„Wie viel die Bürger der Stadt schulden“. Anmerkungen zu einem Zeitungsartikel.

wpmeschedeschulden
Artikelausschnitt (scan: denkmal)

In einem Artikel von Meike Baars werden die Zahlen und Daten zur wirtschaftlichen Situation der Stadt Meschede genannt. Dabei wird ein großer Bogen um die Realität geschlagen, denn von den Zahlen Mitte 2011 ist keine Rede.

Nehmen wir mal die 39,2 Mio. Schulden zum Jahresende 2010 als richtig an, dann kann man sicherlich auch sagen, wie der Stand heute Mitte des Jahres sein ist. Unser Kämmerer schreibt im Haushaltsplan was für 2011 erwartet wird:

Der Fehlbetrag für 2011 allein beträgt fast 20 Mio. € bestehend aus 8,5 Mio. € Neuschulden (Seite 19), zusätzlich benötigtem Eigenkapital 8,5 Mio. € (Seite 37) und einem weiteren Fehlbetrag von 2,6 Mio.€ wie Bürgermeister Hess Anfang des Jahres bekannt gab.

Wenn man nur die Neuschulden zusammen mit diesem Fehlbetrag nimmt, dann steigern wir also unseren Schuldenberg in diesem Jahr um mehr als 28%. In der Mitte des Jahres betragen unsere Schulden nicht mehr 39,2 Mio.€ sondern bereits 44,7 Mio.€.

Pro Kopf sieht es noch düsterer aus, weil die steigende Schuldenlast durch den demographischen Wandel auf immer weniger Menschen zu verteilen ist. Da vom Land Geld je Einwohner kommt bedeuten weniger Einwohner noch größere Probleme. Während der Hochsauerlandkreis und der Kreis Höxter in der jüngsten Statistik die meisten Einwohner in NRW verlor, zeigt die Bevölkerungsvorausberechnung des Landesbetriebs Information und Technik NRW (IT.NRW = vormals Statistisches Landesamt) das dieser Trend anhalten wird.

Dort heißt es:

„Südwestfalen ist ganz besonders von einem Rückgang der Bevölkerung betroffen: der Märkische Kreis (- 14,8 Prozent), der Hochsauerlandkreis (- 13,4 Prozent) und der Kreis Siegen-Wittgenstein (- 11,5 Prozent) gehören mit zu den zehn am stärksten von der Schrumpfung betroffenen Kreisen.“

Neben dem Rückgang der Geburtenrate und einer Zunahme der Sterberate spielt nach Erkenntnissen der Bertelsmann Stiftung auch die Abnahme der so genannten Elterngeneration eine entscheidende Rolle. Während der Anteil der Elternjahrgänge an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2006 noch bei 16,8 Prozent (13,79 Millionen) lag, wird er bis zum Jahr 2025 auf 15,7 Prozent (12,64 Millionen) sinken. Dies bedeutet einen Rückgang um 1,15 Millionen Personen, der auch durch eine leichte Zunahme der Geburtenrate nicht ausgeglichen werden könnte. Das Problem entwickelt also sich nicht linear.

Zusätzlich gibt es bereits heute schon eine „Bildungswanderung“ junger Menschen die zu einer relativen Konzentration der Elternjahrgänge in städtischen Regionen führt, wo sämtliche Schulformen zu finden sind.

Die Schere zwischen steigenden Schulden und sich reduzierender Bevölkerung geht nicht nur gleichmäßig auseinander, nein es wird jedes Jahr schlimmer.

Doch zurück zum Artikel:

Sicherlich ist die Zahlungsmoral einiger Bürger gegenüber der Stadt anzuprangern, doch was schuldet die Stadt dem Bürger?

Schadet nicht unsere Stadt mit solchen Schuldensteigerungen gemeinsam mit der Mehrzahl unserer Stadträte und der Arbeit der Verwaltung in einem viel größeren Umfang dauerhaft den Bürgern?

Die ohnehin mit über 25% enorm hohe Schuldensteigerung alleine für das Jahr 2011, wird durch die neue weitläufig geschwungenen Betonbrücke – wo eine kleine kurze gerade aber 2-spurige Ruhrbrücke reichen würde – nach meinem Ermessen bewusst in die Höhe getrieben.

Gleichzeitig haben die persönlichen Eitelkeiten von Politikern mehr Gewicht als Inhalte und Fakten zur Schulform um das Beste für unsere Kinder zu erreichen und die Eltern solcher Kinder an unsere Stadt zu binden.

Wir -die Wähler- müssen wieder anfangen von Entscheidungsträgern messbare Leistung einzufordern. Dies sollte sich in Haushaltsplänen an schwarzen Zahlen erkennen lassen und auch an wirksamen Veränderungen am demographischen Wandel zeigen. Je mehr Eltern mit Ihren Kindern wir halten können umso besser.

Berge von beschriebenen Papier, häufig in Zeitungen abgelichtete Politiker, zahlreiche Arbeitskreise und das ewige „ wir haben uns ja so bemüht“ beschreiben – mit Blick auf die Ergebnisslosigkeit – nur die völlige Überforderung der Beteiligten.

Massive Spamwelle. Cyberkriminelle verbreiten neue Variante des Banking-Trojaners „ZeuS“

In unserem BriefkastenPressemeldung. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weist darauf hin, dass derzeit in grossem Umfang Spam-Mails zur Verbreitung einer neuen Variante des Online-Banking-Trojaners „ZeuS“ versendet werden.

Die in nahezu fehlerfreiem Deutsch verfassten E-Mails sollen den Empfänger dazu verleiten, einen in der E-Mail enthaltenen Link anzuklicken. Über den Link wird eine Datei mit Namen „Konto055.zip“ aus dem Internet heruntergeladen, welche den ZeuS-Trojaner enthält.

Die Betreffzeilen der Spam-Mails lauten unter anderem „Werkzeuge 425-736“, „Die Zahlung 785-774“ oder einfach nur „Antwort“. Der Mailtext beginnt beispielsweise mit Formulierungen wie „Die Antwort auf Ihre Frage uber das Profil finden Sie auf unserer Webseite“, „Der Gesetzentwurf muss bis zur nachsten Woche bezahlt werden“ oder „Anbei senden wir Ihnen die Lizenzschlussel und die entsprechenden Downloadlinks fur folgende Produkte“.

Die neue Schadprogramm-Variante wird derzeit erst von sehr wenigen Virenschutzprogrammen erkannt. Das BSI empfiehlt daher, derartige E-Mails umgehend zu löschen und keinesfalls den darin angegeben Link anzuklicken bzw. die heruntergeladene Datei „Konto055.zip“ zu öffnen.

Umleitung: Geierabend reloaded, Zeitungsstreik, von Daake, EHEC, nobler Kammerjazz und die Emscher Demokratie.

Ein Marburger "Muss" (foto: zoom)
Ein Marburger "Muss" (foto: zoom)

Karneval im Sommer: Geierabend Open Air 2011 – der Tipp zum Wochenende in Dortmund! … pottblog

Zeitungen ohne Grenzen: Ruhr Nachrichten binden Blogs und Twitter ein … ruhrbarone

Zeitungsredaktionen im Streik: Nahezu unbemerkt von der medialen Öffentlichkeit fand gestern ein weiterer Warnstreik in den Zeitungsredaktionen NRWs großen Anklang: Rund 350 Redakteure von über 20 Titeln trafen sich in Schwerte zur zentralen Veranstaltung im “Freischütz” und folgten damit dem Aufruf von DJV und dju in ver.di … ruhrbarone

HSK: Mescheder Ex-„pro NRW“-Stadtrat erklärt Mandatsverzicht … nrwrechtsaussen

EHEC/HUS: Situation im Hochsauerlandkreis nicht besorgniserregend … sbl

Nobler Kammerjazz: Gunther Tiedemann – David Plate Duo im JAZZCLUB ARNSBERG … neheimsnetz

Woanders ist auch Sch … : Die in 60 Jahren Bottroper Nachkriegsgeschichte zu einer Art Emscher-Demokratie verkommene Filzpolitik der beiden großen Parteien ist wieder einmal dabei, ein Stück Lebensgefühl vieler Bürger dieser Stadt tief zu verletzen … bottblog

Hilfe! Ich finde die Dokumente nicht: Die Rede von Bürgermeister Eickler und die beiden Ratssitzungen mit den fünf Verträgen zum Oversum.

Das Oversum in Winterberg (archiv: chris)
Das Oversum in Winterberg (archiv: chris)

Heute bin ich, was das Bloggen angeht, ein wenig ausgelaugt. Ich habe mich zwar gefreut, dass im Briefkasten die 2. Auflage von Werner Rügemers Buch „Heuschrecken im öffentlichen Raum , Public Private Partnership, Anatomie eines globalen Finanzinstruments“ lag, aber meine eigenen Recherchen zum Oversum Projekt in Winterberg sind zur Zeit sehr diffus. Soll heißen:

Ich komme nicht weiter 🙁 „I am stuck!“

Allein diese Tatsache ist im Leben eines Bloggers nicht weiter beunruhigend, denn die Zeit, um sich seinem „Hobby“ zu widmen, ist eine knappe Ressource.

Auf die Schnelle habe ich versucht, mir einen Überblick über alle Artikel und Hinweise zu verschaffen, die hier im Blog erschienen sind. Allein das hat mich schon erschlagen, weil die Suche nach Oversum und Aquasphere (so hieß das Ding zu Beginn) wiederum auf allerlei Verlinkungen stößt, die wiederum …

Ich habe mich dann auf die Suche nach denjenigen Ratssitzungen der Stadt Winterberg gemacht, auf denen den Verträgen mit der s.a.b zugestimmt wurde.

Gefunden habe ich eine Rede von Bürgermeister Eickler aus dem Jahre 2009 auf der Oversum-Website.

Dort heißt es unter anderem:

eickleroversumrede20091Im Ratsinformationssystem der Stadt Winterberg habe ich die beiden Ratssitzungen vom 29. September und 7. Oktober nicht gefunden. Vielleicht kann da mal jemand helfen.

Warum ich die Sitzungen suchte? Weil ich wissen will, was in den Verträgen steht 🙂 Zumindest, ob es sich beim Finanzierungsmodell um eine Projektfinanzierung oder um eine Forfaitierung mit Einredeverbot handelt.

Hilfe!? Wie gesagt …

Umleitung: Bier-Johannes, Steiner, WAZ, Herzinfarkt, Ruhrgebiet und Unfallflucht bei Siedlinghausen.

Die Schlechtwetterfront zieht rein (foto: zoom)
Die Schlechtwetterfront zieht rein (foto: zoom)

Bier-Werbung: Zum Wohle des Mannes gibts hier einen Bier-Johannes … endoplast

Rudolf Steiner: Der moderne Nostradamus … hpd

Wirtschaftliche Macht und Demokratie: Zehn Milliarden Euro, einfach so, ohne Parlamentsbeschluss? Organisierter Betrug? Konspiration zwischen Regierung und einem Konzern? Klingt unglaublich, oder? … nachdenkseiten

CDU/CSU, SPD und FDP sind sich einig: Diätenerhöhung. Nicht verdient, meint … sprengsatz

WAZ-Gruppe: einmal machen sie einen auf dicke Hose, dann wieder auf arme Verwandtschaft! Diskussion von „zeilenschinder“, „brisko“ und „Alter Kollege“ auf  … medienmoral

Tarifverhandlungen: Redakteure haben gestreikt … djv

Nestflüchter: Schaffen statt streiken. Wie Journalisten der Zeitungskrise entkommen können … heddesheimblog

Oh je: Du bist allein und ein Herzinfarkt droht, was tust Du? … wissenslogs

Mehr für das Ruhrgebiet getan als viele andere: 30 Jahre Schimanski … ruhrbarone

Hagen: Carl-Jürgen Brandt – Das Krümelmonster … doppelwacholder

Birgit Sippel: „Auf dem Weg zu neuem Lernen und besserer Bildung“ … neheimsnetz

Unfallflucht bei Siedlinghausen: Am Montagnachmittag kam es auf der Landstraße 742, zwischen Siedlinghausen und Brunskappel, zu einem Unfall im Begegnungsverkehr. Einem 7,5-Tonner kam ein schwarz-oranger Lkw mit der Aufschrift „Trans-o-flex“ entgegen. Die beiden prallten mit den Außenspiegeln zusammen. Der schwarz-orange Lkw fuhr einfach in Richtung Olsberg weiter, ohne sich um den Schaden zu kümmern. Hinweise zu dem Unfallflüchtigen bitte an die Polizei in Winterberg, Tel. 02981-90200. … polizeipresse

Mexico: Normalerweise betrügt der Mann die Frau, nicht umgekehrt.

Das Wahrzeichen von Nezahualcoyotl – der Kojote Hambriento. Sein Jaulen hört man nicht in den Straßen dieses Viertels, dafür wohl aber öfter mal Pistolenschüsse. Die Skulptur hat der mexikanische Künstler Enrique Carbajal („Sebastián“) geschaffen, dessen quietschgelbe Pferdeskulptur („el caballito“) das Ende des Boulevards Paseo de la Reforma in der Innenstadt schmückt, die fast jeder Mexiko-Stadt-Besucher zu Gesicht bekommt.
Das Wahrzeichen von Nezahualcoyotl – der Kojote Hambriento. Sein Jaulen hört man nicht in den Straßen dieses Viertels, dafür wohl aber öfter mal Pistolenschüsse. Die Skulptur hat der mexikanische Künstler Enrique Carbajal („Sebastián“) geschaffen, dessen quietschgelbe Pferdeskulptur („el caballito“) das Ende des Boulevards Paseo de la Reforma in der Innenstadt schmückt, die fast jeder Mexiko-Stadt-Besucher zu Gesicht bekommt. (fotos: koerdt)

Dieser Artikel ist der 16. Teil einer persönlichen aber doch politischen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute bewegen wir uns wieder einmal im kriminellen Milieu. Wegen der zur Zeit fragilen Internet-Verbindung zwischen Mexico-City und Siedlinghausen, konnten noch nicht alle Fotos eingefügt werden. Dies wird nachgeholt, sobald sich die Bits und Bytes wieder wie gewohnt über den Atlantik  kugeln.

Hola a todos!

„Die Welt ist voller Zeichen,
doch für manche sind wir blind.“
Die Sterne
(„Big in Berlin“)

Drogenreviere und Kreidezeichen an Straßenkreuzungen
Was denkt mein Hirn, wenn es wahrnimmt, dass sich ein circa zwanzigjähriger Chico mit Baseballkappe an einer Straßenecke bückt? Mhmm, was wird er denn verloren haben? – Nichts hat er verloren. Im Gegenteil, er wird heute noch etwas gewinnen.

Zwei Chicos am Straßenrand – eben noch hat der Rechte an der Ecke mit Kreide sein Angebot auf das Pflaster gekritzelt. Fotografiert aus dem sicheren Auto.
Zwei Chicos am Straßenrand – eben noch hat der Rechte an der Ecke mit Kreide sein Angebot auf das Pflaster gekritzelt. Fotografiert aus dem sicheren Auto.

Jedenfalls wenn er sich in Ciudad Nezahualcoyotl befindet und sich wie viele junge Männer hier dem Drogengeschäft verschrieben hat. Nachmittags wird mit Kreidezeichen an Straßenkreuzungen das Angebot angepriesen, so wie Kneipiers ihre Tagesangebote auf Schiefertafeln täglich neu darbieten. Die Reviere werden mit „Tags“ auf den Bürgersteigen markiert und am Abend wird verkauft. Manchmal werden anhand dieser Zeichen auch vereinbart, wer wo und wann überfallen wird.

In Ciudad Nezahualcoyotl scheinen sämtliche Autowerkstätten der Stadt versammelt
Ciudad Nezahualcoyotl ist ein östlicher Stadtteil von Mexiko-Stadt. Fast direkt hinter dem Flughafen wuchert ein Viertel von ca. 3 Millionen Einwohnern. Vor 30 Jahren war hier noch Feld, dann entstanden die ersten Hütten, wie meist in Mexiko-Stadt ohne jede Genehmigung. Irgendwann kamen die Wasser- und Stromleitungen hinzu und irgendwann sah Nezahualcoyotl, benannt nach jenem Dichterkönig des historischen Dreibundes im 14. Jh., prosaisch legal aus wie viele Stadtteile jenseits des historischen Stadtzentrums und den Vierteln der Reichen: nicht arm, nicht reich, irgendetwas dazwischen, ein proletarisches Viertel mit einer erwähnenswert gut funktionierenden Infrastruktur. – Auf das fremde Auge wirkt es erst einmal so, dass sich hier sämtliche Autowerkstätten der Stadt versammeln. Die sich tummelnden Klitschen durchziehen Straßenzüge mit Einzelhandelsgeschäften, wovon sich jedes auf ein anderes Autoteil spezialisiert hat. Hier bekommt man den Auspuff, dort die Bremse und im dritten Laden die Fußmatte. Dazwischen wird geschraubt, geschweißt und alles das gewerkelt, was den Wagen wieder flott macht.

Aus Rest-Chevys werden Autos, die fliegen können
Aus diesem Grund waren wir auch hier. Der Patron unseres Parkplatzes in Polanco, Agustin, gab uns den Tipp, dass er jemanden kenne, der jedes Auto wieder fahrbereit kriegen würde.

Hier wird unser Wagen (nicht im Bild) wieder flott gemacht. Man versicherte uns, dass sei kein Problem. Als ich aber die anderen Autos dort sah, habe ich mich ernsthaft gefragt, welche Probleme wohl die Insassen dieser Fahrzeuge jetzt haben.
Hier wird unser Wagen (nicht im Bild) wieder flott gemacht. Man versicherte uns, dass sei kein Problem. Als ich aber die anderen Autos dort sah, habe ich mich ernsthaft gefragt, welche Probleme wohl die Insassen dieser Fahrzeuge jetzt haben.

Er hätte seinen Chevy vom Händler geholt, sofort einen schweren Unfall gehabt, bei dem die hintere Hälfte des Autos abgefahren worden sei – und sein Mirakelschweißer habe aus einem andern und seinem Rest-Chevy ein neues Auto zusammengeschweißt, das eigentlich mehr als fahren, nun fliegen könne. So fuhren wir mit ihm am Samstag vor zwei Wochen dorthin.

Normalerweise betrügt der Mann die Frau, nicht umgekehrt
Agustin meinte, er wisse nicht, wann das letzte Mal ein Ausländer dort gewesen sei. Er sei dort aufgewachsen. Noch hat er sein Haus dort, seine Familie. Aber wie wir auf der Fahrt erfuhren, betrügt ihn seine Frau seit einem halben Jahr mit einem ehemaligen Schulfreund aus der Mittelstufe – und da hat er sie in einem Streit fast erwürgt. Der Machismo, meinte Agustin achselzuckend. Normalerweise betrügt der Mann die Frau, nicht umgekehrt. Daraufhin hat ihn seine Familie rausgeschmissen und er wohnt zur Zeit auf dem Parkplatz, den er sonst bewirtschaften lässt, hier bei uns in Polanco, mit seinem Hund Chacaron, einer Mischung aus Boxer und Bulldogge. Die Bilanz der gescheiterten Ehe: 23 Jahre mit wundervollen, aber auch tragischen Momenten, drei Kinder zwischen 23 und 15 Jahre. – Ich saß auf der Rückbank und sah dort Ratgeber mit Titeln wie „Scheidung – und dann?“ oder „Wie überlebe ich eine Scheidung?“. Fragen, die sein Leben wohl momentan bestimmen. Die Scheidungsrate in Mexiko ist nach wie vor sehr niedrig, während in Deutschland ja fast jede dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter endet. Er fragte uns, was man eigentlich so am Wochenende mache, denn bislang hatte er ja seine Familie. Warum er tatsächlich keine Idee hatte, wurde mir klar, als ich erfuhr, wie alt er ist: 40 Jahre. Dementsprechend hat er sich seit seinem 18. Lebensjahr um seine Familie gekümmert und die typische Ausgehsozialisation nicht miterlebt.

„Raubt die, die Arbeit haben, aus.“
Agustin hat aber miterlebt, wie dieser Stadtteil entstand und auch, wie vor ungefähr 10 Jahren die Drogengeschäfte das Straßenbild veränderte. Bis dahin konnten seine Kinder unbedenklich draußen spielen. Heute würde auch er sich nur noch im Auto draußen bewegen. Schießereien? Ja, die würde es auch geben. An Waffen zu kommen sei nicht schwer. Eine Stadt von ca. 3 Millionen Einwohnern, von denen ungefähr 100 000 eine Arbeit hätten. „Und der Rest?“ – „Raubt die, die Arbeit haben, aus.“ – Auch eine Sozialstruktur.

Die schöne Seite von Nezahualcoyotl
Zwei Samstage später sind wir wieder mit Agustin unterwegs Richtung Osten. Der Wagen ist immer noch nicht fertig, nimmt aber langsam wieder die alte, unzerknautschte Form an. Die Achse ist gerichtet, die Seite lackiert. Da wir Zeit haben, bis der Wagen in eine andere Werkstatt kommen soll, zeigt uns Agustin die schöne Seite von Nezahualcoyotl, einen kleinen Tierpark. Er sei schon lange nicht mehr hier gewesen, die Kinder waren noch klein. Jetzt wollen seine zwei Töchter keinen Kontakt mehr mit ihm haben.

La hermana negra (die schwarze Schwester) – ein Schauglaskasten in Nezahualcoyotl. Der Volksglaube sagt, dass das Leben eben auch eine dunkle Seite hat. Wie finster die sein kann, ist wohl auch immer eine Frage des Standortes.
La hermana negra (die schwarze Schwester) – ein Schauglaskasten in Nezahualcoyotl. Der Volksglaube sagt, dass das Leben eben auch eine dunkle Seite hat. Wie finster die sein kann, ist wohl auch immer eine Frage des Standortes.

Die Ehe-Frau versucht, ihn im Schlaf mit einem Messer zu erstechen
Warum denn nicht? Seine Frau habe schließlich ihn betrogen. Ja, aber er hat in einem Wutunfall auch das Möbiliar des Hauses zerschlagen und seitdem hätten sie Angst vor ihm. Bei anschließendem Mittagessen erzählt er von den Höhen und Tiefen seiner Ehe. Vor ein paar Monaten hätte seine Frau versucht, ihn im Schlaf mit einem Messer zu erstechen. Nachts um drei. Er sei aber wach geworden.

Drei Menschen umgebracht
Christopher versucht galant das Thema zu wechseln: was er denn ursprünglich beruflich gemacht hätte. Er sei ja schließlich nicht immer Parkplatzbewirtschafter gewesen. Nein, er habe ursprünglich Verwaltungswissenschaften studiert, hätte dann aber das Angebot bekommen, als Bodyguard für einen Geschäftsmann aus Toluca zu arbeiten. Das sei vor zehn Jahren gewesen. Ob das gefährlich gewesen sei? Agustin zuckt die Schultern. Wie Christopher dann beim Nachtisch auf die Frage kam, ob er jemanden umgebracht hätte, weiß ich nicht (ich habe mal einen Bodyguard von Michael Schumacher kennen gelernt und der hatte mir erzählt, dass man selbst in heiklen Situationen versucht, den Angreifer mit Kampfsport zu überwältigen). Ich jedenfalls erfuhr dann, während ich meinen Käsekuchen mit Waldbeerenbelag verspeiste und meine zweite Tasse Kaffee trank, dass Agustin während seiner Bodyguard-Zeit drei Menschen umgebracht hat. „Immer in Notwehr“, so Agustin.

Ein glatter Kopfschuss
Einmal wurde auf den Wagen mit Sicherheitsglas, den er fuhr, in der Absicht geschossen, ihn in den Kopf zu schießen. Da hat er zurückgeschossen und den Angreifer mit einem glatten Kopfschuss getötet. Zweimal hätte er mit einem gezielten Schlag auf die Kehle und einem Luftröhrenbruch die Leute getötet. Sein Chef sollte entführt werden. Nein, juristische Konsequenzen hätten diese Vorfälle nicht gehabt.

Agustin kommt wieder – um Fleischklößchen zu kochen.
Dem Geschäftsmann aus Toluca gehöre auch der Parkplatz in Polanco, den er nun bewirtschaftet. Er würde jetzt dasselbe verdienen, hätte aber mehr Ruhe. Welche Geschäfte dieser Unternehmer denn genau mache, erfuhren wir nicht. Dafür kommt aber Agustin in zwei Wochen bei uns vorbei, um „albondigas“ (Fleischklößchen) und „papas picantes“ (scharf gewürzte Kartoffeln) zuzubereiten. Das könne er nämlich sehr gut, denn das hätte er auch häufig für seine Familie so gemacht.

Ob wir dann von weiteren Leichen erfahren, erfahrt ihr im nächsten Teil.

Muchos saludos y hasta pronto,
Marion

Umleitung: Wieder mal alles Mögliche unter besonderer Berücksichtigung von Helgoland.

Marburger Buchhandlung (foto: zoom)
Marburger Buchhandlung (foto: zoom)

Wahrheit als Option: Wie App-Wahn, virtuelle Realitäten und Weltverständnis ineinandergreifen … endoplast

Helgoland hat gewählt: Mehrheit der Insulaner spricht sich gegen eine Verbindung der beiden Inselteile aus … helgoland

Konjunktur: Heute macht die Financial Times Deutschland (FTD) auf mit der Schlagzeile: „Konjunkturalarm für die Euro-Zone“ … jurga

Rinks und Lechts: Hip-Hop-Band rockte erst bei Schweizer Rechtspopulisten, dann beim UZ-Pressefest … nd

Schulgipfel NRW: Krafts Luftnummer … postvonhorn

NRW: Das rot-grüne Schattenkabinett … WirInNRW

Wir brauchen mehr Europa: Aber die EU wird von einer visionslosen Gurkentruppe regiert … misik

Silvana Koch-Mehrins halbherziger Rückzug: Kein Etappensieg für den Anstand … wissenslogs

Mein Feind, der Jude: Antisemitismus unter Muslimen ist zu einem gefährlichen Problem geworden. Was ist zu tun? … juedischeallgemeine

Musikpiraten: adden Terrorpaten … ruhrbarone

“The Tree of Life”: Evolution und Alltag … revierpassagen

SPD inoffiziell: Was ist für Dich sozialdemokratisch? … pottblog

Spektakuläre Bottroper Kriminalfälle: Weihnachten 1969. Aus dem Essener Untersuchungsgefängnis entkommen Ausbrecherkönig Alfred Lecki und sein Knastkumpan Helmut Derkes. Es ist bereits der dritte Ausbruch Leckis, der damit seinen „Ruf“ als Ausbrecherkönig in Deutschland „festigt“ … bottblog

Recklinghausen: „Pro NRW“ fühlt sich „fehlinterpretiert“ … nrwrechtsaussen

Hagen: „…wie könnte ich mich der Natur entziehen“. Die Bilder Emil Schumachers spiegeln immer gesehene, nie erdachte Wirklichkeit wieder … doppelwacholder

Meschede: Bürgerliste lädt zum Informationsabend ein … sbl

Sundern: böse Ulme wirft Blütenblätter ab und verärgert Anwohner … gruenesundern

Siedlinghausen: Am Sonntag Morgen gegen 04:52 Uhr drang ein unbekannter Täter in den Geschäftsraum eines Drogeriemarktes in der Sorpestraße ein, indem er eine Schaufensterscheibe einschlug. Anschließend begab sich der Täter zu einer Bäckerei an der Hochsauerlandstraße. Hier drückte er eine Schiebetür zu dem Geschäftsraum auf … polizei

Westfalenpost Winterberg Quo Vadis?

Bekommt die Westfalenpost Winterberg ernstzunehmende Konkurrenz. (screenshot: zoom)
Bekommt die Westfalenpost Winterberg ernstzunehmende Konkurrenz. (screenshot: zoom)

Die Westfalenpost, eine der vier nordrheinwestfälischen Tageszeitungen der WAZ-Gruppe, ist dabei in Winterberg von  der Koerdt Promo4You GmbH an die Wand gedrückt zu werden.

Diese GmbH gibt einmal wöchentlich den gedruckten „Briloner Anzeiger“ heraus, ein Anzeigenblatt, welches  sich inzwischen auch in Winterberg ausgebreitet hat.

Allein diese Tatsache wäre für die WP im Winterberger Raum kein Grund zur Panik, denn der „Briloner Anzeiger“ erscheint lediglich einmal die Woche und enthält die üblichen Artikel, die ein Anzeigenblatt auszeichnet.

Seit einem Monat hat das Unternehmen seinen Printbereich um einen Internetauftritt ergänzt, der es in sich hat. Täglich frisch und aktuell mit Fotos und Berichten, greift „winterberg-totallokal“ die Westfalenpost bei deren altbackenen Internetauftritt im Rahmen von „derwesten“ an.

Anzeigenkunden scheinen schon in größerer Anzahl requiriert, und als Petitesse ist zu vermelden, dass das „Internetschaufenster“ Winterberg-totallokal in Zusammenarbeit mit der Stadtmarketing Winterberg mit seinen Dörfern e.V. als Newsplattform für Winterberg erstellt wird.

Vor einigen Jahren soll Gerüchten zufolge ein Signal aus der Eigentümerzentrale der WAZ gelautet haben: Die Lokalredaktionen müssten lediglich so gut sein, dass die konkurrierenden Anzeigenblätter im Schach gehalten würden.

Heute steht die Lokalredaktion in Winterberg vor dem Problem, dass sich die Stadt mit ihren Marketingwünschen einem anderen Partner zugewendet hat und sich die Anzeigenkunden anschauen werden, wie der eigene Return ist.

Die Westfalenpost hat mehrere Möglichkeiten:

1. endlich auf qualitativ guten Journalismus setzen, da haben die Werbeblätter nämlich nicht viel zu bieten

2. die Mutter WAZ kauft die Koerdt Promo4You GmbH aus der Portokasse

3. abwarten und nichts tun.

Ich persönlich würde auf die Eins setzen, dazu wären allerdings einige Änderungen nötig:

1. Der Konzern unterstützt echten Lokaljournalismus mit den nötigen Ressourcen. Geld scheint vorhanden, wie dem Interview mit Bodo Hombach zu entnehmen ist.

2. Es werden Umstrukturierungen vorgenommen, die es den Journalisten vor Ort ermöglichen, zu recherchieren.

3. Für dringende Aufgaben (langfristige Recherche u. a.) gibt es Unterstützung von außen, Hagen, Essen, Rechercheteam etc.

Vielleicht findet jemand noch mehr Punkte, aber das sind meine 5 Cent für heute Nacht.

Es gibt Orte auf der Welt, wo man „sexistisch“ noch nicht einmal buchstabieren kann: Po-Blick Viewing in Winterberg.

Sex sells auch in Winterberg. (screenshot: zoom)
Sex sells auch in Winterberg. (screenshot: zoom)

„Sie sind da, wo wir Sie brauchen!
Das Internetschaufenster Winterberg-totallokal erstellt in Zusammenarbeit mit der Stadtmarketing Winterberg mit seinen Dörfern e.V. eine neue Newsplattform für Winterberg.“

Nachricht aus Mitteilungsblatt Winterberg vom 17. Juni 2011

Alles weitere erörtern wir später.

Umleitung: Von Löhrmanns Schlappe über Peter Falk zum vibrierenden WAZ Haus.

umleitungSchulpolitik: Löhrmanns erste schwere Schlappe … postvonhorn

Nachruf auf Peter Falk: „Wenn ich den Täter habe, werden Sie der erste sein, der es erfährt. Das verspreche ich Ihnen.“ … ruhrbarone

Bottrop: durchschnittlich 45 Wochen Wartezeit für Termin mit Psychotherapeuthen … bottblog

Dieter Gorny: der schlechteste Pate beim Grimme Online Award 2011 … pottblog

Gsellas Schmähgedichte: Jede Stadt ist fürchterlich … revierpassagen

WAZ: Unsere Häuser vibrieren. Bodo Hombach über das Strategieprogramm 2015 … derwesten

Hagen: Eine erneute Diskussion über einen Verkauf der HaGeWe ist absolut überflüssig … doppelwacholder