben weiteren privatwirtschaftlichen
    Angeboten symbiotisch
    zu einem großen Identifikationsprojekt
    Winterbergs, dem
    “Vitalresort Oversum“, zusammen.
    Dieses PKS-Projekt war die
    Voraussetzung für die Ansiedelung
    eines großen Ferienparks
    und weiterer Investitionen. Insgesamt
    entstehen 350 neue Arbeitsplätze
    und die Umwegsrentabilität
    stellt eine zusätzliche
    Konjunkturbelebung dar.“

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