Wütend! Bausparkasse BHW nervt seine (Alt-)Kunden. Deswegen …

In grauer Vorzeit war das Beamtenheimstättenwerk, kurz BHW, ein einigermaßen zuverlässiger Partner für spar- oder bauwillige Mitmenschen. So manches Häuschen wurde per BHW-Bausparvertrag finanziert und nach und nach abgestottert. Schön war die Zeit!

Dann kam die Zeitenwende. Die früher mal gute, alte Postbank erhielt eine Order. Sie hieß: „wachse!“ Sie verleibte sich daraufhin gehorsam das gute, alte BHW ein. Daraufhin mutierte die gute, alte Postbank mitsamt ihren vielen guten, alten Privatkunden zu einem exquisiten Leckerbissen für die gefräßige Deutsche Bank. Was für eine unangenehme Zeit! „Wütend! Bausparkasse BHW nervt seine (Alt-)Kunden. Deswegen …“ weiterlesen

Umleitung: Plagiate, Wahlen, Medien, Snowden, das soziale Gewissen, Grenzgang an der Küstenlinie, deutscheste deutsche Bahn und mehr.

Plagiate: Es gibt kein Problem mit Wissenschaftsbetrug – solange niemand drüber redet … erbloggtes

SPD-Spitze im Wahlkampf: Die Kunst der Selbstdemontage … postvonhorn

Die Wahlversprechen der Union: Freibier für alle … wirinnrw

Verdrossen am Verdruss: Nehmt das, Wutbürger! Warum das verallgemeinerte Gekäppel und die Häme über Politiker die Luft nicht besser macht … misik

Medien I: Die Illusion von Medien als “Vierte Gewalt” … wiesaussieht

Medien II: Die Verleger schaffen den Journalismus ab … charly&friends

Zeitungskrise: Online-WAZ wirbt erneut für Printprodukte des Konkurrenten vom Medienhaus Bauer aus Marl … ruhrbarone

Snowden: Der Bote des Unheils wird geköpft und nicht der Unheilverursacher. Und unsere jämmerlichen Medien machen das mit … nachdenkseiten

27. Juni 2013: Als die Gebrauchsanweisung für das soziale Gewissen plötzlich verloren gegangen war … endoplast

Termine: Betriebs- und Personalrätekonferenz der AfA/SPD im HSK … neheimsnetz

Wahlen: 4 Monate Amtszeit des Landrats würden mindestens 150.000 Euro zusätzlich kosten … sbl

Kultur in Holzwickede: Grenzgänge an der Küstenlinie – die melancholischen Gemälde des Hermann Buß … revierpassagen

Zu guter Letzt: Deutsche, deutschere, deutscheste Bahn … sprachlog

Maria Klein-Schmeink, Grüne MdB, besuchte Gesundheitseinrichtungen in Brilon.

Krankenhausbesuch
Besuch im Krankenhaus: Maria Klein-Schmeink (3. v.l.) mit Geschäftsführer Bernd Schulte (1.v.l.), Mitarbeitern und Reinhard Loos (BBL, 4.v.l.)

Brilon. (bbl_pm) Maria Klein-Schmeink, Grüne Bundestagsabgeordnete aus Münster und Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags, informierte sich einen Tag lang über das Gesundheitswesen in Brilon.

Zunächst stellten im Städtischen Krankenhaus Geschäftsführer Schulte, Pflegedienstleiter Pape und der Leiter der Unternehmens- und Projektentwicklung Siebers die Zukunftsplanungen des Hauses und die aktuellen Probleme, mit denen viele Krankenhäuser im ländlichen Raum sich auseinandersetzen müssen, dar.

Besonders beeindruckt war Maria Klein-Schmeink von den zahlreichen Fachdisziplinen, die am und im Briloner Krankenhaus vertreten sind. Der Besuch wurde abgerundet durch die Besichtigung mehrerer Einrichtungen im Krankenhaus.

In der Arztpraxis
Hausärztliche Gemeinschaftspraxis: (v.l.) Maria Klein-Schmeink, Annette Loos, Gregor Schmidt

Danach standen Besichtigung und Gespräch in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis auf dem Programm. In dieser Praxis hat sich vor kurzem ein Arzt neu niedergelassen, die erste Niederlassung eines Hausarztes in Brilon seit mehr als 10 Jahren. Die Praxis konnte über die Ausweitung ihrer Sprechstundenzeiten berichten, und viel über aktuelle Erfahrungen mit bürokratischen Hürden.

Christophorus Haus
Christophorus-Haus in Gudenhagen: Maria Klein-Schmeink (1. v.l.), Geschäftsführer Uwe Makschin (1.v.r.), Patienten, Angehörige und Mitarbeiter

Zum Abschluss war das Christophorus-Haus in Brilon-Gudenhagen das Ziel. Dort gab es eine Gesprächsrunde mit Geschäftsführung, Hausleitung, Patienten und Angehörigen. Alle Teilnehmer brachten ihre Erfahrungen ausführlich ein. Im Vordergrund steht das Bemühen, trotz personeller Restriktionen eine fürsorgliche und aktivierende Betreuung der Hausbewohner zu gewährleisten.

Maria Klein-Schmeink ist in der Grünen Bundestagsfraktion auch Sprecherin für Prävention und Patientenrechte und interessierte sich daher in allen drei Stationen ihres Besuchs besonders für diesen Themenbereich.

Die letzte Kiste ausgepackt: Bergmann vor Kohle 1938-39

Kumpel vor Kohle
Kumpel vor Kohle 1938/39 (archiv: zoom)
Irgendwann muss man auch die letzten Kisten des Nachlasses auspacken. Ein paar Bilder, alte Rechenschieber, Schuhputzzeug, Heimwerkernadeln, Scheren, Messer, Uhren, vier funktionsfähige AAA Batterien und zwei Anstecknadeln der Mannesmann Werke.

Das Bild des Kumpels mit Presslufthammer vor Kohle hatte mein alter Herr mit kleinen Nägelchen, Rückwandpappe und Kleber ziemlich unzugänglich im Bilderrahmen verbarrikadiert. Ich erinnere mich, dass es in den letzten Jahren über seinem Bett hing. Aus dem Zimmer konnte man den Förderturm der Zeche Lohberg sehen.

Ich hatte Vater immer im Verdacht, dass er das Bild vor nicht allzu langer Zeit in einem Anfall von Alterssentimentalität aus irgendeinem Magazin wie dem Stern ausgeschnitten hatte, denn obwohl er ein ziemlich guter Hobby-Fotograf war, habe ich ihm dieses Bild nicht zugetraut.

Heute Abend habe ich die Fotografie mühsam aus dem Rahmen gepult. Kein Zeitungspapier. Solider Karton, etwas dicker als normales Fotopapier. Hinten drauf hatte er in seiner kleinen, runden Schrift „1938-39“ notiert. Kein Autor, kein Ort. Nichts.

Irgendeine Verpackung? Plakat? Buch-Einband? Mit neun Jahren war er bestimmt nicht unter Tage gefahren, um den Kumpel vor Kohle zu fotografieren.

Ich hätte ihn ja mal fragen können. Zeit war genug. Die „1938-39“ wird stimmen, denn penibel war mein Vater immer, in solchen Dingen.

Umleitung: von Brüssel bis Bestwig, vom EU-Haushalt zum Bürgerhaushalt, vom Papst zu den Piraten und mehr.

Jetzt besitzen wir auch ein Motiv für Polizeimeldungen (foto: zoom)
Seit den Ver.di, GEW und  GdP Demos besitzen auch wir ein Motiv für Polizeimeldungen (foto: zoom)

Brüsseler Irrsinn für Zypern: Man muss sich EU-Gipfel nicht als rationale Veranstaltung vorstellen … wiesaussieht

Jubiläumsfeier für die Agenda 2010: Wenig Kritik und keine Empathie mit den Opfern … nachdenkseiten

Medienrummel um Konklave und Papst: Es grüßt das Religionslehrermangel-Murmeltier … hpd

Papst Wahl – Kasperle Theater: Die TV Präsentation des neuen Papstes erinnerte mich an meine Kindheit … neheimsnetz

Respekt! Habemus papam: Der Mensch, liebe Brüder und Schwestern, ist das Ebenbild Gottes … jurga

Kein Papst aus dem Sauerland? Das ehemalige Herzogtum Westfalen, welches bis zur Säkularisation über 350 Jahre lang der stabilen Landesherrschaft der Kölner Kurfürstbischöfe unterstanden hat, war wohl einmal eine der katholischsten Landschaften im deutschsprachigen Raum … telepolis

Homöopathische Ministerin Steffens: Nun wird Bartoschek die Leidensfähigkeit der fachlich versierten Ministerialbeamte unterschätzen, welche in die Ministerien als Fachkräfte berufen werden und dort zumeist auf Lebenszeit bleiben … nesselsetzer

Starcon vs. Scienceblogs: So leicht bringt man Blogger zum Schweigen … psiram

Zum Ruhrgebiet gab es fünf Dinge zu sagen: 1. Seine Städte sind pleite. 2. Ihre Infrastruktur ist mangelhaft. 3. Die Parteien möchten die Missstände beseitigen … postvonhorn

“Piraten wirken nicht!”: Immer wieder höre und lese ich darüber, wie sinnlos doch die Piratenpartei sei und dass sie doch wirklungslos sei … c2h5oh

Lokale Medien und Informationen: weniger Zeitung, mehr Online … charlyandfriends

Jähes Erwachen aus Kinderträumen: Zum Ende des Spielwarengeschäfts Lütgenau in Dortmund … revierpassagen

Waldeck-Frankenberg: Bürgerhaushalt im Landkreis … sbl

Bestwig***: Haupt- und Realschule stehen auf der Kippe … derwesten

***Am 16. Januar 2010 hatten wir das Notwendige zu diesem Thema geschrieben: Schulkonkurrenz im Hochsauerland? Brilon legt vor. Diskussionsvorschlag: “Gesamtschule Olsberg” … zoom

Umleitung: Besuche bei Blogs und Websites – Männer, Medien und die Krise …

Kollektiver Wahn: Reformstau sei die Ursache der Krisen … nachdenkseiten

Männer, die auf Plagiate starren: Rückblicke auf die Causa Schavan … erbloggtes

Verlage I: Google-Snippets nach neuem Leistungsschutzrecht ohne Lizenz unzulässig … niggemeier

Verlage II: Stoppt Verlinkung auf Verlagsinhalte … indiskretion

Medienkrise I: Betriebsrat – auch kein Zuckerschlecken … charlyandfriends

Medienkrise II: Gekündigt … absprung

Die guten Seiten der schlechten Stimmung: Miese Stimmung, Eine Streitschrift gegen positives Denken … revierpassagen

Steinbrück, Napolitano oder die einfache Frage: Wo beginnt die Diplomatie? … wiesaussieht

Lebensmittel-Skandal: Ein tolles Geschäftsmodell … postvonhorn

Duisburger Rathausgespräche: Diese gewisse Distanz zu sich selbst … jurga

Schalker Fanprojekt: unterstützt ‚Stolpersteine 2013 – Gemeinsam gegen das Vergessen‘ … ruhrbarone

Piratenpartei Arnsberg: unterstützt CDU-Forderung nach Erhöhung der Einsatzpauschale für die Feuerwehrkräfte … neheimsnetz

SPD im Hochsauerland: Schwarz- Gelb legt unzureichende Schmalspurregelung beim Fracking vor … hskspd

HSK-Kreistagsmitglieder: möchten so bleiben wie sie sind … sbl

Patrick Sensburg: zur Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften … sensburg

„Ausgeliefert!“ Rechtsextremes Sicherheitspersonal beim Online-Versandhändler Amazon

Grafik erstellt mit Wordle (http://www.wordle.net/create)
Grafik erstellt mit Wordle (http://www.wordle.net/create)

Eine ARD-Reportage vom 13. Februar zeigt den Umgang des Internetgiganten mit ausländischen Leiharbeitern.

Die Reporter drehten mehrfach bei  Amazon in Bad Hersfeld. Leiharbeiter aus Osteuropa oder Spanien werden in heruntergekommenen Ferienparks zusammengepfercht und kontrolliert. Immer wieder fallen die Bezeichnungen „Kasernisierung“ und „Sklavenhandel“.

Der Transfer zum Standort des Versandunternehmens erfolgt mit Bussen. Diese sind überfüllt oder kommen zu spät, wenn sie die Arbeiter abholen sollen. Stundenlang müssen die Arbeitnehmer mit befristetem Vertrag in der Kälte warten.

In ihrer Unterkunft werden sie von einem Sicherheitsdienst bewacht und immer wieder durchsucht und beobachtet. Wer auffällt fliegt raus! Wer ein Brötchen mitnimmt hat Diebstahl begangen.

Als wäre diese Kontrolle nicht genug, werden die Leiharbeiter von einem Sicherheitspersonal überwacht, welches durch seine Bekleidung eindeutig dem rechten Spektrum zuzuordnen ist.

Schlussendlich werden über 80% der drei Monate beschäftigten Arbeitnehmer nach dieser Zeit fristlos entlassen. Einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben bei Amazon nur die Wenigsten!

Es sind düstere Bilder, die die Autoren Diana Löbel und Peter Onneken in ihrer Reportage „Ausgeliefert!“ zeigen:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/ausgeliefert-leiharbeiter-bei-amazon?documentId=13402260

Sexismus? Im Sauerland kein Problem.

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Ausriss aus dem Sauerlandkurier vom 10.02.2013, S. 3. (Zum Vergrößern anklicken)

Das Anzeigenblatt Sauerlandkurier hat Leserinnen und Lesern die Frage gestellt: „Ist Sexismus am Arbeitsplatz tatsächlich allgegenwärtig?“

Wer seine Meinung kundtun wollte, konnte zwischen drei nicht ganz wertfreien Äußerungen wählen. Nun gut, solche Umfragen gibt es im SK regelmäßig, sie interessieren mich normalerweise nicht. Doch in diesem Fall sah ich mir das graphisch hübsch aufgemachten Ergebnis genauer an.

67% stimmten mit der These ‚die Debatte is (sic!) doch total überzogen. Nicht jeder lockere Spruch gegenüber einer Kollegin ist gleich Sexismus‘ überein. 25% der ‚Leserschaft‘ war zwar der Meinung, es gebe Sexismus, dieser sei jedoch im Wesentlichen durch die Medien verursacht.

Im Text erläutert Lars L., dass 256 Stimmen ausgewertet worden seien. Wie viele Männer und wie viele Frauen sich geäußert haben, das schreibt der Autor nicht. Es werden jedoch nicht viele Frauen gewesen sein, denn im Text kommen ausschließlich Männer zu Wort:

– Gerd O. findet die Diskussion ‚lächerlich‘, er habe sogar beobachtet, dass Frauen, deren Reize ignoriert würden, in Depression verfielen.

– Heinrich M. schreibt etwas über Schuldgefühle, keine Ahnung was er da sagen will.

– Roland K. meint, die Medien seien Schuld, denn sie würden Frauen nackt abbilden.

– Peter M. findet es fies, dass der Stern überhaupt eine attraktive Journalistin zu Brüderle schickte, denn dessen Umgang mit Journalistinnen sei doch bekannt.

– Walter H. hingegen spricht von unechter Empörung.

Alles klar. Die Männer des Sauerlandes haben befunden, dass Sexismus eigentlich kein Thema ist. Ein Glück. Dann kann Frau ja schnell wieder an den Herd eilen und den Sonntagsbraten zubereiten.

Lesempfehlung: Absprung Aufstehen, Krone zurechtrücken, weiter laufen. Ein Leben nach der Westfälischen Rundschau.

WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)
WP/WR in Meschede. (archiv: zoom)

Ich bitte alle, die sich für die Schließung der WR-Redaktionen interessieren, den hier verlinkten Blog zu lesen. Leserichtung: vom ersten Artikel ganz unten bis zum letzten Eintrag oben.

Die Journalistin und Fotografin Heike Rost kommentiert auf Facebook: „Wenn ihr wissen wollt, was Medienwandel und Umstrukturierungen im Klartext wirklich bedeuten und eine Ahnung haben wollt, wie übel das Leben jetzt vielen Kollegen mitspielt, lest bitte das hier. Und seid künftig etwas weniger vorlaut“.

So geht es los:

„Der Anruf am frühen Abend trifft mich völlig unvorbereitet. „Weißt du, dass morgen um 11 Uhr Betriebsversammlung ist?“ fragt der Kollege. Wusste ich nicht. Worum es geht? „Da wird wohl das Ende der Westfälischen Rundschau bekanntgegeben.“ Ungläubiges Entsetzen. Damit habe ich nicht gerechnet. Eiskalt kriecht die Angst von meinen Füßen langsam aufwärts. Das Ende der WR? Und dann? Was mache ich dann? Ich kann doch gar nichts anderes, ich kann nur Zeitung machen. Das können die doch nicht machen. Nein, bestimmt ist das nur wieder eines der üblen Gerüchte. Kennen wir ja schon seit Jahren. … “ den ganzen Artikel lesen

Das ganze Blog lesen.

Wer schreibt?
„Ich bin 47 Jahre alt, Journalistin aus Leidenschaft. Seit 1987 fest angestellt im WAZ-Konzern. Bis 1989 bei der Westfalenpost.

Seit 1990 Redakteurin bei der Westfälischen Rundschau, davon 19 Jahre in Meschede, die letzten Jahre wegen meines Sohnes nur noch mit einer 50%-Stelle.

Als dort die WR-Redaktion geschlossen wurde, bekam ich 40 % in der Branding-Redaktion der WR in Arnsberg. Ich lebe mit meinem Sohn in Meschede im Sauerland.“

Weitere Berichte, Diskussionen und Meinungen auch beim Gewerkschaftsblog „Medienmoral„.

Weihnachtsbaumkulturen im Hochsauerland. Ein schlechter Kommentar in der Westfalenpost und der gute Blogartikel eines CDU-Politikers: „Weihnachtsbäume erdrosseln Wild und Wald“.

So muss es bei einer Qualitätszeitung zugehen. Auf der Titelseite schreibt der Düsseldorfer Korrespondent der Westfalenpost Wilfried Goebels einen Aufmacher unter dem Titel „NRW verbietet Christbäume im Wald“.

Auf der Seite Zwei bringt er dann in einem eigenen Kommentar Sachthemen munter durcheinander, um zum Schluss eine schwache Verschwörungstheorie zu präsentieren.

Gleich die Eröffnung ist ein „Brüller“. Da der Weihnachtsbaum zum Exportschlager des Sauerlandes geworden sei und jeder dritte deutsche Christbaum[sic!] im Sauerland geschlagen werde, müssten die wirtschaftlichen Folgen eines Verbots bedacht werden.

Mit dieser Logik kann ich auch vor der Einschränkung des Opiumanbaus in Afghanistan („Exportschlager“) warnen.

Blödsinn. Wenn Wilfried Goebels politisch und ökonomisch bis Drei zählen kann, weiß er, dass der Weihnachtsbaumanbau eine geniale Profitmaximierungsmaschine ist, deren einziger Fehler es ist, dass ich nicht selbst auf die Idee gekommen bin.

Im Ernst: ein Produkt, welches fast unmittelbar -mit der Verzögerung von wenigen Tagen oder Wochen- vom Käufer selbst vernichtet wird und in vorhersehbaren Zyklen von einem Jahr erneut auf den leeren Markt geworfen werden kann, muss der Wunschtraum eines Modell-Kapitalisten sein.

Wenn dann noch mit Hilfe technischer Mittel dieses Produkt vorhersehbar in Größe und Aussehen fabriziert werden kann, steht dem permanenten Gewinnzyklus eigentlich nichts mehr im Weg.

Gut, man benötigt Mittel, wie Roundup, die den sogenannten Christbaum vor seinen natürlichen Feinden  schützen, aber das bewegt sich im Rahmen der Produktkonfektionierung.

Es gibt nur ein paar Haken an der Sache:

1. Der Einsatz von Giften führt vermutlich zur Anreicherung dieser Gifte in Boden und Trinkwasser. Das ist schlecht für die Menschen im Hochsauerland. Wer möchte schon gerne „Krebs vom Christbaum“?

2. Die kurzfristige Wucht der anscheinend leicht zu erzielenden Gewinne, untergräbt langfristig sinnvollere Aufforstungen im Hochsauerland.

3. Die Profit-Interessen der Weihnachtbaum-Bauern stehen im Konflikt mit den Interessen der Holzindustrie.

4. Die Profit-Interessen der Weihnachtsbaum-Bauern stehen im Konflikt mit den Interessen der Jäger und Jagdpächter.

Anstatt über diese wirkliche Wirklichkeit nachzudenken, schleimt sich der Kommentator an das sogenannte Heimatgefühl an.  Da die Westfalenpost sich selbst so gern als „Heimatzeitung“ sieht,  vollzieht der Düsseldorfer Korrespondent Goebels diesen Opportunismus nach, indem er das Sauerland nicht einfach „Sauerland“ nennt, sondern „heimische Region“.

Lustig ist sein Aufschrei, die Politik der Landesregierung sei ein „massiver Eingriff ins Privateigentum der Waldbesitzer“.

Goebels, der nicht in der Lage ist, den Hintergrund der Hochsauerländer Waldproblematik zu erfassen, rührt dann noch schnell die Windräder unter die Fichten.

„Stört der Christbaum als Konkurrent des Windrads?“, fragt er schelmisch, um dann einen heimtückischen Plan zu mutmaßen: „Bei einem Verbot der Christbäume im Wald würden dringend benötigte Flächen für Ökostrom frei.“

Das ist Bullshit-Bingo hoch drei. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es gibt keinen inneren Gegensatz, keine Kausalität, allerhöchstens eine Koinzidenz des Ortes und der Zeit.

Genau so forsch wie Goebels könnte ich das Gegenteil behaupten: Je mehr Weihnachtsbaumflächen, desto mehr Flächen für Windräder. Um die Windräder herum lassen sich schließlich kurzlebige Tännekes besser anpflanzen als vieljährige Buchen- und Fichtenwälder oder Douglasien.

Was Goebels schreibt, passt vorne und hinten nicht. Er sollte doch lieber über Düsseldorf  berichten.

Jemand, der weiß wovon er schreibt, ist Dirk Schmidt.

Schmidt, CDU-Politiker und Politikwissenschaftler aus dem Ruhrgebiet, ist nach eigenen Angaben Mitpächter eines Jagdreviers im Hochsauerland. Seine Pacht habe sich in letzter Zeit mehr und mehr verringert.  Zuletzt erneut um ein Viertel, da zahlreiche Flächen mit Weihnachts­bäumen dem Wild und weitgehend der Jagd entzogen worden seien.

„Weihnachtsbäume erdrosseln Wild und Wald“, beschreibt er die Entwicklung in seinem Blog „Schmidts Katze“.

Bitte lesen!