Umleitung: Die Royals, die Gegenöffentlichkeit, der Print, die Bayern, der Euromayday und der Silberrausch.

Man entkommt dem I.N.R.I kaum. (foto: zoom)
Heute am Großen Bildchen. (foto: zoom)

Schätzungsweise 2 Milliarden Menschen: haben die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton gesehen. Die BBC hat ihre Senderechte in 32 Länder verkauft. Bedenkt man, dass die Erdbevölkerung aus nur 5 Milliarden Menschen mehr besteht – also insgesamt 7 Milliarden – ist dies ein unvorstellbarer Anteil an Fernsehzuschauern … endoplast

William & Kate: Steigen Sie mal ab, Sir! … freitag

Gegenöffentlichkeit: Dresdener Frühjahrsgespräch am 7. Mai … nachdenkseiten

Print: Es ist nicht etwa so, dass nun die lokalen Kollegen in Essen, Dortmund, Witten, Siegen oder sonstwo für den Auflagenrückgang (ich nehme an, @Redaktor meint den Rückgang im Vergleich zu IV/10) haftbar gemacht werden müssten … medienmoral

Politische Geologie: Aha. Der Freistaat Bayern ist aus geologischen Gründen nicht dafür geeignet, den Müll seiner Nachbarn aufzunehmen. Der General der Staatspartei will den Dreck der Daseinsvorsorge möglichst den anderen aufhalsen … weissgarnix

Dortmund: Euromayday 2011 … ruhrbarone

Eine unwahrscheinliche Geschichte: Silberrausch im Hochsauerland … sbl

Mexico: Reise zu einem mythischen Ort – Acapulco

Klippen-Chicos im Abendlicht vor dem großen Absprung. (fotos: koerdt)
Klippen-Chicos im Abendlicht vor dem großen Absprung. (fotos: koerdt)

Dieser Artikel ist der 14. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute sehen wir bezaubernde  junge Männer und lesen grausige Geschichten über die Vergangenheit eines von Mythen umwobenen magischen Ortes. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

!Hola a todos!

 

Wozu sind Mythen da? Richtig, um sie zu zerstören. Wenn es sich um mythische Orte handelt, fährt man dorthin, um festzustellen, dass das alles gar nicht so magisch, toll oder wie auch immer superlativisch ist: Acapulco.

Acapulco ist die mit Abstand hässlichste Stadt, die mir bislang in Mexiko unter die Augen gekommen ist. Acapulco, war das keine Verheißung in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts?

Der Mythos Acapulco ist eine Erfindung der US-amerikanischen Tourismusindustrie
Geht man heute durch das Zentrum, stellt man fest, dass das letzte Jahrhundert wahrlich lange zurückliegt. Irgendwo ist immer ein bisschen Verfall, der Gestank von Urin setzt sich in der Nase fest. Flaniert man den Malecon entlang, fällt der Blick auf die gegenüberliegende Seite der Bucht: Dort reihen sich die Hotelhochhäuser, in denen sich die US-Amerikaner und die Europäer verbarrikadieren. Mit den Einheimischen wollte man sowieso nie etwas zu tun haben, denn der Mythos Acapulco ist eine Erfindung der US-amerikanischen Tourismusindustrie – man nannte Acapulco auch das Süd-Hollywood. Der Tourismus suchte 1959 nach dem Sturz Batistas ein neues Tropenparadies, da Kuba nun nicht mehr infrage kam. Teddy Stauffer, ein Schweizer Swing-Musiker, hatte es bereits 1946 in das Fischerdorf verschlagen und durch seine Kontakte bzw. Affären mit einigen Hollywoodstars schaffte er es, Stars und Starlets an die Pazifikküste zu locken.

Die Bucht von Acapulco - in diesen Hochhäusern verstecken sich die US-Amerikaner und Europäer vor den Einheimischen.
Die Bucht von Acapulco – in diesen Hochhäusern verstecken sich die US-Amerikaner und Europäer vor den Einheimischen.

Warum Johnny Weissmüller nicht von den Klippen sprang
Johnny Weissmüller ließ sich gleich ganz hier nieder; das Hinterland war ihm bereits vertraut, da einige Tarzanfilme in der dortigen Flora gedreht wurden und in denen er seinen in Jodelwettbewerben trainierten Schrei zum Besten gab. Mehrmals musste er davon abgehalten werden von dem Felsen La Quebrada zu springen. Dort, wo die weltberühmten sogenannten Clavadisten (Klippenkunstspringer) über 30 Meter gekonnt in die Tiefe bzw. dortige Untiefe (das Wasser hat dort nur eine Höhe zwischen 3 und 4 Metern) des Ozeans eintauchen. Diese drahtigen, jungen Chicos stehen meist in einer Familientradition. Schon Papi und Opi waren Klippenspringer und so sind die Jungs seit Kindesbeinen mit dem Felsen, der Bucht und der Brandung vertraut (was bei Herrn Weissmüller weiß Gott nicht der Fall war). Heute fällt auf, dass bei den Vorführungen fast ausschließlich einheimische Touristen dem Spektakel beiwohnen. Denn wenn es Ausländer überhaupt noch nach Acapulco zieht, dann nur nach den zwei D´s: „Dorado“ und „Diamante“.

Das ist nicht mein neuer Chico-Harem, sondern die mutigen, drahtigen Jungs, die sich familientraditionsgemäß von dem Felsen "La Quebrada" in Acapulco kunstvoll in die Tiefe stürzen. (fotos: koerdt)
Das ist nicht mein neuer Chico-Harem, sondern die mutigen, drahtigen Jungs, die sich familientraditionsgemäß von dem Felsen „La Quebrada“ in Acapulco kunstvoll in die Tiefe stürzen.

Einheimische fluchen auf die Drogenmafia und Kriminalität
An diesen Küstenabschnitten stehen die Luxushotels und es besteht kein Grund, den Hotelkomplex zu verlassen. Unterhält man sich ‚mal mit den Einheimischen, so fluchen sie auf die Drogenmafia und deren Kriminalität, die es in den letzten 15, 20 Jahren geschafft hat, weitgehend den Tourismus für die zahlungskräftigen Ausländer zu zerstören. Erst Anfang April ist ein großes Warengeschäft von den Narcotraficantes in Brand gesteckt worden, inklusive seiner Kunden. Wöchentlich gibt es Tote und nach wie vor wird davor gewarnt, sich abends im Zentrum aufzuhalten. Viel zu sehen bekommt man sowieso nicht im Zentrum, höchstens die Festung Fuerte de San Diego erinnert daran, dass Acapulco der Umschlagplatz für den Handelsverkehr zwischen China, den Philippinen und Spanien war. Hier landeten dann auch die ersten Mangos und Zimt auf mexikanischem Boden. Der blühende Handel kam aber schon im 18. Jahrhundert zum Erliegen, da England die Handelsvorherrschaft im südostasiatischen Raum übernahm.

Die Strandidylle von Pie de la Cuesta
Wie weit weg kommt einem dagegen die Strandidylle von Pie de la Cuesta vor. Der Ort liegt nur 10 Kilometer westlich von Acapulco, aber atmosphärisch kommt er einem Lichtjahre entfernt vor. Die Brandung ist stark, die Wellen meterhoch und somit hat sich der Ort nie als Badeparadies durchsetzen können. So ist – neben dem Tosen der Wellen – Ruhe eigentlich das vorherrschende Geräusch. Strandverkäufer bieten Mango am Stiel mit Chili an, ab und an wagt sich jemand in die Wellen vor, einige, kleine Restaurants bieten frischen Fisch an. Teils sind die Gebäude an der Strandseite verfallen, die zeigen, dass die einstige Attraktivität Acapulcos nicht bis hierher strahlte.

Pelikane und Marabus
Überquert man die Hauptstraße öffnet sich auf der anderen Ortsseite die Lagune Coyuca. Dort kann man sich mit einem Bötchen zu einer Insel schaukeln lassen, unterwegs bekommt man mit etwas Glück die einheimische Fauna zu Gesicht: Pelikane oder Marabus.

Für eine Yacht und Champagner hat es nicht gereicht, dafür aber fürs Abendessen (links im Bild an der Angel) - kleine Schlauchbootpartie mit Dosenbier auf der Lagune de Coyuca. Dort, wo Rambo bereits ein paar Vietnamesen und Russen zur Strecke gebracht hat.
Für eine Yacht und Champagner hat es nicht gereicht, dafür aber fürs Abendessen (links im Bild an der Angel) – kleine Schlauchbootpartie mit Dosenbier auf der Lagune de Coyuca. Dort, wo Rambo bereits ein paar Vietnamesen und Russen zur Strecke gebracht hat.

Hier wurde Rambo II gedreht
Der Bootsführer versäumt es in der Regel auch nicht, auf das kulturelle Highlight hinzuweisen, das die Lagune zu bieten hat: schließlich wurde hier 1985 Rambo II gedreht. Der schon damals oscargekrönte Sylvester Stallone konnte an diesem Ort zusammen mit seinem Drehbuchautoren, dem später oscargekrönten James Cameron, ideale Bedingungen vorfinden, um die krude Geschichte zu erzählen, wie der stoisch-stumpf bemimte John Rambo US-Kriegsgefangene aus den Klauen der Vietnamesen (die übrigens im Film japanische Uniformen aus dem Zweiten Weltkrieg tragen) und Sowjets befreit, heldenhaft mit Guerillataktik und archaischer Bewaffnung – freche filmische Umkehrung der Tatsachen zur Verfestigung der reinwaschenden US-Stereotype der Kriegsgräuel an den Vietnamesen. Pie de la Cuesta bietet nämlich nicht nur Mangrovenwälder, sondern auch eine Militärbasis, die für die Dreharbeiten genutzt werden durfte.

Eliminierung politischer Gegner – in Säcken aus einem Flugzeug vor der Küste Acapulcos in den Pazifik geworfen
Was der Bootsführer nicht erwähnt, ist, wofür die Militärbasis ein Jahrzehnt vor den Dreharbeiten genutzt wurde: nämlich zur Eliminierung politischer Gegner. Mario Arturo Acosta Chaparro Escápite ist ein mittlerweile pensionierter Brigadegeneral, der in den 70er Jahren Leiter der Policía Judical (der politischen Polizei) war (zunächst in Pie de la Cuesta, anschließend in dem Bundesstaat Guerrero). In dieser Zeit verschwanden Frauen und Männer, die von der Regierung des Bundesstaates als Guerilleros betrachtet wurden. Ziel war es die Asociación Cívica Nacional Revolucionaria (Gewerkschaft der revolutionären nationalen Zivilisten) und die Partido de los Pobres (Partei der Armen) zu zerschlagen. Ob diese Verschwundenen überhaupt in einem Zusammenhang mit diesen Organisationen standen, war nicht immer geklärt. Klar ist jedoch, dass sie von Acosta auf der Militärbasis erschossen und anschließend in Säcken aus einem Flugzeug vor der Küste Acapulcos in den Pazifik geworfen wurden. In dem Zeitraum von 1975 bis 1979 sind fast 150 Fälle dokumentiert.

Militärbasis genutzt,  um Marihuana in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln
Des Weiteren nutzte Acosta die Militärbasis um Marihuana in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln. Der Schmuggel flog bei einem Tankstopp im Norden von Mexiko auf; der Pilot gestand, dass es zahlreiche Flüge von der Militärbasis aus gegeben hätte. Auch dieser Pilot verschwand spurlos. – 2002 wurde Acosta zusammen mit einem Wegbegleiter zu 15 Jahren Haft verurteilt. Es war das erste Mal in der Geschichte Mexikos, dass so hochrangige Militärs zu Haftstrafen verurteilt worden sind. Acosta wurde aber nicht für das Verschwinden bzw. die Ermordungen der „Guerilleros“ verurteilt, sondern wegen „Vergehen gegen die Gesundheit“. Der Prozess wegen der „Verschwundenen“ (Desapericidos) wurde wegen Verfahrensfehler aufgehoben, und Acosta konnte bereits 2007 das Gefängnis wieder verlassen und erhielt alle Rechte zurück. Und wahrscheinlich damit auch eine fette Pension.

MexikanischesMilitär nicht der Hort der Menschenrechte
Bis heute ist die Militärbasis Sperrgebiet. Hier endet dann der Strandspaziergang, man blickt die beiden jungen Soldaten an, die einen freundlich winkend darauf hinweisen, dass man nicht weitergehen dürfe, und hofft, dass die unmenschlichen Grausamkeiten der Vergangenheit angehören. Dennoch gilt bis heute das mexikanische Militär nicht als Hort der Menschenrechte.

Ich hoffe, euch geht es allen gut und ich höre ‚mal wieder etwas von euch!

Muchos saludos desde México,

Marion

Umleitung: Glaube, Ignoranten, Duisburger Linke, Sarrazin, NPD, Laschet und Honsel.

Richtung Winterberg (foto: zoom)
Richtung Winterberg (foto: zoom)

Michael Shermer: Warum Leute merkwürdige Dinge glauben … hpd

Wir sind von Ignoranten umstellt: oder eben von professionellen PR-Journalisten … nachdenkseiten

Duisburger Linke I: Ein auf der Website der Duisburger Linken bis vor kurzem verlinktes antisemitisches Flugblatt hat für Empörung und mehrere Strafanzeigen gesorgt … lafontaineslinke

Duisburger Linke II: Erwartungen an die Linkspartei … grueneduisburg

Sarrazin I: Sozialdarwinistische Partei Deutschlands? … spiegelfechter

Sarrazin II: Über die Probleme der SPD … ruhrbarone

MK: NPD beim DGB gänzlich unerwünscht … nrwrechtsaußen

Armin Laschet: Rita Süssmuths kleiner Bruder … freitag

Meschede: Auch Trimet buhlt um insolvente Honsel AG … westen

Statt zu politisieren kann mensch auch mal etwas anderes machen – mit dem Rad um den Pudding.

Kart-Bahn Niedersfeld. (foto: zoom)
Am Ruhrtalweg Richtung Winterberg: Kart-Bahn Niedersfeld. (foto: zoom)

Weil heute das Wetter ganz manierlich war, habe ich mein Rad geputzt, die Kette geölt und bin hinunter nach Olsberg gerauscht, um mir dort im HIT die neue Konkret zu kaufen.

Der Plan war: Zeitung kaufen, am Rathaus eine Döner verspeisen, dann den Ruhtalradweg bergauf zurück nach Winterberg radeln, im Bistorante UPPU ein Weizenbier trinken und wieder bergab hinunter nach Hause rauschen.

Ruhrtalradweg: streckenweise rustikal. (foto: zoom)
Ruhrtalradweg: streckenweise rustikal. (foto: zoom)

Bei Naviki habe ich zwar vorher die Strecken gecheckt, bin dann aber Richtung Olsberg doch lieber so gefahren wie ich wollte. Digitales Gedöns habe ich ja nicht am Fahrrad, brauche ich auch nicht, denn die eherne Regel beim Tourenrad mit Gepäck lautet: Eine Stunde pro zehn Kilometer inklusive aller Pausen.

Nicht oft ist es mir bisher passiert, aber heute ist der Plan 100% aufgegangen. Vielleicht 95%, denn kurz hinter der Kart-Bahn war der Akku meiner Exilim leer, obwohl er zu Hause noch alle Balken zeigte. Die 5% wären ein Bild von mir bei UPPU mit Weizenbier und Konkret gewesen.

Hat nicht sollen sein.

Ergo habe ich heute samt Döner zum Preis von vier Euro inkl. Getränk in Olsberg und Weizen bei UPPU vier Stunden für die 40 Kilometer benötigt.

Erkenntnisse? In der Konkret gibt es ein Interview mit „Katharina König über die antiisraelischen Umtriebe in der Linkspartei“, welches, wie oft bei Konkret, nicht im Internet zu finden ist. Das Interview ist aber ganz interessant und passt zu den gerade laufenden Diskussionen über die Linke in Duisburg.

Den Ruhrtalradweg werde ich nicht mehr von Olsberg Richtung Winterberg fahren. Es geht viel bergauf und die Wege sind nicht immer Straßenrad-freundlich. Wenn man andererseits den Weg von der Ruhrquelle hinab nimmt, nerven die rauen Wege kaum, da man ja den Vorteil der leichten Abfahrt hat. Also immer von Winterberg Richtung Olsberg radeln.

Geschafft! Ein unpolitischer Artikel am Freitag Abend. Wie geplant – fast 100% 😉

Umleitung: Prediger, Maschmeyer, Linke in Duisburg, Rechte in Meschede und Ökostrom im Hochsauerland.

Edeka in Winterberg (foto: zoom)
Edeka in Winterberg (foto: zoom)

Der Prediger auf Samtpfoten: Warum religiöse Publizisten und Funktionäre von der Wichtigkeit einer religiösen Gesellschaft überzeugt sind. Und warum viele Laizisten und Atheisten darauf hereinfallen … hpd

Maschmeyer-Affäre: Panorama legt nach … nachdenkseiten

Historischer Schnitt? SPD, Linkspartei und ein Zwischenruf von Jörges … freitag

Pressefreiheit: “Laurin verpiss Dich aus Do” … ruhrbarone

Duisburg: Wie antisemitisch ist die Linkspartei? Teil 2 … sprengsatz

PM von Hermann Dierkes: Verlinkung zu einem antisemitischen Flugblatt … linkeduisburg

Meschede: „Pro NRW“ in der Region allein auf weiter Flur … derwesten

Hochsauerland: Ökostrom für die Kreisverwaltung offenbar nicht vor 2013 … sbl

„Rechtsradikaler Unsinn“ bei Duisburger Linken „gelandet“

Werner Jurga
Dr. Werner Jurga (foto: jurga)

Am Mittwoch enthüllten die Ruhrbarone, dass sich auf der Website der Duisburger Linkspartei ein antisemitisches Flugblatt befindet, in dem Hakenkreuz und Davidstern ein gemeinsames Logo bilden. Gleichzeitig hatte Stefan Laurin, der verantwortliche Redakteur der Ruhrbarone, Strafanzeige erstattet. Die Duisburger Staatsanwaltschaft hat, wie Stern Online berichtet, am Donnerstag entscheiden, dass strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen werden. Der Kreisverband der Linken hat das Flugblatt inzwischen gelöscht.

Ein Kommentar zu diesem Vorgang von unserem Gastautor Werner Jurga*.

Die Linkspartei wolle, so die Kreisvorsitzende Ute Abraham gegenüber dem Tagesspiegel, mit diesem Flugblatt „nichts zu tun haben“. Das Flugblatt ist „antisemitisch“, stellt Frau Abraham zutreffend fest und sei „nicht unsere Position“. Doch wie konnte es nur auf die Internetseite des Kreisverbandes gelangen. „Wir rätseln noch“.

Und während die Kreisvorsitzende noch rätselt, beschleicht den Pressesprecher schon ein ganz bestimmter Verdacht. Horst-Werner Rook hält es nämlich für möglich, wie er dem WDR mitteilte, „dass sich ein Rechter in die Partei eingeschmuggelt und das Flugblatt eingestellt hat“. Horst-Werner Rook ist mir persönlich bekannt; daher halte ich es für möglich, dass er das tatsächlich für möglich hält. Wie auch immer: der wichtigste Satz aus dem Repertoire des Pressesprechers darf nicht fehlen: „Wir sind total empört.“

Alles nur Unsinn? (screenshot)
Alles nur Unsinn? (screenshot)

Und warum, wenn man fragen darf? „Das ist alles rechtsradikaler Unsinn“, sagt Rook. Das kann man wohl sagen! Muss man aber nicht; will sagen: man muss es nicht so sagen. „Rechtsradikaler Unsinn“, wann hat man so etwas schon einmal gehört? „Rechtsradikaler Unsinn“ – könnte man stattdessen auch „faschistische Albernheit“ oder „Nazi-Humbug“ sagen? Wer die Empörungskultur der Linksparteiler kennt, wird sich kaum daran erinnern können, dass das Objekt der Empörung mit einem Verdikt wie „Unsinn“ belegt worden ist.

Der rechtsradikale Text trägt den in der Tat wenig sinnigen Titel „Nie wieder Krieg für Israel“, ruft zum Boykott israelischer Waren auf und appelliert wörtlich: „Tretet der moralischen Erpressung durch den sogenannten Holocaust entgegen! Wahrheit macht Frei!“ „Frei“ groß geschrieben im Original, das die Linken-Kreisvorsitzende ein „Dokument“ nennt.

„Wahrheit macht frei“- diese kaum verhohlene Anspielung auf die zynische Toraufschrift an den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, auch am Vernichtungslager Auschwitz, wird also knallhart verurteilt als „rechtsradikaler Unsinn“.

Doch der Unsinn wird, um die Sprache des Linken-Pressesprechers aufzugreifen, noch alberner: direkt hinter „Wahrheit macht frei“ folgt ein Link, der ein 32-seitiges Pamphlet aktiviert – Titel: „Die verbotene Wahrheit“. Zu lesen gibt es 32 Seiten lang die Auschwitzlüge pur mit „Belegen“ wie der vermeintlich gefälschten Handschrift von Anne Frank, Agitation gegen das Holocaust-Mahnmal in Berlin und allerlei ähnlichen Unappetitlichkeiten.

Wohlbemerkt: zu dieser ausführlichen „verbotene Wahrheit“ genannten Auschwitzlüge befindet sich auf dem Flugblatt „nur“ ein Link. Doch das Flugblatt selbst liegt bzw. lag auf dem Server der Duisburger Linkspartei, offenbar schon seit Jahren und ist mit ihrem „Wahrheit macht frei“ – Hinweis gleichsam direkt auf die Propagierung der Auschwitzlüge zugeschnitten.

Inzwischen hat das Rätseln der Kreisvorsitzenden immerhin ergeben, dass „das Dokument (!) vor Monaten auf dem Server der LINKEN Duisburg gelandet“ ist. Nun gut, Monate, Jahre – egal, jetzt ist es ja gelöscht. Nachdem es zuvor dort „gelandet“ war. Womit Frau Abraham die von Herrn Rook angedeutete Möglichkeit der Verschwörung ausgeschlossen hat: das braune Zeug wurde nicht eingeschmuggelt, es ist auf dem Server gelandet. Möglich, dass die Parteijugend dahinter stecken könnte.

Wie dem auch sei: „Wir verwehren uns gegen jegliche Vorwürfe des Antisemitismus und distanzieren uns hier noch einmal ausdrücklich von dem fälschlich veröffentlichten Papier.“ Wie schön: ausdrücklich fälschlich veröffentlicht  – und als Konsequenz aus der Flugblatt-Affäre wird jetzt gar erwogen, nicht mehr sämtlichen Untergliederungen den Zugriff auf den Server zu gestatten. Trotz „unseres partizipativen Grundverständnisses“, wie die Duisburger Linke in einem Statement gegenüber den Ruhrbaronen mitteilt.

„Distanzierung vom Boykott-Aufruf“ haben sie über diese Stellungnahme geschrieben. Das ist aufschlussreich, begann doch mit dem Aufruf zum Kaufboykott israelischer Waren vor etwa zwei Jahren die unsägliche Geschichte der Linkspartei in Duisburg. In die Welt gesetzt hatte sie Hermann Dierkes, der Vorsitzende der Stadtratsfraktion, der daraufhin seinen Hut nehmen und seine OB-Kandidatur zurückziehen musste. Da Partei und Fraktion ihn inständig gebeten hatten, konnte er alsbald den Fraktionsvorsitz wieder antreten.

Dierkes hatte nie irgendetwas von seinen israelfeindlichen („antizionistischen“) Positionen zurückgenommen; im Gegenteil: ab und an legt er neue Tiraden gegen Israel nach. Der „bewaffnete Kampf“ ist ihm dabei ganz wichtig. Jeder in der Duisburger Linkspartei weiß das, und selbstverständlich ist dies auch den politischen Entscheidungsträgern bei seinen kommunalen Koalitionspartnern bestens bekannt. Antisemitismus-Vorwürfe weist der kompetente Kommunalpolitiker stets entschieden von sich, und selbstverständlich: niemals würde Dierkes solch offen faschistisches Gebräu von sich geben, wie es jetzt auf der Website seines Kreisverbandes „gelandet“ ist.

Und doch: jetzt so zu tun, als habe das eine (die permanente aggressive Agitation gegen Israel) nun rein gar nichts mit dem anderen (rechtsradikaler Unsinn“ inklusive Auschwitzlüge und Rassenwahn) miteinander zu tun, ist mehr als billig. Politisch wird es dem Duisburger Kreisverband kein Stückchen weiterhelfen. Selbst wenn, was das Mindeste wäre, der / die Täter ermittelt und aus der Partei geworfen würden (womit nicht zu rechnen ist), es würde nichts daran ändern, auf welches Milieu unter jungen Leuten man attraktiv wirkt.

Solange sich die Partei um eine aufrichtige Diskussion darüber drückt, wo zulässige linke Kritik an der Politik einer israelischen Regierung endet, und wo unter der Tarnung eines vermeintlichen „Antizionismus“ Hetze gegen Israel und gegen Juden schlechthin beginnt, solange wird sie Verschwörungstheorien über angebliche „Provokateure“ erfinden müssen.

Die Linke in Duisburg wird auf Dauer nicht um diesen Klärungsprozess herumkommen. Aber auch Sozialdemokraten und Grüne, die Koalitionspartner in Duisburg, werden sich langfristig nicht auf die Position zurückziehen können, dass außenpolitische Themen im Stadtrat nicht zur Debatte stehen. Antisemitismus ist keine Frage der Außenpolitik.

* Dr. Werner Jurga ist Mitglied der Duisburger SPD und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Dort ist er stellv. Vorsitzender der DIG-Arbeitsgemeinschaft Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Jurga ist zudem Autor bei den Ruhrbaronen.

Umleitung: Zeche Lohberg, Politiken, Bologna, Linke in Duisburg, SPD in Hagen und das Blog im Nachbartal.

Lohberg: Vor ein paar Jahren wurden die Strommasten umgesetzt. (foto: zoom)
Lohberg: Vor ein paar Jahren wurden die Strommasten umgesetzt. (foto: zoom)

Zeche Lohberg: Heute habe ich in Dinslaken aus dem Fenster geguckt und ein majestätisches Bild meiner Kindheit und Jugend zerstört gefunden: Die Strommasten sind versetzt worden und einer der Lümmel macht den Blick auf den Fördertum von Zeche Lohberg kaputt. Doch jetzt zur Umleitung:

„Politiken“ mit Mut zur Meinung: Die Kopenhagener „Politiken“ ist „Europas Zeitung des Jahres“ … ksta

Bildung: Nationale Bologna-Konferenz … nachdenkseiten

Was ist da los? Die Linke Duisburg: Antisemitische Hetze … ruhrbarone

Hagen: Erst sechs SPDler gegen Sarrazin-Beschluß … doppelwacholder

Nachbarblogs: Strandgedanken … wiemeringhauser

Das Pinkeln wird auch immer teurer.

Eingang zur Toilette im Dortmunder Hauptbahnhof. (fotos: zoom)
Eingang zur Toilette im Dortmunder Hauptbahnhof. (fotos: zoom)

Das Pinkeln wird auch immer teurer.  Zu den preismäßigen Top-Locations zählt für mich der Dortmunder Hauptbahnhof. Einen Euro kostet das Betreten der Toilettenanlage, wobei als Goodie ein Verzehrbon von 50 Cent miterworben wird.

Kennengelernt habe ich das Prinzip auf den bundesdeutschen Autobahnen mit 50 Cent Pinkelgeld inklusive 50 Cent Verzehrbon, einzutauschen bei den Raststätten, die von „Sanifair“ betrieben werden.

Irgendwie fand ich das noch fair, da ich für die 50 Cent  raus 50 Cent für den Kaffee oben rein wieder zurück bekam, auch wenn der Kaffee 2,80€ kostete. Es blieb die Illusion des Nullsummenspiels und die Realität eines gut gepflegten Pissoirs (na, ja … man kann da auch die großen Geschäfte zum gleichen Preis).

dortmundhbfklo02So hatte ich mich mit der Zeit an die fehlende Untertasse auf dem wackligen Tischlein im Gang vor der Herren- und Damentoilette gewöhnt und meinen Frieden mit „Sanifair“ geschlossen.

Dann, eines Tages, musste ich an der Schranke 70 Cent bezahlen und bekam lediglich den 50 Cent Verzehrgutschein zurück, obwohl ich doch für 70 gepinkelt hatte. Irgendwie war ich ein bisschen angepisst. Außerdem war der Kaffee für oben wieder rein auch ein bisschen teurer geworden.

Dortmund heute war dann mein Highlight: Für 100 Cent Pinkeln und mit dem 50 Cent Verzehrbon zum Shoppen gehen.

Noch kenne ich ein Plätzchen, wo man in Dortmund relaxt das Wasser abschlagen kann. Noch – bis zu dem Tag, an dem auch diese letzte Domäne der Freiheit eines deutschen Mannes den kapitalistischen Verwertungsprinzipien unterworfen sein wird.

Infos um Bildungspaket

In unserem BriefkastenMeschede/Unna. Ein Vierteljahr hat es gedauert, bis sich Bund und Länder, Bundesregierung und Opposition, in Berlin geeinigt hatten. Deswegen trat das Gesetz zum sog. Bildungs- und Teilhabepaket erst Anfang April in Kraft. Es gewährt aber Leistungen rückwirkend ab Januar 2011.

Wie in vielen anderen Landkreisen in Deutschland auch, hat bisher im HSK erst ein kleiner Teil der Berechtigten Leistungen aus dem Bildungspaket beantragt. Dies sind vor allem Empfänger von Leistungen nach SGB II (“Hartz IV”), von Wohngeld und von Kinderzuschlag. Die Antragsfrist wurde gerade erst bis zum 30. Juni verlängert, so dass man sich in Ruhe informieren kann. Umfassende Infos zum Bildungspaket bieten die Internetseiten des Kreises Unna:

http://www.kreis-unna.de/kreis-unna-unterwegs-zwischen-ruhr-und-lippe/info-amp-service/aktuelles/bildungs-und-teilhabepaket.html